Kaum Chancen für Schnee in der Weihnachtszeit, sieht FU-Meteorologe Dr. Rainer Dettmann für Berlin. In diesem Jahr werde das Wetter ganz anders als im vergangenen Winter. Am 24. Dezember sei nicht mit Schneeflocken über dem Weihnachtsbaum an der Gedächtniskirche, sondern mit mildem und feuchtem Wetter zu rechnen. Dafür kommt aber auch kein harter Winter. Viel Regen, wenig Sonnenschein und starken Wind wird es in den nächsten zwei bis drei Monaten geben. Vor schweren Winterstürmen warnt Rainer Dettmann dennoch eindringlich, da in warmen Wintern starke Stürme ganz besonders häufig sind. Schuld an dem Grau in Grau der kommenden Monate ist aber vor allem der zu kalte und zu nasse Oktober. Dabei war schon das ganze Jahr erheblich zu feucht und im Sommer und Frühherbst kamen dann auch noch die großen Wetterkatastrophen, wie Orkanstürme und Elbflut, hinzu.
Ein warmer Oktober bringt, für wahr, einen kalten Januar, zitiert der Meteorologe eine alte Bauernregel und fügt hinzu, dass in diesem Jahr genau das Umgekehrte zutrifft. Der kalte Oktober hat den milden Winter im Gepäck. Grüne Weihnachten sagt der Wetterforscher vom Wetterdienst der Freien Universität Berlin voraus. Anhand der Wetterdaten aus den letzten 50 Jahren, die er in seinem Computer gespeichert hat, kann er diese Prognose mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit treffen. Ein sehr hoher Wert für eine langfristige Vorhersage, da selbst Tageswettervorhersagen nur bei 87 Prozent Treffsicherheit liegen.
Dieses Wetterjahr ist bereits bis heute ein ganz besonderes gewesen. Rainer Dettmann verzeichnete den drittwärmsten und zweitnassesten Monat August seit 1908, dem Beginn der Aufzeichnungen für die Dahlemer Klimareihe. Im Oktober sei dann bei großer Kälte gleich zweieinhalb bis dreimal soviel Regen wie üblich gefallen. Der Orkan Jeanett fegte schließlich am 27. Oktober mit Windstärke elf bis zwölf über Berlin und Mitteleuropa hinweg. Das alles sind klare Anzeichen für einen milden Winter. Vor allem der Januar wartet mit sehr hohen Temperaturen für einen Wintermonat auf, weiß Dettmann. Im Februar kann es dagegen schon einmal zu einzelnen Schneefällen kommen. Aber mit wochenlangen Frostperioden oder Schlittschuhlaufen auf gefrorenen Gewässern wird es in diesem Winter wohl nichts werden. Überwiegend rechnet Rainer Dettmann mit Temperaturen im Plusbereich für die Wintermonate.
Auch der Dezember wird mild ausfallen, und es wird eher regnen als schneien. Doch das ist nicht ungewöhnlich für Berlin: Nur alle fünf Jahre liegt statistisch gesehen die weiße Pracht an den Festtagen über der Stadt. Mit Ausnahme der letzten zwei Jahre gab es seit 16 Jahren keine weiße Weihnachten mehr. Über das kommende Frühjahr lassen sich noch nicht so exakte Voraussagen treffen. Dennoch sieht der Meteorologe Dettmann für dieses Frühjahr eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit für Kälterückfälle. Die bisherigen Wetteraufzeichnungen zeigen, dass ein milder Winter oft ein später einsetzendes Frühlingswetter erwarten lässt.
Arnulf Wieschalla
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