(epd) Ein "attraktives, durchhörbares, musikalisch angenehmes" Radio hat Rainer Thun, der Initiator des in Berlin geplanten christlichen Senders "Radio Paradiso" angekündigt. Die Hörer, die derzeit die Frequenz 98,2 MHz hören würden, bekämen keinen Grund, den Sender zu wechseln, betonte der künftige Wortchef des Senders, Matthias Gülzow, am 17. September vor Journalisten in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Auf 98,2 MHz sendet derzeit noch das von der Hundert,6-Gruppe übernommene Soft Hit Radio ein Programm mit gleichnamigem Musikformat. Der Medienrat der MABB hatte dem kirchlichen Radio am 13. September eine Lizenz erteilt (siehe weitere Meldung in dieser Ausgabe).
Nach Angaben Thuns hat die Trägergesellschaft inzwischen etwa 18 Gesellschafter, darunter die der evangelischen Kirche nahestehende Versicherung HUK Coburg. Weitere Landeskirchen, kirchliche Einrichtungen und kirchennahe Unternehmen beraten derzeit über eine Beteiligung, darunter das Frankfurter Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), das den Fachdienst "Kirche und Rundfunk" herausgibt. Zu den Gründungsgesellschaftern der im August gegründeten "Radio Paradiso Christliches Radio Berlin GmbH" zählt mit dem Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrum auch eine jüdische Einrichtung.
Radio Paradiso ist nach den Worten Thuns offen für weitere Beteiligungen aus dem religiösen Raum. Der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky habe ihn in einem Schreiben seiner Unterstützung versichert. Eine direkte Beteiligung der katholischen Kirche komme Thun zufolge jedoch nicht in Frage. Sterzinsky habe jedoch katholische Verlage und andere Einrichtungen gebeten, über eine Beteiligung nachzudenken. Redaktionell wolle das Radio mit der katholischen Privatfunkstelle in Berlin zusammenarbeiten.
Zur Finanzierung des Projekts wollte Thun auf Nachfrage keine Angaben machen. Das Radio will sich auf Mittel seiner Gesellschafter sowie Werbeeinnahmen und Sponsoring stützen. Größter Gesellschafter sei derzeit der Evangelische Presseverband Nord, dessen Direktor Rainer Thun ist. Thun verwies in diesem Zusammenhang auf die HUK Coburg, die ein "potenter Partner" sei.
Thun hat einen "Freundeskreis Radio Paradiso e. V." ins Leben gerufen, der den Status der Gemeinnützigkeit hat. Der Freundeskreis soll eine "Bürgerinitiative zugunsten des ersten christlichen Radios" sein und ist Gründungsgesellschafter des Radios. Über den Freundeskreis sollen Vereinsmitglieder auch Eigentumsanteile an der Sender-GmbH erwerben können.
Der Paradiso-Gründer verwies auf eine Marktstudie, der zufolge ein Drittel der Berliner auf "christliche Wertvorstellungen" ansprechbar sei und sie für "sehr wichtig" halte. Der Sender wolle daher "nicht an den Rändern fischen, sondern in der Mitte", erklärte Thun. Die Station sei aber wie andere kirchliche Aktivitäten nicht von der Quote abhängig, sondern wolle sich "mit hohem Aufwand" an Minderheiten wenden. Eine Konkurrenz für andere Radioprogramme solle der Sender nicht werden, so Thun.
Die Zielgruppe besteht nach der Marktstudie aus "aktiven Menschen mit Familie, mitten im Berufsleben". Sie wollten Einfluß nehmen und wendeten sich gegen politische Unterdrückung. Neue Technologien sähen sie positiv, vom Beruf ließen sich potentielle Paradiso-Hörer "nicht auffressen". Ein detailliertes Programmschema liegt nach Angaben von Matthias Gülzow noch nicht vor. Berichtet werden solle "über alles und jedes, aber aus dezidiert christlicher Perspektive". Gülzow (Evangelischer Rundfunkdienst Nord) soll Wortchef des Radios werden.
Zur Absicht des SFB, über seine Verkündigungsprogramme nachzudenken (siehe weitere Meldung in dieser Ausgabe), meinte Thun, es tue "jedem gut, über den Sinn seiner Arbeit nachzudenken". Thun räumte Defizite der evangelischen Kirche ein, die ihr zustehende Sendezeit im privat-kommerziellen Rundfunk und Fernsehen zu füllen. Dies spreche jedoch nicht gegen das neue Radioprojekt. (mr)
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