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Gästebuch Juli 1997

Zum Gästebuch vom Juni 1996 bis Juni 1997


Thursday 03.July 1997, 01:31
Jürg Naegeli, Solothurn, Schweiz (fcs@solnet.ch):
Hallo zusammen Heute ist mir der Begriff "Brakteaten" wieder mal eingefallen. Den habe ich vor ein paar Jahren bei der Lektüre von Margrit Kennedys aufwühlendem Buch kennengelernt. Im "altavista" - Sucher bin ich dabei auf diese homepage gestossen. Toll, das Internet! Ob aber damit das Problem des Verschiebens von materiellem Besitz von der Allgemeinheit hin zu einem alles verschlingenden "Schwarzen Loch" durch Zins und Zinseszins-Mechanismen aufgehalten oder gar gelöst werden kann, ist aber ziemlich unsicher. Die wirklich interessante Frage für mich ist hier auch schon aufgeworfen worden: Sind die massgebenden Leute an den Pyramidenspitzen der Macht einfach nicht mit dieser Problematik vertraut, und wird deshalb das Problem nicht angepackt, ja nicht einmal (öffentlich) über das Thema diskutiert? Das scheint mir sehr, sehr unwahrscheinlich! Es gibt auch viele Hinweise und Informationen darüber, dass im Gegenteil diese Konzentration des gesamten weltweiten materiellen Besitztums in einige wenige Hände planmässig vorangetrieben wird. Aufzuhalten wäre dies wohl nur durch einen Quantensprung in der menschlichen Bewusstseinsentwicklung, um einen grossen geistigen Gegenpol zu diesen einseitig auf Machtkonzentration strebenden Kräften zu setzen. Hier denke ich allerdings wie auch schon oben mal erwähnt: Die Menschheit hat eben das Geld- und Wirtschaftsystem, das sie verdient. Ob sie damit allerdings ihr eigenes Überleben schafft? Weiss jemand genaueres darüber, warum um das 15. Jahrhundert das Brakteatengeld wieder abgeschafft wurde? Die Fugger wurden u.a. schon genannt. Gibt es Literatur zu dieser "Nicht-Geschichte"? P.S. Von Margrit Kennedy habe ich hier in Solothurn vor einigen Jahren ein Referat über ihr Buch "Geld ohne Zinsen und Inflation" auf Band aufgenommen. Der Vortrag wurde von der Zeitschrift "Der Zeitpunkt" organisiert. Diese Monatsschrift beschäftigt sich u.a. mit solchen Themen, und ist sehr zu empfehlen Grüsse aus der Schweiz Jürg Naegeli
Thursday 03.July 1997, 19:57
Hans Eisenkolb (eisehan@sunshinecable.com):
Lieber Wolfgang Darf ich als alter Mann hoffentlich sagen. Hier in Canada sind alle Deutschen per du . Wann kommen die naechsten Kapitel von Karl Walkers Buch? Hinkt er uebrigens noch im Diesseits herum? Schoene Gruesse. Hans
Friday 04.July 1997, 06:33
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):

Hallo Hans,
wenn ihr Deutschen in Kanada alle "Du" zueinander sagt, dann werd' ich das hier auch machen. Nett! Ich stell' mir vor, Du sitzt irgendwo in der Wildnis an einem kleinen See in Deinem Blockhaus, hast eine grosse Antenne (mit Solarstrom) auf dem Dach und hast da Dein Handy und Dein Notebook angeschlossen und surfst im Internet rum...
Aber das ist doch etwas abgedreht und hollywood-like. Wahrscheinlich hockst Du auch in irgendeiner Großstadt...

Was Walker angeht: Ich habe sein ganzes Buch mittlerweile abgescannt + korrekturgelesen; ich bin nur noch nicht dazugekommen, es ins HTML-Format zu bringen. Wird aber hoffentlich bald soweit sein.
Walker ist - glaub' ich - schon einige Jahre tot. Ich habe sein Buch irgendwo gefunden, fand' es spannend + vergriffen, und habe es abgescannt...

Freundlicher Gruss, Wolfgang


Friday 04.July 1997, 06:49
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):

Hallo Herr Naegli! (Eintrag vom 3. July, 1:31 Uhr)
Ja, das mit den Internet-Suchmaschinen ist schier fantastisch! So aehnlich muss das damals gewesen sein, als Gutenberg den Buchdruck erfunden hat. Nicht mehr muehsam abschreiben, sondern in grosser Auflage drucken... Die Ideen haben sich dann viel schneller verbreitet + Bücher waren kein Privileg mehr von einigen Wohlhabenden...
Jetzt mit dem Internet sind wir in einer aehnlichen Situation: Jeder kann publizieren. Leider hat aber kaum jemand was wichtiges der Welt mitzuteilen... Daher ist es m.E. wichtig, wichtige Buecher von Leuten, die wirklich etwas mitzuteilen haben/hatten im Volltext im Internet abzulegen. Ich habe schon mal mit diesen erstaunlichen Zinstheorien angefangen.

Mit irgendwelchen weltweiten Verschwoerungstheorien kann ich garnichts anfangen! Das sind meines Erachtens unterhaltsame Märchen aus schlechten Büchern + Filmen.

Wegen den Brakteaten moechte ich auf das Buch von Walker hinweisen. Es wird hoffentlich naechste Woche auf diesen Seiten hier im Volltext zur Verfuegung stehen. Wenn ich mich richtig erinnere, wurden die Brakteaten abgeschafft, weil die Muenzherren zu habgierig wurden, und die Geldverrufung zu oft ausfuehrten. Die Menschen waren dann sauer + es leid und fanden einen "ewigen Pfennig" viel bequemer. Dass sie sich damit auch wieder der Zinsproblematik aussetzten, war ihnen nicht bewusst. :-(

Freundlich: W. Roehrig


Sunday 06.July 1997, 04:01
Hans Eisenkolb (eisehan@sunshinecable.com):
Lieber Wolfgang. Wo gibt es das? Ein romantischer Berliner, ganz ohne Berliner Schnauze. Aber mit dem Blockhaus hast du fast recht. Ich lebe seit zwei Jahren hier in Grand Forks, einer Stadt von etwa 5000 Einwohnern. Fast die Haelfte von denen sind Duchoborzen, und deren Nachkommen. Das ist eine russische Kriegsverweigernte Sekte. Unsere Buecherei hatte seit Ende vorigen Jahres 5 Computer mit Internetanschluss zur freien Verfuegung. Da war ich fast taeglicher Gast bis ich mir selber so ein Ding zulegte. Nun habe ich fuer 30.- im Monat unbeschraenkten Anschluss. Weil unser Kabelcompanie eine Riesenantenne hat, brauch ich keine eigene Tschuess Hans
Sunday 06.July 1997, 16:57
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):

Hi Hans,
naja, ich bin ja kein richtiger Berliner. Aus Westdeutschland erst 1987 hergekommen.
- Internet: Ist das üblich, dass öffentliche Bibliotheken in Kannada kostenlosen Internet-Zugang bieten? Hier in Deutschland sind wir davon noch weit entfernt. Ist eher die Ausnahme. :-( Muss aber besser werden!
- Walker: Woher weisst Du, dass er hinkte? Hast Du ihn gekannt?
- Brakteaten: Ich habe gerade das gesamte Walker-Buch ins Netz gestellt. Ganzer Tag Arbeit... Hoffentlich hat es sich gelohnt!!! Walker schreibt viel zu den Brakteaten!

Karl Walker: Das Geld in der Geschichte

Ausserdem sind heute noch folgende Texte dazugekommen:

Helmut Creutz: Wie stichhaltig sind die Einwände gegen eine Geldreform?

GLS Gemeinschaftsbank Eine Bank (fast) ohne Zinsen

Erfurter Erklärung

Freundlich winkend: Wolfgang


Tuesday 08.July 1997, 01:13
Hans Eisenkolb (eisehan@sunshinecable.com):
Lieber Wolfgang! Einige Bemerkungen ueber englische Texte.Margrit Kennedy's Buch exestiert in englischer Fassung.( New Society Publishers Gabriola Island B.C.V0r1X0 Box 189 " Interest and Inflation Free Money" Vielleicht schaust du auch einmal bei Andreas Ruetten vorbei. Er hat einen Text von mir im Net. Und ja ich habe Karl Walker 1952 in Heidelberg bei Otto Lautenbach gesehen. Er war einer der hellsten Koepfe der Freiwirtschaftsbewegung trotz oder vielleicht wegen seiner koerperlichen Behinderung. Sein Buch; Die neue europaeische Waehrungs-Ordnung solltest du dir besorgen. 1962 geschrieben ist es jetzt hoechst aktuell. Selbst fuer lokale Geldexperimente sind seine Gedanken verwertbar denn frueher oder spaeter muss einmal lokales Geld einen Umrechnungskurs zum zum Nationalbankgeld haben, denn auf die Dauer kann Freigeld nicht an das inflationsgefaehrtete Nationalbankgeld gebunden bleiben. mehr spaeter Hans P.S.Koenntest du mehr Margin auf der linken Seite lassen? Ich kann das von hier aus nicht machen und deshalb ist es schwer die einzelnen Blaetter zu binden. P.S.P.S. Mach dir keine Sorgen wegen deines Geisteszustandes. Als ich die Freiwirtschaft kennen lernte, konnte ich auch nicht glauben, dass so eine grossartige Idee nicht schon Allgemeingut ist. Ich dachte ich sei verrueckt. Nun neige ich eher zu der Anschauung dass der Rest der Welt verrueckt ist.:-)
Tuesday 08.July 1997, 15:55
Uwe Dißelbrede (udisselbrede@pcz. uni- dortmund.de):
Liebe Grüße vom Permakulturverein Dortmund ! Und immer dran denken ! Das Grüne nach oben ! Uwe
Tuesday 08.July 1997, 15:57
U. Glatzle (glatzleu@informatik.uni-marburg.de):
Sehr geehrter Herr Roehig! Vor einigen Tagen hatte ich auf Ihren Seiten Volltexte über den Kalten Krieg gefunden [Kuba etc.]. Leider kann ich die Texte nicht mmehr finden. Für Hinweise von sämtlichen Seiten bin ich dankbar! Mit freundlichen Grüßen, U.Glatzle
Wednesday 09.July 1997, 08:05
():
Hallo Herr Glatzle
probieren Sie bitte:
http://www.dhm.de/~roehrig/ws9596/texte/kk/dhm/kk.html

Freundlicher Gruss, W. Roehrig


Wednesday 09.July 1997, 08:14
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):

Hi Hans (Eintrag vom 8. July 1997, 1:13)
Deinen Text unter http://ourworld.compuserve.com/homepages/ruetten/supply.htm habe ich gelesen. Danke!

Margin kann ich nicht lassen, aber Du kannst Deinen Browserausdruck so einstellen, dass er Rand laesst!
Geisteszustand: Bin ich eigentlich ganz zufrieden!

;-)

winkend und gruessend bzw. gruessend winkend: Wolfgang
Wednesday 09.July 1997, 19:38
armand tardella (at10@calvanet.calvacom.fr):
Dear Margrit I have just finished your book entitled "interest and inflation free money" I totally agree with you I created 2 years ago a LETS system in Saint Quentin en Yvelines, near Versailles, 30 kms west of Paris. I implement for january, 1st, a Gesell type local money which works then well for six months. We take 3% per month, on the 1st of each month, on every positive account. the negative accounts are not charged. This "tax" feeds the LETS system account. But in counterpart, on january, 1st, we gave 1000 pave ( the pave is our local currency) to every joiner. and we stil give every new joiner 1000 pave. we have today 142 joins. Since a few months, I'm contacting a lot of people, to argue to apply this system to a wider range. I wrote a pratical project, on the basis of barter companies, on which could be added a Gesell-type internal money. This would have the advantage, under certain conditions, to be implemented, without the help, or goverment intervention. just like a barter company that sells a particular "financial" product. If you are interested, you could send me your E-mail, and I would send you my text ( summarized in 5 sheets of paper) I would be pleased if we could work together on this kind of project. sincerly armand tardella
Thursday 10.July 1997, 08:15
Otto Lautenbach (whwt@do youthink):
Armand Tardella should reduce his tax by two percent and should divorce his pave from the french franc which means that he should create a stable currency based on the standard of living. No problem! just propagate a rate of exchange to the french franc which takes into consideration that the french franc gets inflated. otto
Thursday 10.July 1997, 10:34
Frank Bohner (bohnerfr@uni-hohenheim.de):
Kontaktadressen in Sachen NWO Sehr geehrter Herr Röhrig, die Arbeitsgruppe Wirtschaft und Finanzen im BUND-Landesverband Baden-Württemberg (langjähriger Leiter: Reiner Bischoff) wurde vor ziemlich exakt einem Jahr vom BUND aufgelöst. Der baden-württembergische Landesvorstand des BUND versuchte, im Spätsommer 1996 eine Neugründung durchzuführen, was aus verschiedenen Gründen damals jedoch scheiterte. Ob es mittlerweile wieder eine AG W+F im Landesverband B-W gibt, vermag ich nicht zu sagen. Falls ja: dann ist Herr Bischoff auf keinen Fall der Leiter, und mit NWO-Theorien dürfte sie sich nach meiner Einschätzung wohl auch kaum mehr schwerpunktmäßig beschäftigen. Fazit: Bitte nehmen Sie diese Kontaktadresse aus Ihrem Verteiler heraus. Sie können sich, wenn Sie sichergehen wollen, daß meine Angaben stimmen, ja nochmal bei Herrn Bischoff erkundigen. Herzliche Grüße Frank Bohner
Thursday 10.July 1997, 19:34
(Wolfgang Roehrig):
Vielen Dank fuer den Hinweis! Habe Ihre Information angefuegt.
Friday 11.July 1997, 14:42
Markus Diehl (M.Diehl@ifw.uni-kiel.de):
Einige kurze Kommentare zu dem Buch von Margrit Kennedey; ich habe den Text allerdings bisher nur kurz ueberflogen. 1. Die Grundidee des Vorschlags in Kapitel 2 scheint mir die Sicherung des Realwerts der Waehrung zu sein, nicht so sehr die Abschaffung des Geldzinses. Allerdings ist die Autorin gerade da ziemlich vage wo es darum geht WIE die Zentralbank (oder eine andere Behoerde) das machen kann bzw. sollte. 2. Interessanterweise bleibt es trotz des eigenen Anspruchs bei einem Geldzins auf Kredite, der jetzt allerdings etwas verschaemt Nutzungsgebuehr genannt wird, aber immerhin real 6 % pro Jahr betragen soll. Das ist zuzueglich der Bankmarge) mehr als der Realzins fuer einen normalen Konsumentenkredit. 3. Die 4 Aspekte ("Missverstaendnisse") in Kapitel 1 werden durch die Vorschlaege in Kapitel 2 aus meiner Sicht im Kern nicht beruehrt: An den Kapitalkosten aendert sich (preisbereinigt) nichts, ebenso wie an der beklagten Umverteilung von "have-nots" zu "haves". Warum sich die Inflation durch den Verzicht auf den Geldzins quasi von allein verringern soll, bleibt unklar; die Autorin nennt ja selbst auch andere Inflationsursachen, so dass eine Preis-Lohn-Spirale - also das Schwungrad jeder Inflation - anscheinend nicht ausgeschlossen werden kann. Was nun den Aspekt der Widernatuerlichkeit exponentiellen Wachstums angeht, so ist mir nicht klar, was bei dieser Metapher - und mehr ist es meiner Ansicht nach nicht - der oekonomische Kern sein soll. Unstrittig ist wohl, dass Ressourcenverbrauch nicht dauerhaft exponentiell wachsen kann. Aber warum sollte das auch fuer den WERT aller Gueter und Dienstleistungen gelten? Und selbst wenn dies ebenfalls so waere, so wird bei dem Argument der Autorin unterstellt, dass die Zinseinkuenfte NIE wieder konsumiert werden. Warum sollte denn ein vernuenftiger Mensch sein Vermoegen auf ewig MIT Zins und Zinseszins auf seinem Konto liegen lassen, ohne je an die (teilweise) Aufloesung des Vermoegens zu denken? (Markus Diehl, Diplom-Volkswirt, Institut fuer Weltwirtschaft an der Universitaet Kiel)
Friday 11.July 1997, 15:21
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):

Hinweis: WWW-Seite des Instituts fuer Weltwirtschaft


Friday 11.July 1997, 15:22
Markus Diehl (M.Diehl@ifw.uni-kiel.de):
Lieber Herr Roehrig, am 20. Juni beklagten Sie in diesem Gaestebuch, dass die FED wieder an einen Goldstandard denke. Vermutlich meinten Sie den unter http://www.fame.org/fedwatch/Fedwatchb.htm abgedruckten Artikel von Greenspan aus dem Jahre 1966 (!). Und diesen Artikel wuerde ich auch nicht als Plaedoyer fuer den Goldstandard verstehen, sondern eher als feine Ironie. Herzliche Gruesse, Markus Diehl P.S.: Ich hatte bei meinem vorhergehenden Eintrag die Anrede und die Gruesse schlichtweg vergessen, ich hoffe Sie haben mich deshalb noch nicht fuer unhoeflich gehalten.
Friday 11.July 1997, 21:55
Michael Hanel (hanel@servus.at):
Lieber Herr Diehl! Zu Ihrer Frage: Ein vernünftiger Mensch denkt an seine Zukunft und weiters an seine Nachkommen. Ein vernünftiger Mensch versucht sich manchmal auch im Rechnen. Ergo kommt ein Mensch (oder auch mehrere), der sich vernünftig dünkt, durchaus auf die Idee nicht nur für sich, sondern für seine Kinder und Urenkel Geld zu sparen und weil er rechnen kann und manch anderer auch, kommt er 'drauf, daß 1000 DM nach 136 Jahren bei 10% Zinsen veranlagt, für seine(n) Nachkommen die tolle Summe von 427 Millionen DM ergibt. Damit dürfte er sich wohl einen Namen unter seinen Nachfahren gemacht haben? Nicht? Toll was? Na ja, dieses Gästebuch hat wirklich Auswirkung auf den Geisteszustand. Bin jetzt auch schon ganz wirrr, weil ich gar nicht versteh', daß mein Ururopa diese Sache nicht für mich gestartet hat - oder hat er etwa doch und deswegen das ganze Durcheinander heut? Lieber Diehl, jetzt aber Schluß, sonst wird's mir noch zu viel, auch ohne Kuss! Pfiat di! Servus und mit besten Empfehlungen an die Damen und Herrn Kollegen.
Saturday 12.July 1997, 21:39
Michael Hanel (hanel@servus.at):
Lieber Herr Diehl! Zu Ihrer Frage: Ein vernünftiger Mensch denkt an seine Zukunft und weiters an seine Nachkommen. Ein vernünftiger Mensch versucht sich manchmal auch im Rechnen. Ergo kommt ein Mensch (oder auch mehrere), der sich vernünftig dünkt, durchaus auf die Idee nicht nur für sich, sondern für seine Kinder und Urenkel Geld zu sparen und weil er rechnen kann und manch anderer auch, kommt er 'drauf, daß 1000 DM nach 136 Jahren bei 10% Zinsen veranlagt, für seine(n) Nachkommen die tolle Summe von 427 Millionen DM ergibt. Damit dürfte er sich wohl einen Namen unter seinen Nachfahren gemacht haben? Nicht? Toll was? Na ja, dieses Gästebuch hat wirklich Auswirkung auf den Geisteszustand. Bin jetzt auch schon ganz wirrr, weil ich gar nicht versteh', daß mein Ururopa diese Sache nicht für mich gestartet hat - oder hat er etwa doch und deswegen das ganze Durcheinander heut? Lieber Diehl, jetzt aber Schluß, sonst wird's mir noch zu viel, auch ohne Kuss! Pfiat di! Servus und mit besten Empfehlungen an die Damen und Herrn Kollegen.
Sunday 13.July 1997, 11:48
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):

Zum Eintrag von Otto Lautenbach vom 10. July, 8:15

Erstaunlich: Das Internet scheint ein wahrer Jungbrunnen zu sein: Erst Silvio Gesell und jetzt Otto Lautenbach. Letzteren kannte ich bisher noch nicht, aber gestern sagte man mir, dass Lautenbach ein von Gesell inspirierter Ökonom gewesen sei, der z.B. mit Erhardt zusammen an der sozialen Marktwirtschaft gewerkelt hat.

Herr Lautenbach, können Sie da noch was zu sagen? Und was treibt Sie ins Netz? Gibt es jetzt schon auf irgendwelchen Friedhöfen öffentliche Internetterminals? Oder gibt es gar direkt irgendwo eine Internet-Leitung ins "Jenseits"?

Verwundert: W. Roehrig


Sunday 13.July 1997, 12:07
Wolfgang Roehrig ():

Zum Eintrag von Markus Diehl (11. July, 14:42 + 15:22)

Hallo Herr Diehl!
"Institut fuer Weltwirtschaft"; Ich bin beeindruckt! Sie sind wohl "Profi"!? Vielen Dank fuer Ihre Kommentare zum Buch von Kennedy! :-)

Nutzungsgebühr: Woher haben Sie die 6 %? Vielleicht können Sie die Stelle bei Kennedy angeben? H.Creutz meint, die Bankmarge (= Nutzungsgebühr, wenn ich das richtig verstanden habe) läge so zw. 4 - 5 %. Das deckt sich in etwa mit den Sätzen, die die GLS-Bank zur Zeit nimmt. http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gls.htm

"Inflation verringert sich durch Verzicht auf Geldzins"
Zu dieser These habe ich neulich irgendwo was gelesen. Ich werde mich bemuehen, den Text wiederzufinden und Ihnen mitzuteilen. Das schien mir ganz schluessig, momentan kann ich es aber nicht herleiten.

FED: Die feine Ironie im 1966er Artikel von Greenspan ist mir in der Tat entgangen. Wie war denn das damals? Sind die Leute so einfach vom Goldstandard abgerueckt? Wenn dem so waere, dann ist das ja vielleicht ironisch. Aber ich kenne mich in Geld- und Wirtschaftsgeschichte kaum aus!

unhoeflich: Keine Sorge! So lange das hier nicht in wueste "flame-wars" ausartet, ist das ganz ertraeglich! Danke der Nachfrage! Ebenfalls freundlich + herzlich: Wolfgang Roehrig


Monday 14.July 1997, 14:32
Frank Bohner (bohnerfr@uni-hohenheim.de):
Hallo Herr Roehrig, hier einige Synonyme des Begriffes "Nutzungsgebuehr": "Durchhaltekosten auf Liquidität", "Liquiditätsgebühr", "konstruktive Umlaufsicherung". Keinesfalls meint Helmut Creutz mit dem Begriff "Nutzungsgebühr" die Bankmarge! Mit freundlichen Grüßen Frank Bohner
Monday 14.July 1997, 15:00
Markus Diehl (M.Diehl@ifw.uni-kiel.de):
Lieber Herr Roehrig, lieber Herr Bohner, tatsaechlich habe ich da beim Ueberfliegen des Buchs von Frau Kennedy etwas falsch verstanden. Den Unterschied zwischen der ueblichen Bankmarge und der Nutzungsgebuehr hatte ich sehr wohl gesehen. Aber ich hatte dann ueberlesen, dass letztere nur fuer den noch nicht genutzten Teil der Kreditsumme faellig werden soll. Mea culpa! Aber an meinen uebrigen Zweifeln - insbesondere meine Frage, ob sich auf der Grundlage einer Argumentation mit Realzinsen etwas gegenueber dem jetzigen System aendert - halte ich bis zum Beweis des Gegenteils fest. Nichtsdestoweniger: eine feine Idee, Ihr Server und Ihr Gaestebuch! Herzliche Gruesse, Markus Diehl
Tuesday 15.July 1997, 06:35
Otto Lautenbach (ander@dimension..\/\/):
Lieber Herr Roehrig. Der Grund meines Geistern im Net istder, dass ich erstens meine Hilfe weiterhin geben will und dass ich zweitens meinen Ruf verteidigen muss. Mir ist zu Ohren gekommen, dass man mich wie Silvio als Nationalisten einstuft. Fuer den Staub auf den Friedhoefen braucht man keinen Netanschluss, aber haben sie schon bedacht, dass das Internet eine andere Dimension darstellt? ergebendst Otto Lautenbach
Thursday 17.July 1997, 17:48
Erhard Gloetzl(gloetzl@sbl.co.at):

Lieber Markus Diehl,

zu Deinen Fragen ueber das Buch von Kennedy in der e-mail vom
11.07.1997 an Wolfgang Roehrig:

1.)
>Allerdings ist die Autorin gerade da ziemlich vage, wo es darum
>geht, wie die Zentralbank oder eine andere Behoerde das machen kann
>bzw. sollte.

Die Funktionsweise ist genau beschrieben im Kapitel 12 meiner
Vortragsunterlage "Ueber die (In-)Stabilitaet unseres Geld- und
Wirtschaftssystems aus der Sicht eines Technikers".

- Einen Auszug daraus findest Du als attachment dieser e-mail.

- Die gesamte Vortragsunterlage kannst Du ueber unseren FTP-Server
(File-Server mit Word-Dokumenten zum Thema NewMoney) im
Verzeichnis /newmoney/
folgendermassen abrufen:

FTP-Server:
ftp.sbl.co.at
Login Name:
anonymous
Password:
eigene Mailadresse (zB: gloetzl@sbl.co.at)

- Darueber hinaus findest Du in unserem FTP-Server einige
interessante Briefwechsel mit Volkswirten, die helfen, moegliche
Missverstaendnisse aufzuklaeren.

- Falls Du mir Deine Postadresse bekannt gibst, kann ich Dir die
Unterlagen einschliesslich Grafiken schicken.

2.)
>Interessanterweise bleibt es trotz des eigenen Anspruchs bei einem
>Geldzins auf Kredite, die jetzt allerdings etwas verschaemt
>Nutzungsgebuehr genannt wird, aber immerhin real 6 % pro Jahr
>betragen soll.

In der klassischen Freiwirtschaftstheorie (und damit auch bei
Kennedy) ist die Nutzungsgebuehr keine Gebuehr auf Kredite, sondern
eine Besteuerung der M1-Geldmenge (Bargeld und Giralgeld) in der
Hoehe von etwa 6 %. Etwas allgemeiner betrachtet geht es um die
Besteuerung liquider Mittel.

Im Gegensatz zur klassischen Freiwirtschaftstheorie bin ich der
Meinung, dass zusaetzlich zur Nutzungsgebuehr eine Gebuehr auf
Kredite notwendig ist, um Sparzinsen und Kreditzinsen voneinander zu
entkoppeln. Ziel ist naemlich nicht "dass die Zinsen Null werden",
sondern Ziel ist "dass die SPARzinsen Null werden" und die
Kreditzinsen sich am Markt nach Angebot und Nachfrage einpendeln, um
eine effiziente Allokation knapper Ressourcen zu gewaehrleisten.

3.)
>Was nun den Aspekt der Widernatuerlichkeit exponentiellen Wachstums
>angeht, so ist mir nicht klar, was bei dieser Metapher der
>oekonomische Kern sein soll>

Natuerlich ist eine exponentielle Inflation theoretisch moeglich.
Dies ist aber nicht das Kernproblem. Das Kernproblem ist die durch
das exponentielle Wachstum der realen (nicht der nominellen!)
Geldvermoegen ausgeloeste exponentielle Wachstum der realen
Kapitaleinkommen und der wegen der ungleichen Verteilung der
Kapitalvermoegen dadurch ausgeloesten Umverteilung. Naeheres dazu
siehe Kapitel 4/5/6 von og. Vortragsunterlage.

-----
Auszug aus "Ueber die (In-)Stabilitaet unseres Geld- und
Wirtschaftssystems aus der Sicht eines Technikers"
4,5,6,10,11 und 12.1 bis 12.5
als attachment
-----

liebe Gruesse
Erhard Gloetzl


Thursday 17.July 1997, 17:46
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):
Obiger Eintrag stammt aus einer Mail von E. Gloetzl und wurde von mir mit seiner Erlaubnis fuer dieses Gaestebuch formatiert.

W. Roehrig


Thursday 17.July 1997, 17:49
alexander brandt (abrandt@hrz.uni-bielefeld.de):
Lieber Wolfgang Roehrig und andere begeisterte FreiwirtschaftlerInnen, bis vor kurzem war ich von der Freiwirtschaftstheorie auch sehr angetan und von Tauschringen etc., aber vor kurzem ist mir ein sehr interessanter kritischer Beitrag dazu in die Hände gefallen, den ich nur zu lesen empfehle: Robert Kurz in seiner Zeitschrift "Crisis", Nr. 16/17, glaube ich, mit dem Titel "Antisemitische Ökonomie" oder so ähnlich. Er zeigt eine vergessene Seite Gesells auf, über seine Ver- strickungen mit den Nazis u.a.. Es ist etwas polemisch geschrieben, aber das tut seinen Sachargumenten keinen Abbruch. Viele Grüße! Alexander Brandt
Friday 18.July 1997, 06:15
Wolfgang Roehrig (roehrigw@zedat.fu-berlin.de):

Lieber Alexander Brandt,
ich bin ja nun kein "Profi" in Sachen Freiwirtschaft, ebensowenig in Oekonomie, ich bin irgendwann einmal zufaellig auf das Buch von Kennedy gestossen und hatte nach der Lektuere den Eindruck, dass ich nun in Sachen Geld + Wirtschaft + Arbeit einiges anders sehe. Das hat mir grossen Spass gemacht! Ich habe mich dann weiter mit dem Thema beschaeftigt und bin dann auf weitere Texte gestossen, die zum Teil auch jetzt hier auf diesen WWW-Seiten vorliegen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es sich hier um eine "antisemitische Oekonomie" handelt. (Was ist das genau?)

Ich denke, dem Zins ist es egal, von wem er bezahlt wird; das trifft ALLE wirtschaftenden Menschen gleich, unabhaengig von Alter, Geschlecht, Religion, Nationalitaet, etc.

Wenn ich denke, dass JEDE/R mindestens 30 % seiner/ihrer Arbeitszeit oder seines/ihres Einkommens (vgl. die Berechnungen von H. Creutz) an diesen abstrusen Zinsmechanismus abgeben muss, dann kommt mir einfach die Galle hoch!!! Und das Uebelste dabei: In den (Hoch-) Schulen, in den Medien, in der Politik, ist dieses Thema kaum zu finden! Warum???

Verstoert: W. Roehrig


Friday 18.July 1997, 11:20
Frank Bohner (bohnerfr@uni-hohenheim.de):
Freiwirtschaft - eine rechte oder gar antisemitische Ökonomie? Zum Beitrag von Alexander Brandt Sehr geehrter Herr Brandt, unter http://home.t-online.de/home/h.-j.werner/rechtsf2.htm finden Sie eine Auseinandersetzung mit dem Rechts- bzw. Antisemitismusvorwurf. Mit freundlichen Grüßen Frank Bohner
Friday 18.July 1997, 13:08
Frank Bohner (bohnerfr@uni-hohenheim.de):
NWO und Antisemitismus Ohne Zweifel verursacht das derzeitige Geldsystem ökonomische, ökologische und soziale Probleme. Wer jedoch eine Kritik am Zins mit Antisemitismusvorwürfen begegnet, argumentiert selber antisemitisch. Denn er setzt voraus, daß Zinsnehmen und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppierung zwingend zusammengehören. Frank Bohner
Friday 18.July 1997, 14:09
Thomas Masch (./.):
... auf der Suche nach Kontakt zu Leuten, die bereit sind, über den Tellerrand hinauszusehen und in größeren Zusammenhängen zu denken, fand ich den Weg nach http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/guestbook.html. Thomas Masch, Sprecher bei Bündnis 90 / Die Grünen Kreisverband im NOL-Kreis Haus der Begegnung Lutherstraße 64a 02943 Weißwasser Tel. (0351) 4708294 d./p., Fax. nach Anruf Fax. (03576) 243194 d.
Saturday 19.July 1997, 05:12
Johannes Zettl (j.zettl@top.east.de):
Guten Tag, alle miteinander! Ich möchte gern bekanntgeben, daß der hallesche Tauschring "dömak" mittlerweile auch im WWW erreichbar ist. Interessierte Personen klicken hier. Beste Grüße aus Sachsen-Anhalt Johannes [Hanni] Zettl
Thursday 23.July 1997, 07:12
Wolfgang Roehrig():

Hans Eisenkolb aus Kanada bat mich, folgenden Vorschlag zu verbreiten:

Kommentare?

Freundlich gruessend: Wolfgang Roehrig

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Auf meinen Wanderungen im Netz habe ich die verschiedensten Vorschlaege fuer alternatives Geld gefunden und kenne auch die geschichtlichen Geldexperimente der Freiwirtschaftler, wie Waera und Woergl sowie den Neutralgeldvorschlag von Suhr, habe aber noch nie einen Vorschlag gefunden, der zum Zeitpunkt einer schleichenden Inflation machbar ist, das heisst, dass niemals eine Trennung vom inflationierten Nationalbankgeld mit Umrechnungskurs stattgefunden hat oder auch nur vorgeschlagen wurde. Im Folgenden moechte ich dieses Manko ausgleichen und folgende Idee zur Debatte stellen:

Eine Bank oder Kreditunion fuehrt fuer ihre Kunden alternative Konten ein, die zum Beispiel auf eine Mark80 lauten. Das waere eine Mark mit der Kaufkraft des Jahres 1980 mit einem aus dem Lebenhaltungskostenindex errechnetem Umwechslungskurs, der laufend danach korregiert wird. Das Jahr 1980 als Beispiel oder irgend ein anderes in der Vergangenheit wurde gewaehlt, um den Eindruck zu erwecken, dass diese ganze Geschichte schon ein alter Hut ist und um die Kunden gleich von Anfang an daran zu gewoehnen, dass sein Nationalbankgeld zu seiner Mark80 einen Umrechnungskurs hat. Es wird damit auch gleich viel klarer, dass er zwar wenig oder gar keine Zinsen gutgeschrieben bekommt, dass aber dafuer seine Kaufkraft gesichert bleibt. Es ist kaum zu erwarten, dass die Bank Schwierigkeiten haette, Kunden fuer diese Konten zu finden. Ich zum Beispiel wuerde sofort einen Teil meiner Ersparnisse auf so ein Konto legen.

Die Kontenfuehrung bringt banktechnisch keine Schwierigkeiten und es werden auch heute schon Fremdwaehrungskonten in der ganzen Welt gefuehrt. Fuer die Bank bleibt eigentlich nur die Aufgabe, die zu erwartenden Kursverluste auf die Kreditnehmer abzuwaelzen. Das sollte auch keine grossen Schwierigkeiten machen. Leute, die heutzutage Jahreszinsen von bis zu 28% auf Kreditkarten in Kauf nehmen, werden liebend gern einen zinsfreien Kredit nehmen, auch wenn sie ihn spaeter mit Kursverlusten zurueckzahlen muessen.

Wenn spaeter die Bank eventuell Banknoten auf Mark80 lautend herausgibt, muesste sie natuerlich fuer eine Umlaufsicherung sorgen, damit die Banknoten nicht als Schatzmittel oder Spekulationsobjekte missbraucht werden. Falls tatsaechlich Banknoten gedruckt wuerden ( oder "Verrechnungsscheine"), muss auch fuer die rechtliche Absicherung gesorgt werden, aber Gesetze kann man bekanntlich aendern oder auch brechen.

Ein Problem ist allerdings vorauszusehen. Was wird die Nationalbank als Ausrede gebrauchen, wenn eine kleine lokale Bank oder Kreditunion praktisch eine kaufkraftgesicherte Zweitwaehrung schafft, was ihr mit allen ihr zur Verfuegung stehenden Mitteln fuer eine nicht gelungen ist?

Andere Fragen, wie zum Beispiel die Marge zwischen Einkauf und Verkauf der Mark80, sind Sache der Bank und unterliegen bald dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, wenn erst andere Banken dem Beispiel der ersten folgen und folgen werden sie...

Weitere Gedanken zur Mark80. Man koennte sie auch V80 nennen.( Fuer Verrechnungseinheit 80). Dann kann man mit vollen Recht behaupten, dass es sich dabei nicht um Geld handelt und man somit nicht das Notenprivileg der Nationalbank beruehrt.

Da die Bank diese V80 Konten fuehrt, hat sie volle Kontrolle ueber die Zinshoehe, die sie eventuell dafuer zahlt bis zu Negativzins, den sie eventuell berechnet. Bankkredite ,die der Schuldner nicht zurueckzahlen kann, muesste die Bank, genau so wie jetzt aus ihren Einkommen abdercken. Das Einkommen der Bank besteht genau so wie heute aus dem Unterschied zwischen bezahlten und verlangten Zinsen und aus der Spanne zwischen Einkauf und Verkauf von Valuten. Zu den Valuten zaehlt in diesem Fall auch die V80. Eine Spanne von 1% waere dabei voellig ausreichend und ich bin auch sicher, dass selbst Boersenspekulanten dies Konten in Anspruch nehmen wuerden. Sie halten auch jetzt Goldwerte und zahlen mehr als das an Maklergebuehren. Je oefter jemand aus seinen V80 Konten aus und einsteigt, desto mehr Einkommen hat die Bank und wenn jemand dauernd sein Geld auf diesem Konto laesst ist es nur die Aufgabe der Bank, dafuer wertgesicherte Kredite zu vergeben. Die Bank, welche die wertgesicherten Konten einfuehrt, nimmt dafuer Nationalbankgeld in Zahlung zum jeweiligen Umrechnungskurs und hat damit zum Zeitpunkt der Transaktion vollstaendige Deckung plus der einprozentigen Spanne. Solange die Inflationsrate nicht hoeher ist als die Zinsen, die sie fuer das Nationalbankgeld bekommt, ist die Bank auch weiterhin gedeckt und wenn die Inflationsrate hoeher wird, kann sie die V80 Konten mit Negativzinsen belasten und es wird trotzdem niemand aufs inflationierte Nationalbankgeld umsteigen, wenn sie die Negativzinsen im Rahmen haelt. Die Bank ist also auf alle Faelle abgesichert.

Bleiben die anderen Partner bei dem Geschaeft. Der V80 Konteninhaber hat den Vorteil, dass sein Geld kaufkraftgesichert angelegt ist und dass er jederzeit darueber verfuegen kann. Er kann also jederzeit umdisponieren, wenn ihm die Inflationsabsicherung nicht mehr notwendig erscheint. Der Kreditnehmer hat den Vorteil eines niedrig verzinsten oder sogar zinsfreien Kredites und hat voraussichtlich das Geld in Sachwerten angelegt, die im Gleichschritt mit der Inflation an Nominalwert zunehmen. Er hat nun zwar keinen Inflationsgewinn, wei er seine Schulden nicht mit entwertetem Geld zurueckzahlen kann aber der Vorteil der niedrigen Zinsen wiegt das bei weitem auf. Warum ist noch niemand auf diese Idee gekommen?

Ein kurzes Beispiel von Umrechnungskursen fuer die geplante V80. Die Zahlen sind nur annaehernd fuer den Jahresdurchschnitt. Im Ernstfall muessten diese Zahlen mindestens monatlich erstellt werden. Uebermaessige Genauigkeit ist dabei gar nicht notwendig. Wie das Beispiel zeigt, nimmt es die Nationalbank auch nicht so genau mit der Stabilitaet.

Datum Einkauf Verkauf % Ziffern in DM
1980 0.99 1.00 100
1991 1.48 1.50 67
1992 1.56 1.58 64
1993 1.63 1.65 62
1994 1.64 1.66 61
1995 1.67 1.69 60
1996 1.70 1.72 58
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mit besten Gruessen

Hans Eisenkolb
(eisehan@sunshinecable.com)


Friday 25.July 1997, 15:39
Arno Mong Daastøl (arnomd@online.no):
Dear folks! I am doing a Ph.D. in Maastricht, normally, on the German (relatively) idealistic tradition of economics, in both the normative and philosophical meanings of the term. I particularly enjoy the humanitarian and technology-optimistic side of this tradition from the Renaissance. Presently, however, I am doing a preparation job for the only Norwegian think-tank with old family money behind it. We are contrasting financial and industrial capitalism: short-term specualtion vs. long-term production. On this back-ground I am searching out the economists who wrote sensible things about real and "fictive" values and economics. R.Steiner, S.Gesell, the Norwegian Dybvad Bertram Brochmann and a Dane whose name I cannot remember seem to be obvious candidates apart from Fredrick Soddy and the American technocrats movement in the early 20th century. Do you have any comments? It would be nice to know. Best wishes for the summer! Arno Arno Mong Daastøl Utsiktsveien 34 1410 Kolbotn Norway ph: (+47)66806523 mob/fax: (+47) 90024956
Friday 25.July 1997, 21:07
Hans Eisenkolb (eisehan@sunshinecable):
Dear Arno. Try my text in English on this guestbook from July 9. and if your German is up to it the german texts from July 6. There is more on june 15. and there are the books from Margrit Kennedy ( Inflation and Interest free money) and the How and Why of a new monetary system by Dr. Erbard Gloetzl if you can handle heavy going. I do not agree with him on the neccessity of a credit fee as the banks will be forced to charge user fees anyway to cover the cost of their cashreserves. Why make it difficult? Just do as the people in Gothic times showed us and only add the manipulation through the contol of the amount of cash to keep the priceindex stable. It is that simple in the eyes of your simple Hans
Friday 25.July 1997, 21:11
Gerhard Margreiter (gmargreiter@unido.org):
Ich hab mir die Gaestebucheintragungen vom Juli angeschaut. Einer Argumentationslinie, die insbesonders bei altgedienten Freiwirten ueblich ist, kann ich nicht folgen. Ich kann weder mich noch andere Leute davon ueberzeugen, dass wegen der jetzt lange Jahre stattfindenden Inflationsrate von vieleicht 4 bis 5 Prozent (jetzt sogar unter 2 Prozent) eine Aenderung des Geldsystems notwendig waere. Auch die Nationalbanker erklaeren immer, dass sie gegen die Infaltion kaempfen (und deswegen die Zinsen nicht senken koennen)! Hier wird das Argumentationspferd vom Schwanz her aufgezaeumt. Die richtige Argumentation kann nur lauten: Das derzeitige Geldsystem, das zur Gaenze auf Kreditgeldschoepfung beruht, muss zwangslaeufig eine Inflation hervorrufen. Diese kann lange Zeit sehr moderat gehalten werden muss aber nach einer Periode von etwa 50 Jahren ploetzlich gewaltig ueber alle Buerger hereinbrechen. Die Periode von 50 Jahren ist um und wenn ich mir die gigantische Boersenspekulation in den USA ansehe, wird mir angst und bang. Der grosse Geldcrash kommt demnaechst!
Sunday 27.July 1997, 18:48
Markus Diehl (M.Diehl@ifw.uni-kiel.de):
zu dem Eintrag von Herrn Margreiter vom 25. Juli: Vielleicht neigt man ja in Oesterreich schneller zu einer Fin-de-Siecle-Stimmung als in Deutschland. Ich kann mir jedenfalls keinen Grund vorstellen, warum wir in den naechsten Jahren eine "ploetzlich gewaltig ueber die Buerger" hereinbrechende Inflation bekommen sollten. Ich wage auch die These die nicht von mir stammt), dass der "Schwarze Freitag" in den USA vermeidbar gewesen waere. Aber nicht durch eine Beschraenkung der Boersen-Aktivitaeten, wie Sie jetzt vielleicht glauben, sondern durch eine Geldpolitik der "ruhigen Hand". Die Probleme wurden ja erst durch den Run auf die Banken hervorgerufen. Herzliche Gruesse! Kontroll nicht vorstel
Monday 28.July 1997, 05:28
Hans Eisenkolb (eisehan@sunshinecable.com):
Zum Gaestebucheintrag vom 11. Juli Lieber Herr Diehl, wenn sie die Entwicklung von Alan Greenspan als Anhaenger Ayn Rand's kennen wuerden, wuerden sie verstehen, dass sein Artikel 1966 in Ayn Rand's Buch " Capitalism the unknown ideal" sehr wohl ein Plaedoyer fuer die Goldwaehrung ist. Er ist, wie fast alle Anhaenger Ayn Rands ein Verteidiger der Kapitalismus in seiner virulentesten Form und wuerde liebend gern die Goldwaehrung wieder haben. Sie wuerde fuer ihn einen gewaltigen Machtzuwachs bringen. Lesen sie Ayn Rand's Buecher und sie werden sehen wo Alan Greenspans Grundlagen sind. Ayn Rand erkannte recht gut die Fehler des planwirtschaftlichen Marxismus, sah aber den Balken im Auge des kapitalistischen Systems ueberhaupt nicht. Besten Gruss Hans
Tuesday 29.July 1997, 11:53
Gerhard Margreiter (gmargreiter@unido.org):
Lieber Markus Diehl!
Ausser, dass Sie in der Forschungsabteilung IV arbeiten, weiss ich nicht viel von Ihnen. Aber Sie sind sicher einer aus der naechsten Generation.
Ich hab als Kind noch den 2. Weltkrieg etwas miterlebt (Innsbruck). Mehr die Stimmung als schlimme eigene Erlebnisse. Ich rieche bereits das naechste "Event".
Abgesehen von diesen rein intuitiven Wahrnehmungen hab ich auch ganz rationale Beweggruende, an einen Crash zu glauben.
In einem Kreditgeldsystem, wie wir es jetzt haben, ernaehrt sich eine Boersenhausse ganz ausgezeichnet.
Auf Wertpapiere geben Banken Kredit. Die Kreditschoepfungsmoeglichkeiten der Banken sind fast unbegrenzt (besonders jener der Off-shore Banken).
Mit den Krediten werden wieder Wertpapiere gekauft. das treibt naturgemaess die Kurse in die Hoehe. Und so weiter. Natuerlich werden jetzt auch die Sparguthaben der US-Mittelschicht und z. T. Europas (wegen dem schwachen Euro) ins Rennen geworfen.
Mir tun die Leute jetzt schon ein bischen leid, die einmal alles verloren haben werden.
Haben Sie mitbekommen wie die USA-Boersen reagiert haben, als Hashimoto beim Weltwirtschaftsgipfel anklingen hat lassen, Japan koennte ja auch seinen Bestand an US-Schatzscheinen (450 Mrd $) abstossen und dafuer Gold kaufen.
Wenn er das nicht nur als Rute ins Fenster stellt, sondern zu tun beginnt, dann kracht das monetäre System zusammen.
Dann werden jene "Anleger" nervoes, die auf Kredit gekauft haben und versuchen schnell auszusteigen. Dann kommt der tiefe Fall und die Banken sitzen auf ihren uneinbringlichen Krediten.
Wenn sich das herumspricht, kommt der Run auf die Banken unausweichlich.
Jetzt sagt man, ein Alan Greenspan koennte dies mit seinen unbeschraenkten Geldschoepfungsmoeglichkeiten ja verhindern.
Sind wir sicher, dass er, der Allmaechtige, auch will? Er schimpft ja immer auf die ungehaeure Geldmengenausweitung und ist ein grosser Anhaenger der Golddeckung!
Aber wo wird er so schnell, so viel Gold herbekommen?

Also, wenn Sie koennen, machen Sie Ihm einen Strich durch die Rechnung. Kaufen Sie Gold, bevor es der Alan tut.
Tuesday 29.July 1997, 12:25
Wolfgang Roehrig ( )

Folgenden Artikel habe ich aus der Newsgroup "de.soc.wirtschaft" gefischt.

Freundlicher Gruss,
Wolfgang Roehrig

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ALLE Kommentare, Anregungen und Kritik bezueglich Form und Inhalt des folgenden Artikels UND des Postings bitte AUSSCHLIESSLICH an "Manuela Goessnitzer" X423442@omv.co.at

Eine kurze Betrachtung ueber das Geld

„Es gibt keinen heimtueckischeren und sichereren Weg, das Fundament der Gesellschaft zu zerstoeren, als ihre Waehrungen zu entwerten. Dieser Vorgang stellte alle verborgenen Kraefte der wirtschaftlichen Gesetze in den Dienst der Zerstoerung, und dies in einer Weise, die nicht einer unter einer Million erkennen kann.“ -- George Orwell, „1984“ Geld regiert die Welt. So heisst es in einem Sprichwort, und noch nie hat das in diesem Ausmass zugetroffen wie heute. Auf der einen Seite gibt es riesige Kapitalmengen, die mit immer groesserer Geschwindigkeit dorthin verschoben werden, wo der groesste Ertrag winkt, auf der anderen Seite waechst das Heer der Arbeitslosen. In Deutschland erhebt schon das Gespenst des Nationalsozialismus sein haessliches Haupt (siehe Heribert Prantl, „Deutschland leicht entflammbar“), und die Politiker glauben, dieser Tendenz entgegentreten zu koennen, indem sie sie noch unterstuetzen. Massenarbeitslosigkeit trotz florierender Wirtschaft, Aktienkurse steigen, wenn Mitarbeiter entlassen werden - wie ist denn das moeglich? Ich behaupte jetzt mal ganz kuehn, das Dilemma hat eine Ursache: den Zins.
Ein kurzer Ausflug in die Mathematik, um diese Behauptung zu untermauern. Was bedeutet es, Zinsen zu bekommen oder zu bezahlen? Legt man auf ein Sparbuch 100 DM mit einer Verzinsung von 5%, so hat man nach einem Jahr 105 DM auf dem Sparkonto. Nach einem weiteren Jahr befinden sich nicht, wie vielleicht jemand annehmen wuerde, 110 DM, sondern bereits 110,25 DM auf dem Konto. Dies hat seinen Grund darin, dass die Zinsen des ersten Jahres ihrerseits wieder verzinst wurden, die fuenf Prozent nunmehr nicht vom urspruenglichen Betrag (100 DM), sondern vom durch die Zinsen erhoehten Betrag von 105 DM berechnet wurden. Sind diese Zinseszinseneffekte anfangs relativ klein, so wirken sie sich bald lawinenartig aus. Es liegt ein exponentielles Wachstum vor, das in seiner Geschwindigkeit jede andere in der Natur bekannte Wachstumsform uebertrifft. Nach 14.2 Jahren hat sich der Betrag verdoppelt, und nach weiteren 14.2 Jahren vervierfacht. Der Abstand zwischen zwei Verdoppelungen ist beim exponentiellen Wachstum konstant. Bei 10% Verzinsung verdoppelt sich das eingesetzte Kapital in 7.2 Jahren, bei 12% in 6.1 Jahren. Selbst bei einem geringen Wachstum von 1% verdoppelt sich die Ausgangsgroesse alle knappen 70 Jahre. Angenommen, das Bevoelkerungswachstum betruege weltweit 1%, so waere am Ende eines 70jaehrigen Lebens die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen doppelt so gross wie zum Zeitpunkt der Geburt. Daraus ist unmittelbar einsichtig, dass es in der Natur kein exponentielles Wachstum geben kann, zumindest nicht ueber einen laengeren Zeitraum. Ungehemmtes exponentielles Wachstum hat stets den Tod des „Gastorganismus“ zur Folge. Ein Beispiel dafuer sind Krebszellen, die ihrer Vermehrungsfreudigkeit keine Schranken auferlegen und Bakterien, die ebenfalls zum Tod des infizierten Organismus fuehren, falls dieser keine oder nicht genuegend Abwehrkraefte entwickeln kann. Ein weiteres beruehmtes Beispiel sind die Reiskoerner auf dem Schachbrett. Wenn, beginnend mit einem Korn, auf jedes weitere Feld die doppelte Anzahl der auf dem vorherigen Feld vorhandenen Koerner gelegt wird, so koennte man mit dem auf dem Schachbrett enthaltenen Koernern auf jeden Quadratzentimenter der Erdoberflaeche ungefaehr acht Reiskoerner legen.

Der Josephspfennig

Haette Joseph zum Zeitpunkt der Geburt Jesu einen Pfennig mit fuenf Prozent Zinsen angelegt, so haetten seine Erben im Jahre 1990 sage und schreibe 134 Milliarden Goldkugel, jede mit dem Gewicht der Erde, ihr Eigen nennen koennen (bei einem Goldpreis von 18.500 DM/kg). Im Jahre 95 n.Chr. waere aus dem Pfennig eine DM geworden, im Jahre 142 n.Chr. 10 DM, im Jahre 189 n.Chr. 100 DM. Soweit ist der Anstieg noch nicht sonderlich aufregend, aber jetzt kommt's: 296 n.Chr. waere bereits 1 kg Gold daraus geworden, 1466 n.Chr. eine Goldkugel mit dem Gewicht der Erde, 1749 eine Million solcher Goldkugeln und 1890 eine Milliarde. Im statistischen Mittel besass jeder Haushalt in Westdeutschland 1989 100.000 DM an privatem Vermoegen. Die aermeren 50% der Haushalte verfuegen ueber 4% des Vermoegens, die reichere ueber 96%, also mehr als 20mal so viel. Im gleichen Jahr gab es in Westdeutschland 86 Milliardaere, die zusammen ein Zinseinkommen von 370.000 DM pro Tag hatten, eine 6%ige Verzinsung ihres Vermoegens angenommen. Geld arbeitet, heisst es immer. Oder in der Bankenwerbung: Lassen Sie ihr Geld fuer sich arbeiten. Hat man schon jemals Geld arbeiten gesehen? Es arbeiten immer nur Menschen, und jeden Zinsertrag, den ein Vermoegensbesitzer lukriert, muss ein Erwerbstaetiger erarbeiten. Der sogenannte „kleine Mann“ erarbeitet sich seine Zinsertraege also selbst und darueber hinaus noch die Ertraege der grossen Vermoegen. Mit dem Zins in unserem Geldsystem ist also eine Umverteilung von Geld verbunden, welche nicht auf Leistung beruht, sondern alleine auf Besitz. Zins bewirkt eine Umverteilung des Geldes von Arbeit zum Kapital. Dies kann man sich veranschaulichen, wenn man sich vor Augen haelt, dass das Wirtschaftswachstum derzeit bestenfalls 2% betraegt, das Zinsniveau aber wesentlich darueber liegt. Es muessen die Vermoegen also im Verhaeltnis zur Gesamtwirtschaft wachsen, und dies koennen sie nur auf Kosten der Arbeit.

Das Zinssystem bringt eine Dynamik der Wirtschaft mit sich, die beinahe nicht mehr zu ueberbietenist. Wir leben in einer Zeit, in der alles immer effektiver werden muss, Produktzyklen werden immer kuerzer, der Konkurrenzdruck ist enorm. Die grossen kapitalkraeftigen Konzerne kaufen die kleinen und mittelstaendischen Betriebe auf, Gigantomanie ist angesagt, auch in der Politik (EU, Euro). Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern leicht zu erklaeren. So wie Bezieher hoher Einkommen von prozentuellen Lohnerhoehungen mehr profitieren als Kleinverdiener, so wachsen grosse Konzerne bei gleicher prozentueller Umsatzsteigerung in absoluten Zahlen wesentlich staerker als kleine Unternehmen.
„Warum denn diese Aufregung wegen der Zinsen? Zinsen bezahle ich ohnehin nur, wenn ich einen Kredit aufnehme. Da ich in der gluecklichen Lage bin, keinen Kredit zu benoetigen, bezahle ich keine Zinsen, sondern profitiere durch mein Sparguthaben vom Zinssystem.“ - So oder aehnlich werden jetzt viele sagen. Irrtum, grosser Irrtum. In jedem Preis, den wir bezahlen, stecken Zinsen, ob es sich um Muellabfuhrgebuehren, Lebensmittel oder Wohnungen handelt. Bei den Wohnungspreisen ist der Zinsanteil besonders gross und bewegt sich zwischen sechzig und achtzig Prozent. Im Durchschnitt sind 30-50% Zinsen in den Preisen fuer Gueter und Dienstleistungen, die wir zum taeglichen Leben brauchen, enthalten. Anders gesagt: gelaenge es irgendwie, den Zins abzuschaffen, dann waeren die Preise halb so hoch wie heute, und das bei gleichem Einkommen. Vom gegenwaertigen Zinssystem profitieren etwa 10% der Bevoelkerung, 10% steigen pari aus und 80% stehen auf der Verliererseite.
„Aber das Zinssystem ist doch im Geldsystem enthalten? Geld ohne Zinsen und Inflation gibt esnicht.“ - In der Tat, das jetzige System ist derart fest in unseren Koepfen verankert, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, dass es etwas anderes auch noch geben koennte. Kommunismus oder Kapitalismus - eine dritte Moeglichkeit gibt es nicht. Den Niedergang des Kommunismus haben wir in den letzten Jahren miterlebt. Daraus zu schliessen, dass der Kapitalismus auf allen Linien gesiegt und sich als das bessere System erwiesen hat, ist jedoch grundverkehrt. Wie am Beispiel des Josephspfennigs zu sehen war, birgt der Kapitalismus genauso den Keim des Untergangs in sich, und das Ende wird vermutlich wesentlich fulminanter sein als beim Kommunismus. Der Erzeugen eines schnellen wirtschaftlichen Wachstums kann das unvermeidliche Ende verzoegert, aber nicht verhindert werden. In den industriellen Laendern ist die Saettigung der Maerkte bereits erreicht, ein mengenmaessiges Wachstum kaum mehr moeglich. Daher setzt jetzt die westliche Wirtschaft ihre ganze Hoffnung in die sogenannten „Zukunftsmaerkte“, die Laender des ehemaligen Ostblocks, China und Indien. Die Folgen fuer die Umwelt werden katastrophal sein, wenn keine Gegenmassnahmen ergriffen werden (derzeit berechtigt aber nichts zu der Annahme, dass die noch nicht entwickelten Laender die Umweltsuenden der Industriestaaten nicht wiederholen werden).Haette beispielsweise China den Motorisierungsgrad von Deutschland, waeren die Erdoelvorraete der Welt innerhalb weniger Jahre verbraucht. Was das fuer das Klima bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

Es gibt tatsaechlich eine Moeglichkeit, den Zins (zumindest implizit) abzuschaffen: durch Einfuehrung einer Nutzungsgebuehr fuer Geld. Mit einem einfachen, aber genialen Trick wird dadurch die Zinstreppe nach unten verschoben und in eine „Nutzungsgebuehrentreppe“ umfunktioniert.


 „Zinstreppe“
                             +-----   laengerfristige Veranlagungen
6-8% und mehr
                             |
                      +------+   kurzfristige Veranlagungen 3-6%
                      |
               +------+   Girokonten 0.5-1%
               |  Bargeld 0%               ZINSENNULLINIE
 ======+---------------------------------------+========
laengerfristige Veranlagungen 0% 
                                                       |
                                                +------+
kurzfristige Veranlagungen -0.5-1%
                                                |
                                         +------+   Girokonten -3%
                                         |
                                   ------+  Bargeld -6%
                      „Nutzungsgebuehrtreppe“

Durch diesen simplen, aber wirkungsvollen mathematischen Kunstgriff wird die verheerende Wirkung des exponentiellen Wachstums von vornherein unterbunden, es gibt hoechsten "Nullwachstum", ansonsten "exponentielle Schrumpfung". Es wuerde sich nicht lohnen, Geld zu horten, Geld wuerde seine Funktion als Spekulationsobjekt verlieren und waere ein Tauschmittel wie alle anderen Waren auch. Erreichen koennte man das dadurch, indem regelmaessig (etwa jaehrlich) alle Geldscheine eingezogen und durch neue ersetzt wuerden. Der Wechselkurs muesste so angesetzt werden, dass beim Umtausch von alt auf neu ein Verlust von 6-8% entstuende. Damit koennten die Kosten der Umtauschaktionen finanziert werden. Rechnerische Guthaben lassen sich noch viel einfacher abwerten, die UEberschuesse koennte der Staat abschoepfen und somit den Haushalt entlasten.
„Aber so ein System ist doch voellig unsinnig, das kann doch nie funktionieren!“ - Dieser Gedanke wird jetzt vielen, die bis hierher gelesen haben, spontan einfallen. Es klingt verblueffend, aber das System funktioniert tatsaechlich. Im Mittelalter waehrend dreier Jahrhunderte gab es das sogenannte „Brakteatengeld“ in Teilen Deutschlands. Bis zu dreimal im Jahr wurden die geltenden Muenzen „widerrufen“ und mussten umgetauscht werden. Die Praegesteuer oder der „Schlagschatz“ betrug gewoehnlich zwischen zehn und fuenfundzwanzig Prozent, d.h. fuer zwoelf alte Pfennige wurden z.B. neun neue ausgegeben. Die Verwendung alter Muenzen war natuerlich streng untersagt. Weitere Steuern ausser der Praegesteuer waren nicht notwendig. Durch das damals geltende Bodenrecht waren Spekulationen mit Grund und Boden ausgeschlossen. Die Folgen dieser Geldpolitik waren ein Aufbluehen von Handwerk, Kultur und Kunst. Ein Handwerker, ein saechsischer Mauerer z.B. verdiente nach heutigem Geld ca. 2.600 DM (netto, da es keine sonstigen Steuern gab), wobei noch sonstige Verguenstigungen wie freie Kost hinzukamen. Trotz des hohen Lohns lag die Arbeitszeit bei sensationellen acht Stunden taeglich und einer 5½ -Tage Woche, ein Standard, der vor gar nicht so langer Zeit wieder hart erkaempft werden musste. Kaiser Maximilian I. fuehrte 1495 das „roemische Recht“ wieder ein. Hauptsaechlich auf Betreiben der Kirche war Privateigentum an Grund und Boden wieder erlaubt, und an Stelle der widerrufbaren Muenzen trat der „ewige Pfennig“. Als Folge davon konnten die Fugger und Welser ueber den Geldverleih auf Zinsen schnell ungeheure Reichtuemer anhaeufen. Gleichzeitig verarmte die Mehrheit der Bauern und Handwerker. 1525, also bereits dreissig Jahre nach der Abschaffung dieses so klugen Systems, kam es zum grossen Bauernaufstand, und hundert Jahre spaeter brach der 30jaehrige Krieg aus.

Es gibt auch zeitgenoessische Beispiele fuer das Funktionieren dieses Systems, das beruehmteste ist das in Woergl, einer Tiroler Marktgemeinde mit damals 4200 Einwohnern. Als sich 170 weitere Gemeinden fuer das Modell zu interessieren begannen, liess die oesterreichische Nationalbank die Verwendung lokalen Geldes verbieten. Auch in Deutschland, der Schweiz und Frankreich bildeten sich solche Experimente. Interessanterweise reagierte die Politik in allen Faellen gleich: es wurdenGesetze erlassen, die diese Tauschgesellschaften unmoeglich machten.

Mir war bisher klar, dass mit dem Zinssystem etwas nicht stimmt, dass es auf die Dauer so nicht weitergehen kann. Eine brauchbare Alternative ist mir aber erst mit der Lektuere des Buches „Geld ohne Zinsen und Inflation“ von Margrit Kennedy, Goldmann Taschenbuch, vor Augen gekommen. Dort werden die hier erlaeuterten Thesen und Fakten noch viel ausfuehrlicher dargestellt, als ich es hier kann. Jeder kleine Anleger beteiligt sich an der Jagd nach Zinsen und traegt damit zu einem System bei, bei dem er auf Dauer nicht gewinnen kann. Er traegt auch mit dazu bei, dass der Zinsdruck auf die Unternehmen steigt und hilft mit, seinen Arbeitsplatz wegzurationalisieren. Dass aber in absehbarer Zeit das „Freigeld“, wie das zinsen- und inflationslose Geld auch genannt wird, flaechendeckend zumindest in Mittel- und Westeuropa eingefuehrt wird, darauf mache ich mir keine Hoffnungen. Fatalerweise sitzen gerade jene zehn Prozent der Bevoelkerung, die vom derzeitigen Zinssystem profitieren, an den Schalthebeln der Macht. Es sei nochmals betont: der Zusammenbruch des jetzigen Systems ist keine Spekulation oder Fiktion, sondern eine mathematische Notwendigkeit.
Diejenigen, die heute das Sagen haben, koennen jedoch mit einiger Sicherheit damit rechnen, dass sie diesen Zusammenbruch nicht mehrerleben werden.

„Geld, o Geld! Glaubst, regierst die Welt. Doch am Ende gehen alle Zinsen - in die Binsen. -- aus dem Film „Der ganz normale Wahnsinn“

Margrit Kennedy liefert in ihrem Buch auch Strategien und praktische Vorschlaege, was der Einzelne derzeit tun kann. Dazu gehoert auch die Weiterverbreitung dieser Informationen, also: Dieser Text darf geklaut werden! Geaendert darf er jedoch nicht werden, ausser, wenn es sich um Zusatzbemerkungen handelt, die klar als solche gekennzeichnet sind.

Manuela Goessnitzer, am 22. Juni 1997


Tuesday 29.July 1997, 12:35
Wolfgang Roehrig ( )

Folgende Antwort auf vorhergehenden Artikel wurde in "de.soc.wirtschaft" gepostet. Mit Erlaubnis des Autors habe ich ihn in dieses Gaestebuch uebertragen.

Freundlicher Gruss,
Wolfgang Roehrig

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Hallo,

Ein Kurzkommentar zum Buch von Dr. Margrit Kennedy.

Vorab: Ich habe es nicht komplett gelesen und werde es auch nicht. Die offensichtliche Sachfremdheit der Verfasserin laesst dies nicht lohnenswert erscheinen, der populistische Stil trifft meinen Geschmack nicht.

In der Einleitzung steht:

>Geld ist das Maß, in dem die meisten Konzepte der Wirtschaft formuliert werden.
>Wirtschaftswissenschaftler benutzen es so, wie Kaufleute das Kilogramm und
>Architekten das Meter. Doch selten stellen sie dessen Funktionsweise in Frage,
>oder untersuchen, warum es im Gegensatz zum Meter oder Kilogramm, nicht eine
>konstante Maßeinheit ist, sondern sich - mittlerweile fast täglich - im Wert ändert.

Fast alles falsche Aussagen: Der Verfasserin scheinen wesentliche Diskussionen der Oekonomie nicht bekannt zu sein (z.B. Beitraege aus Geld-/Zins-/Wechselkurstheorie).

>Geld ist das Maß, in dem die meisten Konzepte der Wirtschaft formuliert werden.

Dies ist unmittelbar einleuchtend, wenn man sich vergegenwaertigt, was wirtschaften bedeutet: Entscheiden ueber die Verwendung knapper Gueter. Diese Entscheidungen sind in entwickelten Volkswirtschaften leichter quantifizierbar, wenn eine Betrachtung auf der Basis der Rechnungseinheit des Universaltauschmittels (namens Geld) erfolgt. Knappheit vergegenstaendlicht sich so in einer Zahl!

Im uebrigen gibt es selbstverstaendlich auch realgueterbezogene Betrachtungen. Dies wird allerdings sehr unhandlich, wenn man Austauschbeziehungen beschreiben moechte, die mehr als zwei Gueter umfassen. Zur Information (Gegenstand jedes 1. Sem.): Die Moeglichkeit die Austauschverhaeltnisse zwischen Guetern durch Geld zu beschreiben reduziert die Anzahl moeglicher Preise dieser Gueter ganz drastisch, denn bei n Guetern gibt es in der Realgueterbetrachtung n * (n-1) Tauschmoeglichkeiten!

Das Geld in seiner Tauschmittelfunktion ist also zunaechst einmal einfach praktisch. (Gesteht die Verf. in Kap. 1 ja auch zu)

>Die Ökonomen, wie die meisten Menschen, betrachten den Zins als den
>Preis für Geld. So wie für alle anderen Waren ein Preis bezahlt werden
>muß, so zahlt man eben auch für die begehrteste aller Waren - das Geld
> - einen Preis.

Dies ist in der Tat die (etwas vereinfachte) Interpretation.

>Ähnlich eindrucksvoll beweist die folgende Analogie die Unmöglichkeit
>eines andauernden exponentiellen Wachstums: Hätte jemand einen Pfennig
>mit 4% Zinsen zur Geburt Christi investiert, so hätte er damit im Jahr
>1750 eine Kugel aus Gold vom Gewicht der Erde kaufen können. 1990 hätte
>er bereits den Gegenwert von 890 solcher Kugeln erreicht. Bei einem Zins
>von 5% hätte man bereits im Jahr 1403 eine dieser Kugeln kaufen können,
>und 1990 hätte die Kaufkraft 2200 Milliarden Goldkugeln vom Gewicht der
>Erde entsprochen (2).

>Das Beispiel zeigt den Unterschied, der bereits durch l% Zins über eine
>längere Zeitperiode bewirkt wird.

Ungeachtet der Korrektheit der Rechnung, beweist ein Beispiel ohnehin nichts. Als indirekter Beweis taugt die Textpassage aus diversen Gruenden nicht. Der einfachste Grund: Es gab zu Christ Geburt eben keinen Pfennig! Eben dies ist *eine* moegliche Begruendung dafuer, dass heute niemand die fingiert zusammengetragenen Zinsen in Gold zahlen koennte.

Des weiteren ist festzustellen, dass im vorliegenden Fall die Verfasserin eine aehnliche Trennung zwischen Geld- und Realgueterbereich insinuiert, wie ihn bereits die Klassiker nachgewiesen zu haben glaubten (in einem anderen thread wies ich auf die Quantitaetsgleichung des Geldes hin, in der sich eben auch Geldmengenveraenderungen nur in Preisvariationen erschoepften) -- ein Fehlschluss.

>Weiterhin beweist es, daß die andauernde
>und langfristige Zahlung von Zins und Zinseszins mathematisch nachweisbar
>praktisch unmöglich ist. Die bisherige ökonomische Notwendigkeit und die
>mathematische Unmöglichkeit befinden sich in einem Widerspruch, der nicht
>zu lösen ist.

Eine unzutreffende und nicht belegte Meinungsauesserung der Verfasserin. Das Gegenteil ist der Fall.

>Wie dieser Mechanismus zur Akkumulation von Kapital in den
>Händen von zunehmend weniger Menschen führt (und damit in der Vergangenheit
>zu unzähligen Fehden, Kriegen und Revolutionen geführt hat), wird unter
>"Mißverständnis 3" gezeigt.

Hier zeigt sich die wahre Intention: Eine weltverbesserische Attituede.

>Heute ist der Zinsmechanismus eine Hauptursache
>für den pathologischen Wachstumszwang der Wirtschaft mit allen bekannten Folgen
>der Umweltzerstörung.

Ein weiterer Irrtum.

Auch wenn Ursache und Wirkung schlecht, (i.e.S. gar nicht) trennbar sein duerften, so wuerde eine die Kausalbeziehung umgekehrt interpretierende Sichtweise die Realitaet sicher angemessener wuerdigen. Es sei daran erinnert, dass Geld von staatlicher Seite zur Verfuegung gestellt wird (in Dtld.: die Bundesbank). Die Menge des Geldes ist begrenzt. Die Veraenderung der Geldmenge orientiert sich aber am Umfang der Realgueteraequivalente. Das Wachstum der Wirtschaft erzeugt mithin ein Wachstum der Geldmenge und nicht vice versa!

Es ist zu vermuten, dass sich das Geschriebene der Verfasserin durchweg in aehnlicher Weise kritisieren liesse. Dies erscheint angesichts der plausiblen Vermutung, dass die Schrift von Frau Dr. Kennedy sich vornehmlich durch eine wenig stringende Argumentation bei fehlender Sachkenntnis auszeichnet, nicht lohnenswert.

Kritik will schliesslich erst einmal verdient sein!
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Daher nur abschliessend noch ein paar prinzipielle Anmerkungen zum Zins.

I Zins und Geld
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Zins, als Begriff, erzeugt wohl bei vielen Menschen die Assoziation an Geld. (Obwohl der Zins, als Preis fuer die Ueberlassung eines Gutes, sich auch im Realgueterbereich, z.B. in der Form des aus Gesetzestexten wohlbekannten Mietzinses, widerspiegelt.)

Geld hat verschiedene Funktionen (z.B. Tauschmittel, Wertaufbewahrung, ...), Geld wird unter verschiedenen Motiven gehalten oder ausgegeben.

II Gegenwartspraeferenz als Ursache des Zinses
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Alle Menschen sind sterblich. Dies ist die Ursache fuer die ,,naturgegebene'' Gegenwartspraeferenz von Menschen: **Der Tendenz nach** wird jeder Mensch die Moeglichkeit zur Verwendung von Geld (aber auch aller anderen Gueter) in der Gegenwart der Moeglichkeit zu dessen Verwendung in (ferner und stets ungewisser) Zukunft vorziehen!

Dies erhellt, weshalb Menschen fuer die zeitlich begrenzte Verleihung von Geld einen Ausgleich verlangen, denn schliesslich verschieben sie die Moeglichkeit, das dem Geld (z.B. in seiner Fkt. als universellem Tauschmittel) innewohnende Potential auszunutzen und dies genau fuer den Zeitraum der Geldueberlassung.

Diese Verguetung der Gegenwartspraeferenz bei Akten der Geldueberlassung ist der Zins.

III Natuerliches Wachstum ist exponentiell
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Ich spare mir hier jede eingehendere Erlaueterung, da folgendes (ehemaligen) Besuchern einer hoeheren Schule ohnehin bekannt sein sollte: Egal ob Zerfallsprozesse oder Wachstumsprozesse, letztlich werden all diese positiven oder negativen Wachstumsprozesse durch Exponentialfunktionen beschrieben. [Eben dieser Zus.-hang war ja gerade das Problem von Malthus, der eine Bevoelkerungsexplosion vorhersah -- allerdings auf quantitativ ungleich niedrigerem Niveau; eben aus dem Blickwinkel und den Moegl. (zur Bevoelkerungernaehrung) seiner Zeit.]

Aus diesem Grund sowie dem Umstand, dass Geld nur *re*aktiv vemehrt wird (s.o.) ergibt sich (unmittelbar) der exponentielle Charakter des Zinses.

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Ich kann mir ein paar abschliessende Bemerkungen doch nicht verkneifen:

Ich gebe zu, es faellt mir schwer zu glauben, dass jemand mit einem Architekturstudium (an einer TH) + Promotion so offensichtliche (mathem.) Luecken in der Abb. natuerlicher Wachstumsprozesse erkennen laesst.

Gleichermassen finde ich es ueberraschend, dass triviale Zusammenhaenge nicht-oekonomischer Art der Verfasserin fremd zu sein scheinen. Bsp.: Seltsam die angesichts des unmittelbar staatlichen Charakters des Geldes formulierte These:

>Es vergingen vier Jahre bis ich erkannte, daß Geld, so betrachtet wie
>in diesem Buch, eher eine "öffenliche und internationale Angelegenheit"
>ist, als eine rein ökonomische.

Hier haette womoeglich schon ein Blick in ein Konversationslexikon schneller zur Erkenntnis fuehren koennen, ein Volkshochschulkurs (Wirtschaft fuer Anfaenger o. ae.) sicher auch.

Schliesslich verleihe ich meiner Befremdung darueber Ausdruck, dass eine promovierte Wissenschaftlerin tatsaechlich so anmassend ist, dass sie sich einbildet, sie koenne ohne auch nur angelesene Sachkenntnis grundlegende oekonomische Tatbestaende revolutionaer innovieren. (Rekapituliert man kurz das angegebene Literaturverzeichnis, so wird rasch deutlich, dass aktuelle Literatur zum Thema kaum beruecksichtigt wurde.)

Daher die Frage: Kennt jemand Frau Dr. Kennedy persoenlich (i. S. von leibhaftig)?

Falls nein, so gehe ich davon aus, dass es sich bei der o.g. Veroeffentlichung um das Resultat eines fachfremden Ghostwriters und bei Frau Dr. Kennedy um ein Pseudonym handelt.

Das Ganze riecht doch stark nach den sensationsluesternen Veroeffentlichungen populaerwissenschaftlicher Art, in denen der Zweck (Geld machen!) die Mittel heiligt.

So weit meine Meinung zu diesem Buch

Alexander Delnef
delnef@pop.uni-mainz.de


Tuesday 29.July 1997, 13:56
():
test
Wednesday 30.July 1997, 07:35
Manuela (manuela@info-media.de):
Hi Wolfgang!
Auf meiner HP habe ich einen Text zu ebendiesem Thema veröffentlicht (nach der Lektüre des Buches von Margrit Kennedy):Eine kurze Betrachtung über das Geld. Weiters habe ich diesen Text in verschiedene Diskussionsforen gepostet (auf Newsgroups habe ich leider keinen Zugriff, das hat ein Bekannter f&uumL;r mich erledigt). Ein Link zu dieser HP wird natürlich ehestens eingebaut, und die Mailingliste habe ich auch sofort abonniert.
CU
Manuela
Wednesday 30.July 1997, 07:45
Manuela ():
Hi,
ich nochmals. Ich sollte in Zukunft Gästebücher doch bis zum Ende lesen, bevor ich selber einen Eintrag mache. Wie ich sehe, steht mein Text schon hier.
Viele Grüße,
Manuela
PS: Den Text von Alexander Delnef werde ich genau analysieren und die Argumente widerlegen. Mir scheint, er unterliegt genau dem, was er Margrit Kennedy vorwirft, nämlich unzutreffende und nicht belegte Meinungsäußerungen.
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