Nachdem der erste Versuch gescheitert ist, weil es keine Karten mehr gab, hat es gestern doch noch geklappt und wir sind in die Spätvorstellung des als Heimatfilm
untertitelten Dokumentarfilms Full Metal Village gegangen. Eine sehr gute Entscheidung, denn dieser Film ist wirklich hervorragend. Er macht genau das, was ich zu häufig bei Dokumentationen vermisse: die DokumentarfilmerInnen werden mit in den Film einbezogen. Die Gefilmten reden mit ihnen, sind darüber verunsichert, wie die Filmenden sie beziehungsweise das, was sie sagen, finden, schauen sie an und scherzen mit und über sie. Da die Filmemacherin Sung Hyung Cho genauso viel Respekt wie Interesse zeigt, öffnen sich die Menschen, ohne sich entblößen zu müssen. So entsteht eine sehr feine Balance zwischen Nähe und Distanz, eine Balance, die das Anschauen und Anhören dieses Films zu einem großartigen Erlebnis machen. Es gibt viele schöne Momente, es gibt wirklich witzige Momente, in denen das Kinopublikum mit großer Lust gelacht hat, und es gibt Momente in denen klar wird, wie die Menschen auf dem Land dazu kommen, nicht bloß konservative, sondern auch (mehr oder weniger latent) rechte Positionen einzunehmen. Und das alles tun sie in sehr intimer Weise gegenüber eine Filmemacherin, die aus Korea kommt. Und dann gibt es noch die schönen, traurigen und stillen Momente. Momente, die tiefe Sympathie für Menschen wecken, die einen Lebensstil pflegen, von dem meist so getan wird, als gäbe es ihn überhaupt nicht mehr. Alles in allem wird es schwer, diesen Film in diesem Jahr noch zu toppen. Für mich ein wichtiger Film, den ich allen nur empfehlen kann. Wer das Landleben aus eigener Anschauung kennt – und sei es auch nur als daneben stehender Bekannter – und wer das Herz im Norden trägt, die/der sollte diesen Film unbedingt und wenn irgend möglich auch auf großer Leinwand anschauen.
IMDb entry | Trailer
Tags: documentary, Germany, music, rural
Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen. Eine gute Kritik!>