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Es war ein leicht elegischer Abend, was nicht nur an der Erkältung von Joachim Fest lag. „Über den deutschen Widerstand”, lautete der Titel der ersten „Winfried-Fest-Lecture”, mit der das Journalisten-Kolleg erstmals ihr Programmjahr einleitete, um den verstorbenen Chef der Senatskanzlei und Senatssprecher von Eberhard Diepgen zu ehren. Prof. Dr. Stephan Ruß-Mohl betonte in seiner Einführungsrede, die Besonderheit Winfried Fests, der für Berliner Verhältnisse über eine besondere Kombination von „Geist, Glanz und Ausstrahlung” verfügt habe. Fest sei auf eine einmalige Art und Weise liebenswürdig und damit der Liebe würdig gewesen.

Der Bruder Joachim Fest, ehemaliger Herausgeber der F.A.Z., begann sogleich mit seinem Vortrag. Überrascht haben mag Fest sein Publikum kaum, das sich aus vielen Prominenten, wie dem Politologen Arnulf Baring, dem ehemaligen Chefredakteur der „WELT” Thomas Löffelholz oder dem Dokumentarfilmer Guido Knopp zusammensetzte. Und doch gelang es Fest, seine Zuhörer durch seine gedämpfte Stimme in den Bann zu ziehen. Vielleicht auch, weil er ohne jeden Zweifel Respekt für jene Menschen forderte, die bereit waren, für ihre Überzeugung mit dem Leben zu bezahlen. Den Widerstandskämpfern sei eine tiefe Melancholie, ein introvertierter Zug und bisweilen die unselig deutsche Neigung zum Debattieren eigen gewesen. Besonders verwies Fest aber auf die bisweilen unerträgliche Einsamkeit der Widerständler, die nur durch die Verwurzlung im christlichen Glauben erträglich gewesen sei. Der Widerstand, so Fest, sei ein „Aufzug des verlorenen Postens im Namen der Würde, der Gerechtigkeit und der Selbstachtung” gewesen. Es war ein „Widerstand ohne Volk, vielmehr gegen das Volk gewesen”. Und daran habe sich bis heute wenig geändert: Es gehöre zur Tragik des deutschen Widerstandes, dass er bis heute nicht als Beispiel wirke. „Diese Tatsache sagt viel aus über die Gesellschaft, in der wir leben”, so Fest. Das Publikum widersprach.

Felicitas von Aretin

 
 
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