Arbeitstitel: "Radio Paradiso" erhält Frequenz in Berlin

Weitere UKW- und MW-Frequenzen ausgeschrieben


(epd) Das kirchliche "Radio Paradiso" hat in Berlin eine UKW-Frequenz erhalten. Der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beschloß am 13. September, die reichweitenstarke Frequenz 98,2 MHz an die im August gegründete Paradiso-Träger-GmbH (Kifu 67/96) zu vergeben. Dies teilte die MABB am gleichen Tag mit. Das Radio solle am 1. Dezember dieses Jahres auf Sendung gehen, hatte Paradiso-Gründungsgeschäftsführer Rainer Thun Anfang September erneut bestätigt. Thun hat inzwischen die Radiopläne während einer Pressekonferenz vorgestellt (siehe weitere Meldung in dieser Ausgabe). Neben dem Evangelischen Presseverband Nord, der den Frequenzantrag gestellt hatte, sind inzwischen zahlreiche Kirchen, kirchliche Institutionen und kirchennahe Unternehmen am Paradiso-Projekt beteiligt. Die Gesellschafter hätten entsprechend den Anforderungen des Medienrates eine "für die Startphase hinreichende Finanzausstattung" nachgewiesen, so die MABB-Mitteilung. Das Programm soll sich neben Eigenmitteln vor allem aus Spenden und Sponsoreinnahmen finanzieren. Mit der Frequenz 98,2 MHz wird Radio Paradiso neben Berlin auch weite Teile Brandenburgs erreichen können. Um diese Frequenz hatte sich auch der Sender Freies Berlin (SFB) für sein Programm SFB 4 Multikulti beworben, das derzeit auf der reichweitenschwachen Frequenz 106,8 MHz ausgestrahlt wird. Der Medienrat begründete seine Entscheidung mit der Möglichkeit, den Empfang von SFB 4 Multikulti im Innenstadtbereich durch "sendertechnische Maßnahmen" oder einen Austausch mit der ebenfalls ausgeschriebenen und bislang nicht vergebenen Frequenz 94,8 MHz zu verbessern. Der SFB könne sich auch um die neu ausgeschriebene Frequenz 87,9 MHz bewerben oder "im Rahmen des ihm bereits zugewiesenen Frequenzkontingents" die Frequenz 92,4 MHz nutzen, auf der er zur Zeit das SFB/ORB-Gemeinschaftsprogramm B Zwei ausstrahlt. SFB und ORB verhandeln derzeit über eine Neuordnung ihrer Hörfunkprogramme (Kifu 70/96). Dabei geht es auch um ein Nachfolgeprogramm für das erfolglose B Zwei. Die MABB-Entscheidung blieb beim SFB nicht ohne Kritik (siehe weitere Meldung in dieser Ausgabe). Der Medienrat beschloß außerdem, die Frequenz 87,9 MHz auszuschreiben, da das dort sendende Gemeinschaftsprogramm mit der Einstellung der Sendungen von Radio Charlie hinfällig wird, wie es in der Erklärung hieß. Georg Gafron, Geschäftsführer des deutsch-amerikanischen Gemeinschaftsprogramms Radio Charlie, hatte bereits im Frühsommer angekündigt, das verlustreiche Projekt aufzugeben (Kifu 31/96). Gafron hatte sich mit dem im vergangenen Jahr übernommenen Soft Hit Radio auch auf die Frequenz 98,2 MHz beworben und das Ziel verfolgt, eine Senderfamilie aufzubauen. Die Frequenz 87,9 MHz kann nach der MABB-Entscheidung weiterhin von der Voice of America (VoA) und vom Uniradio genutzt werden, das eine Sendestunde täglich ausstrahlt. Nach der für den 30. September angekündigten Einstellung des Sendebetriebs von Radio Charlie können beide Sender auch die frei werdende Sendezeit füllen. Die spätere Auswahlentscheidung werde dadurch nicht präjudiziert, so die MABB-Erklärung. Ausgeschrieben werden soll auch die Frequenz 101,9 MHz, die der Medienrat im Mai ohne Ausschreibungsverfahren für ein Jahr befristet an das Jazz-Radio Berlin vergeben hatte (Kifu 36/96). Jazz-Radio will sich nun auch formal um die Frequenz bewerben. Daneben kündigte der Medienrat an, drei Mittelwellenfrequenzen auszuschreiben. Die Frequenz 603 KHz wurde bislang von Jazz Radio genutzt, für die Frequenzen 693 und 891 KHz hatten die Stimme Rußlands und der RTL-Oldiesender jeweils befristete Lizenzen. Unter Umständen werde auch die vormals von StarSat Radio genutzte Frequenz 1359 KHz ausgeschrieben, teilte MABB-Justitiarin Ingeborg Ludwig am 17. September auf epd-Anfrage mit. (mr)


Martin Recke <mr94@zedat.fu-berlin.de>

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