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Dorfkirche Schenkenhorst
(Lkr. Potsdam-Mittelmark)

Die Kirche in Schenkenhorst weist mit West- und Südportal sowie zwei zugesetzten Fenstern auf der Südseite noch einige originale Öffnungen auf. Sie wurde offensichtlich einmal in ihrer Baugeschichte um ca. 4 m nach Osten verlängert.

Lage: Östlich von Potsdam gelegen, gehört Schenkenhorst zum Amt Stahnsdorf. Die Kirche liegt an der Dorfstraße, umgeben vom Friedhof. Die östliche Mauer bzw. Begrenzung des Friedhofs grenzt nun fast an die Ostwand der Kirche. Dies ist mit der östlichen Verlängerung der Kirche einerseits und der Zurückverlegung der Friedhofgrenze andererseits zu erklären.

Ortsgeschichte: Schenkenhorst ist ursprünglich ein durch spätere Gutsbildung deformiertes Straßendorf. Es führte bis 1938 den Namen Schenkendorf. Wegen der Namensgleichheit mit Schenkendorf bei Königs Wusterhausen wurde es dann in Schenkenhorst umbenannt. Schenkendorf wurde 1375 im Landbuch Kaiser Karls des IV. erstmals schriftlich erwähnt. Es hatte 25 Hufen, davon zwei Pfarrhufen und vier Lehnschulzenhufen. Der Pfarrer hatte noch eine dritte Hufe, von der er aber Pacht und Zins zu zahlen hatte. Der Lehnschulze mußte seinem Herrn eine "Mandel" (= 16) Groschen geben. Jede Hufe mußte 3 Schöffel Roggen, 3 Schöffel Hafer (vermutlich Pacht) und 1 Schilling Zins bezahlen. Es gab zehn Kossätenhöfe im Dorf, von denen jeder 1 Schilling der Bauernschaft geben mußte. Die Abgaben des Krügers (Kneipenwirt) betrugen 16 Schillinge. Die Abgaben aus dem Dorf gingen an den Cöllner Bürger Hans Hoge, außerdem standen ihm die Wagendienste sowie das hohe und niedere Gericht zu. 1450 war Schenkendorf als markgräfliches Lehen im Besitz der v. Schlabrendorf und der Familie v. Beeren, später der Familie v. Schlabrendorf allein. 1663 gingen die Rechte am Dorf an die Familie v. Hake, 1667 an den Kurfürsten von Brandenburg, 1807 wurde der Ort dann wieder an einen Privatmann verkauft.
Den Ortsnamen leitet Schlimpert (1972) von einer Person namens Schenk ab.

Baustruktur: Der Bau ist eine einfache Rechteckkirche (21,40 m x 7,55 m) (davon gehören 4 m der Länge zu einer späteren Verlängerung nach Osten) mit späterem westlichem Dachturm aus Ziegelfachwerk. An der nördlichen Chorwand wurde später ein Anbau errichtet. Die Kirche weicht magnetisch von der idealen Ost-West-Ausrichtung um ca. 20° nach Südosten ab (Oktober 1999).

Mauerwerksausführung: Das Mauerwerk besteht aus gut behauenen Quadern, allerdings mit regelmäßigen Zwischenschichten. Auf der Nordseite wurden relativ große Quader verwendet, aber trotzdem gibt es viele Auskeilungen. Auffällig ist, daß die unteren Schichten unregelmäßiger gemauert sind als die darauf folgenden Schichten. Der Ostgiebel ist neu gemauert (1997/8?). Der Westgiebel enthält ab der Traufhöhe des Schiffs viel Ziegelmaterial. Es sind eindeutig Dachziegel in die Zwischenlagen eingemauert worden. Das Mauerwerk an der Südostecke zeigt eine völlig unregelmäßige Mauerung (Verlängerung der Kirche nach Osten). Dieser Bereich beginnt etwa am linken Rand des östlichen Fensters.
Der Fries an der Oberkante der Nord- und Südwand, der ursprünglich einmal verputzt war, ist aus Backstein.

Mörtel und Putze: Vor allem auf der Südseite hat sich ein einfacher Putzfries erhalten (Reste auch auf der Nordseite), außerdem ein steinsichtiger Putz mit Doppelfugenritzung.

Portale und Fenster: Die Kirche hat zwei korbbogige mit Ziegeln gefaßte Fenster auf der Nordseite. Das Ziegelformat ist 25 x 12 x 6 cm. 

Auf der Ostseite sind ebenfalls zwei korbbogige Fenster vorhanden, im Ostgiebel sitzt ein kleines Rechteckfenster.

Auf der Südseite befinden sich fünf korbbogige Fenster und ein zugesetztes Südportal, das eventuell auch als Priesterportal anzusehen ist (vor der Verlängerung der Kirche nach Osten). Die Position des Portals in der Wand - weder in der Mitte noch wirklich im Ostteil der Kirche - läßt hier keine eindeutige Aussage zu. Südportale in vergleichbarer Position kommen bei einfachen Rechteckkirchen häufiger vor (z.B. in Klein Kienitz). Zwischen dem 1. und 2. Fenster von Westen ist ein zugesetztes gedrückt-spitzbogiges Fenster erkennbar, dessen Bogensteine schlecht behauen sind. Es mißt ca. 190 cm in der Höhe und 70 cm in der Breite. Ein zweites zugesetztes Fenster in der Südseite wird von Kubach & Seeger (1941) erwähnt, ist jedoch wegen des starken Bewuchses an der Südmauer derzeit nicht erkennbar. Den Rest eines dritten ursprünglichen Fensters (nur die unterste Quaderreihe) kann man zwischen dem 2. und 3. korbbogigen Fenster (von Westen) sehen. Der obere Teil des Fensters wurde jedoch völlig beseitigt.

Das Westportal ist spitzbogig und einmal abgetreppt. Die Bogen- und Randsteine sind gut behauen und etwa gleich stark. 

Die Westseite des Nordanbaus wird überwiegend von einem großen Garagentor eingenommen.

Innenbögen: Die Kirche hat keine Innenbögen.

Turm: Der Turm ist ein Dachturm aus Ziegelfachwerk mit je zwei übereinander stehenden Schallfenstern auf jeder Seite.

Dächer: Das Schiff hat ein Satteldach mit Doppelfalzziegeln. Der Turm hat ein zeltförmiges Dach, das mit Schiefer gedeckt ist.

Decke: Die Kirche hat ein hölzernes Tonnengewölbe mit drei freien Querbalken, die auf Traufhöhe quer durch das Schiff verlaufen. Die Tonnendecke ist völlig bemalt, ebenso der Chorbereich und die Leibungen der Fenster.

Innenausstattung: Die beiden 1825 und 1856 gegossenen Glocken mußten im 1. Weltkrieg abgeliefert werden. Erst 1960 erhielt die Kirche zwei neue Glocken. 
In der Kirche befindet sich ein Epitaph für J. Grote.
Die Kanzel, der einfache Altar und der Orgelprospekt auf der Westempore stammen wie die Ausmalung der Kirche von 1913.

Rekonstruktion und vermutete Baugeschichte:

Mit ziemlicher Sicherheit war die ursprüngliche Kirche vor der Verlängerung nach Osten ebenfalls eine Rechteckkirche. Ein Apsissaal dürfte aufgrund der Mauerwerksausführung (mit Auskeilungen, z.T. regelmäßige Zwischenschichten) und der Fensterform nicht in Betracht kommen. Auch eine Baustruktur mit eingezogenem Chor wird nicht angenommen, da die Kirche in ihren Proportionen zu lang und schmal ist, selbst wenn man die Verlängerung nach Osten um 4 m berücksichtigt.

Ende 13. Jahrhundert: Bau einer einfachen Rechteckkirche (ca. 17,40 x 7,55 m) mit vermutlich drei Fenstern auf der Südseite; die Fensterzahl in der Nord- und Ostseite ist nicht bekannt. Außerdem hatte die Kirche ein spitzbogiges Westportal und Süd- bzw. Priesterportal. Die Kirche war ursprünglich ca. 4 m kürzer als heute. 

?16. Jahrhundert: Verlängerung der Kirche um ca. 4 m nach Osten. Die Verlängerung dokumentiert sich sowohl in der Mauerwerksausführung wie auch im Fundament. Die Wandstärke der ursprünglichen Kirche wurde bei der Verlängerung beibehalten, so daß im glatt verputzten Innern keine Spuren der Veränderung zu bemerken sind. Die Ostseite hatte zwei korbbogige Fenster, keine Dreiergruppe.

"Barock": Vergrößerung der Fenster zur heutigen Größe. Zusetzen der alten Fenster und des Portals in der Südseite.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1793: Errichtung des westlichen Dachturms. 

1911: Erneuerung des westlichen Dachturms als Fachwerkturm.

nach 1941: Abriß des nördlichen Anbaus und vergrößerter Wiederaufbau. Vermutlich ist auch der obere Teil des Ostgiebels neueren Datums. Der heutige Anbau ist jedenfalls größer als der Anbau, den Kubach & Seeger (1941) eingezeichnet haben.

1981 erneute Sanierung des Turms.

Vergleiche: Die Kirche ist aufgrund der Mauerwerkstechnik und der Baustruktur am ehesten mit den Dorfkirchen in Dahlewitz, Groß Kienitz, Klein Kienitz und Kiekebusch zu vergleichen. Allerdings haben diese Kirchen ein anderes, größeres Längen/Breiten-Verhältnis als die ursprüngliche, etwas kürzere Schenkenhorster Dorfkirche. Auch die Proportionen der Fenster dieser Kirchen (z.B. Groß Kienitz: L/B-Verhältnis ca. 2,5) sind gut mit dem zugesetzten, vermutlich originalen Fenster der Südseite der Schenkenhorster Kirche vergleichbar. Die Proportionen der Klein Kienitzer Kirche passen besser (16,73 x 7,72 m), allerdings ist das Mauerwerk dieser Kirche in der Mauertechnik mit gespaltenen Feldsteinen ausgeführt. Auch die Portalpositionen der Klein Kienitzer Kirche stimmen sehr gut überein. Dagegen passen wiederum die Proportionen des zugesetzten und mutmaßlich originalen Fensters auf der Nordseite dieser Kirche nicht so gut zu denen der Schenkenhorster Kirche.

Bemerkungen: Das "Kreisinventar" (Kubach & Seeger, 1941) gibt das Alter dieser Kirche 14. Jahrhundert an, die "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" mit 13. Jahrhundert und Pomplun (1960) mit "kaum vor dem 14. Jahrhundert". Der "Kunstführer durch die DDR" datiert die Kirche als "gotisch 14. Jh.", der "Dehio" sagt "Ende 13. Jahrhundert". Diese unterschiedlichen Einschätzungen des Alters der Schenkenhorster Kirche zeigen, daß der Bau nicht richtig verstanden worden ist. Vor allem hat keiner der Autoren bemerkt, daß die Kirche nachträglich nach Osten verlängert worden ist.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.121/2, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.240-2 Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.82, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.179/80, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.29, Schlimpert (1972) Brandenburgisches Namenbuch Teil 3 Die Ortnamen des Teltow, S.159, Piltz (1975): Kunstführer durch die DDR, S.123, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.245-7, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.278, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.415, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.964.

Information: Ev. Pfarramt, Kirchplatz 11, 14532 Güterfelde



Außenansicht

Die Kirche mit ihrem markanten Turm von Südwesten gesehen.


Zugesetztes spitzbogiges Fenster auf der Südseite.


Östlicher Teil des Schiffes mit unregelmäßiger Mauerung (Verlängerung nach Osten um ca. 4 m)


Abgetrepptes, spitzbogiges Westportal



Innenansicht

Bemalte Tonnendecke, Westempore mit Orgel und bemalten Brüstungsfeldern


Altar und Kanzel



Grundriß

Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003