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The Hague Academy of International Law

Hot summer in the city oder lieber Voyage, voyage? Idealerweise lassen sich beide Begehren im Sommerurlaub verwirklichen, wenn man eine der sogenannten summer schools im Ausland besucht. Dann wird man sogar noch dem zusätzlichen Anspruch gerecht, sich fachlich weiter zu bilden. Eine der angesehensten Wahlmöglichkeiten unter den zahlreichen Angeboten ist die Hague Academy of International Law in Den Haag (sagt ja schon der Name), Niederlande. Jedes Jahr in den Monaten Juli und August werden dort zwei Kurse angeboten: die ersten drei Wochen Internationales Privatrecht, danach Internationales Öffentliches Recht. Die Teilnehmer kommen aus allen Teilen der Erde, was wohl einer der Faktoren ist, die den Reiz eines solchen Kurses ausmachen.


Die Akademie

Die Hague Academy of International Law befindet sich auf dem gleichen Gelände wie der Permanent Court of Arbitration (PCA) und der Internationale Gerichtshof (International Court of Justice, ICJ). Allerdings finden die Kurse der Akademie in einem separatem Gebäude statt, welches zu diesem Zweck neben dem Friedenspalast erbaut wurde, diesem aber leider in Glanz und Glamour erheblich nachsteht. Während der 1913 fertig gestellte Friedenspalast, der zunächst nur als Sitz des infolge der Ersten Internationalen Friedenskonferenz 1899 gegründeten PCA dienen sollte, bereits durch sein äußeres Erscheinungsbild beeindruckt, muss das Akademie-Gebäude sich damit begnügen, dass es immerhin neben diesem fabelhaften Gebäude steht, sich also quasi in dem Licht sonnen, den der Friedenspalast wirft. Bei diesem ist die 1,5 Millionen Dollarspende des Amerikaners Andrew Carnegie, nach dem heute noch die Bibliothek benannt ist, deutlich erkennbar: Um den Friedenspalast herum sind Gärten angelegt, in denen auch die Akademiebesucher in den Vorlesungspausen die Schildkröten in den Teichen füttern und Eichelhäher und Wasserreiher beobachten können. Wenn dann zweimal in der Woche mittags das handgespielte Glockenspiel erklingt und man kurz zuvor mit seinem Teilnehmerausweis an der Eingangsschranke an neidischen Blicken schnatternder Touristen vorbei stolziert ist, erscheint das Gelände tatsächlich als Hort des Friedens und der Stille, nur gestört vom Wachpersonal, das emsig darauf achtet, niemand den englischen Rasen betreten zu lassen.

Dass der Bau und die Einrichtung des Friedenspalastes aber vornehmlich von den an der Zweiten Internationalen Friedenskonferenz von 1907 in Den Haag teilnehmenden Staaten finanziert wurde, ist vor allem bei der Einrichtung deutlich zu sehen. Die Staaten haben quasi einen Wettbewerb um die kostbarste Gabe abgehalten. Sei es beispielsweise die Mingvase der Chinesen (man fragt sich natürlich nach dem praktischen Wert eines solchen Einrichtungsstückes), die 180 Sorten italienischen Marmors, die die Franzosen bei dem Setzen der Mosaiksteinfußböden verwendeten, die mit wertvollem Holz getäfelten Decken der Amerikaner, der Brunnen mit lebensgroßen Nachbildungen von Eisbären und Robben aus Kopenhagener Porzellan, den die Dänen stifteten, etc. etc. etc. (Deutschland spendete übrigens das das von den Niederlanden zur Verfügung gestellte Grundstück umgebende Eisengitter, inklusive handgefertigtem imposanten Eingangstor - aber ein Zaun bleibt ein Zaun, oder nicht?).


Vorlesungen und Seminare

Der Stundenplan der Akademie sieht montags bis freitags drei Vorlesungen von 9.20 bis 12.30 Uhr vor, nachmittags dann die vorlesungsbegleitenden Seminare und die Seminare für "das Diplom", die aber allen Teilnehmer offen stehen. Wer sich nämlich rechtzeitig anmeldet (dieses Jahr 20 Teilnehmer), hervorragende Kenntnisse im Internationalen Recht vorweisen kann und daher zugelassen wird (da waren es nur noch fünf Auserwählte), nicht in der ersten Woche wegen zu hoher Anforderungen in den Kursen abspringt (minus drei), in der letzten Woche keinen Bammel bekommt (noch einer weniger), kann am Ende der drei Wochen eine Klausur mit einem theoretischem Teil und einer konkreten Fallfrage schreiben (einer!) und wenn er diese besteht (leider keiner) noch eine mündliche Prüfung absolvieren und das von der Akademie vergebene Diplom erhalten. In den letzten zehn Jahren haben das im Durchschnitt 1,5 Kandidaten pro Jahr geschafft, der letzte deutsche erfolgreiche Teilnehmer war 1988 eine Frau.

Die Vorlesungsthemen und die jeweiligen Dozenten wechseln im übrigen wöchentlich. Die Themen des diesjährigen Kurses im Internationalen Privatrechts waren Sources and Methods of Private International Law in the Context of Globalisation (Professor B. Audit, Paris II), The Role of National Courts in International Comercial Arbitration (Professor J. C. Fernandez Rozas, Madrid), Choice-of-Law Problems in International Comercial Arbitration (H. A. Grigera Naon, Secretary-General of the ICA of the International Chamber of Commerce, Paris), The Supranational Function of Rules of Conflicts of Laws (Professor J.-M. Jacquet, Graduate Institute of Intern. Studies, Genf), Restitution of Works of Art Pursuant to Private and Public International Law (Professor W. W. Kowalski, University of Silesia), WTO and Private International Law (H. E. P. Mengozzi, Jugde at the European Communities Court of First Instance, Luxembourg), Unlawfullness in International Trade (A. Mezghani, Associate Professor, Paris I) und Mixed Private and Public International Law Solutions to International Crises (Lucy Reed, Partner, Freshfields Bruckhaus Deringer LLP, New York).

Wie die Titel der Kurse verraten, sollte man sich nicht nur fachlich in den Themen der jeweiligen Jahreskurse auskennen, sondern auch einigermaßen firm in Englisch und/oder Französisch sein. Die Vorlesungen und Seminare werden nämlich in einer der beiden Sprachen abgehalten und jeweils simultan in die andere Sprache übersetzt. Ungefähr die Hälfte der Teilnehmer sitzt also mit schicken Headsets auf den Ohren da und fühlt sich wichtig (das geht offenbar damit einher, wenn hinten in einer Glaskabine der "eigene" Übersetzer sitzt), die andere Hälfte fühlt sich besser, weil sie ohne Hilfsmittel auskommt. Ganz überlegen können sich diejenigen fühlen, die nach ihrer Herkunft oder wegen ausgedehnter Sprachaufenthalte beider Sprachen in ausreichendem Maße mächtig sind. Teilweise griffen aber selbst diese zu den Kopfhörern, wenn der französisch sprechende Spanier und der englisch sprechende Italiener ihre Herkunft nicht wirklich verleugnen konnten. (Beruhigend für die eigenen Sprachunvollkommenheiten eigentlich, mit welcher Selbstverständlichkeit diese international agierenden Juristen eine Aussprache nah an der eigenen Landessprache pflegten.)


Die Teilnehmer

Von dem fachlichen Angebot einmal abgesehen, sind insbesondere die Kontakte zu den anderen Teilnehmern höchst interessant. Unter den gut 200 Teilnehmern fanden sich u. a. Teilnehmer aus Australien, Brasilien und China, Mexiko, Pakistan und Rumänien, Togo, der Ukraine und Venezuela; insgesamt waren 58 Nationen vertreten. Kontakte ließen sich schnell knüpfen, waren doch die meisten anderen auch allein oder nur mit einem Kollegen da. Erster Anknüpfungspunkt war natürlich das Jurastudium. Ließ man seinen Blick aber bei den zahlreichen gemeinsamen Partys schweifen, konnte man entgegen der landläufigen Meinung, die übrigens überall auf der Welt zu existieren scheint, nicht auf den ersten Blick erkennen, dass man ausschließlich mit anderen Juristen feierte. Das mag auch an den vielen Mittel- und Südamerikanern gelegen haben, die ihr Temperament voll einbrachten und regelmäßig auf den Tischen tanzten...

Auch altersmäßig merkte man deutlich, dass nur wenige Teilnehmer bereits als Richter oder Anwälte tätig waren. Die meisten Teilnehmer waren in der Endphase ihres Studiums angelangt oder hatten dieses gerade abgeschlossen und nutzen die Zeit vor dem Beruf oder dem Beginn von Fachausbildungen, um Europa kennen zu lernen. Insbesondere unter der großen Gruppe der Brasilianer gab es einige, die an den Wochenenden mal eben nach Rom, London, Paris flogen, wohingegen die Europäer eher Ausflüge nach Amsterdam, Delft, Leiden, Haarlem, und Utrecht unternahmen.


Den Haag, die Niederlande und das Wetter

Für Ausflüge mit dem Zug oder per Fahrrad in die nahen Städte blieb an den Wochenenden ausreichend Zeit. Aber auch Den Haag hat kulturell einiges zu bieten. Das Mauritshuis mit Gemälden von Vermeer, Rembrandt, Franz Hals, van Ruisdael, der Buitenhof mit altem Rittersaal neben neuem Parlament, das Gemeentemuseum, die Miniaturstadt Madurodam etcetera etcetera.

Bemerkenswert ist auch der internationale Flair der Stadt, bedingt durch die vielen internationalen Einrichtungen (neben ICJ und PCA z. B. noch das International Criminal Tribunal und das Iran-US Claims Tribunal) und natürlich auch die Botschaften mit ihren vielen Diplomaten, die man zwar auch aus Berlin gewöhnt ist, die sich in dem kleineren Den Haag jedoch deutlich bemerkbar machen; zumal auch sie größtenteils - wie die halben Niederlande - morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren scheinen. Diese Massen von fahrradfahrenden business-people waren jedenfalls jeden Morgen aufs Neue faszinierend.

Mit dem Fahrrad kommt man in Den Haag denn auch tatsächlich am besten voran. Ein so gut ausgebautes Wegenetz macht jeden Hauptstädter neidisch. Insbesondere aus dem Zentrum der Stadt zum Ortsteil Scheveningen, der neben einem kilometerlangen Strand auch noch einiges an Nachtleben zu bieten hatte, gelangt man in knapp 20 Minuten. Einziger Wehmutstropfen (und das ist die Untertreibung des zugegebenermaßen jungen Jahrhunderts) war das wechselhafte Wetter in Den Haag, vielleicht der Lage am Meer geschuldet, vielleicht auch einfach Schicksal der Stadt. Die Frage nach dem Wetter in den drei Wochen sollte nicht heißen, wie oft hat es geregnet, sondern wie oft ... am Tag! Hier half nur die Gewißheit, dass in wenigen Minuten wieder die Sonne scheinen würde. Die Radfahrer krempelten sich jedenfalls an jeder zweiten Straßenecke entweder gelassen in eine Regenausrüstung hinein oder aus dieser wieder heraus.


Und was kostet das Ganze?

Ein Kurs kostet im nächsten Jahr 240 Euro, 440 Euro für beide Kurse. Die Akademie vermitteln den Teilnehmern auf Wunsch private Unterkünfte; eine Übernachtung mit Frühstück kostete dieses Jahr 30 niederländische Gulden (ungefähr 27 DM) im Doppelzimmer. Wer sich beim DAAD erfolgreich um ein Stipendium bewirbt, erhält die Kursgebühren und die Übernachtungskosten (Nähere Informationen unter www.daad.de). Auch bei der Akademie selbst sind Stipendien zu erhalten. Referendare können für die Teilnahme am Kurs übrigens Sonderurlaub erhalten. Anmeldeformulare und weitere Informationen findet Ihr im Internet unter www.hagueacademy.nl. Registrierungsbeginn ist der 1. November 2001.

Rautgundis Uebel

(erschienen im DEFO-Info Nr. 44 vom WS 2001 / 2002)



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