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Eine Tragikomödie in 4 Akten oder eigentlich hasse ich Hans Meiser

Es gibt Zeiten im Leben einer Frau, in denen sie nichts mehr benötigt als Ruhe - und nichts weniger als Männer ... Und man kann sich darauf verlassen, daß man zu diesem Zeitpunkt den Mann seines Lebens trifft ...


PROLOG

Den folgenden Ereignissen muß ich eine Bemerkung zur Verfasserin voranstellen. Man kann auch ohne Repetitor ein gutes Examen machen. Voraussetzung ist allerdings eine gewisse Disziplin. Vor die Wahl gestellt von meinen Eltern, entweder bezahlen sie mir den Repetitor oder den Führerschein, habe ich mich mit meinem ausgeprägten Sinn für das Wesentliche für das Letztere entschieden. Was die Disziplin angeht, mag der kundige Leser selber urteilen...


1. AKT, 1. SZENE

Alles fing mit einem Date an. Mein Superman hatte nur einen (nein, eigentlich sehr viel mehr, aber hier ist nur dieser eine relevant) Fehler: Er war (und ist) Jurastudent.

Frei nach dem Motto du Superman - ich Lois (auch wenn ich mich für intelligenter halte als Teri Hatcher, und Clark Kent ist auch nicht mein Typ), verliebte ich mich natürlich - schließlich muß ein Mann mit einem solch guten Geschmack einfach unwiderstehlich sein... Bis mir mein Superman (Handelsklasse V - inzwischen war er in meinen Augen wieder abgestiegen) eröffnete, er mache im Sommer 1999 Examen (Meldung Ende März). Und ich merkte, daß ich eigentlich auch dran wäre mit dem Freischuß. Das war natürlich kurz vor Meldeschluß (ich komme immer zu spät):

Das heißt, ich ging fremd und fing eine heiße Affäre mit meinen Studienbuchseiten an (Tatort DEFO-Raum), Superman war abgeschrieben. Schade nur, daß er das nicht merkte. Meine Meldung erfolgte dann auch am letzten Tag.


2. AKT, 1. SZENE: DIE EROBERUNG DES SCHREIBTISCHES

Indessen hielt sich der beste Freund meines Superman bereits Tag und Nacht bereit, um ihn bei Bedarf in die Geschlossene einzuweisen. Die Ausläufer dieser genialen Einschätzung seines besten Freundes erwischten dann auch mich. Superman saß am Rande des Nervenzusammenbruchs Tag und Nacht und die Zeit dazwischen über den Büchern, während ich mir zum ersten Mal in meinem Leben Gedanken über Fallschirmspringen, Globetrotting und Weltumsegeln machte.  Mein erster Versuch, mich den unerreichbaren Mengen vernachlässigten Stoffes zu stellen, war, mich von dem grassierenden Lerneifer in unseren Bibliotheken mitreißen zu lassen - ein völliger Fehlschlag. Ich vermißte Superman und war viel zu häufig damit beschäftigt, an ihn zu denken. Also zog ich um an meinen Heimarbeitsplatz. Hier erwartete mich ein kleines Hindernis:  Die wohldurchdachte Anti-Diebstahl-Ordnungsstrategie. Selbst von anderen bekennenden Chaoten ernte ich bewundernde Blicke für die perfekte Desorganisation meines All-in-1-Integrationszimmers - Arbeits-, Schlaf, - Eß- und Wohnzimmer in einem. Wie auch immer, meine erste Handlung war das Freischaufeln eines (ungewohnten) Weges vom Bett zum Schreibtisch und von dort zur Tür. Am nächsten Tag buddelte ich mich mit Arbeitsmaterialien, Getränk und Fernbedienung am Schreibtisch ein und wagte einen ersten Blick in den Maurer. Am Tag darauf legte ich nach mit Wessels AT/BT1 und BT2 und diversen Skripten, schließlich kamen noch Medicus diverse, sämtliche jemals geschriebene Klausuren und der ganze Rest zum öffentlichen Recht in großen Stapeln hinzu, am dritten Tag stellte ich fest, daß ich keinen Platz mehr an meinem Schreibtisch hatte:  Ein Grund, um mal wieder meine sämtlichen Bekannten anzurufen, ins Kino zu gehen, ins Schwimmbad oder wohin auch immer , wartend auf die Heinzelmännchen, die meinen Tisch vergrößern würden. Als ich endlich einsah, daß dies nicht passieren würde, war es wohl schon April.


2. Akt, 2. Szene: Ein neuer Mann in meinem Leben: Hans MEISER

Im April endlich saß ich wirklich täglich über meinen Büchern. Nebenbei sah ich Talkshows. Oder war es umgekehrt? Es ist schon faszinierend, welche Anziehungskraft Themen, wie: "Hilfe, mein Mann ist eine Frau" oder "Schockierend, so jung und schon verdorben" oder "Dein Schäferhund hat meine Oma beerbt und ich gehe leer aus" ausüben können.

Täglich irrte ich heimatlos durch die Programme, litt mit jenen vom Leben gebeutelten und benachteiligten Kreaturen mit, deren tragische Schicksale den Fernseher bevölkern. Bis ich dort den Mann meines Lebens sah: Hans Meiser.

Ich verliebe mich ja aufgrund unglaublicher Albernheiten in diesen oder jenen, aber diesmal war es die Krönung. Seine geblümten Hemden trafen mich mitten ins Herz. Ich konnte meinen Blick fortan nicht mehr vom Fernseher abwenden, bald vergaß ich vollkommen, warum ich eigentlich an meinem Schreibtisch saß.

Bis ein leichtsinniger Blick in meinen Terminkalender mich zur Raîson brachte. Dort stand erstaunlicherweise: "Examen" eingeschrieben. Was mochte das wohl sein? Ein Blick in den Fremdwörterduden brachte rasche Aufklärung dieses wunderlichen Wortes. Jetzt wurde mir auch die Bedeutung einer anderen Handlung bewußt, die ich schon für einen rituellen Gang gehalten hatte: Der Gang zum Klausurenkurs. Um so mehr erstaunte mich, daß dies keine religiöse Bedeutung hatte. Jedenfalls fing ich einen Monat wirklich an zu lernen. Keine Zeit für nichts hieß die Devise.


3. Akt, 3. Szene: La dolce vita

Dann fing plötzlich das Wetter an sonniger zu werden, die Bäume schlugen aus und meine Allergie trieb schönste Blüten. Höchste Zeit, wieder dem Nichtstun zu verfallen. Lernen ist ungesund und hemmt die ungehinderte Bildung von Glückshormonen.

Im übrigen stellte ich fest, daß ich das Strafrecht zum Teil durchgearbeitet hatte und im öffentlichen Recht würde weiteres Lernen auch nichts mehr nützen: Ich hatte ja ohnehin zu spät angefangen, weit würde ich sowieso nicht mehr kommen. Ich vertrödelte die Zeit mit Träumen von Hans bis es dann...


3. Akt, 1. Szene: Der Auftakt

...Juni wurde. Und ich mußte - behauptete meine Ladung - plötzlich zur ersten Klausur. Die Frage des Transportmittels in die Salzburger Straße wurde ein Problem: Den Düsenjet hatte ich bereits ausgeschlossen, der Chauffeur hatte Urlaub, den Führerschein hatte ich noch nicht, das Beamen hatte schon wieder nicht geklappt. Schweren Herzens fuhr ich Fahrrad.

Mein größtes Problem an diesem Morgen war natürlich: Was ziehe ich an? Ich entschied mich für das Fahrradoutfit (Bikerhose + Shirt) und einen Rock zum Wechseln im Rucksack. Angekommen in einer kleinen Nebenstraße sah ich mich um. Kein Mensch weit und breit. Zeit, mich umzuziehen. Ich ziehe die Fahrradhose aus. Eine himmlische Stimme ertönt. Eine Himmlische? Das kann nicht sein. Nein - ein Müllmann. Woher nur kommt der? Natürlich aus seinem Wagen. Neben mir auf der Straße - war die nicht vorhin noch frei? Ein großer Oranger, eine offene Tür, lauter freundliche, männliche Gesichter, die mich erwartungsvoll ansehen. Zeit, mir endlich den Rock anzuziehen... Die Klausur war danach einigermaßen zivil, im strafrechtlichen Sinne.


3. Akt, 2.Szene: Die Gesetze und Ich

Die zweite Strafrechtsklausur brachte ich ohne Zwischenfälle hinter mich. Nur daß leider auf mein Fahrrad nur zwei Loseblattsammlungen gehen. Mehr brauche ich auch nicht. Ich packe, quetsche, ordne bis alles verstaut ist.

Wenig später schaue ich auf den Aufgabentext der Ö-Recht-Klausur: Eine EU-Richtlinie. Meine Wahlfachgruppe. Aber wo ist eigentlich meine zugelassene dtv - Europarechtsausgabe??? Nächste Klausur bin ich schlauer. Das Europarecht habe ich dabei. Diesmal brauche ich den Schönfelder im öffentlichen Recht. Und mir fällt ein, daß er friedlich auf meinem Schreibtisch liegt...


3. Akt, 3. Szene: "Kleine" Pause

Erstmal ausruhen. Und gemächlich etwas Zivilrecht lernen. Was war noch gleich meine Wahlfachgruppe? Macht nichts, hab da sowieso kaum was getan.
4. Akt, 1. Szene: Ein kleines Zwischenspiel

Anfang September folgen dann die Zivilrechts- und Wahlfachklausuren. Die Erste im Zivilrecht bringe ich hinter mich. Nach der Zweiten herrscht allgemeines Gejammer, viel benutzt ist ein Wort: "Hammer". Ich wundere mich etwas: Ich habe da doch gar keine Probleme gesehen?

Auf dem Weg zur Dritten bin ich dann mit dem Auto unterwegs, natürlich etwas zu spät und auf der Suche nach einem Parkplatz. Und fahre eine Passantin an. Völlig verheult komme ich mit einem Unfallzettel in der Hand vor meinem Raum an. Natürlich ist bereits angefangen worden, die Flurwache läßt mich nicht rein. Ich werde zu einem Herrn S., Mitarbeiter im JPA, geschickt. Dort bekomme ich ein Taschentuch, Traubenzucker und ich darf auf eigenen Wunsch mitschreiben. Ich bekomme sogar ungefragt Verlängerung angeboten. Grund, um an dieser Stelle auf die Freundlichkeit des Herrn S. vom JPA aufmerksam zu machen und ihm noch einmal zu danken.


4. Akt, 2. Szene: Hilfe, mein Wahlfach!

Wahlfachgruppenklausur. Dies ist das zweite Mal, daß ich mich mit meiner Wahlfachgruppe beschäftige. Im Europarecht brauche ich die ZPO. Überflüssig zu erwähnen, daß ich sie nicht dabei habe. Und dann das Völkerrecht. Was ist eigentlich ein Diplomat? Die Zeit nach den Klausuren verbringe ich damit, meinen Freunden und mir zu erklären, wie man trotzdem auf immerhin 24 Seiten kommt...


Epilog

Ich habe einige Erfahrungen gemacht, die eigentlich so überflüssig sind wie ein Kropf. Ich kann niemand empfehlen, derart schlecht vorbereitet auch nur in den Freischuß zu gehen. Eigentlich hasse ich Hans Meiser. Trotzdem, bis auf die Autogeschichte halte ich es mit Edith Piaf: Je ne regrette rien. Und ich fummele nur noch mit Medizinern.

PS: Wirklich nützliche Tips gibt es im Examensführer!!!

Aktenzeichen 3A-25799-OOOZ



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