Wer sich heute modisch kleiden will, kann das tun. Man geht ins Geschäft und kauft, was man mag. Es gibt Mode für jeden Geldbeutel, Mode ist für jeden verfügbar. Allein die fehlende Bereitschaft vieler Menschen, sich den immer schnelleren Kreativzyklen anzupassen, setzt der modischen Entwicklung Grenzen.
Zur Zeit Joos de Mompers war "Mode" Privileg und Distinktionsmerkmal: Die Mode war "ein Zeichen des Reichtums und damit exklusiv" [König, 23]. Sie blieb auf die Oberklassen beschränkt, der Großteil der Bevölkerung blieb von modischen Erscheinungen unberührt.
Welche gesellschaftlichen Gruppen konnten es sich leisten, mit der Mode zu gehen? Im differenzierten Klassensystem der Ständegesellschaft des ausgehenden Mittelalters standen vor allem die Bevölkerungsgruppen des Adels und des aufstrebenden städtischen Bürgertums in gesellschaftlichem Machtstreit gegeneinander. Dies spiegelte sich auch in ihrer Kleidung: die konkurrierenden Gruppen versuchten sich gegenseitig zu übertreffen und den Lauf der Mode zu lenken. In der Mode führend zu sein unterstrich den eigenen Anspruch auf gesellschaftliche und politische Macht.
Mit dem Zeitalter der Reformation änderte sich dies. Die einst verschwenderische Pracht machte gerade auf Seiten des Bürgertums einer neuen Bescheidenheit Platz. Es waren die Männer, zuvor in Sachen Modebewußtsein den Frauen mindestens ebenbürtig, die sich nun schlicht und dunkel kleideten. Zuerst zeigte sich diese Entwicklung "in den ersten demokratischen Gesellschaften, wie zum Beispiel den Niederlanden" [König, 24]. Hier entstand auch die Kombination von schwarzem Gehrock und weißem Hemd, die bis zum ersten Weltkrieg in Europa bestimmend für die männliche Modewelt sein sollte.
Doch gerade im Süden der Niederlande, die weniger vom Sturm der Reformation als vom katholischen Spanien beeinflußt waren, zeigten sich größere Unterschiede als im Norden. Dies spiegeln auch die Bilder de Mompers wieder.
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