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[Universitätsvorlesungen im Sommersemester 2002]



Seit zwei Jahrzehnten bietet die Freie Universität ihren Universitätsmitgliedern und allen an Wissenschaft interessierten Berlinerinnen und Berlinern eine Vorlesungsreihe an, deren Konzept für viele andere Ringvorlesungen an deutschen Universitäten erfolgreich Pate stand. Die UNIVERSITÄTSVORLESUNGEN der Freien Universität bemühen sich in jedem Semester aufs Neue, durch die interdisziplinäre Behandlung ausgewählter Themenfelder inhaltliche Bezüge der Einzeldisziplinen aufzuzeigen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität und renommierte Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler vermitteln Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung und regen auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebes zu Diskussionen an. Gespannt sein darf man im Sommersemester 2002 auf die UNIVERSITÄTSVORLESUNG „Religiöse Autorität in den Gesellschaften des Vorderen Orients“ vor dem Hintergrund der jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern. Die Instrumentalisierung religiöser Überzeugungen zur Rechtfertigung von Besitzansprüchen und Gewaltanwendungen hat wesentlich zur Verhärtung der Konfliktpositionen geführt. Oft wendet sich die Kraft, die die Menschen aus ihrem Glauben schöpfen, nicht nur gegen andere. Sie kehrt sich auch häufig gegen sie selbst. Vielleicht liefert die zweite große Ringvorlesung dieser Reihe mit dem Titel „Körper-Kräfte. Physische und metaphysische Potenzen des menschlichen Körpers“ auch Antworten auf Fragen, die sich der westlichen, säkularisierten Welt nach dem 11. September 2002 aufdrängen.


Religiöse Autorität in den Gesellschaften des Vorderen Orients

Konzeption: Interdisziplinäres Zentrum „Bausteine zu einer Gesellschaftsgeschichte des Vorderen Orients“ der Freien Universität Berlin
Prof. Dr. Renate Jacobi, Prof. Dr. Barbara Kellner-Heinkele, Prof. Dr. Maria Macuch, Prof. Dr. Angelika Neuwirth,
Dr. habil. Sabine Schmidtke, Prof. Dr. Rainer Voigt
Sprecherin: Prof. Dr. Gudrun Krämer
Mittwoch, 18.00 – 20.00 Uhr, Beginn: 24. 04. 2002
Habelschwerdter Allee 45, Hörsaal 1a

Der Versuch der Attentäter des 11. Septembers, ihr Tun religiös zu legitimieren, stellt die Frage nach der Bindekraft religiöser Normen wie auch der Autoritäten, die diese Normen definieren und deuten, mit neuer Schärfe. Jede religiöse Gemeinschaft verfügt über Autoritäten, die sich innerhalb eines teils festgefügten, teils eher flexiblen Bezugsrahmens bewegen, der in den drei monotheistischen Religionen im Wesentlichen durch Offenbarungsschriften, ergänzt durch einen Kanon normativer Texte, vorgegeben wird. Zu den Texten treten in einem faszinierenden Wechselspiel Personen als Mittler religiöser Autorität. Diese gründet jedoch auch im Vorderen Orient nicht ausschließlich auf Texten: Nicht nur die Mystiker, sondern auch verschiedene religiös-politische Führer erheben Anspruch auf esoterisches Wissen ganz eigener Qualität. In der Moderne schließlich stellen immer mehr religiös gebildete Laien die Autorität „traditioneller“ religiöser Instanzen in Frage, um selbst den Zugang zu religiöser Wahrheit zu suchen und eigene Deutungskompetenz zu beanspruchen. Das aber macht die Rolle religiöser und politischer Führer, Gremien und Institutionen umso klärungsbedürftiger.

Die UNIVERSITÄTSVORLESUNG wird der Begründung und Wirkung religiöser Autorität in den Gesellschaften des Vorderen Orients in der gebotenen historischen Tiefe und thematischen Breite nachgehen und dabei neben Juden, Christen und Muslimen auch Religionsgemeinschaften wie die Zoroastrier, Manichäer und Jeziden einbeziehen.

Programm

24.04. Prof. Dr. Gudrun Krämer (FU Berlin)
Wissen, Autorität und Macht. Eine Einführung in die Vorlesungsreihe

08.05. Dr. Günter Seufert (Orient-Insitut der DMG, Istanbul)
Verweltlichung und Politisierung der Religionen am Beispiel von Zionismus und Islamismus

15.05. Prof. Dr. Christoph Markschies (Heidelberg)
Wer hat in der Kirche etwas zu sagen? Religiöse Autorität im antiken Christentum

22.05. Prof. Dr. Stefan Leder (Halle-Wittenberg)
Institution und Autorität. Religiöse Eliten in Damaskus (12.-15. Jahrhundert)

29.05. Prof. Dr. Claus-Peter Haase (Direktor des Islamischen Museums, Berlin)
Religion und Kunst im Islam

05.06. Dr. Almut Hintze (School of Oriental and African Studies, London)
Prophetische und priesterliche Autorität im Zoroastrismus

12.06. Prof. Dr. Wolfgang Hage (Marburg)
Kirchliche Autorität im Christentum unter islamischer Herrschaft

19.06. Prof. Dr. Heinz Halm (Tübingen)
Kalif, Imam und Sultan. Religiöse und weltliche Autorität im Islam

26.06. Dr. Stefan Rosiny (FU Berlin)
Gelehrsamkeit oder politisches Engagement – was macht einen schiitischen Geistlichen heute aus?

03.07. Prof. Dr. Philip G. Kreyenbroek (Göttingen)
Oralität und Autorität bei den Jeziden

10.07. Prof. Dr. Werner Sundermann (FU Berlin/Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)
Der Rufer und sein Ruf: Die Autorität Manis und seine Botschaft

17.07. Dr. Thomas Scheffler (FU Berlin/University of Notre Dame)
Klerus und Konfliktkultur im Libanon



Körper-Kräfte. Physische und metaphysische Potenzen des menschlichen Körpers

Konzeption: Prof. Dr. Gunter Gebauer, Dr. Mirjam Schaub, Dr. Stefanie Wenner Donnerstag, 18.00 – 20.00 Uhr, Beginn: 18. 04. 2002
Institut für Theaterwissenschaft, Hörsaal 1, EG, Grunewaldstr. 35, 12165 Berlin-Steglitz

„Denken heißt begreifen, wozu ein nicht-denkender Körper in der Lage ist“, sagt der französische Philosoph Gilles Deleuze programmatisch. Er beruft sich auf Baruch Spinoza, der sich in seiner »Ethik« von 1677 der Erforschung der „Begierden der Seele“ in enger Komplizenschaft mit den „Trieben des Körpers“ verschrieb. Dem von Spinoza angefangenen Projekt soll in der UNIVERSITÄTSRINGVORLESUNG nachgegangen werden. In kulturwissenschaftlicher Perspektive steht der Körper nicht nur im Schnittpunkt unterschiedlicher physikalischer Krafteinflüsse, sondern ist seinerseits Ausgangsort spezifischer Kräfte. Diese Kräfte können immer aktiv und reaktiv sein.
Doch sind Kräfte dem menschlichen Körper wirklich einfach gegeben? Werden sie dem Körper nicht erst von der Kultur, in der er sich bewegt, mithilfe der ihr eigenen – und selten bewussten – Körperpolitik zugeschrieben und mit Sinn behaftet?
Der Körper des Menschen ist eine Erfindung des 18. Jahrhundert, vorher waren alle Körper Gegenstand der Physik. In der UNIVERSITÄTSVORLESUNG wird danach gefragt, wozu ein Körper als Irritationsmoment und nie aufgehender Rest innerhalb des Diskurses in der Lage ist.

Programm

18.04. Prof. Dr. Ernst-Peter Fischer (Physiker u. Wissenschaftshistoriker, Konstanz)
Vom Überwinden der Trägheit – Wissen von Körpern und Kräften

25. 04. Dr. Eva Fogelman (Psychoanalytikerin, New York City)
From Resistance to Rescue: Conscience and Courage During the Holocaust

02. 05. Prof. Dr. Jakob Tanner (Wissenschaftshistoriker, Zürich)
Der Mensch als Motor zur Geschichte thermodynamischer Kraftwechselkonzepte

16.05. Dr. Mirjam Schaub (Philosophin, FU Berlin)
Lust vs. Begehren. Körperpolitik bei Foucault und Deleuze
anschließend: Lesung v. Julia Franck (Autorin, Berlin)

23.05. Dr. Elisabeth von Samsonow, (Philosophin, Wien)
Das Ei. Eine kleine Philosophie der Keimblätter

30. 05. Dr. Stefanie Wenner (Philosophin, FU Berlin)
Konzentration: Simone Weils revolutionäre Intensität

06.06. Prof. Dr. Isabella Heuser (Leiterin der Psychiatrischen Klinik der FU)
Gefühle potenzieren und depotenzieren

13.06. Prof. Dr. Ferdinand Hucho (Biochemiker, FU Berlin)
Grenzen des genetischen Determinismus

20.06. Dr. Hans-Dieter Gondek (Philosoph, Bremen)
An(gst)verwandlungen

27.06. Prof. Dr. Gertrud Koch (Filmwissenschaftlerin, FU Berlin)
Tränen – Die Kraft sich anrühren zu lassen

04. 07. Dr. Friedrich Balke (Literaturwissenschaftler, Köln)
Der Körper des Philosophen im Zeitalter der Biopolitik

11. 07. Dr. Nicola Suthor (Kunsthistorikerin, FU Berlin)
Täuschungskraft – Zum Produktionsprinzip des illusionistischen Bildes

18.07. Prof. Dr. Gunter Gebauer (Philosoph, FU Berlin)
Von Übermenschen und ihren Kräften



Antragsfrist endet am 15. Mai

Anträge auf Förderung einer Universitätsvorlesung zum Winterersemester 2002/2003 oder Veröffentlichung einer Ring- bzw. fächerübergreifenden Vorlesung können bis spätestens 15. Mai 2002 eingereicht werden.

Weitere Auskünfte erteilt Ihnen gerne Brigitte Werner, Geschäftsstelle des Journalisten-Kollegs, Otto-von-Simson-Str. 3, 14195 Berlin, dienstags und freitags von 9-12 Uhr,
Tel.: 838-73535.

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