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Aus dem Dekanat (April 2004)

Das Demokratische Forum hat mich freundlich eingeladen, im Informationsheft einige Worte für das Dekanat zu sagen. Ich möchte dabei nicht zurückschauen auf meine zweijährige, nun beendete Amtszeit, sondern lieber ein paar Bemerkungen in Vorausschau äußern, dies sicher beeinflusst auch von Erfahrungen, die ich in diesen zwei Jahren gemacht habe.

Wir arbeiten nun unter veränderten Bedingungen. Das betrifft, schon seit dem letzten Wintersemester und mit jedem Semester weiter zunehmend, die neuen gesetzlichen Vorgaben für die Juristenausbildung und was wir daraus in autonomer Gestaltung gemacht haben. Mit jedem Semester wächst der Anteil der Studierenden, die ihr Studium nach neuen Regeln absolvieren. Zugleich muss darauf geachtet werden, dass sich das Angebot für die Übrigen nicht verschlechtert. Wahlfächer alten und Schwerpunktbereiche neuen Zuschnitts müssen für die Übergangszeit nebeneinander gefahren werden. Erstmals wird das Schwerpunktbereichs-programm im kommenden Wintersemester darzustellen sein. Die Wissenschaftlichen Einrichtungen haben die vorlesungsfreie Zeit genutzt, um hier längerfristige Planungen für unsere sechs Schwerpunktbereiche zu betreiben. Zugleich war das fremdsprachliche Angebot zu verstetigen und auszuweiten, ebenso das Angebot bei den Schlüsselqualifikationen, wobei hier - wirksam schon in diesem nun beginnenden Sommersemester - die internationalen Wettbewerbe und Moot Courts, die uns seit längerem im Sinne einer innovativen Ausbildungsmethode charakterisieren, ausgebaut und erweitert wurden und zu ihnen verschiedene weitere Veranstaltungen treten, die den Bereich der Mediation und Verwandtes betreffen.

Bei alledem darf die Pflichtfachausbildung nicht geschmälert, sie muss eher erweitert werden, insbesondere im Bereich der exa-mensvorbereitenden Veranstaltungen. Die Pflichtfächer sind die Grundlage für alles andere. Eine sinnvolle Schwerpunktbereichs-ausbildung, die ja "ergänzen und vertiefen" soll, wie es das Deutsche Richtergesetz verlangt, ist sinnvoll nur möglich auf einem festen Pflichtfachfundament. Ergänzung und Vertiefung setzt einen Bezugspunkt voraus, sonst geht sie ins Leere. An diesem Fachbereich gab und gibt es Neigungen, das eine oder das andere von beiden besonders stark zu akzentuieren. Beides geht fehl.

Die unter Beteiligung aller Gruppen des Fachbereichs mit Aufwand ins Werk gesetzte Studienreform war nach anderthalbjährigen Mühen gerade abgeschlossen, als das langjährig unselige Berliner Wirtschaften erneut voll durchschlug auf die Universitäten und Streichungen von Hochschullehrerstellen, in deren Gefolge dann Streichungen von Mitarbeiterstellen, allerorten forderte. In den universitätsinternen Auseinandersetzungen sind wir dabei wohl glimpflich weggekommen, jedoch wird die Zukunft erweisen müssen, ob unsere Ausbildungspläne und -programme so durchgehalten werden können, wie wir uns das vorstellen. Immerhin: Wir gewannen fünf Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer dazu, verglichen mit der Situation vor Jahresfrist, und wir werden die Chance haben, bis 2009 bis zu sieben weitere Berufungen zu realisieren. Die Berufungspolitik wird in den nächsten Jahren die Hauptagenda am Fachbereich bilden, so wie in den letzten Jahren die Studienreform. Und erst im Jahr 2012 werden wir herabgeschrumpft sein auf das Maß, das uns die Sollstrukturplanung des Akademischen Senats vom Januar des Jahres zubilligt, nämlich 18 Professuren.

Darf man die Hoffnung hegen, dass in acht Jahren die finanziellen Verhältnisse der Stadt sich anders darstellen? Oder dass die Freie Universität auf anderen Wegen die finanzielle Ausstattung erreicht, die sie und ihr Fachbereich Rechtswissenschaft verdient? Könnte es so sein, dass dann Bildungspolitik einen anderen Stellenwert hat als heute? Ist es denkbar, dass wir dann in der Lage sind, die Sollstrukturplanung des Jahres 2004 nach oben aufzustocken? Oder hat sich dann der Krämergeist durchgesetzt und ein blühendes akademisches Gemeinwesen abgewickelt?

Eine wichtige Aufgabe der künftigen Zeit ist aus meiner Sicht auch der Fortgang der Internationalität. Wenig davon sah ich, als ich 1988 hier meinen Dienst antrat, natürlich abgesehen von der Bibliothek und den auf internationales Recht bezogenen Lehrveranstaltungen. Was ich meine ist: Es gab kaum ausländische Studierende, von ein paar versprengten Doktoranden abgesehen. Das hat sich gründlich und zu unserem Wohl geändert, denken wir an die europäischen Austauschprogramme, den großen Zustrom der ausländischen Graduierten und die immer weiter steigende Zahl der Doktoranden, Habilitanden und sonstigen Gastwissenschaftler aus allen Ecken dieser Welt. Der von Detlef Leenen eingeworbene und in diesem Sommersemester zum zweiten Mal besetzte DAAD-Gastlehrstuhl für anglo-amerikanisches Recht war ein Markstein, dem weitere folgen könnten. Und was wir an europäischem Studierendenaustausch (incoming und outgoing) erleben, was es, wie gesagt, noch vor wenigen Jahren nicht oder kaum gegeben hat und was heute aber selbstverständlich geworden ist - dies könnte und sollte seine Ausweitung erfahren über Europa (und die USA) hinaus.

Vielleicht ist das in absehbarer Zeit ebenso selbstverständlich wie die heutige europäische Mobilität. Erste Ansätze gibt es. Studierende fragen mich nach postgradualen Studienmöglichkeiten in Japan (nicht abgeschreckt oder eher angezogen von "Lost in Translation"). Im Februar war der Rektor der Law University Hanoi in Begleitung des vietnamesischen Justizministers und des vietnamesischen Botschafters am Fachbereich, um Studienmöglichkeiten seiner Absolventen bei uns und auch darüber hinaus gehende Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden. Das scheidende Dekanat hat Beauftragte des Fachbereichs für die Hochschulkooperation mit dem anglo-amerikanischen Rechtsraum, mit europäischen Partnern sowie für den Bereich Asien und Afrika bestellt.

Doch zurück zum Ausgangspunkt: Als zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Heftes ausgeschiedener Dekan habe ich mich bei vielen zu bedanken für Zusammenarbeit, Anregungen und Unterstützung. Es ist hier nicht der Ort sie aufzuzählen, auch deshalb, weil es zu viele sind. Aber zu denen, denen ich danken möchte und mit denen ich gern zusammengearbeitet habe, gehören auch Personen, die in den Studierendenvertretungen an unserem Fachbereich mitarbeiten. Ihr Engagement ist unverzichtbar.

Univ.-Prof. Dr. Philip Kunig

(erschienen im DEFO-Info Nr. 49 vom SS 2004)



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