Sonntags wollte ich immer die Schlossallee oder die Parkstraße kaufen, grüne Häuschen bauen, bis ich soviel Geld einnahm, um endlich mein rotes Plastikhotel zu eröffnen. Meine Lieblingsfelder waren Los oder Frei Parken, unangenehm war es, wenn ich zu oft in der Absteige meines Bruders an der Badstraße logiert hatte, so dass ich mir Geld von der Bank leihen musste. Da war es schon angenehmer, im Gefängnis zu sitzen und nicht mehr zu zahlen. Seit Jahren hatte ich nicht mehr Monopoly gespielt, als mich am Abend Michael Tschiggerl von Winning Moves in der Pressestelle anrief, um mich zu fragen, ob die Freie Universität ein Feld im Spiel besetzen wollte. Gleich kamen mir Schlossallee und Parkstraße in den Sinn. Doch die waren leider schon belegt, was mich an frühere Spiele am Sonntagnachmittag bei Tee und Kuchen erinnerte. Von Köln-Monopoly über das Stuttgart-Monopoly bis hin zur Hauptstadt-Ausgabe Berlin-Monopoly gibt es bereits zahlreiche Versionen, bei denen die bekannten Straßen und Namen der jeweiligen Stadt dem beliebtesten Spiel unserer Zeit ein starkes Lokalkolorit und damit zusätzlichen Spielreiz verleihen, versicherte mir Herr Tschiggerl.
Und ich stellte mir vor, wie Klaus Wowereit am Abend mit Thilo Sarrazin Berlin-Monopoly spielt, um in der allgemeinen Sparwut die Staatsoper Unter den Linden durch Hotels zu ersetzen. Also, wollen Sie nun oder wollen Sie nicht, riss mich Michael Tschiggerl aus meinen Gedanken. Ich wollte, nur da Entscheidungen an Universitäten selten von einer Person getroffen werden, erbat ich Zeit. Auch Wedigo de Vivanco, Leiter der Abteilung Außenangelegenheiten, plädierte für die Felder kurz vor Los. Doch da wie der farbige Katalog verriet nur wenige Namen in das Berlin-Monopoly aufgenommen werden können, waren die besten Plätze eben schon vergeben.
Dann kam per Fax die Vereinbarung, nach der die FU mit ihrem Logo das Feld Nr. 13 (im Orginalspiel Neue Straße) mit der Bezeichnung Dahlem Dorf belegen könne. Guter Rat war teuer. Auf der einen Seite gehört Monopoly zu den beliebtesten Familienspielen: 85 Prozent kennen es, jeder zweite Deutsche hat es schon gespielt. Auf der anderen Seite kostet das Belegen eines Feldes die Freie Universität 1000 Euro plus Mehrwertsteuern. Musste mit diesem Problem nun der Akademische Senat, der Präsident oder gar der Kanzler beschäftigt werden, wo es galt, Image gegen nicht vorhandene Euro abzuwägen? Wieder rief ich Michael Tschiggerl an, erklärte ihm die desolate Lage des FU-Haushaltes, berichtete von der verhinderten Umwandlung des UKBF in ein regionales Krankenhaus, als er voll Mitleid fragte, ob seine Firma der FU vielleicht das Logo und damit das Belegen eines Feldes schenken dürfte. Er durfte. Damit ist die Freie Universität auf dem über 10.000 Mal verlegten Spiel gemeinsam mit dem Tagesspiegel, der Staatsoper Unter den Linden und dem Potsdamer Platz vertreten.
Andere Universitäten sind nicht dabei. Aber wie stand es schon so schön im Katalog: Nur wenige Namen können in das Berlin-Monopoly aufgenommen werden die Anzahl der Felder setzt hier Grenzen.
Wer dabei ist, wird über die Grenzen hinaus beworben. Und das ist doch weit besser, als wenn Wowereit beschließt, aus dem UKBF ein Hotel zu machen.
Felicitas von Aretin