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[Ausgabe 7-2001]
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[Welche Erwartungen hat die FU an die künftige Berliner Hochschulpolitik]

Hajo Riese gehörte der Freien Universität Berlin seit 1971 an. Von 1973 bis 1975 war er deren Vizepräsident und in dieser Funktion zuständig für die Hochschulentwicklungsplanung. Seit sich Hajo Riese 1966 mit einem bildungsökonomischen Thema habilitierte, hat er seine theoretischen Kenntnisse immer wieder in den Dienst der Hochschulpolitik gestellt.

Das umfangreiche wissenschaftliche Werk von Hajo Riese folgt einer inneren Logik. Zunächst qualifizierte er sich mit Arbeiten auf den Gebieten der Wachstumstheorie und der Bildungsökonomie, um sich danach in einen Kritiker der orthodoxen Theorie zu verwandeln, der fundamentale Beiträge auf den Gebieten Theorie der Wirtschaftspolitik, Makroökonomik und Geldtheorie liefert und eine Theorie der Geldwirtschaft als Gegenentwurf zum neoklassischen &Mac226;mainstream‘ entwickelt. Rieses Forschungsprogramm wurde von einem „Missbehagen über den gegenwärtigen Zustand der Wirtschaftswissenschaft, wie sie an den Hochschulen praktiziert wird“ geleitet und richtete sich insbesondere gegen die „Instrumentalisierung der Theorie“ (Riese 1975). Hajo Riese begleitete die Strömungen der wissenschaftlichen Debatte, indem er sie aus einer erkenntnistheoretischen Perspektive interpretierte und kritisierte.

Mit seiner ungeschützt vorgetragenen fundamentalen Kritik begab sich Riese bewusst in die Rolle eines Außenseiters, der zwar persönlich hoch geschätzt wurde, dem man aber eine führende Rolle im Wissenschaftsbetrieb nicht zugestand. Es ist daher kein Wunder, dass sein Rat bei ausländischen Politikern ungleich höher geschätzt wurde als zu Hause. Riese kommentierte aktuelle Probleme der Wirtschaftspolitik, insbesondere der internationalen Währungs- und der Entwicklungspolitik und der Transformation von Wirtschaftssystemen durch grundsätzliche Beiträge und wurde als Berater an internationale Brennpunkte gerufen. Auf Einladung der jeweiligen Zentralbanken und Regierungen reiste Hajo Riese 1993/94 nach Südamerika sowie 1995 und 1997 nach Vietnam. Den Aufbau des Finanzsystems in Vietnam begleitete er als Leiter eines längerfristigen Forschungsprojekts seit 1994.

Prof. Dr. Horst Tomann

Der Autor ist Professor für Europäische Wirtschaftspolitik am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte.

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