Diese Veranstaltung hat nicht die geringste Examensrelevanz. Die Klausur am Ende der Veranstaltung besteht aus dem Stoff der gesamten Vorlesung. Eine weitere Eingrenzung des Stoffes findet man nur im Kommentar des Dozenten, und zwar Einführung am Beispiel der Rechtsphilosophien von Kant, Hegel und Marx. In meinen Augen reicht der Stoff für ein ganzes Leben. Selbst die Einführung in die Philosophie nur eines der bekannten Herren kann ein Semester locker füllen. Der Stoffumfang ist enorm. Das alles bei keiner Relevanz für das Examen, denn die rechtsphilosophischen Fragen haben bekanntlich wenig Praxisbezug und leider muss dieser schon an der Universität vermittelt werden. Der Dozent hat die Welt durchschaut und mit großen Teilen abgeschlossen. Wie der Igel bei der Geschichte vom Hasen und Igel, der hinter einem Strauch sitzt und zuschaut, wie der Hase sich zu Tode hetzt, sieht sich der Dozent in der Welt stehen. Glücklich wird der Igel im Stillstand nicht, obwohl er das Ende schon voraussieht. Der Dozent erzählt offen über seine Erfahrungen und seinen Eindrücken aus den Untiefen der Uni-Verwaltung. In seinen Veranstaltungen weht noch die Luft einer Freien Universität, insbesondere auf die kurze Einführung zu Marx freue ich mich sehr. Wer sollte also diese Veranstaltung besuchen?

Yeah, endlich keine Fälle im Gutachtenstil mehr. Stattdessen begutachten von Fällen, vielen Fällen. Sind diese Fälle unter einem Thema zusammengefasst, nennt man so was Statistik, oder juristischer ausgedrückt Empirische Sozialforschung. Es wird Euch beigebracht, dass die Gesellschaft das Recht beeinflusst, und dass das Recht die Gesellschaft beeinflusst. Ihr werdet lernen, dass man der Statistik trauen darf, auch wenn Ihr sie nicht selbst gefälscht habt. Natürlich erst nachdem die Statistik auch auf Herz und Nieren untersucht wurde, z.B. in Hinblick auf ihre Repräsentativität. Vielleicht ist es im Ergebnis doch einfacher, sie zu fälschen. Das würde einige Statistiken viel glaubhafter machen. Rechtssoziologie bietet einen etwas allgemeineren Blick über das Thema des Rechts und wie und warum und in welcher Weise es sich entwickelt hat. Themen wie Demoskopie, Anthropologie (Warum sind Menschen Menschen? Warum sind Tiere Tiere?), Ehe und Familie, Arbeit und Wirtschaft, und Probleme des Strafrechts werden unter anderem angesprochen und mit unterschiedlichen Statistiken belegt; allerdings sind nicht alle von Herrn Rottleuthner selbst erstellt. Komplementär wird eine AG angeboten, die unbedingt besucht werden muss, sonst schafft Ihr die Klausur nicht; zur Vorlesung trägt sie aber wenig bei. Ich würde auf jeden Fall sowohl Vorlesung als auch AG besuchen. Nur so könnt Ihr das Recht wenigstens einmal in der etwas weiteren Perspektive erleben.

Wie schon in dem Kommentar der Vorlesung "Das Recht in der Gesellschaft - Grundzüge der Rechtssoziologie" erwähnt, soll diese AG eine Ergänzung zu der Vorlesung sein. Dies stimmt so nicht ganz. In der AG sollen die sozialen und politischen Vorraussetzungen und Auswirkungen des Rechts auf wissenschaftlichem Niveau reflektiert werden. Dieses bedeutet, das man gewisse Theorien von gewissen Philosophen/Soziologen vor sich liegen hat, die man dann in einer Diskussion erörtern soll. Eine Parallele zu der Vorlesung, in der man erst eine Statistik ansieht und dann eine nächste, besteht hier nicht. Eigentlich sollte es genau umgekehrt sein, da momentan die AG viel theoretischer und philosophischer erscheint als die Vorlesung. Euer Dozent wird Euch anflehen, wenigstens ein paar der ausgegebenen Texte zu lesen, meistens ergebnislos. Voller Verzweiflung hält er dann eine Pseudo-Vorlesung, benutzt dabei aber wenigstens die Tafel. Nur schade, dass wir hier am Fachbereich das Recht studieren und nicht Hieroglyphen-Kunde betreiben :). Aber ohne die AG besteht nur eine geringe Chance, die Klausur zu bestehen; also muss man die AG besuchen. Dies wird von den Obrigkeiten natürlich vehement bestritten. Aber sind wir alle hier nicht sowieso freiwillig an der Uni?!?

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