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Univ.-Doz. Mag. Dipl.-Ing. SBL - Stadtbetriebe Linz GesmbH

Dr. Erhard Glötzl Gruberstraße 40-42

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Arbeitslosigkeit

 

Über die kapitalismusbedingte

Arbeitslosigkeit in alternden Volkswirtschaften

und warum Keynes recht hatte

und doch irrte

 

 

 

 

 

 

 

Erweiterte Fassung eines Vortrages,

gehalten am 11. Oktober 1997,

Workshop "Zur Entkoppelung von Güter- und Finanzmärkten

im Prozeß der Globalisierung"

im Rahmes eines Projektes des Institutes für Internationales Management

der Universität Graz

 

 

 

 

 

 

 

 

Linz, im Dezember 1997

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

1. Einleitung

1.1 Warum Keynes?

1.2 Herkömmliche Erklärungen von Arbeitslosigkeit und Gegenmaßnahmen

1.3 Mängel herkömmlicher ökonomischer Modelle

1.4 Die Auswirkungen des Phänomens von 1980

 

2. Ursachentypen von Arbeitslosigkeit bzw. sinkenden Arbeitseinkommen

2.1 Konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit

2.2 Kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit

2.3 Strukturellbedingte Arbeitslosigkeit

2.4 Freiwillige Arbeitslosigkeit

 

3. Ursache der konjunkturbedingten Arbeitslosigkeit (Keynes)

3.1 Unterschied zwischen (Neo-)Klassik und Keynes

3.2 Motive für steigende Kassenhaltung

3.2.1 Liquiditätsfalle

3.2.2 Inverses Zins- und Wachstumsdifferential

3.2.3 Rezessionserwartung

3.2.4 Deflationserwartung

3.2.5 Schlußfolgerung

3.3 Kausalkette zur Erklärung der konjunkturbedingten Arbeitslosigkeit

 

4. Maßnahmen gegen die konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit

(von der Symptombekämpfung zur Ursachenbekämpfung)

4.1 Keynes

4.2 Neoklassik

4.2.1 Wirtschaftswachstum

4.2.2 Flexible Löhne

4.3 Schulmeister

4.4 Ursachenbekämpfung

 

5. Ursache der kapitalismusbedingten Arbeitslosigkeit

5.1 Das ureigenste Ziel des Kapitalismus

5.2 Zinsen

5.3 Gewinne

5.4 Kausalkette für die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit

 

6. Maßnahmen gegen die kapitalsmusbedingte Arbeitslosigkeit

6.1 Gleichmäßigere Verteilung des Kapitalbesitzes

6.2 Staatliche Rückumverteilung von Kapitaleinkommen

6.3 Beseitigung der Ursache für das Wachstum der Kapitaleinkommen

 

7. Strukturellbedingte und freiwillige Arbeitslosigkeit

 

1. Einleitung

 

1.1 Warum Keynes?

In unserem Gesellschaftssystem mehren sich heute die Anzeichen von Destabilisierungserscheinungen. Sie werden sowohl im ökologischen Bereich sichtbar als auch im Bereich der Ökonomie und im sozialen Bereich. Ein besonders offenkundiger und schwerwiegender Aspekt stellt dabei die unbeherrschte Zunahme der Arbeitslosigkeit dar. Ziel dieses Vortrages ist es daher, diese Entwicklungen am Beispiel der Arbeitslosigkeit zu behandeln und zu verstehen.

 

Die Anzahl der Fachleute, die der Meinung sind, daß die heutigen Entwicklungen ein ähnliches Muster zeigen wie die Entwicklungen in den 20er- und 30er-Jahren unseres Jahrhunderts, nehmen zu. Keynes hat in seiner "Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" im Jahr 1936 ein überzeugendes Modell für die Erklärung dieser Vorgänge entworfen und damit für einige Jahrzehnte das Denken der Nationalökonomie bestimmt. In das Allgemeinbewußtsein eingeprägt hat sich weniger sein Erklärungsansatz als sein Maßnahmenvorschlag, der unter dem Schlagwort "Deficitspending" allgemeine Popularität erreichte.

 

Seit etwa 20 Jahren wird die Politik aber wieder immer mehr von Neoklassik und Monetarismus bestimmt und immer weniger vom Keynesianismus. Ausschlaggebend dafür war unter anderem die Erkenntnis, daß staatliches Deficitspending nicht nur zu einem vorübergehenden Budgetdefizit führt, das durch einen eventuell dadurch ausgelösten Wirtschaftsaufschwung wieder beseitigt wird, sondern daß staatliches Deficitspending zu einem nur mehr schwer kontrollierbaren dauerhaften Wachstum des Budgetdefizits führt.

 

Diese Erkenntnis, daß nämlich die keynesianischen Maßnahmen langfristig zu einer Destabilisierung der Staatsfinanzen führen, hat zu dem Trugschluß geführt, daß auch die keynesianische Erklärung der Arbeitslosigkeit nicht haltbar sei. Deswegen werden die heutigen Probleme unverdientermaßen kaum mehr aus keynesianischer Sicht analysiert.

 

Ziel dieser Arbeit ist es, die verschiedenen Formen der Arbeitslosigkeit zu untersuchen und zu zeigen, daß die keynesianische Analyse für die konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit sehr wohl auch aus heutiger Sicht richtig ist, daß nur seine vorgeschlagenen Maßnahmen falsch waren. Es gilt daher - aufbauend auf der keynesianischen Analyse - richtige Maßnahmen gegen die konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit zu finden.

 

Darüber hinaus werden auch die anderen Formen der Arbeitslosigkeit untersucht und wirksame Maßnahmen dagegen diskutiert. Im besonderen stellt sich dabei heraus, daß es in einer kapitalistischen Marktwirtschaft mit zunehmendem Alter systemnotwendigerweise zu einer "kapitalismus-bedingten" Form von Arbeitslosigkeit kommen muß. Obwohl diese Form der Arbeitslosigkeit die wesentliche Ursache für das heute rapide zunehmende Arbeitslosigkeitsproblem ist, hat man sich damit bisher zu wenig auseinandergesetzt. Das ist das zweite Anliegen dieser Arbeit.

 

 

1.2 Herkömmliche Erklärungen von Arbeitslosigkeit und Gegenmaßnahmen

Seit der Zeit um 1980 begann die Arbeitslosigkeit zu einem immer schwerer beherrschbaren Problem zu werden, obwohl seit dieser Zeit die Staatsschulden ebenso dramatisch gestiegen sind. Im wesentlichen haben sich also alle Staaten lange Zeit hindurch letztendlich keynesianisch verhalten, und doch keinen Erfolg gehabt. Bezeichnenderweise sind seither auch die Finanzmärkte exorbitant gewachsen, ein Faktum, auf dessen Beziehung zur Arbeitslosigkeit später noch genauer eingegangen wird.

 

Als Erklärungsmuster für die steigende Arbeitslosigkeit werden unter anderem exogene Faktoren (zB Ölkrise) oder endogene Faktoren (zB Strukturanpassungsprobleme) oder einfach Politikversagen (zB steigende Staatsschulden oder auch einfach das Gegenteil, nämlich zu wenig expansive Geldpolitik) herangezogen.

 

Die herkömmlichen heute angewandten politischen Instrumente zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gehen im Grunde genommen davon aus, daß es genügt, die Volkswirtschaft in einen Zustand mit geringen Staatsschulden und hohen Wachstumsraten zu bringen, wie er in den 60er-Jahren - also einer Zeit mit niedriger Arbeitslosigkeit - geherrscht hatte, zurückzuführen. Das heißt, einerseits eine Verminderung der Staatsschulden um jeden Preis, auch wenn dies zu einer vermeintlich nur vorübergehenden Erhöhung der Arbeitslosigkeit führen sollte, und andererseits eine Erhöhung der Wachstumsrate um jeden Preis durch Globalisierung der Märkte.

 

Aus meiner Sicht können diese Maßnahmen das Problem der Arbeitslosigkeit aus grundsätzlichen Überlegungen weder kurzfristig noch langfristig lösen. Ein Grund dafür ist, daß die herkömmlichen ökonomischen Modelle übersehen, daß es unter den heutigen Rahmenbedingungen systemnotwendigerweise zu Alterungsvorgängen in Volkswirtschaften kommt, die in den herkömmlichen Überlegungen vollkommen unberücksichtigt bleiben.

 

 

1.3 Mängel herkömmlicher ökonomischer Modelle

Die herkömmlichen ökonomischen Modelle bauen in der Regel auf Gleichgewichtsannahmen auf und vernachlässigen die dynamischen (in der Regel irreversiblen) Entwicklungen von Volkswirtschaften.

 

In Volkswirtschaften kommt es systemnotwendigerweise nicht nur zu vorübergehenden sondern zu langfristigen Änderungen von wesentlichen Bestimmungsgrößen. Beispielsweise berücksichtigen herkömmliche Modelle nicht, daß der Kapitalstock laufend wächst, die Wachstumsrate langfristig zwangszweise sinken muß, die Zinsrate nicht nur Schwankungen unterliegt sondern auch einem langfristigen Trend und daß die relative Verteilung der Kapitalvermögen sich laufend zugunsten der Reichen verändert.

 

Wegen der mangelnden dynamischen Betrachtungsweise wird die Möglichkeit von positiven Rückkopplungen nicht berücksichtigt. Positive Rückkopplungen aber führen zu exponentiellem Wachstum. Von der herkömmlichen Wirtschaftswissenschaft wird die Brisanz von positiven Rückkopplungen und dem dadurch ausgelösten exponentiellem Wachstum meines Erachtens völlig unterschätzt.

 

In den herkömmlichen Modellen geht man in der Regel von zeitlich konstanten Wachstumsraten, das heißt von konstantem relativem Wachstum aus. Konstante Wachstumsraten sind jedoch gleichbedeutend mit exponentiellem Wachstum der absoluten Größen (siehe Grafik 1). Exponentielles Wachstum von realen Größen ist über längere Zeit gesehen jedoch physikalisch unmöglich und tritt daher in der Realität auch nicht auf. So stellt man beispielsweise anhand der empirischen Daten leicht fest, daß das Bruttosozialprodukt seit 1950 nicht exponentiell sondern nur linear gewachsen ist. Lineares Wachstum der absoluten Größen ist aber gleichbedeutend mit über die Zeit sinkenden Wachstumsraten (siehe Grafik 1). Tatsächlich kommt es daher seit 1950 zu einem stetigen Absinken der Wachstumsraten. Und dieses langfristige Absinken der Wachstumsraten ist weder konjunkturbedingt noch durch schlechte Wirtschaftspolitik bedingt, sondern tritt systemnotwendigerweise auf. Dieses Faktum hat, wie wir in der Folge zeigen werden, eine fundamentale Bedeutung.

 

Neben der Konstanz der Wachstumsrate geht die herkömmliche Ökonomie auch davon aus, daß die Zinsrate in der Regel etwas unter der Wachstumsrate liegt und im langfristigen Trend an die Wachstumsrate gekoppelt ist. Das heißt, daß Wachstumsrate und Zinsrate, abgesehen von konjunkturellen Schwankungen, im wesentlichen konstant bleiben.

 

In einer alternden Volkswirtschaft muß die Wachstumsrate, wie oben gezeigt, wegen der Unmöglichkeit exponentiellen Wachstums mit der Zeit sinken. Im gleichen Ausmaß sinkt daher auch die an die Wachstumsrate gekoppelte Zinsrate. Dieses Verhalten zeigt die Volkswirtschaft auch in der Zeit von 1950 bis etwa 1980. Seit 1980 kommt es aber zu dem zunächst erstaunlichen Phänomen, daß sich Zinsrate und Wachstumsrate voneinander entkoppeln oder genauer gesagt, daß die Zinsrate trotz sinkender Wachstumsrate seither etwa konstant bleibt, was dazu führt, daß die Zinsrate seither höher als die Wachstumsrate ist (siehe Grafik 2).Dieses Phänomen wurde von Stefan Schulmeister ausführlich untersucht und beschrieben und als inverses Zins-Wachstumsratendifferential bezeichnet [ 1] . Ziel dieser Arbeit ist es unter anderem zu zeigen, daß die wesentliche Ursache für dieses Phänomen nicht die restriktive Geldpolitik der Deutschen Notenbank ist - wie dies beispielsweise von Schulmeister angenommen wird - sondern daß dieses Phänomen systembedingt ist und in jeder alternden Volkswirtschaft auftreten muß, sobald die Wachstumsrate eine gewisse Grenze (vielleicht etwa 3 %) unterschreitet.

 

 

1.4 Die Auswirkungen des Phänomens von 1980

Das soeben geschilderte inverse Zins-Wachstumsdifferential soll im folgenden Phänomen von 1980 genannt werden, wobei mit 1980 nicht das genaue Jahr sondern der Zeitraum um 1980 gemeint ist.

 

Dieses Phänomen von 1980 hat fundamentale Auswirkungen auf zwei volkswirtschaftliche Bestimmungsgrößen:

 

- Die Tatsache, daß die Zinsrate seit 1980 eher konstant bleibt führt zu einem exponentiellen Wachstum der Geldvermögen seit 1980.

 

- Die Tatsache, daß die Zinsrate seit 1980 größer ist als die Wachstumsrate führt dazu, daß seit 1980 die Zinsströme und damit die Kapitaleinkommen rascher wachsen als das Bruttosozialprodukt.

 

Die Daten der Bundesrepublik Deutschland (siehe Grafik 3) zeigen, daß sich diese theoretischen Überlegungen auch in den realen Zahlen wiederfinden. So steigt das reale Bruttosozialprodukt über den gesamten Zeitraum von 1950 bis 1995 nur linear an, hingegen wachsen die Geldvermögen und die Zinsströme seit 1980 real exponentiell an.

 

Grafik 4 zeigt in vereinfachter Darstellung, wie sich diese Fakten auf die Aufteilung des Volkseinkommens auf Kapitaleinkommen (Zinserträge + Gewinne) einerseits und Einkommen aus (unselbständiger + selbständiger) Arbeit andererseits theoretisch auswirken müssen. Ein linear wachsendes Bruttosozialprodukt hat ein linear wachsendes Volkseinkommen zur Folge. Unter der berechtigten Annahme, daß sich Gewinne und Zinserträge annähernd ähnlich entwickeln, kommt es daher ab 1980 zu einem exponentiellen Wachstum der Kapitaleinkommen. Wie man der Grafik entnehmen kann, hat das Zusammenspiel von linearem Wachstum des Volkseinkommens und von exponentiellem Wachstum der Kapitaleinkommen zur Folge, daß es einen Zeitpunkt gibt, ab dem die Einkommen aus (unselbständiger + selbständiger) Arbeit systemnotwendigerweise abnehmen müssen. Dieser kritische Zeitpunkt wurde in den USA schon vor etwa 25 Jahren erreicht, bei uns in Europa hingegen erst vor einigen Jahren.

 

Dieses systemnotwendige Abnehmen der Arbeitseinkommen ist eine der Hauptursachen für die heutigen Destabilisierungserscheinungen in unserer Gesellschaft:

 

- Sinkende Arbeitseinkommen führen in Europa wegen der Inflexibilität der Löhne zwangsweise zu Arbeitslosigkeit, in den USA hingegen wegen der Flexibilität der Löhne zwangsweise zu einem sinkenden Lohnniveau. In jedem Fall führen die sinkenden Arbeitseinkommen zu einer sozialen Krise.

 

- Kapitaleinkommen sind in der Regel niedriger besteuert als Arbeitseinkommen. Dies führt dazu, daß die Staatseinnahmen relativ sinken müssen. Darüber hinaus erfordert die soziale Krise zusätzliche staatliche Sozialleistungen. Diese Schere macht heute überall staatliche Sparpakete notwendig, die letztlich in die politische Krise führen können.

 

- Die Sparquote bei Kapitaleinkommen ist in der Regel größer als die Sparquote bei Arbeitseinkommen. Die daraus resultierende sinkende Massennachfrage und die wegen des Sparpaketes sinkende staatliche Nachfrage führt somit zwangsweise zu einer wirtschaftlichen Rezession und damit zu einer ökonomischen Krise.

 

- Alle heutigen wirtschaftspolitischen Lösungsansätze zur Beherrschung der oben genannten Probleme lassen sich letztendlich auf den Versuch zurückführen, diese Probleme durch Wirtschaftswachstum zu beherrschen. Der sich daraus ableitende Wachstumszwang führt letztendlich in die ökologische Krise.

 

Nach dieser Einleitung geht es darum, den Ursachen der Arbeitslosigkeit und geeigneten Gegenmaßnahmen systematisch auf den Grund zu gehen.

 

 

 

2. Ursachentypen von Arbeitslosigkeit bzw. sinkenden Arbeits-einkommen

 

Das gesamte Volkseinkommen setzt sich genauso wie das Einkommen jedes Einzelnen aus Kapitaleinkommen (Zinsen + Gewinne) und Arbeitseinkommen (selbständige + unselbständige Arbeit) zusammen. Zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit kommt es genau dann, wenn die Arbeitseinkommen insgesamt sinken, ohne daß gleichzeitig die Löhne sinken.

 

Wenn die Portionen gleich groß bleiben, kann man aus einem kleineren Kuchen eben nur weniger Portionen herausschneiden. Warum kommt es aber zu sinkenden Arbeitseinkommen?

 

Sinkende Arbeitseinkommen bei allen oder Teilen der Bevölkerung können unfreiwilligerweise dann und nur dann entstehen, wenn entweder

 

1) das gesamte Volkseinkommen konjunkturbedingt sinkt, oder

2) Arbeitseinkommen zu Kapitaleinkommen hin umverteilt werden, oder

3) es innerhalb der Arbeitseinkommen strukturbedingt zu Umverteilungen kommt.

 

Da unfreiwillige Arbeitslosigkeit also immer durch unfreiwillig sinkende Arbeitseinkommen in Verbindung mit unflexiblen Löhnen ausgelöst wird, hat Arbeitslosigkeit letztlich die genau gleichen Ursachentypen wie niedrige Arbeitseinkommen:

 

 

2.1 Konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit

Sinkt konjunkturbedingt das gesamte Volkseinkommen, so kann man davon ausgehen, daß auch die Arbeitseinkommen sinken, was bei unflexiblen Löhnen zur konjunkturbedingten Arbeitslosigkeit führt.

 

 

2.2 Kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit

Das grundlegende Ziel des Kapitalismus ist es, den Wohlstand dadurch zu vergrößern, indem die menschliche Arbeitskraft durch den Einsatz von Maschinen ersetzt oder zumindest wesentlich ergänzt wird. Dieses selbstverständlich wünschenswerte Ziel hat zur Folge, daß im Laufe der Zeit die gesamten Einkommen aus Arbeit relativ zu den gesamten Kapitaleinkommen entsprechend sinken müssen. Auch dieser Effekt ist zunächst natürlich wünschenswert. Das Problem entsteht erst dadurch, daß auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene sehr wohl sinkende Arbeitseinkommen durch steigende Kapitaleinkommen kompensiert werden können, daß dadurch aber keinesfalls gewährleistet ist, daß dies auch auf der Ebene der individuellen Einkommen der Fall ist.

 

Sinkende Arbeitseinkommen sind daher für alle diejenigen ein Problem, deren Kapitaleinkommen nicht im gleichen Ausmaß steigen. Wegen der ungleichen Verteilung von Kapitalbesitz ist das aber leider offensichtlich für die überwiegende Mehrheit der Fall.

 

Wachsen die Kapitaleinkommen bei konstantem Volkseinkommen, so führt dies zwangsweise zu sinkenden gesamten Arbeitseinkommen. Diese Umverteilung von Arbeitseinkommen hin zu Kapitaleinkommen führt bei starren Löhnen wiederum zu Arbeitslosigkeit.

 

Da diese Form der Arbeitslosigkeit, wie wir in der Einleitung schon angedeutet haben, charakteristisch für alternde kapitalistische Volkswirtschaften ist und in diesen bei zunehmendem Alter systemnotwendigerweise auftreten muß, nennen wir diese Form der Arbeitslosigkeit kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit. Heute begegnet man dieser Form der Arbeitslosigkeit oft im Zusammenhang mit dem Begriff Shareholdervalue oder dem Steigen der Aktienkurse bei Personalentlassungen.

 

 

2.3 Strukturellbedingte Arbeitslosigkeit

Der technologische Fortschritt, Änderungen oder räumliche Verlagerungen der Märkte oder sonstige strukturelle Änderungen der Wirtschaft führen dazu, daß sich einerseits die Nachfrage nach Arbeiten bestimmter Qualifikation erhöht oder erniedrigt, andererseits die Nachfrage nach Arbeit an einigen Orten steigt, an anderen wiederum sinkt.

 

Ist der Arbeitsmarkt starr hinsichtlich der Anpassung der Qualifikation oder starr hinsichtlich räumlicher Mobilität, führt dies dann zwangsweise zu sinkenden Einkommen bei den dann weniger nachgefragten Formen der Arbeit. Dies führt in der Regel direkt zu Arbeitslosigkeit. Starre Löhne können diesen Trend dann noch verschärfen.

 

Einen ähnlichen Effekt wie die geschilderten strukturellen Einflüsse hat auch eine zunehmende Ungleichverteilung von Arbeitseinkommen (unabhängig davon, wodurch diese Ungleichverteilung hervorgerufen wird), falls diese nicht durch eine stark progressive Einkommensbesteuerung für die hohen Einkommen und eventuell sogar einer negativen Einkommenssteuer für die niedrigen Einkommen ausgeglichen wird.

 

Zusammenfassend wollen wir daher unter struktureller Arbeitslosigkeit diejenige verstehen, die durch Umverteilung von Arbeitseinkommen innerhalb der gesamten Arbeitseinkommen hervorgerufen wird.

 

 

2.4 Freiwillige Arbeitslosigkeit

Alle bisher genannten Formen niedriger Arbeitseinkommen bzw. von Arbeitslosigkeit können als unfreiwillig betrachtet werden. Daneben gibt es auch noch niedrige Arbeitseinkommen oder Arbeitslosigkeit auf freiwilliger Basis: entweder wegen entsprechend niedriger Bedürfnisse oder wegen der Möglichkeit einer nicht gerechtfertigten Ausnutzung des Sozialsystems oder wegen entsprechend hoher Kapitaleinkommen.

 

 

 

3. Ursache der konjunkturbedingten Arbeitslosigkeit

 

3.1 Unterschied zwischen (Neo-)Klassik und Keynes

Haushalte können ihre Einnahmen entweder für Konsum oder für Investitionen in Form von Eigenmitteln oder Fremdmitteln ausgeben (siehe Grafik 5). Ein wesentliches Charakteristikum der (Neo-)Klassik besteht in der Annahme, daß der Regelmechanismus über Preise und Zinsen gewährleistet, daß die Haushalte ihre gesamten Einnahmen stets auch vollständig ausgeben. Dies wird als 1. Say'sches Gesetz bezeichnet.

 

Die durch Keynes ausgelöste Revolution im volkswirtschaftlichen Denken besteht darin, daß er annimmt, daß unter bestimmten Voraussetzungen die Haushalte eben nicht ihre Einnahmen vollständig ausgeben, sondern daß diese einen Teil ihrer Einnahmen einer sogenannten Spekulationskassa zuführen, dh. daß das 1. Say'sche Gesetz eben gerade nicht gilt. Dieser Gedankengang findet sich in seinen Grundzügen übrigens erstmalig bei Silvio Gesell.

 

 

3.2 Motive für steigende Kassenhaltung

Es ist plausibel, daß folgende Motive die Haushalte veranlassen, einen Teil ihrer Einnahmen der Spekulationskassa zuzuführen:

 

3.2.1 Liquiditätsfalle

Weil Geld (Bargeld + Giralgeld = M1-Geld) im Gegensatz zu Ansprüchen auf Geld (Spareinlagen, sonstige Geldanlagen) jederzeit und ohne Transaktionskosten für beliebige Ausgaben (auch Ausgaben für Spekulationszwecke) zur Verfügung steht, besitzt es gegenüber Ansprüchen auf Geld den sogenannten Liquiditätsvorteil, der in einer Höhe zwischen etwa 2 % und 5 % abgeschätzt werden kann.

 

Bringt eine Geldanlage mehr als 5 % Zinsen ist es eher zweckmäßig, auf den Liquiditätsvorteil zugunsten der höheren Zinsen zu verzichten und Geld anzulegen. Sind die Zinsen aber unter 2 % ist es eher zweckmäßig, Geld der Spekulationskassa zuzuführen und somit nicht auszugeben. Jedenfalls wird das Motiv zur Kassenhaltung bei niedrigen Zinsen sehr hoch. Dadurch wird ein weiteres Absinken der Zinsen verhindert.

 

Keynes nennt dieses Phänomen Liquiditätsfalle. Es tritt genau dann auf, wenn die Zinsen so wie heute sehr niedrig sind. Im Sinne des IS/LM-Schemas bedeutet dies eine horizontale LM-Funktion bei niedrigen Zinsen (siehe Grafik 6).

 

Die Höhe des Liquiditätsvorteiles hängt ab von der Bindungsfrist. Sparzinsen für langfristiges Geld (Kapitalmarkt) können wegen des Liquiditätsvorteiles nicht unter 5 % sinken.

 

Zinsen unter 2 % können nur für kurzfristiges Geld (Geldmarkt) entstehen. In diesem Fall werden sie jedoch nicht durch das Geldangebot von Haushalten hervorgerufen, sondern können nur durch ein entsprechend hohes Geldangebot von der Notenbank hervorgerufen werden (siehe die derzeitige Situation in Japan).

 

3.2.2 Inverses Zins- und Wachstumsdifferential

Wenn die Zinsraten höher als die Wachstumsrate sind, ist es effizienter, Geld für den Handel mit Renditeerwartungen zu verwenden, dh. mit Geld in die Finanzmärkte zu gehen, als Geld für Realinvestitionen zu verwenden. Dieses Geld wird in gleicher Weise wie Geld, das der Spekulationskassa zugeführt wird, dem realen Geldkreislauf entzogen.

 

Wie wir bereits gesehen haben, liegt diese Situation seit etwa 1980 vor und es ist daher verständlich, warum es seither geradezu zu einer Explosion der Finanzmärkte kommt.

 

Man könnte es sogar auch umgekehrt formulieren: Die Entwicklung der Finanzmärkte hat erst die Voraussetzung dafür geschaffen, daß seit 1980 soviel Geld dem realen Geldkreislauf entzogen werden konnte (genauso wie die Nutzung der fossilen Energieträger erst die Voraussetzung für das Wirtschaftswachstum in unserem Jahrhundert geschaffen hat).

 

3.2.3 Rezessionserwartung

Wenn die Unternehmer eine Rezession erwarten, wird dies in der Regel zu einem Investitionsstau und damit einer Nachfragelücke führen. Im Sinne des IS/LM-Schemas bedeutet dies eine vertikale IS-Kurve, was insbesondere dann der Fall ist, wenn die Zinsrate höher wie die Wachstumsrate ist (siehe Grafik 6). Nur in wenigen Branchen und dann nur beim absehbaren Ende einer Rezession kann eine antizyklische Investitionspolitik erfolgreich sein.

 

Gerade durch die Sparpolitik aufgrund der Maastricht-Kriterien wurde in den letzten Jahren eine Rezession verursacht. Darüber hinaus führt auch ein wachsendes inverses Zins-Wachstumsdifferential, wie wir es seit etwa 1980 haben, zu Rezessionserwartungen.

 

Das besonders Gefährliche an einer Rezssion ist, daß sie sich über die positive Rückkopplung (Rezession ð Nachfrageausfall ð Rezession) zu einer Rezessionsspirale aufschaukeln kann, die letztlich in einer Depression enden kann.

 

3.2.4 Deflationserwartung

Erwarten die Haushalte und die Unternehmen eine Deflation, dh. sinkende Preise, ist es sinnvoll, Geld vorübergehend der Kassenhaltung zuzführen und erst dann Konsumgüter oder Investitionsgüter nachzufragen, wenn die Preise tatsächlich gesunken sind.

 

Gerade seit den letzten Jahren sinkt die Inflation wegen der monetaristischen Geldpolitik auf einen historischen Tiefststand seit dem 2. Weltkrieg. Eine gewisse Deflationserwartung ist daher durchaus plausibel.

 

Analog zur Rezessionsspirale kann sich über die positive Rückkopplung (Deflationserwartung ð Nachfrageausfall ð Rezession ð Deflationserwartung) eine Deflationsspirale aufbauen.

 

3.2.5 Schlußfolgerung

Die Motive für eine wachsende Kassenhaltung sind sehr wohl plausibel und nehmen mit dem Alter einer Volkswirtschaft zu. Der Keynsianische Erklärungsansatz für die konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit ist daher schlüssig.

 

 

3.3 Kausalkette zur Erkärung der konjunkturbedingten Arbeitslosigkeit

a) Der Liquiditätsvorteil für Geld beträgt zwischen 2 % und 5 % (siehe 3.2.1).

b) Im Zuge des Alterungsprozesses einer Volkswirtschaft muß die Wachstumsrate stetig sinken und damit auch die Zinsrate. Sinkt die Wachstumsrate unter etwa 3 %, kommt es wegen des Liquiditätsvorteiles des Geldes zur Liquiditätsfalle (siehe 3.2.1).

c) Ohne expansive Geldpolitik durch die Notenbank sinkt der Zinssatz nicht mehr weiter, obwohl die Wachstumsrate weiter sinkt, dh. es kommt zum inversen Zins-Wachstumsdifferential, was wir Phänomen von 1980 nennen (siehe 1.3, 1.4 und 3.2.2).

d) Wegen des inversen Zins-Wachstumsdifferentials kommt es zu einer Rezessionserwartung und in der Folge zu einer Deflationserwartung (siehe 3.2.3 und 3.2.4).

e) Durch b) c) und d) steigen die Motive zur Kassenhaltung von M1-Geld. Wegen des hohen Entwicklungsstandes der Finanzmärkte kann dieses Geld in den Finanzmärkten zum Handel mit Geld (Devisen), Handel mit Ansprüchen auf Geld oder Handel mit Renditeerwartungen eingesetzt werden und so dem realen (dh. güternachfragewirksamen) Geldkreislauf entzogen werden.

f) Dadurch fallen die güternachfragewirksamen Ausgaben der Haushalte unter deren Einnahmen, was gleichbedeutend damit ist, daß das 1. Say'sche Gesetz nicht mehr gilt. Es kommt zu einer sinkenden effektiven Nachfrage, dh. es entsteht eine Nachfragelücke.

g) Die Nachfragelücke führt zu sinkenden Einnahmen der Unternehmen.

h) Die sinkenden Einnahmen der Unternehmen führen zu sinkenden Ausgaben.

i) Die sinkenden Ausgaben der Unternehmen führen zu sinkenden Arbeitseinkommen.

j) Sind die Löhne nicht flexibel, führen die sinkenden Arbeitseinkommen zu Arbeitslosigkeit.

 

4. Maßnahmen gegen die konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit (von der Symptombekämpfung zur Ursachenbekämpfung)

 

Ein Konjunktureinbruch kommt dann zustande, wenn dem realen (dh. güternachfragewirksamen) Geldkreislauf Geld entzogen wird, weil dies zu einem Sinken der effektiven Nachfrage führt. Dieses dem realen Geldkreislauf entzogene Geld wird nicht mehr zum Kauf von Konsum- oder Investitionsgütern eingesetzt, sondern zum Handel mit Geld (Devisen), Handel mit Ansprüchen auf Geld oder Handel mit Renditeerwartungen, was besonders durch den hohen Entwicklungsstand der Finanzmärkte ermöglicht wird. Dazu ist eine steigende Kassenhaltung notwendig.

 

Alle herkömmlichen Maßnahmen versuchen, nicht die Ursache zu bekämpfen, sondern versuchen unter anderem dieses dann fehlende Geld durch Geldschöpfung von neuem Geld zu ersetzen. Tatsächlich aber müßte die Ursache bekämpft werden, die es ermöglicht, daß Geld so leicht dem realen Geldkreislauf entzogen werden kann. Und diese Ursache liegt im Liquiditätsvorteil des Geldes. Im einzelnen ergeben sich die folgenden Ansätze:

 

 

4.1 Keynes

Die keynesianische Idee der Rezessionsbekämpfung besteht darin, den Ausfall an privatem Konsum und Investitionen durch staatliche Investitionen, insbesondere in Infrastruktureinrichtungen, wettzumachen.

 

Die primäre Idee von Keynes bestand darin, das notwendige Geld zur Finanzierung der dadurch verursachten Budgetdefizite, durch Mobilisierung der überschüssigen Gelder in den Spekulationskassen bereitzustellen. Die staatliche Nachfrage nach Geld führt zu höheren Zinsen und damit sollte die Motivation zur Kassenhaltung sinken. Durch die Infrastrukturinvestitionen sollte die Effizienz der Wirtschaft gesteigert werden und mit den deshalb steigenden Steuereinnahmen sollten die Staatsschulden zurückgezahlt werden.

 

Da die steigenden Zinsen aber gleichzeitig zu einem Absinken der Unternehmerinvestitionen führen würden, führt die zusätzliche staatliche Nachfrage nur dann zu einer Erhöhung der effektiven Nachfrage, wenn die Zinsen niedrig bleiben. Dies ist aber nur durch eine expansive Geldpolitik der Notenbank möglich. So führt ein Defizitspending im keynesianischen Sinn also nur in Verbindung mit Geldschöpfung durch die Notenbank zum bestenfalls kurzfristigen Erfolg. Ein echter Abbau der Spekulationskassa gelingt dadurch aber nicht.

 

Langfristig führt diese Politik aber zu immer weiter wachsenden, letztlich unbeherrschbaren Staatsschulden und einer entsprechend hohen Inflation. Keynes war offensichtlich selbst nicht vom langfristigen Erfolg seiner vorgeschlagenen Maßnahmen überzeugt, denn auf dieses Problem angesprochen soll er gesagt haben: "In the long run we are all dead".

 

 

4.2 Neoklassik

Die heute vorherrschende neoklassische Volkswirtschaftstheorie bietet vor allem zwei Problemlösungsansätze an:

 

- Wirtschaftswachstum um jeden Preis

- Flexibilisierung der Löhne

 

Darüber hinaus wird der Abbau der Staatsschulden gefordert.

 

4.2.1 Wirtschaftswachstum

Die Neoklassik versucht, die zu niedrige effektive Nachfrage im Gegensatz zu Keynes nicht durch staatliche Nachfrage sondern durch Investitionsgüternachfrage der Unternehmen zu erhöhen, was aber ebenso nur über eine zusätzliche Verschuldung - eben der Unternehmen statt des Staates - möglich ist. Diese zusätzliche Verschuldung bedeutet letztlich eine entsprechende Geldschöpfung.

 

Eine positive Wirtschaftsstimmung (zB Einführung Euro, Hinweis auf die "Chancen der Globalisierung" usw.) soll Anreize für zusätzliche Investitionen schaffen und damit die Verschuldung der Unternehmer erhöhen. Niedrigere Löhne und Sozialabbau sollen die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland erhöhen und damit die Exporte ankurbeln, was einer zusätzlichen Verschuldung des Auslandes entspricht. Dabei hofft man, daß die effektive Nachfrage durch die Exporte stärker steigt, als sie sich durch die wegen der niedrigen Löhne sinkenden Inlandseinkommen und durch die damit sinkende Inlandsnachfrage verringert.

 

Ein Land kann sich derart aber nur kurzfristig Wettbewerbsvorteile gegenüber den anderen Ländern verschaffen, denn letztlich muß jedes Land die gleiche Politik verfolgen, um nicht unterzugehen. In diesem Fall neutralisieren sich die Vorteile gegenseitig, was bleibt ist der Wachstumszwang, der in die ökologische Krise führen kann und der Sozialabbau, der in die soziale Krise führen kann.

 

4.2.2 Flexible Löhne

Theoretisch ließe sich Arbeitslosigkeit bei sinkenden Arbeitseinkommen durch flexible Löhne vermeiden. Die individuelle Einkommenssituation wird dadurch in erster Näherung aber kaum geändert. Im ersten Fall muß das Einkommen des Arbeitslosen aus den Arbeitslosenversicherungsbeiträgen oder durch sonstige über Steuern finanzierte staatliche Leistungen finanziert werden, was die Einkommen der Arbeitenden schmälert. Im zweiten Fall fallen diese Aufwendungen weg, aber die Löhne sind von vornherein niedriger.

 

Gerechtfertigt wären flexible Arbeitslöhne dann, wenn der Einkommensverlust durch eine Einkommenssteuersenkung bzw. eine negative Einkommenssteuer ausgeglichen würde, die in erster Linie aus einer entsprechend höheren Kapitalbesteuerung finanziert werden müßte. Um einen Mißbrauch bei der negativen Einkommenssteuer zu vermeiden, müßten aber wahrscheinlich eigene Institutionen geschaffen werden zur Vermittlung und Verwaltung dieser besonderen Niedriglohnarbeiten.

 

Unter diesen Voraussetzungen wären flexible Löhne sinnvoll, denn es ergäben sich zwei Vorteile: Einerseits könnten damit die psychologischen Probleme der Arbeitslosigkeit beseitigt werden und andererseits käme es zu einer letztlich für alle vorteilhaften höheren Wirtschaftsleistung.

 

Hingegen müssen flexible Arbeitslöhne ohne aus Kapitalbesteuerung finanziertem Steuerausgleich, wie dies derzeit in den USA praktiziert wird, mittelfristig wegen der daraus entstehenden sozialen Krise zum Auseinanderbrechen der Gesellschaft führen.

 

 

4.3 Schulmeister

Schulmeister ist der Meinung, daß das Problem vor allem durch die restriktive monetaristische Geldpolitik bedingt wird, die vor allem von der Deutschen Notenbank getragen wird und letztlich ihren Ausdruck in den Maastrichtkriterien gefunden hat.

 

Er lehnt die Maastrichtkriterien ab und fordert eine expansive Geldpolitik der Notenbanken, was gleichbedeutend mit einer höheren Inflation ist. Er fordert also im besonderen weder eine Geldschöpfung durch staatliche Verschuldung, noch eine solche durch Verschuldung der Unternehmer, sondern er will eine Verschuldung ganz allgemein durch eine inflationäre Notenbankpolitik erleichtern. Gleichzeitig meint er, daß durch eine Inflation die Zinseinkommen relativ vermindert würden.

 

Gegen diesen Lösungsansatz spricht folgendes:

1) Die Staatsverschuldung würde wie im keynesianischen Lösungsansatz letztlich unbeherrschbar ansteigen.

2) Im Sinne des Fisher'schen Erwartungseffektes ist die reale (dh. inflationsbereinigte) Zinsrate weitgehend unabhängig von der Höhe der Inflationsrate, dh. die nominelle Zinsrate steigt im gleichen Ausmaß wie die Inflationsrate.

 

Die wachsende Staatsverschuldung führt somit bei gleichbleibenden realen Zinsraten zu gleichermaßen wachsenden Kapitaleinkommen, was letztlich wiederum zu sinkenden Arbeitseinkommen führen muß.

 

 

4.4 Ursachenbekämpfung

Konjunkturschwankungen entstehen durch eine schwankende effektive Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern.

 

In jedem geschlossenen dynamischen System kann es nur dann zu Schwingungen bzw. Schwankungen eines Systemparameters kommen, wenn es ein entsprechendes Speicherelement gibt. Im volkswirtschaftlichen System stellt die (Spekulations-)Kassa das Speicherelement dar, das zu den Schwankungen der effektiven Nachfrage gehört.

 

Wird die Kassa aufgebaut, sinkt die effektive Nachfrage, wird sie abgebaut, so wächst die effektive Nachfrage.

 

Es gibt genau 2 theoretische Möglichkeiten, Schwingungen in einem dynamischen System möglichst einzuschränken:

 

1) Speicherelemente so klein wie möglich zu machen

2) Dämpfungselemente so groß wie möglich zu machen

 

Da der Vorgang des Speicherns, dh. in unserem Fall der Vorgang des Auffüllens und Entleerens der Kassa, kaum beeinflußt werden kann, fällt die Möglichkeit von Dämpfungselementen weg. Es bleibt nur die Möglichkeit, das Speicherelement, nämlich die Kassa, so klein wie möglich zu halten.

 

Der effizienteste Weg, um eine unerwünschte Größe klein zu halten, ist eine Lenkungsabgabe. Diese gewährleistet, daß sich die Größe ohne dirigistische Eingriffe (Verbote und Gebote) im marktwirtschaftlichen Sinn den Kräften entsprechend entwickeln kann, durch die zusätzliche Kraft der Lenkungsabgabe aber zu kleinen Werten hintendiert. Der Effekt wäre der Abbau der konjunkturellen Schwankungen, was gleichbedeutend ist mit einer Vergleichmäßigung der Geldumlaufgeschwindigkeit.

 

Die Lenkungsabgabe für die Kassenhaltung kann man auch als Liquiditätssteuer oder Nutzungsgebühr bezeichnen. Erstmalig wurde diese Besteuerung liquider Mittel von Silvio Gesell vorgeschlagen und in der Folge von Fisher und Keynes ernsthaft diskutiert. Konkret hat Keynes in der Folge auch in seinem Plan für die Bretton-Woods-Konferenz die Einführung einer Liquiditätssteuer für die Sonderziehungsrechte (Bancor), welche einem "Weltbankgeld" entsprochen hätten, vorgeschlagen. Die Liquiditätssteuer neutralisiert den Liquiditätsvorteil des Geldes ("Neutralgeld" siehe auch [2]).

 

Zusätzlich zum Problem der Konjunkturschwankungen kommt bei niedrigen Zinsen das Problem der Liquiditätsfalle insbesondere im zunehmenden Alter einer Volkswirtschaft.

 

Durch den Liquiditätsvorteil des Geldes wird in diesem Fall nicht nur vorübergehend im Sinne von Schwankungen sondern dauerhaft Geld vom realen Geldkreislauf in die Spekulationskassa verschoben. Damit kommt es zu einem dauerhaften Ausfall der effektiven Nachfrage. Eine Besteuerung der liquiden Mittel in der Höhe des Liquiditätsvorteiles des Geldes würde auch dieses gravierende Problem verringern.

 

Da die Liquiditätsfalle auch durch den Ausbau der Finanzmärkte verstärkt wird, sollte darüber hinaus auch eine Tobin-Steuer eingeführt werden, die als Dämpfungselement für die Finanzmärkte wirkt.

 

 

 

5. Ursache der kapitalismusbedingten Arbeitslosigkeit

 

Zur kapitalismusbedingten Arbeitslosigkeit kommt es, wenn die Kapitaleinkommen (Gewinne + Zinsen) zu Lasten der Einkommen aus selbständiger und unselbständiger Arbeit wachsen. Die dadurch sinkenden Arbeitseinkommen führen bei starren Löhnen zur Arbeitslosigkeit.

 

Was sind aber die Ursachen dafür, daß es zu einer Umverteilung der Einkommen weg von den Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen kommt? Die Ursachen dafür sind:

 

 

5.1 Das ureigenste Ziel des Kapitalismus

Auf der volkswirtschaftlichen Ebene (Makroebene) geht es darum, den Wohlstand durch den effizienten Einsatz von Kapital (dh. zB Maschinen) zu erhöhen. Die Effizienz des Kapitaleinsatzes soll dadurch gewährleistet werden, daß der Produktionsfaktor Kapital im Sinne des Leistungsprinzipes entlohnt wird.

 

Das Ziel auf der individuellen Ebene (Mikrobebene) ist es, vereinfacht gesagt, einerseits eine den individuellen Interessen entsprechende (im Sinne von Viktor Frankl) sinngebende Arbeit zu tun und andererseits ein ausreichendes bzw. möglichst hohes Einkommen zu erzielen. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob dieses Einkommen aus dieser Arbeit oder aus Kapitalbesitz entsteht. Es ist jedoch offensichtlich, daß sich dieses individuelle Ziel leichter bei hohen Kapitaleinkommen erreichen läßt.

 

Daher zielt sowohl die Makroebene als auch die Mikroebene in die gleiche Richtung. Die Makroebene will hohe Kapitaleinkommen schaffen, die Mikroebene will hohe Kapitaleinkommen erzielen.

 

Weil wir letztlich alle auf der individuellen Ebene dieses Wunschziel, nämlich möglichst hohe Einkommen aus Zinsen und Gewinnen, anstreben, ist es so schwierig, über das Kernproblem des Kapitalismus zu sprechen. Und das Kernproblem des Kapitalismus sind nicht die Kapitaleinkommen an sich, ganz im Gegenteil, diese sind sehr erwünscht. Das Kernproblem ist die ungleiche Verteilung der Kapitaleinkommen und besonders, daß diese Ungleichverteilung mit der Zeit systemnotwendigerweise zunehmen muß.

 

Die Globalisierung ist eine Methode, um den Kapitalismus noch effizienter zu gestalten und beschleunigt daher die Entwicklung der Ungleichverteilung. Solange das Problem der Ungleichverteilung nicht gelöst ist, ist die Globalisierung daher in erster Linie für diejenigen eine Chance, die ihre Kapitaleinkommen dadurch erhöhen können, für die meisten anderen hingegen verständlicherweise eine Bedrohung, weil sie berechtigte Zweifel hegen, daß das möglicherweise dadurch ausgelöste Wirtschaftswachstum die negativen Umverteilungswirkungen kompensieren kann.

 

 

5.2 Zinsen

Habenzinsen (Sparzinsen) und Sollzinsen (Kreditzinsen) haben im Rahmen der Volkswsirtschaft völlig verschiedene Funktionen. Dieser Sachverhalt und warum beispielsweise die Sparzinsen von den Kreditzinsen mit Hilfe einer Kreditsteuer entkoppelt werden sollten, wurde ausführlich in [2] diskutiert. Für die Höhe der Kapitaleinkommen aus Zinserträgen ist offensichtlich nur die Höhe der Sparzinsrate und nicht die Kreditzinsrate relevant. Im besonderen ist es nicht die Zinsrate für kurzfristiges Geld (Geldmarkt) sondern die Zinsrate für langfristiges Geld (Kapitalmarkt), welche für die Kapitaleinkommen relevant ist.

 

Sinkt die Kapitalmarktrendite in die Nähe von 5-6 %, kommt es zu der in 3.2.1 geschilderten Liquiditätsfalle, die ein weiteres Absinken der Kapitalmarktzinsen verhindert. Da die Wachstumsrate jedoch wie in 1.3 erläutert systemnotwendigerweise weiter sinken muß, kommt es zum inversen Zins-Wachstumsdifferential bzw. zum Phänomen von 1980. Die konstanten Kapitalmarktzinsen führen zu einem exponentiellen Anstieg der entsprechenden Kapitaleinkommen, obwohl das Volkseinkommen nur linear weiterwächst. Dies führt notwendigerweise zu einer Umverteilung von Einkommen aus Arbeit hin zu Kapitaleinkommen. Besonders wichtig ist, daß diese Situation nicht nur zu relativ sinkenden Arbeitseinkommen führt, sondern daß es ab einem gewissen Zeitpunkt zu absolut sinkenden Arbeitseinkommen kommen muß (siehe Grafik 4).

 

 

5.3 Gewinne

Gewinne stellen eine Knappheitsrendite dar und müßten bei vollständigem Wettbewerb daher gegen Null sinken. Da eine Eigenkapitalinvestition stets mit Risiko verbunden ist, müßten die Gewinne genauer gesagt auf die Höhe der Risikoprämie sinken.

 

Tatsächlich stellt man jedoch fest, daß die Gewinne keineswegs in diesem Sinne gegen Null bzw. die Risikoprämie tendieren. Warum ist dies so? Die Ursache dafür liegt darin, daß die Gewinnrate in folgender Weise an die Sparzinsen gekoppelt ist. Wegen der grundlegenden Bedeutung des Zusammenhanges von Gewinnrate, Zinsrate und Liquiditätsvorteil formulieren wir dies als 3. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre.

 

3. Hauptsatz der Volkswirtschaftslehre

- Die Summe aus realer Eigenkapitalrendite und realem Wertzuwachs des Kapitals ist stets größer als die reale Kapitalmarktzinsrate.

- Die reale Kapitalmarktzinsrate ist stets größer als eine von Inflationsrate und Bindungsfrist abhängige Größe L.

- L ist stets größer als Null und heißt Liquiditätsvorteil des Geldes.

 

Die Konsequenz daraus ist, daß die Gewinnrate trotz Wettbewerb nicht unter die Sparzinsrate sinken kann. Dies führt dazu, daß sich seit 1980 nicht nur die Sparzinsrate von der Wachstumsrate entkoppelt, sondern auch die Gewinnrate. Die daher seit 1980 nicht mehr sinkende Gewinnrate führt daher zu exponentiell wachsenden Gewinnen, dh. die langzeitliche Entwicklung von Zinsen und Gewinnen ist grundsätzlich von der gleichen Charakteristik. Die Gewinne tragen daher in gleicher Weise wie Zinsen dazu bei, daß es zunächst zu einem relativen und ab einem gewissen Zeitpunkt zu einem absoluten Sinken der Arbeitseinkommen zugunsten der Kapitaleinkommen kommen muß.

 

 

5.4 Kausalkette für die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit

a) Wegen der Unmöglichkeit eines exponentiellen realen Wachstums muß die Wachstumsrate mit dem Alter der Volkswirtschaft sinken, dh. daß das Volkseinkommen nur etwa linear wächst.

b) Zunächst sinken daher auch die Zinsraten. Wegen des Liquiditätsvorteiles des Geldes kommt es bei niedrigen Zinsen zur Liquiditätsfalle, die ein weiteres Absinken der Zinsen verhindert. Trotz weiter sinkender Wachstumsraten bleiben die Zinsraten annähernd konstant.

c) Wegen des 3. Hauptsatzes können die Gewinnraten nicht unter die Zinsraten sinken. Sobald die Zinsen wegen der Liquiditätsfalle nicht mehr weiter sinken, können daher auch die Gewinnraten trotz Wettbewerbes nicht mehr weiter sinken.

d) Wegen b) und c) kopmmt es zu einem exponentiellen Wachstum der Kapitaleinkommen.

e) Wegen a) und d) kommt es zunächst (etwa seit 1980) zu einem relativen und in der Folge zu einem absoluten Sinken der Arbeitseinkommen zugunsten der Kapitaleinkommen (siehe Grafik 4).

f) Sinkende Arbeitseinkommen führen in Verbindung mit starren Löhnen zu Arbeitslosigkeit.

 

 

 

6. Maßnahmen gegen die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit

 

Die herkömmliche Wirtschaftspolitik sieht als einziges Mittel gegen die real sinkenden gesamten Arbeitseinkommen ein entsprechend hohes Wirtschaftswachstum. Abgesehen von der ökologischen Problematik dieses davon ausgehenden Zwanges zum Wachstum, muß dieses Mittel systemnotwendigerweise langfristig versagen, da exponentielles Wachstum grundsätzlich nicht durch einen linearen Prozeß beherrscht werden kann. Auch wenn die Wachstumsrate für das lineare Wachstum der Wirtschaft noch so hoch ist, kann der exponentiell verlaufende Umverteilungseffekt von Arbeitseinkommen zu Kapitaleinkommen damit nicht langfristig kompensiert werden.

 

Das Problem kann daher grundsätzlich nur durch folgende drei Maßnahmen beherrscht werden:

 

1) Gleichmäßigere Verteilung des Kapitalbesitzes

2) Staatliche Rückumverteilung von Kapitaleinkommen

3) Beseitigung der Ursache für das Wachstum der Kapitaleinkommen

 

Wenn es nicht gelingt, letztlich durch das Zusammenspiel dieser drei Maßnahmen die wachsenden Kapitaleinkommen allen Bevölkerungsteilen zukommen zu lassen, wird unsere Gesellschaft zerbrechen.

 

 

6.1 Gleichmäßigere Verteilung des Kapitalbesitzes

Der Ausbau des Pensionskassensystems stellt zweifellos einen Schritt in die richtige Richtung dar. Wenn im Idealfall alle Personen Mitglieder einer Pensionskassa wären und die Pensionskassen den überwiegenden Teil des Kapitalbesitzes kontrollierten, entspräche die Verteilung des Kapitalbesitzes ungefähr der Verteilung der Arbeitseinkommen, was anzustreben wäre.

 

So positiv Pensionskassen grundsätzlich zu beurteilen sind, muß man sich jedoch darüber im klaren sein, daß es bei der Einführung von Pensionskassen dazu kommt, daß die Sparquote entsprechend ansteigt, dh. daß das nach Veranlagungen suchende Kapital stark steigt, woraus sich ein entsprechender Wachstumszwang ableitet. Die möglichen ökologischen Folgen daraus sollten daher im Auge behalten werden.

 

Darüber hinaus ist jedenfalls eine entsprechende Kapitalvermögensbesteuerung notwendig. Diese kann wegen der Mobilität des Kapitals aber nur dann auf die notwendige Höhe angehoben werden, wenn dies international harmonisiert und im Gleichklang geschieht. Dies wird eine der großen politischen Herausforderungen.

 

 

6.2 Staatliche Rückumverteilung von Kapitaleinkommen

Natürlich ist es möglich, eine unkontrollierte Entwicklung von Kapitaleinkommen über eine progressive Besteuerung der Kapitaleinkommen einzubremsen. Abgesehen von den Problemen der Steuerflucht ist dies jedoch nur als Symptombekämpfung und nicht als Ursachenbekämpfung zu betrachten.

 

 

6.3 Beseitigung der Ursache für das Wachstum der Kapitaleinkommen

Als wesentliche Ursache für die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit wurde in 5.4.b) wiederum die Entstehung der Liquiditätsfalle erkannt, deren Ursache im Liquiditätsvorteil des Geldes liegt. Im selben Sinn wie in 4.4 kann auch hier die Entstehung der Liquiditätsfalle durch die Einführung einer Liquiditätsbesteuerung und die Einführung einer Tobin-Steuer verhindert werden. Um ein Absinken der realen Sparzinsen und damit auch der Gewinnraten (3. Hauptsatz!) zu ermöglichen, ist auch die Entkopplung von Spar- und Kreditzinsen durch eine Kreditsteuer notwendig (Details dazu siehe [2]).

 

 

 

7. Strukturellbedingte und freiwillige Arbeitslosigkeit

 

Im Rahmen dieser Arbeit soll nicht im einzelnen auf die zahlreichen Maßnahmen zur Beseitigung der strukturellbedingten und der freiwilligen Arbeitslosigkeit eingegangen werden. So ist einerseits zweifellos eine entsprechend hohe Progression bei der Einkommenssteuer und möglicherweise eine negative Einkommenssteuer für die niedrigen Einkommen notwendig, andererseits muß auch der Mißbrauch von Sozialleistungen entscheidend bekämpft werden, um eine dadurch ermöglichte freiwillige Arbeitslosigkeit zu verhindern.

 

Hervorgehoben werden soll nur, daß eine ökologische Steuerreform durch die Entlastung des Faktors Arbeit auf Kosten einer Belastung der Ressourcen einen wesentlichen Beitrag zur Beseitigung der strukturellen Arbeitslosigkeit leisten könnte. Im Lichte der vorhergehenden Ausführungen sollte die ökologische Steuerreform jedoch durch eine ökosoziale Steuerreform ersetzt werden, in der ebenfalls der Faktor Arbeit entlastet wird aber andererseits zusätzlich zum Faktor Ressourcen auch der Faktor Kapital belastet wird.

 

 

 

 

 

 

Literatur:

 

 

[1] Stefan Schulmeister: "Zinssatz, Wachstumsrate und Staatsverschuldung",

(WIFO)-Monatsberichte 3/95

 

[2] Erhard Glötzl: „Über die (In-)Stabilität unseres Geld- und Wirtschaftssystems aus der Sicht eines Technikers", erweiterte Fassung eines Vortrages, gehalten am 13. November 1995 vor dem KdF - Kreis der Führungskräfte der Voest