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Dorfkirche Stahnsdorf
(Landkreis Potsdam-Mittelmark)

Die Qualität der Mauerwerksausführung dieser Kiche gehört mit zum Besten der näheren und weiteren Umgebung. Im Teltow weisen nur Tempelhof und Marienfelde eine derart exakte Mauerung auf, südlich des Teltow noch die Klosterkirche Zinna. Die Kirche gehört damit sicherlich zur Gruppe der ältesten Kirchen im Teltow, deren Baubeginn im frühen 13. Jahrhundert anzusetzen ist. Die Kirche dürfte bereits um 1220/30 fertiggestellt gewesen sein.

Auffallend ist die durchgängig sehr sorgfältige, in ihrer Qualität nicht nachlassende Mauerwerksausführung. Lediglich der Westgiebel weist eine wesentlich unregelmäßigere Mauerung auf. Dies zeigt, daß der Bau wohl in relativ kurzer Zeit innerhalb der ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts hochgezogen worden ist. Der Westgiebel ist vielleicht etwas später entstanden.

Lage: Stahnsdorf liegt östlich von Potsdam und ist über die Straße, die Potsdam mit Schönefeld verbindet, zu erreichen. Heute gehören zum Amt Stahnsdorf die vier Teilgemeinden Stahnsdorf, Güterfelde, Schenkenhorst und Sputendorf. Die Kirche liegt auf dem Dorfanger und ist umgeben vom ehemaligen Friedhof.

Ortsgeschichte: Ursprünglich gab es ein Deutsch-Stahnsdorf und ein Wendisch-Stahnsdorf, wovon das letztere im 15. Jahrhundert aufgegeben wurde. Deutsch Stahnsdorf wurde in einer Urkunde von 1264 erstmals als "Stanesdorp" genannt. In dieser Urkunde ist der Pfarrer des Dorfes Zeuge bei einem Rechtsgeschäft, das aber Stahnsdorf nicht berührte. 1299 übergab Markgraf Otto IV Stahnsdorf dem Bischof Volrad von Brandenburg. 1349 wurde ein v. Torgow mit Stahnsdorf und der Hakemühle belehnt. 1375 hatte Deutsch Stahnsdorf 36 Hufen, davon 2 von Abgaben befreite Pfarrhufen. Der Lehnschulze hatte 4 freie Hufen. Es gab 10 Kossäten im Dorf. Noch vor 1435 verkaufte der Bischof von Brandenburg das Dorf an den Markgrafen zurück, der es dann den v. Hakes als Lehen überließ.
Der Ortsname ist ein slawisch-deutscher Mischname ("Dorf eines Stan oder Stan-s") (Schlimpert, 1972). Nach dem Historischen Ortslexikon war es ursprünglich ein Sackgassendorf.

Baustruktur: Die Kirche besteht aus einem rechteckige Schiff (16,17 m x 11,20 m) mit westlichem Dachturm und einem eingezogenen Rechteckchor (außen: 6,52 m x 6,70 m; innen: 5,30 m  x 4,85 m) mit nördlichem Sakristeianbau und einer Kreisbogenapsis (5,75 m, Auswölbung 2,85 m). Der Chor hat nur 60% der Schiffsbreite. Im Verhältnis zur Grundfläche ist die Kirche relativ hoch. Die Kirche weicht von der West-Ost-Ausrichtung magnetisch mit ca. 20° nach Nordosten ab.

Mauerwerksausführung: Die Mauerwerksausführung ist sehr sorgfältig mit exakt behauenen, etwa gleichgroßen Quadern und gleichbleibender Höhe der Lagen. Eine Änderung in der Qualität der Mauerwerksausführung etwa von Chor zu Schiff oder nach oben ist nicht zu beobachten. In der Regel lassen sich sogar die Einzellagen vom Chor auf das Schiff verfolgen. Die Apsis hat ein (nachträglich eingefügtes) Ziegelgesims. Der Ostgiebel des Chors ist verputzt. Der Ostgiebel des Schiffes ist in den unteren Teilen lagig, die Quader sind jedoch nicht so gut behauen wie das Mauerwerk der Wände von Schiff, Chor und Apsis. Die Spitze des Giebels ist unregelmäßig gemauert.

Die Westseite hat einen zweifach gestuften Sockel. Sie zeigt die exakte Mauerung etwa bis zur Traufhöhe des Schiffs. Im Giebel ist die Mauerung weniger sorgfältig, die Steine sind nicht mehr in Quaderform.

Der Nordanbau ist verputzt und trägt eine Tafel mit der Inschrift: "Memento Mori Herr Ernst Ludewich von Hake Churfürstl: Brandenb: Oberster bey dero Guarde zu Fuße, hatt diese Kirche welche sehr zefalle´ gewese´, gantz neue Reparir: laße a 1696".

Mörtel und Putze: Ein neuerer Fugenputz läßt Aussagen über ältere Putze nicht zu. Die meisten Fenster sind mit breiten Putzfaschen gefaßt.

Portale und Fenster: Die Westseite hat keine Öffnungen.

Das Nordportal hat einen gedrückten Spitzbogen, der in einem Scheitelstein endet. Es besitzt sorgfältig behauene Bogensteine, denen außen ein Begleitbogen aus behauenen flachen Steinen folgt. Die seitlich anschließenden Blendquader der Mauer sind sorgfältig angepaßt. Allerdings ist auffällig, daß der Bogen nicht ganz "paßt". Während die linke Seite des Bogens bis knapp zum Scheitelpunkt bogig verläufig und die Bogensteine gleich stark bleiben, folgt dann ein kleiner Versatz zum "Schlußstein". Die rechten Bogensteine dünnen zum Scheitelpunkt hin etwas aus. Ist der Bogen nachbearbeitet worden, um ihn etwas spitzbogig zu machen? Innen ist das Portal segmentbogig und größer als der Außenbogen.
Die Nordseite weist im Schiff fünf ungleich große Fenster auf, deren Gewände alle verputzt sind. Die zwei östlichen Fenster sind rundbogig mit Backsteinen gemauert; etwas westlich versetzt zur Nordpforte befindet sich ein weiteres rundbogiges Fenster, darüber neben der Pforte ein quadratisches Fenster. Ein rundes Fenster befindet sich nahe dem Turm. Direkt über dem Portal kaynn man den Umriß eines zugesetzten rundbogigen Fensters erkennen, dessen quaderförmige Bogensteine aus Feldstein mäßig gut behauen und senkrecht zum Bogenverlauf angeordnet sind. Das ehemalige Priesterportal ist heute der Zugang zum Nordanbau.

Die Ostseite des Chors ist verputzt, während der Ostgiebel des Schiffs unregelmäßig gemauert ist und keinen Verputz aufweist. Der oberste Teil des Giebels von Chor und Schiff weist jeweils ein kreuzförmiges Fensterchen auf. In der Apsis sind drei rundbogige Fenster mit verputztem Gewände, die jedoch durch Beseitung der Schrägen etwas vergrößert sind. Das mittlere Fenster ist zusätzlich sowohl in der Breite wie auch in der Höhe verändert worden. Nach dem Herausbrechen der Mauersteine wurde der übrige Raum in der Außenwand mit Backsteinen zugesetzt. Das Format konnte nicht vollständig erfaßt werden (29 x ? x 7,5 cm).

Die Südseite hat ein rundbogiges, noch offenes Portal. Die sorgfältig behauenen, über 30 cm dicken Bogensteine werden von einem Begleitbogen aus flachen, ca. 15 cm starken Quadersteinen begleitet. Innen ist das Portal segmentbogig und größer als der Außenbogen. Es gibt fünf gleichartige, rundbogige und hochsitzende Fenster. Eine kleines quadratisches mit Backsteinen gemauertes Fensterchen sitzt unterhalb der zwei westlichen Fenster. Die Gewände von diesen Fenstern sind ebenfalls mit Backsteinen gemauert. Das zweite Fenster von Westen zeigt noch Reste des ursprünglichen Rundbogens. Im Bereich des mittleren Fensters sind starke Reparaturen zu erkennen. Die zwei östlichen Fenster könnten noch die originale Größe haben, wobei allerdings die ursprünglichen Schrägen fast völlig beseitigt sind. Ihre Gewände sind verputzt.  Bei den zwei Fenstern im Chor ist ebenfalls die Schräge beseitigt worden, ansonsten könnten es noch die originalen Öffnungen und Positionen der Fenster sein. Auch die Gewände der Chorfenster sind verputzt. Am westlichen Chorfenster ist der Bogen des ursprünglichen Fensters noch sichtbar.

Innenbögen: Der Triumphbogen und der Apsisbogen sind rundbogig.

Turm: Der verbretterte Dachturm über dem Westgiebel wurde im Jahre 1779 aufgesetzt. Er hat auf Nord- und Südseite je ein Schallfenster, auf der Ost- und Westseite je zwei Schallfenster. Die Windfahne zeigt die Jahreszahl 1779.

Dächer: Der Turm ist mit einem Zeltdach versehen, das mit Ziegeln gedeckt ist. Schiff und Chor haben jeweils ein Satteldach, die Apsis ein Halbkegeldach. Chor und Schiff sind mit Biberschwanzziegeln gedeckt, die Apsis mit Kupferblech.

Decke: Die Kirche hat Flachdecken in Chor und Schiff.

Innenausstattung: Die rundbogige Nische in der Nordseite der Apsis war sicher die ursprüngliche Sakramentsnische. Der Altar ist ein gotischer Schnitzaltar; im Mittelschrein ist die Madonna mit Katharina und einem hl. Bischof dargestellt, in den Flügeln Barbara und Dorothea. Das bekrönende Kruzifiz stammt erst aus dem späten 15. Jahrhundert. Die Kanzel befindet sich an der Nordseite, bereits außerhalb des Chorbereichs (an der kleinen Fläche Ostseite Schiff). In der Kirche haben sich an den Wänden mehrere Weihekreuze erhalten. An der Chornordseite befindet sich eine Wandmalerei mit einem Schachbrettmuster.

Rekonstruktion und vermutete Baugeschichte:
Anfang 13. Jahrhundert: Bau einer Kirche mit Schiff, stark eingezogenem Rechteckchor und Apsis. Ein Querwestturm war wohl nicht geplant (die Westwand ist nicht verdickt). Das Schiff hatte vermutlich auf jeder Seite 5 Fenster, 2 Fenster waren auf der Nord- und Südseite des Chors. Das gedrückt-spitzbogige Nordportal und das rundbogige Südportal sowie eine rundbogige Priesterpforte dürften in diesen Bau hineingeführt haben. Die Lagen lassen sich von der Apsis auf den Chor und vom Chor auf das Schiff verfolgen. Der Bau ist also in einem "Guß" hochgezogen worden. Der Mischstil von typischem Rundbogenportal und gedrücktem Spitzbogen, der in einem "Scheitelstein" endet, ist auch an der Klosterkirche Zinna zu beobachten. Die beiden Kirchen dürften damit etwa zeitgleich sein.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1696: "Wiederherstellung" der Kirche durch Ernst Ludewich v. Hake (Inschrift an der Sakristei).

1779 Aufsatz des Dachturms.

Vergleiche: Auffallend an dieser Kirche ist der relativ stark eingezogene Chor, für den es im Teltow vielleicht mit Ausnahme von Gross Ziethen keinen Vergleich gibt. Bei allen anderen Kirchen mit eingezogenem Chor und Apsis (Schönefeld, Waltersdorf, Gross Machnow, Güterfelde) ist bzw. war der Chor weniger stark eingezogen. Der Grundriss der Kirche von Gross Ziethen ist jedoch stark verzerrt, was bei Stahnsdorf nicht der Fall ist.

Bemerkungen: Die Kirche ist von Kubach & Seeger (1941), dem "Kunstführer durch die DDR", dem "Dehio" und in dem Werk "Brandenburgische Dorfkirchen" übereinstimmend in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert worden. Das Werk "Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" gibt als Alter lediglich 13. Jahrhundert an. Dies ist insofern interessant, da in diesem Buch das Alter mancher Fläming-Kirchen z. B. bis auf 1. Viertel 13. Jahrhundert präzisiert ist. Pomplun (1960) sagt 1. Drittel des 13. Jahrhunderts.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.133/4, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.270-2, Hoppe (1925): "Wehrkirchen" auf dem Teltow. Teltower Kreiskalender, 1925, S.24, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.80 und S.89, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.180-2, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.30/1, Schlimpert (1972): Brandenburgisches Namenbuch. Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow, S.175/6, Gericke, Schleif & Wendland (1974): Brandenburgische Dorfkirchen, S.154, Piltz (1975): Kunstführer durch die DDR, S.123, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.292-4, Mehlhardt (1977): Märkische Dorfkirchen Teil 48 Stahnsdorf, Potsdamer Kirche, 46 (v.13.11.1977) (ohne Seitenzählung), Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.279, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.426, Koch (1984), Chronik von Kleinmachnow, S.51, Drabek (1994), Märkisches Musterbeispiel eines spätromanischen Gotteshauses, Brandenburger Blätter, 49 (v. 28.10.1994), S.14, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.1018.

Information: Ev. Pfarramt Stahnsdorf,



Außenansicht

Dorfkirche Stahnsdorf. Blick von Osten auf die gestaffelte Anordnung von Apsis, Chor und Schiff.


Das rundbogige Südportal mit Begleitbogen aus flachen Quadern.



Innenansicht

Der zentrale Teil des spätgotischen Flügelaltar (Bischof, Mutter Gottes, Katharina v. Alexandrien)


Schachbrettmuster an der Nordseite des Chors.



Grundriß


Querschnitt (nach Kubach & Seeger, 1941)


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003