Kirchen
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Kirchengrabung
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Dorfkirche
Thyrow (Lkr.
Teltow-Fläming)
Ergebnisse der
Kirchengrabung
Im Sommer 1964 wurde in der
Kirche in Thyrow eine Grabung durchgeführt. Die Ergebnisse
wurden in zwei Arbeiten, Grebe (1965) und Fiedler (1966)
publiziert. Sie sollen hier kurz zusammengefaßt und
referiert werden. Leider enthält die zweite Arbeit nach der
Beschreibung der Grabungsbefunde eine Reihe von groben Fehlern in
der Auswertung. Außerdem ist bei der Richtungsrose Nord und
Süd vertauscht und die angegebene Nordrichtung ist falsch.
Offensichtlich ging der Ausgräber davon aus, daß die
Kirche exakt geostet ist und bestimmte wohl die Ostrichtung mit
Hilfe der Kirchenachse. Gerade die Kirche in Thyrow weist nun ein
starke Abweichung von der Ost-West-Richtung auf. In der Arbeit von
Grebe (1965) ist einiges klargestellt worden, obwohl Fiedler
(1966) keinen Bezug auf diese Arbeit nimmt. Leider stimmen die von
Grebe (1965) und Fiedler (1966) beschriebenen Bodenprofile vom
Chor nicht überein. Auch aus der Arbeit von Grebe (1965)
lassen sich viele wichtige Details nicht entnehmen. Zwar wird in
letztere Arbeit eine ausführliche Publikation in Aussicht
gestellt, diese ist aber anscheinend nie erschienen.
Wichtigstes Ergebnis der Grabung
war der Fund eines Apsisfundamentes im heutigen Chor der Kirche.
Die Kirche von Thyrow war also ursprünglich ein Apsissaal;
erst später wurde die Apsis durch einen rechteckigen Chor
ersetzt. Vor Beginn der
Ausgrabung hatte die Kirche im Chor einen Ziegelplattenfußboden,
im Schiff einen Dielenfußboden, die im Zuge der Grabung
teilweise (im Chor) bzw. ganz (im Schiff) entfernt worden sind.
Der Dielenfußboden stammte vermutlich von der letzten
größeren Renovierung im Jahre 1719. Der Ziegelfußboden
im Chor wird von Grebe (1965) auf "nach 1792" datiert.
Nach dem Abtrag einer Bausandschicht, die zum Dielenfußboden
gehörte, folgte eine 12 cm dicke dunkle Schicht mit viel Bau-
und Brandschutt. Diese Schicht enthielt Keramik des 16. und 17.
Jahrhunderts und Ziegel des Formats 28 x 14 x 7 cm. Im Chor wurden
in dieser Brandschicht auch Buntglas und Stücke von bemaltem
Kalkputz gefunden. Das Innere des Chors war also einmal verputzt
und bemalt. Die Fenster hatten farbige Scheiben. Nach
der Beseitigung dieser Schicht folgte als dritter Fußboden
eine Stampflehmschicht (Lehmestrich). Im Schiff war in dieser
Schicht eine dunkle Verfärbung zu beobachten (Fiedler). Nach
Abtragung dieser Schicht kam eine Feuerstelle zu Tage, die von
einem Kreis von Feldsteinen begrenzt war. Nach dem Bericht des
Ausgräbers enthielten die oberen Schichten der 30 cm dicken
Ascheschicht Keramik "wie sie im 14. und 15. Jahrhundert im
Teltow benutzt worden ist." Im unteren Teil der Ascheschicht
fand sich angeblich Keramik des 13. Jahrhunderts. Außerdem
waren Teile der Oberfläche des Lehmestrichs einmal mit Moosen
bewachsen. Der Ausgräber folgert daraus, daß die
Herdstelle in der Kirche lag und die Kirche eine Zeitlang kein
Dach hatte. Letzterem ist zuzustimmen. Über das Alter der
Herdstelle ist läßt sich zunächst nur sagen, daß
sie eindeutig älter ist als der Lehmestrich. Die Aufbringung
des Lehmestrichs kann, falls die Datierung der Keramik korrekt
ist, frühestens im 15. Jahrhundert erfolgt sein. Nach Grebe
(1965) gehört die Keramik ins Ende des 13. Jahrhunderts oder
wahrscheinlicher ins 14. Jahrhundert. Er korreliert die
Feuerstelle mit dem Erdfußboden des Apsissaals (13.
Jahrhundert). Damit wäre sicher nachgewiesen, daß die
Feuerstelle innerhalb der (zerstörten) Kirche lag. Weiter
erwähnt Grebe (1965) Bestattungen, die von den Fundamenten
der Kirche angeschnitten werden. Dies ist insofern von Bedeutung,
da der steinere Apsissaal möglicherweise nicht die erste
Kirche in Thyrow war, sondern einen hölzernen Vorgängerbau
hatte, der bisher noch nicht gefunden worden ist. Im
Chor wurde unter dem Lehmestrich noch ein weiterer Boden gefunden,
ein Plattenboden aus Dachpfannen. Anscheinend wurde unter diesem
Fußboden eine zweite Feuerstelle entdeckt (vgl. Abb.5). Auch
hieraus ergibt sich, daß die Feuerstelle älter als der
Lehmestrich und älter als der Plattenboden ist. Neben der
Feuerstelle wurden im Lehmestrich zwei Pfostenlöcher
gefunden. Während das eine Pfostenloch wohl korrekt als
Sakrarium gedeutet wird, wird das zweite Pfostenloch als einer von
zwei Pfosten zum Aufhängen eines Topfes über der
Feuerstelle angesehen. Das ist aber nach dem Grabungsbefund
schlicht nicht möglich. Beide Pfostenlöcher sind jünger
als der Lehmestrich. Nach der groben Lageskizze (Abb. 2) liegt die
Feuerstelle über dem Apsisfundament, nach der Detailskizze
(Abb.1) ist dies wohl nicht zutreffend, da vom Apsisfundament, das
nach dem Fußbodenprofil von Abb. 6 direkt unter dem
Plattenfußboden angetroffen wurde, nichts zu sehen ist.
Demnach ist es völlig unklar, ob die Feuerstellen wirklich im
Kirchengebäude lagen als sie benutzt worden sind. Und wenn es
so war, dann besagt die Lagebeziehung nur, daß sie älter
als der Lehmestrich und der Plattenfußboden waren. Das
Sakrarium ist insofern interessant, daß wohl damit auch auf
eine Piscina geschlossen werden kann. Sie kann nur in den Altar
integriert gewesen sein, oder separat im Altarraum gestanden
haben. Im Altar wurde der
Reliquienbehälter gefunden und aufgebrochen. In ihm befanden
sich Knochenfragmente und ein Nagel. Leider ist das Patrozinium
der Kirche nicht bekannt, und auch die Reliquien erlauben
natürlich keine Zuordnung zu einem bestimmten Heiligen. Der
Nagel läßt an einen Märtyrer denken, der
vielleicht gekreuzigt worden war.
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