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[Ausgabe 7-2001]
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[Welche Erwartungen hat die FU an die künftige Berliner Hochschulpolitik]

Bruno Müller-Oerlinghausen, Jahrgang 1936, entstammt einer Familie mit vielfältig philosophisch-musischem Hintergrund, also bürgerlicher Kultur im besten Sinn. Gefördert durch altsprachlich-gymnasiale Schulbildung entwickelten sich weitgefächerte Interessen, die Chemie, Psychologie, Philosophie und von Anfang an auch Psychiatrie umfassten. Nach der Qual der Berufswahl entschied er sich für die Medizin, weil diese die breitesten Entfaltungsmöglichkeiten bieten würde. Studienorte waren Göttingen, München, Frankfurt, Freiburg und Berlin. Der Einfluss der Frankfurter Schule blieb nicht aus, und so wurde das Medizinstudium abgeschlossen und mit einer Dissertation über ein eher psychoanalytisch-psychiatrisches Thema zum Problem des Exhibitionismus wissenschaftlich ergänzt. Jedoch erfolgte die Wende zur Pharmakologie sehr rasch, die Ausbildung geschah am Pharmakologischen Institut der Universität Göttingen mit Konzentration auf die Pharmakologie des Diabetes und wurde 1969 mit der Habilitation gekrönt. Zu dieser Zeit stand Müller-Oerlinghausens Entschluss fest, klinische Pharmakologie auf dem relativ neuen Feld der sich rasch entwickelnden Psychopharmakologie zu betreiben und als Ort die Psychiatrische Klinik der Freien Universität in Berlin zu wählen. Hierfür scheute er auch die Weiterbildung in klinischer Psychiatrie nicht. Zuvor aber ging Müller-Oerlinghausen für zwei Jahre als Experte im Auftrag der Bundesregierung nach Bangkok und baute dort ein pharmakologisches Labor zur Untersuchung traditionell phytotherapeutisch orientierter thailändischer Medizin auf. 1971 fing Müller-Oerlinghausen an, in der Psychiatrischen Klinik zu arbeiten, zunächst im Stationsdienst.

1974 folgte die Übernahme der 1967 an der Klinik neu gegründeten Lithiumkatamnese und des Labors für klinische Psychopharmakologie. 1975 wurde Müller-Oerlinghausen auf die neu gegründete C3-Professur für klinische Psychopharmakologie berufen. Doch sein Anliegen war nicht nur wissenschaftliche Kreativität und Produktivität, sondern eine Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis, also ein Transfer in die ärztliche Weiterbildung. So wirkte er zehn Jahre als Vorsitzender der Aufbereitungskommission B3, zuständig für die Fachgebiete Neurologie, Psychiatrie und Anaesthesiologie am früheren Bundesgesundheitsamt, und danach viele Jahre lang im Vorstand der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft.

Seit 1995 war er als deren Vorsitzender tätig, in welchem Amt er 1997 für eine zweite Wahlperiode bestätigt wurde. Müller-Oerlinghausen blieb der akademischen Selbstverwaltung nicht fern. Als Mitglied des Institutsrates interessierte er sich bald für den „nervus rerum“ und unterzog sich über viele Jahre hinweg der mühevollen Tätigkeit im Haushaltsausschuss des Fachbereichs sowie im entsprechenden Unterausschuss für die Psychiatrische Klinik. Jeder in der Klinik wusste, dass Müller-Oerlinghausen ein objektiver Sachwalter der Interessen aller Bereiche war und keinerlei Partikularismus betrieb. Am 19. Mai 2001 wurde Bruno Müller-Oerlinghausen im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums zum Thema „Optimierung der antidepressiven Therapie: Hemmnisse und Hoffnungen“ von der Klinik offiziell verabschiedet.

Prof. Dr. Siegfried Kanowski

Der Autor war bis zu Beginn seines Ruhestandes Leiter der Abteilung Gerontopsychiatrie an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikum Benjamin Franklin.

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