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[Der Förderkreis Bibliothek Germanistik sammelt für neue Bücher]

Der Vorstand des Förderkreises, Tobias Bock, Maren Leidenberger und Daniela Schönle, und der Leiter der Bibliothek Dr. Klaus Ulrich Werner. (v. l. n. r.)

Ein Blick in das Programm eines großen wissenschaftlichen Verlages, Rubrik: Literaturwissenschaft. Die Buchpreise liegen zwischen 50 und 120 ¤ und schnell erstirbt die Hoffnung, eines dieser Bücher dem privaten Besitzstand einverleiben zu können. Also ab in die Bibliotheken, besonders wenn’s teuer und speziell wird, führt kein Weg an ihnen vorbei. Doch die haben es auch nicht mehr so dicke, besonders an der FU. Die Germanistische Bibliothek der Freien Universität in der Rostlaube hat in den letzten acht Jahren 65% ihres Etats eingebüßt und ein Ende des Mittelrückgangs ist nicht abzusehen. Doch eine studentische Initiative setzt ihr Engagement gegen die scheinbare Übermacht des Spardrucks.

Angesichts der desolaten Situation beschlossen 1996 zwei Studenten Bier trinken zu gehen, um dabei zu beraten, was man tun kann. Auf Bierdeckeln hielten sie ihre genialen Ideen zur Gründung eines Fördervereins für die Bibliothek fest. So lautet der Mythos. Wie auch immer es wirklich gewesen sein mag, eines ist gewiss: Diese Studenten schufen danach eine in ihrem Erfolg wohl einzigartige studentische Initiative, deren Spenden inzwischen fast 30% des Etats der Bibliothek ausmachen. Etwa 25.000 ¤ jedes Jahr, seit Bestehen des Fördervereins 120.000 ¤, ermöglichen der Bibliothek, dringend benötigte Forschungsliteratur anzuschaffen. Dr. Klaus Ulrich Werner, Leiter der Bibliothek, bringt die Leistung auf den Punkt: „Ohne den Förderverein wäre die Literaturversorgung nicht mehr gewährleistet.“ Die jährlichen Zuwendungen des Vereins sind kein Luxus, sondern sind inzwischen fest eingeplant. „Sogar mit den Geldern vom Förderverein sind wir deutlich unterfinanziert“, sagt Werner, der natürlich selber zu den rund 200 Mitgliedern des gemeinnützigen Vereins gehört.

Überholen ohne einzuholen?

Die Institutsbibliotheken in Freiburg oder Tübingen haben einen Etat in gleicher Höhe – bei bedeutend weniger Studierenden. Dazu geben die dortigen Universitätsbibliotheken noch mal bis zu 130.000 ¤ für den Erwerb von germanistischer und linguistischer Spezialliteratur aus. Keine Doppelexemplare wohlgemerkt, denn die dortigen Bibliotheken erwerben nach einem ergänzenden Erwerbungsprofil. Die Universitätsbibliothek der Freien Universität kauft hingegen gar keine Spezialliteratur mehr an. Der reiche Süden also im Vorteil – an der FU dafür enthusiastische Aktive, die mit viel Engagement den harten Kern des Förderkreises bilden und die finanziellen Nachteile zwar nur teilweise ausgleichen können, dafür das Campusleben ungemein bereichern: Bücherbasar in der Rostlaube, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen; all das wird von dem runden Dutzend stärker engagierter Mitglieder bei den alle zwei Wochen stattfindenden Treffen organisiert. Geld bringt jedoch vor allem der Bücherbasar – im Durchschnitt rund 2000 ¤ im Monat. Das ist angesichts der günstigen Preise und nur etwa 10 Stunden Öffnungszeit in der Woche schon erstaunlich: Antiquarisches, Raritäten und Skurrilitäten stehen nach Fachgebieten geordnet in den Räumen am K-Gang, manchmal finden komplette Nachlässe so wieder zurück unter das Lesevolk. Doch mit dem Basartreiben und der Stöberlust könnte es bald vorbei sein. Maren Leidenberger, stellvertretende Vorsitzende und Pressesprecherin des Vereins, warnt vor dem drohenden Dilemma: „Vielleicht ist schon im August Schluss mit dem Basar, denn wir haben immer noch keine neuen Räume. Die Abteilung für technische Angelegenheiten der Universität bemüht sich zwar, doch man findet keine neuen Räume.“ Im Zuge der Renovierung der Rostlaube wird auch ab dem Spätsommer der Bereich saniert, in dem der Bücherbasar seine bescheidenen Räumlichkeiten hat. Was passiert dann mit den an den Förderkreis gespendeten Büchern, die nicht rechtzeitig verkauft oder verschenkt werden können? „Daran wagt hier noch gar keiner zu denken“, sagt Maren Leidenberger, „schlimmstenfalls müssen wir dann Bücher wegschmeißen, obwohl das natürlich allen im Förderkreis in der Seele brennen würde: Wir sind schließlich alle Bücherliebhaber.“

Ohne Raum kein Geld!

Doch ohne Raum für die rührigen Wohltäter ist auch Schluss mit frischem Geld für neue Bücher in den Regalen der Bibliothek. „Geht nicht“ kann es deswegen nicht geben. Kein Bücherbasar und damit kein Geld vom Förderkreis ist leider im Etat der Bibliothek nicht vorgesehen. Ab und zu, doch viel zu selten gibt es auch großzügige Geldspenden. In Zukunft erwartet man sich viel von einer Einbeziehung der Alumni, zumal man mit dem vom Stararchitekten Lord Norman Foster entworfenen Gebäude der Philologischen Bibliothek ab nächsten Jahr auch ein spektakuläres Identifikationsobjekt anbieten kann. Doch derzeit und mittelfristig gibt es keine Alternative zum Bücherbasar. Abgesehen davon ist er auch eine der charmantesten Seiten des Vereins. Zusammen mit den Lesungen von hochkarätigen Autoren in der Rostlaube stellt er einen positiven sozialen Bezugspunkt innerhalb des Instituts dar. Die Lesungen freilich bringen kein Geld. „Die machen wir eher zu Werbezwecken und zum Spaß“, sagt Maren Leidenberger. Spaß hatte man tatsächlich, als letztes Jahr der ehemalige FU-Student, Kunstprofessor und Star der Berliner Literaturszene Thomas Kapielski seine Zuhörer mit den Absurditäten des Lebens und Denkens zu Lachkrämpfen trieb. Daneben folgten hoch gelobte Autoren und Autorinnen, wie Georg Klein und Katarina Hacker, der Aufforderung des Vereins, Literatur zum hautnahen Erlebnis zu machen. Es geht also nicht nur um Geld beim Förderkreis, es geht auch um eine Belebung des Instituts, um einen positiven Bezugspunkt im tendenziell monotonen Studiumseinerlei.

Viele Bücher tragen inzwischen den Stempel des Förderkreises und lassen den Bibliotheksbenutzer wissen, dass er dieses Buch ohne den Verein gar nicht im Regal gefunden hätte. Der Ansporn weiterzusammeln ist stets gegeben: Wer möchte schon in Tübingen studieren – nur wegen der Bücher. Das nächste Ziel ist, die Viertelmillion zu erreichen, einen Gipfel, den man schon Ende letzten Jahres fast erklommen hatte. Jetzt ist der Euro da und die Viertelmillion wieder weit weg. Ohne neue Räume wird man sie wohl nie erreichen und die neue Philologische Bibliothek würde eine schicke Hülle für alte Schwarten. Also, wohin geht die Reise?

Niclas Dewitz

Foto: Dahl


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Berliner Volksbank, BLZ: 100 900 00,
Kontonummer: 572 900 800 3.

Der nächste große Bücherbasar findet übrigens am 25. April von 11-17 Uhr in der Rostlaube vor den Hörsälen statt.


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