Schon dem guten Herrn Gintschel war ich für meine Vergeßlichkeit bekannt – der Hausmeister meiner Grundschule hat mir des öfteren Zutritt zur Grabbelkiste mit den Fundsachen gewährt, wenn ich mal wieder meinen Turnbeutel liegen lassen hatte. (Oder meine Zahnklammer.) Heutzutage lasse ich andere Sachen liegen. In der vergangenen Woche zuerst meine BahnCard auf dem heimischen Schreibtisch, so dass ich im Zug nicht die Gültigkeit meines OnlineTickets nachweisen und auch keinen reduzierten Tarif für den neu fälligen Fahrschein Berlin-Darmstadt nutzen konnte. Dumm gelaufen. Aber immerhin gab es einen netten Zugchef, der mir einen entsprechenden Eintrag auf die Rückseite meines neu gelösten Fahrscheins anfertigte und mir riet, noch am gleichen Tag bei der OnlineTicket Hotline Bescheid zu geben, dass ich meine BahnCard vergessen hätte und ein Ticket nachlösen müsste. Er sagte, dass in meinem Fall wohl entweder 15 € oder 8 € Gebühren erhoben werden könnten, je nachdem, ob mein Fall als vergessene BahnCard oder als vergessener Bezahlungsnachweis für das OnlineTicket behandelt würde. Ausserdem solle ich in jedem Fall eine Kopie meiner Fahrscheine machen, bevor ich selbige an die Bahn schicke. Nett und auskunftsfreudig der gute Mann.
Doch damit nicht genug. Am Freitag bin ich dann von Darmstadt nach Freiburg (Breisgau) gefahren und musste in Mannheim umsteigen. Es war heiss. Portemonnaies in der Hosentasche bei heissem Wetter sind eine unangenehme Sache. Also lag meine Geldbörse neben mir auf dem Sitz. Wo sie natürlich liegengeblieben ist, als ich ausgestiegen bin. Glücklicherweise fiel mir der Verlust sehr bald auf, denn als ich in die Lounge des Mannheimer Bahnhofs ging, griff meine Hand ins Leere. Zum ServicePoint geschickt berichtete ich mein Unglück, eine Verlustmeldungsbestätigung
wurde ausgefüllt, die nette Dame am ServicePoint nahm meine Handynummer auf und sagte, sie würde sich melden, sobald sie mehr vom Zugchef des betreffenden Zugs gehört hätte. Wenn die Börse gefunden würde, könnte ich diese wohl entweder in Saarbrücken (der Endhaltestelle des ICEs) abholen, oder sie mir per Post zustellen lassen. Doof. Aber selber schuld.
, dachte ich.
Ich musste nicht lange warten und der Zugchef meldete sich persönlich auf meinem Mobiltelefon und sagte mir, dass er das Portemonnaie gefunden hätte und es an der nächsten Haltestelle in einem anderen Zug wieder gen Mannheim schicken würde. Famos! Leider hat das nicht geklappt, wie mir ca. 20 Minuten später mitgeteilt wurde (ich sass derweil angenehmerweise in der DB Lounge und konnte mich mit Getränken versorgen), ich solle also nicht auf den nächsten Zug warten, sondern statt dessen einfach so nach Freiburg fahren, wo ich um 23:10 das Portemonnaie in Empfang nehmen könnte, denn eine Kollegin würde noch am selben Tag zufällig nach Freiburg fahren. Hei! Wie nett!
So bin ich dann ohne Fahrschein oder Portemonnaie aber mit Verlustmeldungsbestätigung
ausgestattet nach Freiburg gefahren (was man aber vorher mit dem Zugchef absprechen sollte) und habe ein paar Stunden später mein Portemonnaie von einer freundlichen Angestellten der DB AG überreicht bekommen – nicht ohne mir vorher die Scherze eines witzelnden Kollegen anzuhören. Den Spaß gönne ich unter solchen Umständen sehr gerne. Das Überraschendste war allerdings, dass das Portemonnaie voller war als vorher! Drin steckte nämlich eine Visitenkarte:
Mit freundlicher Empfehlung
Herr A. Schmidt
Zugchef
Vielen Dank, Herr A. Schmidt! Ohne Portemonnaie wäre der Aufenthalt in Freiburg und insbesondere die Rückfahrt wenig erfreulich gewesen…>
Tags: forgetfulness, railway, train, travel
ein typischer frers>