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[Erstmalige Vergabe des Ludger-Schiffler-Preises]

Mit dem Ludger-Schiffler-Preis wurden im Februar diesen Jahres erstmalig hervorragende Examensarbeiten und Dissertationen auf dem Gebiet der Fremdsprachendidaktik ausgezeichnet. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wurde von Prof. Dr. Ludger Schiffler und dessen Ehefrau, Oberstudienrätin Ingrid Schiffler, gestiftet. Der Preis soll künftig jährlich vergeben werden. Im Anschluss an das Symposion „Anregungen zur Fremdsprachendidaktik im 21. Jahrhundert“, das anlässlich der Emeritierung von Prof. Schiffler am 15. Februar stattfand, wurden erstmals zwei Arbeiten prämiert, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen.

Die im Jahr 2000 an der Universität Innsbruck abgeschlossene Dissertation von Barbara Hinger mit dem Titel „Intensivunterricht versus Extensivunterricht: Der Faktor Zeitverteilung im schulischen Fremdsprachenerwerb am Beispiel des Spanischen“ wurde 2001 in Graz am Zentrum für Schulentwicklung, Bereich III (ÖSpK), Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, veröffentlicht. Hinger widmete sich in ihrer Studie der Frage, inwieweit Spanischunterricht in Form von zwei 14-tägigen Intensivkursen, bei dem die Schüler täglich drei Stunden Spanisch lernten, eine Alternative zu den üblichen Extensivkursen darstellen könnte. Für die Studie wurde eine Klasse mit Schülern, die Spanisch als dritte Fremdsprache lernten, in zwei Gruppen eingeteilt, die bei vorher durchgeführten Tests in den untersuchten Bereichen vergleichbare Ergebnisse erzielt hatten.



Barbara Hinger

Während die eine Schülergruppe in zwei auf das Schulhalbjahr verteilten, zweiwöchigen Intensivkursen unterrichtet wurde, nahm die andere Hälfte am regulären extensiven Unterricht bei derselben Lehrerin teil. Insgesamt erhielten beide Gruppen gleich viele Stunden Spanischunterricht. Gegenstand der Untersuchung waren sowohl sprachliche Bereiche, wie die morphosyntaktische und pragmatische Entwicklung der zu lernenden Sprache, und rezeptive Fertigkeiten der Schüler, als auch nicht-sprachliche Bereiche, wie individuelle und gruppenspezifische Motivationsfaktoren. Obwohl die Abschlusstests nicht in allen Bereichen signifikant bessere Ergebnisse der Schüler des Intensivkurses gegenüber denen des Extensivkurses nachwiesen, konnten bei erstgenanntem doch bessere Resultate hinsichtlich der Sprachkompetenz der Schüler sowie der Motivation und Affektivität der sozialen Interaktion festgestellt werden. Ausschlaggebend für die Auszeichnung waren nicht die Ergebnisse der Studie, sondern die differenzierte und empirische Analyse.


Bei der zweiten Preisträgerin handelt es sich um Nina Kampmann, deren 2001 abgeschlossene 1. Staatsexamensarbeit mit dem Titel „Die mündliche Sprachproduktion im Englischen: eine empirische Pilotstudie von Schülern im bilingualen Zug einer siebten Realschulklasse“ prämiert wurde.

Nina Kampmann

Das Hauptinteresse der Untersuchung galt der Interaktion und Komplexität des Outputs der Schüler im auf Englisch erteilten Geographieunterricht. Eine genaue Unterrichtsanalyse zeigte, dass der Input des Lehrers hauptsächlich in der Fremdsprache stattfand, und auch die Schüler vorwiegend auf Englisch sprachen, wobei sie über einen überdurchschnittlich großen Wortschatz verfügten. Außerdem fiel auf, dass der Output der Schüler im Vergleich zum Input des Lehrers relativ gering ausfiel und sich hauptsächlich auf einfache Aussagesätze beschränkte. Kampmann stellte die Hypothesen auf, dass komplexere Satzgefüge wegen kurzer wait time des Lehrers, einschränkender Formulierung der Fragen und inhaltlich sehr anspruchsvollen Kontexten selten im Unterricht geäußert würden. Bei einem im Anschluss durchgeführten kommunikativen Sprachtest mit Gruppen von je drei unterschiedlich leistungsstarken Schülern, der sich durch sehr offene Fragestellungen und lange Wartezeit auszeichnete, fand in allen Gruppen die Äußerung von Parataxen und Hypotaxen weitaus häufiger statt als im regulären Unterricht. Das Kuratorium entschied sich, diese Arbeit zu prämieren, da sie einen wichtigen Anstoß für die Integration von Gruppenarbeit in den bilingualen Fachunterricht darstelle.

Julia Sekler

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