Das Nachrichtenmagazin SPIEGEL hat in seiner heutigen Ausgabe einen Artikel, welcher ueberschrieben ist mit:
Rechtsradikale - Zinsfrei fuer Deutschland
einen Artikel ueber Tauschringe veroeffentlicht. Die ganze Tauschringbewegung und alternative Geldsysteme werden in diesem Artikel in eine sehr ominoese Ecke gestellt.
Ich finde diesen Artikel sehr schlecht recherchiert und bin betroffen, wie ueber die Tauschringbewegung im SPIEGEL berichtet wird. Der Artikel findet sich ab Seite 93 im Spiegel Nr.46.
Es waere schoen, wenn moeglichst viele Leute diesen Artikel lesen wuerden, um evtl. gemeinsam reagieren zu koennen. (Leserbrief?)
Verstoert: W. Roehrig
Hallo Hans,
"uebriggebliebene Linke": Mit rechts/links Polemiken
kann ich herzlich wenig anfangen, ich bitte darum, solches
aus meinem Gaestebuch herauszuhalten!
Auch irgendwelche Werbung fuer irgendwelche Parteien sind HIER von mir herzlich unerwuenscht!!! Dafuer gibt es eigene Server und Diskussionsforen.
Mein Ziel war/ist es, moeglichst sachlich und informativ ueber die Zinsproblematik zu berichten. Diese rechts/links Anwuerfe haben mich regelrecht ueberfahren und machen mich ratlos! Wahrscheinlich war/ist das zu naiv/blauaeugig...
Immer noch verstoert + mit der Bitte um Beachtung: W. Roehrig
Hallo Konrad Noll,
Dank fuer Deine Hinweise! Das ist eine gute Idee, auf prominente Neutralgeldbefuerworter hinzuweisen! Ich habe gerade am Wochenende gelesen, dass Heinz Nixdorf (SNI, Siemens Nixdorf Informationssysteme) auch von diesen Ideen fasziniert gewesen sein soll. ( Klaus Schmitt: Silvio Gesell - Marx der Anarchisten? Seite 247) [Bemerkung 163] Weiss noch jemand andere Namen?
Von einer "Hetzkampagne" zu reden, halte ich allerdings fuer uebertrieben! Das setzt bewusstes vielseitiges Handeln voraus! M.E. hat der SPIEGEL einfach nicht richtig recherchiert! Und das aergert mich masslos!
Freundlich gruessend: Wolfgang Roehrig
hier der Text der Erklärung.
Freundlich: W. Roehrig
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LETS Isarthal November 1997
Erklärung zu dem Mißbrauch des Tauschrings Oste-Talente durch Rechtsextreme
Die Fakten:
Am Samstag, den 8.11.1997, berichteten die Tagesthemen um 22.30Uhr über Tauschringe. „Eine richtig gute Idee hieß es in dem einleitenden Bericht von Frau Bauer: „Aber sie kann auch mißbraucht werden. Es folgte ein Filmbericht von Neno Kampmann mit einem Fall aus Niedersachsen. Geschildert wurde der Versuch, die Teilnehmer des Tauschrings „Oste-Talente in Hemmoor für die Verbreitung von rechtsradikaler Propaganda zu mißbrauchen.
Am Montag, den 10.11.1997, folgt im Spiegel Nr. 46 (S. 93ff) ein Artikel mit dem Titel: „Zinsfrei für Deutschland, der ebenfalls die Vorgänge im Tauschring Oste-Talente aufgreift und die Tauschringbewegung in die Nähe rechtsradikaler Vereinigungen und Theorien setzt. Am 10.11. 1997 wurde im Abendprogramm der ARD in der Sendung „Fakt ein weiterer Beitrag zu diesem Thema gebracht. In der Lokalpresse Niedersachsens wird bereits seit Mai 1997 regelmäßig über die Vorgänge im Tauschring Oste-Talente berichtet.
Eine geballte Medieninitiative zum Thema „Tauschringe in Deutschland - leider bleibt von der „richtig guten Idee dabei kaum etwas übrig. Denn jeder, der bisher von Tauschringen noch nichts gehört hat, wird eher abgeschreckt und verunsichert. Das bedauern wir sehr. Schade, daß in den großen Nachrichtensendungen der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten bisher so wenig über diese „gute Idee berichtet worden ist... Denn das, was in den letzten Jahren in den rund 200 Tauschringen in Deutschland entstanden ist, ist durchaus positiv erwähnenswert: Die regional orientierte und dezentrale Tauschring-Bewegung bietet vielen Menschen die Möglichkeit, über das Tauschen ein neues Selbstwertgefühl zu entwickeln, ihre soziale Isolation in der Nachbarschaft zu überwinden und kreativ mit Arbeitslosigkeit umzugehen. Dabei entstehen verschiedenste Formen eines solidarischen Umgangs der Menschen miteinander sowie ganz unterschiedliche Formen einer nachhaltigen, regionalen, alternativen Ökonomie.
Das Problem:
Keine Frage: Die Vorgänge in dem Tauschring Oste-Talente sind eine sehr schlimme Sache, von der wir uns ganz eindeutig distanzieren: Die Tauschring-Idee hat nichts mit rechtsextremen Ideen gemein. Unsere Initiativen sind im Gegenteil der Versuch, sich jenseits von bekannten Ideologien als eine „Selbsthilfe-Organisation auf Gegenseitigkeit zu verstehen (Tagesthemen) mit dem Ziel, Waren und Dienstleistungen nicht mit Geld, sondern in „Talenten zu verrechnen. Deshalb werden wir diese Bewegung sowohl gegen jede Form der verzerrenden Berichterstattung als auch gegen jede Form des Mißbrauchs durch rechsextreme Ideen verteidigen.
Doch zeigen die Vorgänge in Hemmoor, daß Tauschringe offenbar ein gutes Feld für solche Angriffe bieten. Wir sollten gemeinsam unsere Lehren aus diesem Vorfall ziehen und vor ähnlichen Gefahren deutlichst warnen. Auch Sekten und andere sektiererische Gruppen können sich in Tauschringen umtun und wirken.
Wie schwer es ist, sich gegen solchen Mißbrauch zu wehren, zeigen die Ereignisse im Tauschring Oste Talente: Bereits im August 1997 verschickten drei Tauschring-Teilnehmer - Susann Reimann, Christiane Wiedemann und Bodo Koppe (zwei waren zu diesem Zeitpunkt bereits ausgetreten) - ein Memorandum an alle Oste Talente-Mitglieder, in dem sie ihre „ganz persönlichen und zum Teil sehr erschreckenden Erlebnisse mit dem Thema Rechsextremismus im Tauschring Oste Talente (Memorandum) schildern.
Mit diesem Schritt wollten die drei Kritiker die Tauschring-Teilnehmer auf die drohende Gefahr aufmerksam machen, daß ihr Tauschring „zunehmend für die Verbreitung rechtsextremen Gedankengutes geschickt mißbraucht und instrumentalisiert wird. Es steht zu befürchten, daß der Tauschring unter die verdeckte Vorherrschaft erklärter und unerklärter Rechtsextremer gerät. (Memorandum). Ihre Befürchtungen dokumentieren und belegen sie in ihrem Memorandum. Klar ist für die drei Kritiker, daß „selbstverständlich nicht der Tauschring an sich rechtsextrem ist, sondern eine „bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen unterschiedlichster Auffassungen. (Memorandum)
Im Mittelpunkt ihrer Kritik standen der Tauschring-Mitbegründer Alfred Beyer und seine Frau Sigrid Beyer. Beide haben inzwischen öffentlich zugegegeben, daß sie nicht nur „patriotisch ausgerichtet sind; vielmehr erklärte Alfred Beyer, daß er für die rechsextreme „Deutschland-Bewegung als „Kontaktperson für den Bereich Elbe-Weser fungiert. Seine Frau Sigrid Beyer gab zu, daß sie Vorträge in dem Neonazi-Lager Hiddendorf in der Lüneburger Heide hielt.
Genützt hat den drei Kritikern ihre Warnung wenig. Kritiker Bodo Koppe wurde von der Kerngruppe des Tauschrings ausgeschlossen, bevor er sein Memorandum überhaupt zur Diskussion stellen konnte. Die Mehrheit der Mitglieder hat nicht protestiert.
Inzwischen sind Alfred Beyer und Sigrid Beyer aus dem Tauschring ausgetreten. Doch Bodo Koppe befürchtet: „Alles spricht für strategische Vorab-Überlegungen. Für mich stellt sich im Augenblick ernsthaft die Frage, inwieweit die Beyers mit dieser Strategie im Tauschring Erfolg hatten, und ob das heilbar ist. Klar ist, daß das bisher Bekanntgewordene nur die Spitze des Eisberges darstellt. (Hadler Nachrichten 11.11.97
Fazit:
Klar ist: Mit Rechtsextremen, Nazis oder Neonazis haben wir nichts zu tun. Wir werden in Zukunft noch mehr darauf achten, daß uns keine wie auch immer geartete politische oder sektiererische Strömung als Forum mißbrauchen kann.
Hoffen wir, daß sich Bodo Koppes Befürchtung, daß das bisher „Bekanntgewordene nur die Spitze des Eisbergs darstellt, nicht bewahrheitet. Sowohl in den Tagesthemen als auch in dem Spiegel-Artikel wird jedoch ein „Alarmsignal darin gesehen, daß bereits auf dem bundesweiten Tauschring-Treffen im April 97 in Kassel die deutliche Warnung ergangen sei, „den Eindruck einer ideologischen oder politischen Tendenz zu vermeiden (etwa sich auf Silvio Gesell zu berufen). Dieses Zitat ist willkürlich dem Tagungs-Reader „Wo Zeit statt Geld zählt ( aus dem Protokoll von Alexander Scholz über den Arbeitskreis: „Wie gründe ich einen Tauschring?, S.27) entnommen und von der Autorin des Spiegel-Artikels in unzulässiger Weise in einen strategisch wichtigen Rat an die gesamte Tauschring-Bewegung uminterpretiert worden.
Eine derart tendenziöse Berichterstattung ist ärgerlich. Doch abgesehen davon , sei hier noch einmal klar gestellt, daß es in der strikt dezentralen Tauschring-Bewegung gar kein Gremium gibt , was solche Ratschläge erteilen könnte. Im übrigen wird auch in dem Protokoll deutlich gesagt, daß hier vor allem die Erfahrungswerte eines einzelnen Tauschringes (dem Tausch-Watt aus Bremen) wiedergeben werden und deshalb diese Äußerungen in keinem Falle als verbindliche Anleitung zu diesem Thema verstanden werden können.
Gegen Ignoranz und politische Bedrohungen helfen unserer Meinung nach jedoch in erster Linie nur Aufklärung und gemeinsame Diskussion. Daß jeder Tauschring als Folge der Ereignisse in Hemmoor auch noch einmal seine „Spielregeln überdenken sollte, mag allerdings sinnvoll sein, um sich auch auf organisatorischer Ebene vielleicht besser als bisher gegen solche Infiltrationen schützen zu können.
Wir sollten in Zukunft jedoch vor allem unsere soziale und ökonomische Phantasie im konkreten Handeln innerhalb der Tauschringe weiter entwickeln und uns auch kritisch mit den unterschiedlichen Ideen der Tauschringe zu einem anderen Umgang mit Geld und Zeit auseinandersetzen. Besonders wichtig ist uns in diesem Zusammenhang, uns auch kritisch mit der in der Tauschring-Bewegung sehr verbreiteten Theorie Silvio Gesells sowie mit den Ideen heutiger Freiwirtschaftler auseinanderzusetzen. Denn tatsächlich fand bisher in der Tauschring-Bewegung keine kritische Diskussion über den gesellschaftstheoretischen und -politischen Zusammenhang der Gesellschen Zinstheorie statt, obwohl es in Gesells Werk und Handeln durchaus äußerst problematische rassistische und biologistische Ansätze gibt. Da vielen Tauschring-Teilnehmern diese sozialdarwinistischen und auch eugenischen Ansichten Sivio Gesells gar nicht bekannt sind, ist eine solche kritische Diskussion seines Denkens und Handels jedoch unserer Meinung nach in Zukunft dringend notwendig.
Manon Baukhage, Peter Julius Hermann, Hanns Langer, Daniel Wendl
/LETS Isarthal, Zeller Str.33
82067 Ebenhausen
M.E. sind die Rassismusvorwuerfe gegen Gesell sehr unproduktiv, was die Diskussion der Zinsproblematik angeht. Selbst wenn er Rassist gewesen waere (meiner Meinung nach war er es nicht! Man lese doch bitte aufmerksam sein ganzes Buch!), spraeche das doch nicht gegen seine Geld-, Zins- und Bodentheorie!
Und diese Theorieansaetze sind es doch, die vielleicht einen Ausweg aus vielen heutigen Problemen weisen koennen!!!
Ab sofort findet sich unter:
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gloetzl/keynes.htm
ein weiterer Vortrag von Erhard Gloetzl zum Thema Arbeitslosigkeit.
(Dank einer astreinen Word6-Vorlage habe ich den Text in 30 Min. konvertieren und ins Netz stellen koennen! :-) Das Microsoft-Programm Frontpage97 leistete die Umsetzung.)
John Maynard Keynes über gestempeltes Geld in seinem Buch: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes aus dem Jahre 1936.
Seit heute gescannt, korrigiert und im Internet. :-)
Freundlich: W. Roehrig
Endlich bin ich mit
Klaus Schmitt: "Silvio Gesell - Marx der Anarchisten?"
fertig geworden. K. Schmitt hat mir einige Aenderungswuensche
uebermittelt, die in diese WWW-Praesentation seines Buches
von mir eingearbeitet wurden.
Ich hoffe, dieser Volltext findet ebensoviele Zugriffe wie die anderen Seiten! :-)
W. Roehrig
Zu Stefan Zimara (zimi@websurf.pcom.de) vom 24.12.97
Tja, ueber Layout laesst sich trefflich streiten; knallbunte blinkende Web-Seiten finde ich einfach nervig!
Auf meinen Seiten hier geht's um Volltexte und Inhalte zur Zinsproblematik. "Information at your fingertips". Wenn die Leute schon zu faul sind, sich die Literatur in den Bibliotheken zu besorgen, dann darf sie halt nur ein paar Mausklicks entfernt sein. Ein bißchen den Finger zu bewegen, statt in der Kaelte zur naechsten Bibliothek zu fahren und dann die Informationen am Bildschirm zu haben... Das ist doch schon was! Wenn die Schreiber-Mönche oder der alte Gutenberg das noch erlebt haetten .....
Freundlich: W. Roehrig