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Dorfkirche Selchow
(Lkr. Dahme-Spreewald)

Ältere Beschreibungen:

Spatz (1912): Die Kirche, ein mächtiger Findlingsbau, der nach der ziemlich sorgfältig bearbeiteten Granitmaterial zu urteilen, dem 14. Jahrhundert angehören dürfte, besteht aus rechteckigem Langhaus, eingezogenem, gerade geschlossenem Chor und einem der ganzen Westfront des Schiffes breit vorgelagerten, der recht im Gegensatz zu dem schmalen Holzturm des Nachbardorfs Waßmannsdorf steht. An dem obersten Giebelteil des Chores befindet sich, ähnlich wie bei Waltersdorf, eine kreuzförmige Öffnung. In dem stimmungsvollen Innern steht ein reich geschnitzter Kanzelaltar, von 1718. Die Patronatsloge auf der Südseite ist mit zwei Wappen geschmückt, die an den früheren Erbherrn Hans Christoph von Bardeleben und seine Gemahlin Magdalene von Thümen erinnern. An der Westempore hängt ein kleiner Kruzifixus, etwa aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist endlich noch eine große, weißschwarze Fahne aus dem Revolutionsjahr, mit der Aufschrift: Gott mit uns, Selchow, 1848.



Pomplun (1960): Selchow (Kr. Königs Wusterhausen) Das Mauerwerk von Chorhaus und Schiff wie auch der Unterbau des vierschrötigen Turms sind einheitlich aus bearbeiteten Feldsteinen und sorgfältig geschichtet. Nach der sechsten Steinlage über dem Scheitel des abgetreppten, spitzbogigen Westportals ist der Aufbau des Turms flüchtiger durchgeführt mit Material, wie man es auf dem Felde fand. Nach oben zu sind seine Ecken auch nicht mehr durch Quadern gesichert, sie haben Kanten aus Backsteinen. Auch die spitzbogigen Schalluken stehen in Ziegelgewänden. Von alten Fenstern der Entstehungszeit, dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts, sind noch einige an den Seiten des Schiffs sowie an der Nord- und Ostwand des Chors - hier die seitlichen einer Dreiergruppe vermauert sichtbar. Die Rundbogenleibung der Priestertür am Chor ist durch einen Anbau des 17. Jahrhunderts verdeckt, der unten eine Gruft, oben den Herrschaftschor enthält. Im Innern ist der Bogen zwischen Schiff und Chor nicht mehr vorhanden, wohl aber über beiden Räumen noch die alte flache Holzdecke mit nach unten freiliegenden Balken; sie gibt der Kirche eine besondere Stimmung. Die Verbindung zum Turm, jetzt ein schmaler Durchgang, war früher ein großer Spitzbogen.



Mehlhardt (1976): Einst führte die alte Dresdener Straße durch das Dorf zum nahen sächsischen Gebiet, das mit einer Landzunge weit in die Zauche hinein bis nahe Lehnin reichte. Heute weist kein Wegweiser an der "96" nach Selchow (Kirchenkreis Königs Wusterhausen), sondern bei der Abzweigung in Waßmannsdorf steht nur: Glasow 4 km. Aber schon nach kurzer Fahrt ist man zunächst in Selchow. Hier hat man das Dröhnen der in Schönefeld startenden oder landenden Düsenflugzeuge über sich.
Selchow ist kein großes Dorf (479 Einwohner), es gibt nur wenig Neubauten, und die alten Bauerngehöfte und Gutsarbeiterwohnungen - inzwischen gründlich instand gesetzt - beherrschen weiter das Ortsbild. Als ganz plötzlich der breite Westturm der Kirche vor uns auftaucht, umbaut mit anderen dörflichen Bauten, spüren wir: Da ist kein Gegeneinander alter und neuer Bauten, wenn auch die Kirche, wie überall, das absolut älteste erhaltene Gebäude des Dorfes ist.
Wir müssen weit zurückgehen, etwa zur Mitte des 13. Jahrhunderts, um auf die Anfänge des Kirchenbaues zu kommen. Aber wir kennen nicht einmal die Namen der Menschen, die damals im Dorf lebten, denn die erste urkundliche Erwähnung erfolgte erst später, 1372, dafür dann allerdings auch gleich in einer kaiserlichen Urkunde für die von Kummeltitz. Da bestand die Kirche bereits, solide aus großen bearbeiteten Feldsteinen gefügt.
Der Grundriß läßt uns vermuten, daß alle drei Teile der Kirche - Schiff, Chor und Turm - zur gleichen Zeit errichtet wurden und zwar bis zur jetzt noch deutlich erkennbaren Traufhöhe. Als der Bau so weit gediehen war, muß eine Unterbrechung eingetreten sein. Vielleicht nutzte man die kleinere Kirche bereits zum Gottesdienst und baute dann erst später - leider viel weniger sorgfältig - weiter. Ganz deutlich tritt dies am Turm zutage. Wuchtig ragt er in voller Breite des Kirchenschiffes auf, das Portal spitzbogig, abgetreppt und ebenso wie die vier Schallöffnungen oben unter dem quergestellten Satteldach - in der mächtigen Wandfläche recht klein wirkend. Aber das wird zumindest für das Portal seinen Grund darin gehabt haben, daß kleinere Öffnungen weniger Angriffsfläche boten, wenn die Gemeinde die Kirche auch einmal - als Zufluchtstätte benutzen mußte, wozu die Zeitläufe damals einige Gelegenheit boten.
Später, als die Existenz der Gemeinde nicht mehr so elementar bedroht war, baute man an der Kirche erneut und bosselte dabei leider auch an den Fenstern, versetzte die kleineren romanischen Öffnungen und schuf große Flachbogenfenster mit Ziegelrahmen, was dem Bild der schön gefugten Feldsteinwände einigen Abbruch tat.
Die wesentlichsten Veränderungen am äußeren Baugefüge traten ein, als im frühen 18. Jahrhundert an der Südwand des Chores ein größerer Anbau vorgenommen wurde, der eine Gruft und im Obergeschoß eine Herrschaftsloge enthielt.
An die äußere Südwand gelehnt ist, ein altes Grabkreuz für Ferdinand le Petit (gest. 18. Januar 1841), damals Prediger der Gemeinde.
Im Kircheninneren sehen wir noch den großen, einst offenen Spitzbogen zwischen Turmuntergeschoß und Schiff. Jetzt ist er vermauert und mit einer kleinen spitzbogigen Tür versehen. Betrachtet man den Innenraum heute, ist man dankbar, daß die Gemeinde ihn (vom Dach angefangen) durch die Spende eines Gemeindegliedes vor einigen Jahren gründlich instand setzen konnte, denn seit 1880 war nicht viel an der Kirche getan worden. Am 23. September 1973 wurde die renovierte Kirche eingeweiht. Über Schiff und Chor sehen wir die flache Balkendecke im hellen, grau schimmernden Rehbraun, während das Holzgestühl sandsteinfarben ist.
Aber vor allem der schöne geschnitzte Kanzelaltar, 1710 von Detlof Maschmann geschaffen, zieht die Blicke auf sich. Die Kanzel wird von je zwei, gewundenen, reich mit Trauben verzierten Säulchen flankiert. Die rundbogigen Bilder des Kanzelkorbes zeigen den Gekreuzigten (Mitte) und die Evangelisten Matthäus und Markus (links) sowie Lukas und Johannes (rechts). Über dem von Voluten geschmückten Schalldeckel eine Darstellung der Auferstehung Christi. Links vom Altar steht die alte Taufe (ebenfalls 1710), rechts seit dem Erntedankfest 1974 eine große Leuchterfigur (Engel)  der Hallenser Keramikerin Gertraud Mohwald - ein mutiger Versuch, gerade in eine Kirche Elemente der Kunst unserer Tage einzubringen.
Damit sind wir bereits bei Gemeinde. Noch sei hier die ältere Generation bestimmend, meint Pfarrer Jürgen Riebesel, aber der Wechsel zur nächsten Generation müsse nun einsetzen. Wir fanden, er habe schon eingesetzt, denn das Durchschnittsalter der Gottesdienstbesucher war nicht hoch, und der Pfarrer mußte den Gottesdienst nicht allein bestreiten, sondern auch Laien waren beteiligt, nicht nur mit Lesungen.
Freilich - im Gemeindekirchenrat ist noch keine Frau, aber es sind bald Neuwahlen. Zum jetzigen Gemeindekirchenrat gehören: ein Angestellter, ein Bauer (Rentner), ein Mechaniker und ein Schmied, der die Leuchter- und Friedhofstore fertigte. Wenn Pfarrer Riebesel auch vom "Warten mit Geduld" spricht, so überlegt er doch, wie er in der kleineren Gemeinde die Predigt zu einem Gespräch mit dem Laien ausbauen könnte, und er sagt seiner Gemeinde: Jeder ist im Gottesdienst Vertreter für die, die nicht oder nicht mehr teilnehmen können. Er ist aufgerufen, in seinem Kreis die frohe Botschaft von Jesus Christus weiterzutragen. Das ist sicher ein Versuch, jetzt schon Antworten auf das Thema der nächsten Bundessynode in Görlitz zu finden und zu praktizieren. Dieter Mehlhardt.



"Dehio": Selchow Bez. Potsdam, Ldkr. Königs Wusterhausen. Inv. Prov. Brandenburg, Teltow Dorf-K. Spätrom. Feldsteinbau 13. Jh. mit WQuerturm von Schiffsbreite und eingezogenem rck. Chor, an seiner SSeite rundbogige Pforte. Der Turm, beidseitig die w Schiffsfenster anschneidend, nachträglich angebaut, doch im unteren Teil wenig später; urspr. mit großem Spitzbogen zum Schiff geöffnet. Im Glockengeschoß spitzbogige Schallöffnungen, Satteldach über Backsteingiebeln; im W Spitzbogenportal. Einige rom. Fenster an Schiff und Chor erh., die übrigen bar., gleichzeitig Anbau einer Herrschaftsempore an der SSeite des Chores. Im Inneren der Triumphbogen ausgebrochen, Balkendecke über Schiff und Chor. WEmpore 17.Jh. Die ehem. Herrschaftloge mit Pilastern und Blattfriesen am hölzernen Prospekt zum Chor. - Kanzelaltar, Holz, 1710 von Detlof Maschmann, 2geschossiger Aufbau mit gewundenen Doppelsäulen und schwungvollen Akanthus-Wangen. Am Korb Gemälde des Auferstandenen und der Evangelisten. Im Aufsatz Auferstehungsgemälde, im gesprengten Giebel Strahlensonne. Gleichzeitig und vom selben Meister die Taufe. Kruzifix, Holz, gute Arbeit E. 15.Jh., am Kreuz Krabben, an den Enden Reliefscheiben mit den Evangelistensymbolen.



"Bau- und Kunstdenkmale in der DDR": Selchow Dorfkirche Feldsteinbau mit eingezogenem rechteckigem Chor und westlichem Breitturm, 1. H. 13. Jh., der Südanbau barock. - Kanzelaltar und Taufe, 1710 von Detlof Maschmann. Wohl gleichzeitig der hölzerne Prospekt der ehem. Herrschaftslaube an der Südseite des Chores. Qualitätvoller Kruzifixus A. 16. Jh. Kelch mit Patene, Silber vergoldet, 18. Jh. Taufkanne, Zinn, A. 19. Jh.



Historisches Ortslexikon für Brandenburg (1976): FeldsteinK mit eingezogenem rechteckigen Chor und w Breitturm aus 1. Hälfte 13. Jh, SAnbau aus 17./18. Jh.



"Kunstführer durch die DDR": Selchow (frühgotisch 13. Jh.; Kanzelaltar und Taufe 1710 von D. Matzmann aus Potsdam).



Dehio/Brandenburg: Selchow Lkr. Dahme-Spreewald. Karte 6
Ev. Dorfkirche. Klar gestaffelter spätromanischer Feldsteinbau, 1. H. 13. Jh. mit eingezogenem, rechteckigem Chor und monumentalem, querrechteckigem Westturm von Schiffsbreite. Die Fenster um 1700 teilweise vergrößert, gleichzeitig Logenanbau an der Südseite des Chors, 1972/73 rest. Der Turm besteht wie das Schiff im unteren Teil aus regelmäßig geschichteten Feldsteinen, überschneidet jedoch dessen westl. Fenster, daher wohl Teil einer noch im 13. Jh. erfolgten Umplanung. Im Glockengeschoß spitzbogige Schallöffnungen, Satteldach über Backsteingiebeln, im Westen Spitzbogenportal. Einige vermauerte romanische Fenster an Schiff und Chor erhalten. Innen der Triumphbogen ausgebrochen, Balkendecke über Schiff und Chor, Westempore 17. Jh. Der breitgelagerte Prospekt der ehem. Herrschaftsloge zum Chor mit gekuppelten Pilastern und Blattfriesen. Zweigeschossiger Kanzelaltar aus Holz, 1710 von D. Maschmann. In beiden Geschossen gedrehte Doppelsäulen, der Auszug und der gesprengte Segmentbogengiebel von gedrückten Proportionen, reiche Seitenwangen. Am polygonalen Kanzelkorb Ecce Homo und die Evangelisten, kronenförmiger Schalldeckel. Im Auszug ikonographisch ungewöhnliche Darstellung der Auferstehung mit Kriegsknechten und Engel im Vordergrund. Polygonale Kelchtaufe mit Akanthusbesatz, ebenfalls von Maschmann. Kruzifix, Holz, Christus mit geöffneter Seitenwunde, gute Arbeit E. 15. Jh., am Kreuz Krabben, an den Enden Reliefscheiben mit den Evangelistensymbolen.


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003