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FU-N 3-4/2000 Wissenschaft Jahr der Physik Klinische Pharmazie - Arbeitsbereich Umweltbildung koordiniert 25-Millionen-Mark-Projekt Botaniker der FU erforschen die Pflanzenwelt Kubas |
Shell-Studie Jugend 2000
Sie haben die Jugendstudie gemacht v.l.n.r.: Mit deutlich gewachsener Zuversicht blicken die heute 15-24-Jährigen sowohl in ihre persönliche als auch in die gesellschaftliche Zukunft. Das ist das zentrale Ergebnis der 13. Shell Jugendstudie, die Ende März in Anwesenheit von Bundesfamilienministerin, Dr. Christine Bergmann von der Deutschen Shell AG präsentiert wurde. Die Studie wurde vom Forscherteam Arthur Fischer, Dr. Yvonne Fritzsche (beide Institut Psydata), Prof. Dr. Werner Fuchs-Heinritz (Fernuniversität Hagen) und Prof. Dr. Richard Münchmeier (FU Berlin) erstellt und interpretiert. Die sehen jedoch keine Generation "unbekümmerter Optimisten", sondern junge Menschen, die nüchtern und illusionslos die Herausforderungen beurteilen und anpacken wollen. Die Hoffnung, dass zehn Jahre nach der Wiedervereinigung die Ost-West-Unterschiede bedeutungslos wären, hat sich nicht erfüllt. Neben der Hauptstudie mit über 4500 befragten Jugendlichen wurde erstmals auch eine Zusatzstichprobe mit rund 650 "einheimischen" ausländischen Jugendlichen durchgeführt. Ideologien oder starre Wertorientierungen sind für die große Mehrheit der Befragten irrelevant. Zwar könne keine Rede sein von Werteverfall, jedoch von einem Verfall der Allgemeingültigkeit von Werten. Gelebt werde heute ein "Sowohl als auch" und nicht wie früher ein "Entweder-Oder". In der Zeit dieses Wandels wird die Familie allerdings überwiegend als Ort der Verlässlichkeit verstanden. Eltern bekommen von den Jugendlichen erstaunlich gute Noten. Sie werden viel häufiger als früher als Vertrauenspersonen benannt. Ausländische Jugendliche sehen dagegen ihre Eltern eher als Respektspersonen. Mehrheitlich gehen die Befragten davon aus, Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können. Diese Einschätzung ändert sich bezeichnenderweise bei den 22- bis 24-jährigen Frauen. Während die 15- bis 17-jährigen Frauen noch zu 85 Prozent einen Beruf anstreben, der "einem auch später etwas bringt", sinkt der Wert bei den älteren auf 78 Prozent. Bei den Männern bleibt dieser Wert konstant. Das politische Interesse sinkt weiter, wobei zu bedenken ist, dass Jugendliche mit dem Begriff Politik eine Landschaft von Parteien und politischen Ritualen verbinden, der sie wenig Vertrauen entgegenbringen. Die ritualisierte Betriebsamkeit von Politikern empfinden die Jugendlichen als irrelevant und ohne Bezug zum wirklichen Leben, wobei zu beachten ist, dass diese Befragungen vor Bekanntwerden der CDU-Spendenaffaire durchgeführt wurden. Im Westen nimmt die Distanz zur Politik mit steigendem Alter ab, während sie im Osten auf hohem Niveau verharrt. Andererseits haben die Wissenschaftler im Osten eine Teilgruppe identifiziert (darunter besonders viele junge Frauen), die eine überdurchschnittlich große Bereitschaft zeigt, die Herausforderungen der Gesellschaft zu meistern. Auch ist die genussorientierte Lebenshaltung dieser Jugendlichen schwächer ausgeprägt als in der entsprechenden Altersgruppe im Westen. Die Haltung zu ihrem Land ergibt sich für die meisten Jugendlichen aus ihrer Lebenssituation. Sie sind weder übertrieben nationalistisch noch übertrieben Deutschland-kritisch eingestellt. Zwar gibt es Ausländerfeindlichkeit auch unter der Jugend, besonders in Ostdeutschland, FU-Prof. Münchmeier warnt jedoch vor Übertreibungen und appelliert an die Journalisten, die Zahlen aus der Studie nicht zu missbrauchen. Die Shell-Studie sei keine Ausländerstudie. Es lasse sich aber sagen, dass es wenig private Kontakte, über Jugendzentren u.ä. hinaus, gebe. Im Kern der Ausländerfeindlichkeit steht nach Münchmeiers Einschätzung die Furcht, in einer Konkurrenzsituation um Arbeitsplätze und Zukunftschancen zu unterliegen. Mehrheitlich bekunden sowohl deutsche als auch ausländische Jugendliche, sie könnten voneinander lernen. Anne Schillo
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