(epd) Ein "gemeinnütziges christliches Radio für Berlin" hat der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg am 3. Mai in Aussicht genommen. Er gab damit dem Konzept des Evangelischen Presseverbands Nord den Vorzug vor Soft Hit Radio, das zur Zeit ohne gültige Lizenz auf der Frequenz 98,2 MHz sendet. Dies teilte die MABB Anfang dieser Woche mit. Die vom Berliner Konzertveranstalter Peter Schwenkow gegründete Station war im November von der Hundert,6 Medien GmbH und deren Geschäftsführer Georg Gafron übernommen worden und hatte ihre Lizenz zurückgegeben (Kifu 89/95). Das neue Programm soll vorwiegend durch Eigenmittel der Gesellschafter aus dem kirchlichen Bereich sowie durch Spenden und Sponsoring finanziert werden. Neben dem Presseverband, der den Antrag stellte, sollen die Nordelbische evangelisch-lutherische Kirche und die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg Gesellschafter des Senders werden. Der Medienrat forderte die Antragsteller auf, das Projekt zu konkretisieren, und begrüßte die Bereitschaft, weitere kirchliche Institutionen zu beteiligen.
Der unterlegene Bewerber Gafron/Hundert,6 sei bei der Übernahme der Station im vergangenen Jahr "auf das Risiko" aufmerksam gemacht worden, erklärte MABB-Sprecherin Susanne Grams am 9. Mai gegenüber epd: "Es hätte ja sein können, daß sich niemand bewirbt." Im Interesse der Vielfalt habe der Medienrat dem neuen Konzept Vorrang vor den Interessen des noch sendenden Radios gegeben. Auf insgesamt drei ausgeschriebene Frequenzen waren im Winter 23 Bewerbungen bei der MABB eingegangen (Kifu 9/96). Gafron-Mitarbeiter Sebastian Manz lehnte am selben Tag eine Stellungnahme ab. Man warte zunächst den Eingang des MABB-Schreibens ab, werde dies prüfen und sich dann äußern, so Manz. Sein Chef, der erst Mitte kommender Woche von einer Reise zurückerwartet wird, verfolgt zusammen mit der Mediatainment-GmbH ein "Funkhaus-Konzept", das mehrere Stationen unter einem Dach unterbringen will, um "Synergieeffekte" zu erzielen. Neben Hundert,6 und Soft Hit Radio sendet auch das deutsch-amerikanische Radio Charlie aus dem Mediatainment-Funkhaus.
Das Jazz-Radio Berlin, das zur Zeit auf einer Mittelwellen-Frequenz sendet, erhielt versuchsweise für ein Jahr die nicht ausgeschriebene UKW-Frequenz 101,9 MHz, die den größten Teil Berlins versorgen soll. Diese Frequenz soll anschließend ausgeschrieben werden; bis dahin, so die Erwartung des Medienrats, werden sich die "längerfristigen Aussichten" aufgrund praktischer Erfahrungen prüfen lassen. Radio France Internationale (RFI) bekam die Frequenz 106,0 MHz für die volle Lizenzdauer von sieben Jahren zugesprochen. Der Sender, der die Frequenz bislang mit befristeter Sendeerlaubnis nutzte, hat ein "verstärktes Engagement" in Berlin-Brandenburg zugesagt, hieß es in der MABB-Presseerklärung. Für die ebenfalls ausgeschriebene Frequenz 94,8 MHz sieht der Medienrat ein türkischsprachiges Lokalfunkprogramm mit Berliner Schwerpunkt vor. Zwei der insgesamt vier Bewerber wurden in die engere Auswahl gezogen: "Radio Istanbul" mit Beteiligung von Georg Bogner, Harald Albrecht und Zafer Ilgar sowie die Markaria Handelsgesellschaft, an der die Prime Holding beteiligt ist, eine Tochtergesellschaft der türkischen Rumeli-Holding.
Geprüft werden soll, ob eine zusätzliche UKW-Frequenz kleinerer Leistung für den Offenen Kanal und für Sendungen im Zusammenhang mit Veranstaltungen koordiniert werden kann. Der Medienrat sah sich der Presseerklärung zufolge bislang nicht in der Lage, für diese Zwecke eine Frequenz zur Verfügung zu stellen. (mr)