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Marketing und Sponsoring an der Freien Universität
Werbung an der Hörsaalwand

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Marketing und Sponsoring an der Freien Universität


Werbung an der Hörsaalwand

"Hochschulen auf Betteltour?" titelte die Berliner Tageszeitung "Der Tagesspiegel" vor einigen Wochen und brachte damit genau jene Ambivalenz auf den Punkt, die viele noch immer bei dem Begriff Hochschulsponsoring überfällt. Zwar nehmen in Zeiten knapper Kassen die Berührungsängste zwischen Wirtschaft und Universitäten ab. Doch die Angst, die Finanzspritze der Wirtschaft könne zu einer Abhängigkeit von dem Unternehmen führen, ist vielfach noch vorhanden. Indes ist ein deutliches Umdenken erkennbar. Galt der Architekturprofessor, der vor Beginn seiner Vorlesung Werbedias an die Hörsaalwand warf, vor kurzem noch als Außenseiter, könnte heute seine Pfiffigkeit, Gelder von der Wirtschaft einzutreiben, von Fachkollegen neidisch beäugt werden.

Marketing und Sponsoringideen haben längst auch an der Freien Universität Einzug gehalten. Seit Anfang vergangenen Jahres schmücken Werbeplakate u.a. die Flure von Rost- und Silberlaube, die Fristzettel der Universitätsbibliothek sind beliebte Werbeflächen. Wer sich bislang über gleichaussehende Rastermappen ärgerte, kann sich freuen: seit kurzem wirbt eine Umzugsfirma mit munteren Reimsprüchen für das Unternehmen. "Spätestens seit der 50-Jahrfeier haben wir die Notwendigkeit von Fundraising erkannt und bemühen uns intensiv um unsere ehemaligen Studierenden", sagt Wedigo de Vivanco, in dessen Abteilung Außenangelegenheiten derzeit eine große zentrale Alumni-Datei angelegt wird. Als erstes Institut an der Freien Universität wurde jüngst das Institut für Tourismus nach dem Sponsor, der Willy-Scharnow-Stiftung, benannt.

Damit Sponsoringaktivitäten organisiert verlaufen, hat das Präsidium der Freien Universität als eine der ersten deutschen Hochschulen mit Caroline Wichmann eine Sponsoring-Beauftragte eingestellt und die Kommunikations- und Vermarktungsagentur Rugo Kommunikation beauftragt. Die Berliner Marketingspezialisten sollen zunächst eine projektbezogene Sponsoring-Strategie entwickeln. "Die Freie Universität Berlin braucht im Wettbewerb mit anderen Hochschulen ein modernes Universitätsmarketing. Daher haben wir uns entschieden, durch die Zusammenarbeit mit einer Agentur dieses in Deutschland noch sehr junge Feld professionell zu besetzen," sagt FU-Präsident Peter Gaehtgens. Bislang hat das Präsidium drei konkrete Projekte ausgesucht. Hierbei handelt es sich zunächst um die Bestuhlung der Philologischen Bibliothek, die nach Plänen von Sir Norman Foster, bis zum Jahr 2002 gebaut werden soll. Außerdem sucht die Freie Universität Förderer für das Benjamin Franklin Kolleg, das qualifizierten Medizinstudenten ab dem dritten Semester eine Zusatzqualifikation vermitteln soll. Als drittes Projekt soll "Science Fair" unterstützt werden – eine Wissenschaftsmesse zum Anfassen. Science Fair findet seit zwei Jahren auf belebten Berliner Innenstadtplätzen statt und soll Forschung und Wissenschaft für Unternehmen, andere Forschungseinrichtungen, aber auch für Schüler anschaulich machen. Ziel ist es, die Freie Universität im Wettbewerb mit anderen Hochschulen zu stärken und langfristige Beziehungen mit der Wirtschaft einzugehen. Dabei warnt Christina Marx von Rugo Kommunikation vor zu großen kurzfristigen Erwartungen. "Häufig fehlt es an Zeit, um langfristig die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen: Sowohl intern, um Widerstände gegen private Partnerschaft abzubauen, als auch extern, um die Universität den Unternehmen als kompetenter Partner und Dienstleister zu präsentieren." Der Kontakt zu potentiellen Geldgebern müsse langsam und vorsichtig aufgebaut werden und ohne entsprechende finanzielle Vorleistungen sei ein tragfähiges Marketing- und Sponsoringkonzept nicht zu entwickeln: "It takes money to make money", ergänzt Christina Marx.

Wer Hilfe braucht, kann sich an Caroline Wichmann (Tel.: 838 73622) wenden, die in Sponsoring-Fragen berät und auch den auszufüllenden Fragebogen besitzt.

Felicitas von Aretin

Foto: Wichmann