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Dorfkirche Schönefeld
(Lkr. Dahme-Spreewald)

Die Kirche macht auf den ersten Blick einen sehr ursprünglichen Eindruck. Allerdings fallen schon beim zweiten Blick etliche Unstimmigkeiten auf. Die Fenster sind zwar rundbogig, aber groß, und die Bögen machen nicht den Eindruck eines originalen romanischen Rundbogens. Des Rätsels Lösung ist eine umfassende Restaurierung in den Jahren 1904/5, die beispielsweise die Fenster und das Westportal "romanisierte" und der auch der massive Westturm entstammt. Leider ist oft nicht genau zu erkennen, was nun original und was "romanisiert" ist.

Lage: Das Dorf liegt nahe dem Flughafen Schönefeld und hat ihm den Namen gegeben. Die Kirche liegt im ehemaligen Friedhof. Ursprünglich war Schönefeld ein Angerdorf.

Geschichte: Das Dorf wurde 1375 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es hatte 55 Hufen, davon drei Pfarrhufen und vier Lehnschulzenhufen. Außerdem waren vier Freihufen im Besitz des Henning Schonenvelde und weitere vier Freihufen im Besitz eines Bauern Mattheus. Das Dorf war Lehensbesitz der v. Selchow, geriet dann vor 1450 in Besitz der Muslow/Musolf. Ende des 15. Jahrhunderts kam ein Teil des Dorfes in den Lehensbesitz der Berliner Bürger Honow und Krewitz, die ihren Anteil an den Bernauer Bürger Mittelstraß weiterveräußerten. Seit 1466 erwarb die Pfründe des Berliner Doms Grundbesitz in Schönefeld, der sich im Verlauf der Jahrhunderte stetig vergrößerte. Im 17. Jahrhundert stand Schönefeld unter der Hausvogtei dieser Institution. Einzelne Anteile besaßen jedoch noch die v. List (vorher v. Flanß) und die v. Bardeleben (ehemals Mittelstraß). 1677 kaufte der Große Kurfürst diese letzteren Anteile zum Amt Köpenick. Sie wurden 1722 dem Kronprinzen übergeben und 1736 zur Herrschaft Königs Wusterhausen (Amt Waltersdorf) gelegt. Nach 1810 kam dieser Anteil in Privatbesitz.

Baustruktur: Die Kirche ist ein unverputzter Feldsteinbau (14,58 m x 10,75 m) mit eingezogenem Rechteckchor (Außenmaße: 7,50 m x 7,88 m; Innenmaße: 6,36 m x 5,75 m) und Apsis (6,36 m breit und ca. 3,45 m ausgewölbt). Der Westturm wurde nachträglich eingebaut, hatte aber einen Vorgänger (Giebelturm mit massiver Westwand). Der Chor hat 73% der Schiffsbreite. Die Kirche hat eine magnetische Abweichung von fast 20° von der idealen Ost-West-Richtung nach Nordosten.

Mauerwerksausführung: Das Mauerwerk ist in den unteren Teilen von Chor und Apsis exakt ausgeführt, wird jedoch nach oben etwas weniger sorgfältig. Die Quader sind in diesem Teil relativ klein, sehr sorgfältig behauen, von etwa gleicher Größe und kaum ausgefugt. Sie werden nach oben hin etwas größer und sind nicht mehr so gut behauen. Die Fundamente von Chor und Schiff sind auf gleicher Höhe. Auch die untersten drei bis vier Lagen von Schiff und Chor sind durchlaufend. Diese Lagen mit kleineren Quadern enden an den Gemeindeportalen (jetzt zugesetzt oder beseitigt). Westlich davon kommen sie nicht mehr vor. Das Schiff weist, mit Ausnahme der untersten Lagen im östlichen Teil, die nicht ganz so sorgfältige Mauerwerksausführung der höheren Teils des Chors auf. Die Westwand ist deutlich dicker als die übrigen Wände.

Bei der einschneidenden Renovierung von 1904/5 wurde die Kirche vermutlich deutlich erhöht und erhielt ein vorkragendes, gekehltes Feldsteingesims.

Portale und Fenster: Auf der Nordseite des Chors sind zwei Fenster, von denen das östliche zwar verändert ist, aber in seiner Breite vermutlich den ursprünglichen Maßen nahekommt, während das westliche Fenster stark vergrößert wurde. Auf der Nordseite des Schiffs befinden vier Fenster. Drei Fenster sind groß und rundbogig; sie öffnen sich zum Gemeinderaum im Inneren. Sie stammen von der Renovierung (1904/5). Vermutlich sind die Fenster nicht an den ursprünglichen Positionen, sondern die zwei westlichen Fenster sind nach Osten verschoben. Das vierte westliche Fenster ist kleiner, von den übrigen drei Fenstern etwas abgesetzt und öffnet sich zum Turminneren. 
Das zugesetzte Nordportal ist nur leicht spitzbogig; der Spitzbogen endet in einem Scheitelbogenstein. Die Bogensteine und die Gewändesteine sind gut behauen. 

Die Fenster der Apsis sind rundbogig und haben etwa die originale Größe und Form, befinden sich jedoch sehr wahrscheinlich nicht an der richtigen Stelle. Die beiden seitlichen Fenster sind gegenüber der ursprünglichen Position deutlich zur Schiffswand hin verschoben. Dabei ist das südliche Fenster deutlich dichter an der Ostwand des Schiffs als das nördliche Fenster; die drei Fenster der Apsis sind somit nicht symmetrisch angeordnet. Der Ostgiebel des Chors hat im Giebelfirst ein kleines Schartenfenster.

Die Südseite weist im Schiff drei Fenster auf, allerdings wie die Fenster der Nordseite nicht an der ursprünglichen Position. Im Bereich westlich des westlichen Fensters ist ein undeutlicher Reparaturbereich zu erkennen, der von einem völlig beseitigten Fenster stammen könnte. In der Ecke Chor/Schiff wurde ein Sakristei- und Kapellenanbau errichtet. Über dem Sakristeianbau befinden sich im Chor noch ein Rundfenster und östlich davon ein Rundbogenfenster. Dieser Anbau hat auf seiner Westseite dicht am Schiff einen hohen rundbogigen Eingang. Für das Gewände und den Bogen dieses Portals wurden einige alte Bogen- und Gewändesteine, vermutlich vom beseitigten Priesterportal auf der Südseite des Chores, verwendet.

Der Durchgang zur Sakristei ist eine Rechtecktür. Sie liegt in etwa an der Position des ehemaligen Priesterportals, das völlig beseitigt worden ist.

Unterhalb des westlichen Schiffsfensters der Südwand ist ein auffälliger Reparaturbereich zu sehen, der nur vom völlig beseitigten südlichen Gemeindeportal stammen kann. Es lag dem nördlichen Gemeindeportal ziemlich exakt gegenüber.

Das große Westportal ist rundbogig und stammt aus den Jahren 1904/5. Vermutlich hatte die Kirche kein Westportal.

Innenbögen: Apsis- und Triumphbogen sind rundbogig. Allerdings ist der sicher ursprünglich etwas eingezogene Triumphbogen verändert worden. Er wurde auf Chorbreite gebracht und erst auf Chorhöhe geschlossen. Daher sind auch keine Kämpfer oder Ansätze der Chorschranken erhalten geblieben.

Turm: Der Vorgänger des heutigen Turms war ein westlicher Giebelturm aus Fachwerk mit massiver Westwand aus Feldstein. Durch den Einbau des im N und S jeweils um ca. 1,80 m eingezogenen massiven Westturms entstand eine Ost-West verlaufende dicke Mauer im westlichen Südteil der Kirche; ihr gegenüber auf der Nordseite befindet sich das Treppenhaus des Turms. Die Ostwand des Turms wird von einer Nord-Süd verlaufenden Mauer getragen, die das Kirchenschiff bis auf einen breiten segmentbogigen Durchgang vom so entstandenen Turmraum trennt. Diese Mauer hat unterhalb der Decke des Kirchenraums eine weitere breite, rechteckige Öffnung zum Turmraum, vor der die moderne Westempore angebracht ist.
Auf der West- und Südseite des Turms befinden sich je drei Schallfenster, auf Nord- und Südseite je eines. Außerdem sind über dem Westportal noch drei in Dreiecksform angeordnete Schartenfenster, auf der Turmsüdseite ist ein Schartenfenster zu sehen.

Dächer: Die Apsis hat ein Kegeldach, Chor und Schiff je ein Satteldach. Der Turm hat ein quergestelltes Walmdach.

Decke: Die Kirche hat eine hölzerne Flachdecke.

Innenausstattung: Die Ausstattung ist modern. Altar und Taufbecken aus Bronze sind künstlerisch aufwendig gestaltet. Die Innenwände der Kirche sind verputzt und weiß getüncht. Reste von Nischen im Chor- oder Apsisbereich konnten nicht beobachtet werden. Moderne farbige, figürliche Glasmalereien schmücken die Apsisfenster.
Im Kapellenanbau befindet sich ein einfacher Altartisch mit einem schlichten Kreuz.

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:
Mitte 13. Jahrhundert: Baubeginn einer Kirche mit Schiff, eingezogenem Rechteckchor und Apsis, die eher einem Ellipsenbogen beschreibt. Ursprünglich hatte der Kirchenbau wohl drei oder vier Fenster im Schiff, zwei Fenster im Chor und drei Fenster in der Apsis. Die heutigen Schiffsfenster sind nicht in der Position der ursprünglichen. Sie stehen zu dicht beieinander. Außerdem deuten undeutliche Reparaturspuren westlich der Fenster in der Südwand auf ein ursprünglich weiter westlich gelegenes Fenster. Die verdickte Westwand deutet darauf hin, daß ursprünglich nur ein Giebelturm mit massiver, hochgezogener Westwand geplant war. Auch nach der Position der zugesetzten Gemeindeportale in der Nord- und Südwand (etwa mittig) war wohl kein massiver Querwestturm geplant. Der längsrechteckige Chor und die stark gewölbte Apsis deuten auf einen sehr späten romanischen Bau hin (wohl nach 1240). Allerdings war die Pfarre mit drei Pfarrhufen ausgestattet, so dass mit der Gründung der Pfarre wohl vor dem Zehntvergleich von 1237 gerechnet werden muß. Damals war der Ostteltow noch in wettinischem Besitz.
Möglicherweise wurde der Bau in zwei Abschnitten errichtet. Die Fundamente von Chor und Schiff sowie die untersten drei bis vier Lagen sind durchlaufend. Sie enden jedoch an den Gemeindeportalen des Schiffs. Die westlich anschließenden Feldsteinlagen des Schiffs lassen sich nicht mit den östlich anschließenden Lagen verbinden. Auch der Sockel ist leicht unterschiedlich hoch. Hier könnten der seltene Fall vorliegen, daß Apsis und Chor (einschließlich des Triumphbogens) sowie die untersten Lagen des Schiffs bis zu den Gemeindeportalen in einer Bauphase errichtet worden sind. Die untersten Lagen des westlichen Teils des Schiffs sowie die höheren Lagen des gesamten Kirchenschiffs folgten dann in einem zweiten Bauabschnitt. Diese Beobachtungen sind leider etwas unsicher, da das Ausmaß der Umgestaltung der Jahre 1904/5 nicht genau bekannt ist. 

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:
1619: Erhöhung des Schiffs um zwei Steinschichten. Errichtung eines Fachwerkturms mit massiver Westwand.

1850: Umbau.

1904/5: "umfassend" renoviert und restauriert. Veränderung aller Fenster, Einbruch oder Umgestaltung des Westportals, Hochmauern des massiven Feldsteinturms, Anbau von Sakristei und Kapelle.

1960: Beseitigung von Kriegsschäden.

1992: Sanierung des Mauerwerks, das Dach der Kirche und der Kapelle wird mit doppelten Biberschwanzziegeln eingedeckt.

Vergleiche: Die Kirche ist sehr gut mit der Kirche von Waltersdorf vergleichbar, die einen sehr ähnlichen Grundriß und ähnliche Proportionen aufweist. Allerdings hat diese Kirche einen Querwestturm und einen annähernd quadratischen Chor. Waltersdorf und Schönefeld unterscheiden sich von den Kirchen in Groß Ziethen und Stahnsdorf, deren Chöre wesentlich stärker eingezogen sind. Dafür sind deren Apsiden schwächer ausgewölbt. Eine vermittelnde Stellung nimmt die Kirche in Groß Machnow ein, deren Chor relativ schwach eingezogen und längsrechteckig ist, deren Apsis aber schwach gewölbt ist.

Bemerkungen: Das Alter wird im "Kreisinventar", im "Dehio" und in den "Bau- und Kunstdenkmalen in der DDR" allgemein mit 13. Jahrhundert angegeben; Pomplun (1960) präzisiert das Alter der Kirche mit "vor 1250".

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.125/6, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.251-4, Anonymus (1908) Die Kirche in Schönefeld nach ihrer Wiederherstellung durch den Geheimen Baurat Schwechten. Kreiskalender Teltow, 5: S.89, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.83/4, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.168/9, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.29, Schlimpert (1972) Brandenburgisches Namenbuch Teil 3 Die Ortnamen des Teltow, S.162/3, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.259-61, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.163, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.418, Kutschbach (1993): Schönefeld Zwischen Kirche und Flughafen. 64 S., Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg (Dehio/Brandenburg), (2000), S.977.

Information: Pfarrer Jochen Michalek, Dorfstr.4a, 12529 Schönefeld, Tel.: 030/633 82 98, Fax: 030/634 99 728



Außenansicht

Gesamtansicht der Kirche von Nordosten


Vermauertes Portal auf der Nordseite des Schiffes mit gedrücktem Spitzbogen aus recht gleichmäßig dicken und gut behauenen Bogensteinen.

Reparaturbereich in der Südwand. Hier wurde versucht, das südliche Gemeindeportal völlig zu beseitigen.


Die Eingangstür auf der Westseite der Sakristei. Einige Quader stammen vermutlich vom beseitigten Priesterportal (jetzt Durchgang vom Chor zur Sakristei).



Innenansicht

Der Chorraum mit Triumph- und Apsisbogen



 

Der moderne Altar


Die Taufe


Westempore



Grundriß

Grundriß (aus: Schönefeld zwischen Kirche und Flughafen)



 

Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003