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FU-N 1-2/2000
Hochschule

Ergebnisse der Zielvereinbarungen mit den Fachbereichen

Stiftungsprofessuren an der Freien Universität

Vortragsreihe "Strategisches Dreieck Deutschland - Israel - USA"

Der UB Lesesaal ist wieder in Betrieb

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Stiftungsprofessuren an der Freien Universität
Geben und Nehmen


VON ANKE ZIEMER

Mit seiner Antrittsvorlesung "Auf Befehl des Kaisers. Die 2. Inspektionsreise des Kaisers Kangxi in den Süden und der Maler Waghui (1632-1717)" hat Professor Dr. Willibald Veit den Lehrbetrieb des neu eingerichteten Faches "Ostasiatische Kunstgeschichte" aufgenommen. Er vertritt die von der Gerda-Henkel-Stiftung (Düsseldorf) finanzierte Stiftungsprofessur, bis das reguläre Berufungsverfahren abgeschlossen ist. Willibald Veit, Direktor des Museums für Ostasiatische Kunstgeschichte, ist eine Koryphäe seines Faches, der über die nötigen Kontakte verfügt, um den Studiengang für die Freie Universität auf hohem Niveau zu etablieren. Die Gerda-Henkel-Stiftung hatte zunächst verschiedene Standorte für ihre Stiftung erwogen. Schließlich konnte Prof. Dr. Thomas W. Gaehtgens (Kunsthistorisches Institut) sie davon überzeugen, dass die FU mit ihren Potenzialen in der Kunstgeschichte, der Sinologie, Japanologie, Koreanistik und ihren vielfältigen Kooperationen mit Museen ideale Voraussetzungen für die Entwicklung des neuen Faches bietet.

Stiftungsprofessuren arbeiten nach dem Prinzip des Gebens und Nehmens: Privatpersonen, Unternehmen oder Stiftungen widmen einer Hochschule – in diesem Falle der FU – zweckbestimmt eine Vermögensmasse. Dafür erhalten sie die Möglichkeit, den Namen der Professur zu bestimmen, Vorschläge für die fachliche Ausrichtung und ihren Standort einzubringen sowie ein beratendes Mitglied in die Berufungskommission zu entsenden. Die Universität verwirklicht mit dem Geld dringend benötigte oder wünschenswerte Projekte, die sie aus dem Regelhaushalt nicht bestreiten kann. Für beide Seiten ergeben sich daraus auf der einen Seite Imagezuwachs, auf der anderen Seite Wettbewerbsvorteile.

Ziel einer Stiftungsprofessur ist vor allem die Innovation: Durch interdisziplinäre Fragestellungen begründen Stiftungsprofessuren oft neue Wissenschaftsfelder (neue Professur) oder erhöhen Berufschancen für hochkarätige Nachwuchswissenschaftler (vorgezogene Berufung). Die Gerda-Henkel-Professur will den Blick der hier zu Lande stark eurozentristisch ausgerichteten Kunstgeschichte auf den fernöstlichen Kulturraum lenken; der Johanniterorden hofft darauf, mit Hilfe seines geplanten Lehrstuhls "Traditionelle chinesische Medizin" die wissenschaftliche Begründung für deren Wirksamkeit zu finden.

Neben der neuen Professur (z.B. für Wissenschaftsjournalismus von der Robert-Bosch-Stiftung) und der vorgezogenen Berufung (z.B. die Stiftungsprofessur für Molekularbiologie von der Schering AG) gibt es als dritte Variante die Gastprofessur (z.B. Samuel-Fischer-Professur der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck).

Der Stifter übernimmt in der Regel für fünf Jahre die Kosten, insgesamt ca. 0,75 bis 2 Millionen DM. Darin enthalten sind je nach Umfang die Dienstbezüge für eine Professur C3 oder C4 sowie Mittel für wissenschaftliche Mitarbeiter, Sekretariat, Studentische Hilfskräfte und Ausstattung. Bei vorgezogenen Berufungen und Gastprofessoren hängen die Kosten stark von den Umständen ab. Sie liegen jedenfalls niedriger als bei neuen Professuren. Eine Stiftungsprofessur bringt der Universität jedoch nicht nur Vorteile. So förderlich sie im einzelnen für Profil und Wettbewerb sein mag, steht doch meist die Verpflichtung dahinter, nach Förderende die Stelle aus dem FU-Haushalt zu bezahlen. In diesem Zusammenhang sind oft aufwendige Verwaltungsaufgaben nötig und bisweilen müssen andere Professorenstellen wegfallen oder umgewidmet werden. Bisweilen sorgt auch die begrenzte Raumkapazität der Freien Universität für Unruhe. Selbst wenn Personal- und Sachmittel bereitstehen, stellt sich doch die Frage: Wie kann man kurzfristig eine neue Professur mit neuen Aufgaben in bestehende Strukturen eingliedern und angemessene Räume zur Verfügung stellen?


Info


Zur Zeit gibt es in Deutschland 160 aktive Stiftungsprofessuren; davon an der FU

Medizin
Frauenforschung und Osteologie
Firma Eli Lilly & Company

Niederlandistik
Niederländische Sprache und Sprachwissenschaft
Nederlandse Taalunie (vergleichbar Goethe-Institut)

Kunstgeschichte
Ostasiatische Kunstgeschichte
Gerda-Henkel-Stiftung

Kunstgeschichte
Geschichte der modernen Kunst Osteuropas
Günter-und-Waltraud-Braun-Stiftung

Mathematik
Numerische Mathematik /
Scientific Computing
Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik

Mathematik
Scientific Computing mit Schwerpunkt Modellierung und Simulation globaler Umweltsysteme
IBM-Fonds

Allgemeine u. Vergleichende Literaturwissenschaft
Poetik
Georg von Holtzbrinck Verlagsgruppe

Germanistik
Repertorium der ungedruckten deutschsprachigen Predigten des Mittelalters
Dr. Leuchte Immobilien und Beteiligungen /Stifterverband für die deutsche Wissenschaft