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Dorfkirche Güterfelde
(Lkr. Potsdam-Mittelmark)

Eine Kirche, die ihre ursprüngliche Baustruktur leider nicht ganz beibehalten hat. Im 19. Jahrhundert wurde der ursprünglich eingezogene Chor auf Schiffsbreite gebracht, unter Beibehaltung der alten Ostwand und der Apsis. Die Mauerwerksausführung ist ausgezeichnet und ändert sich auch über den gesamten Bau (mit Ausnahme der Giebel des Turmaufbaus und des veränderten Chors) nicht. Es sind hier noch einige kleine rundbogige Fenster zu beobachten, die nur wenig verändert sind. In der Westwand des Turms zeichnet sich noch ein alter Giebel ab, der beweist, daß die Kirche in der ersten Bauphase keinen massiven Westquerturm hatte. Die Kirche von Güterfelde gehört sicherlich mit zu den ältesten Kirchen im Teltow.

Lage: Das Dorf gehört zum Amt Stahnsdorf, östlich von Potsdam. Die Kirche liegt vom Friedhof umgeben auf dem  Dorfanger. Das Dorf war ursprünglich ein Sackgassendorf, das aber durch eine Gutsbildung stark deformiert worden ist.

Ortsgeschichte: Das Dorf hieß bis 1937 "Gütergotz" und wurde in diesem Jahre in Güterfelde umbenannt. "Jutergotz" wurde im Jahre 1263 erstmals urkundlich erwähnt. In jenem Jahr überließ Markgraf Otto III. das Dorf dem Kloster Lehnin im Austausch gegen andere Besitzungen. Der Markgraf behielt sich jedoch gewisse Rechte vor. Die Familie v. Schlabrendorf hatte ebenfalls noch gewisse Rechte in Gütergotz. 1375 hatte das Dorf 43 Hufen, davon 2 Pfarrhufen und 4 Schulzenhufen. Jede der abgabenpflichtigen Hufen mußte 6 Schöffel Roggen an Pacht, 20 Pfennige an Bede und 2 Schillinge Zins entrichten. Pacht und Zins standen dem Kloster Lehnin zu. Die Bede mußte an zwei Terminen, an Martini und an Walpurgis an den Markgrafen gezahlt werden. Die Mönche von Lehnin hatten auch das hohe und niedere Gericht. Der Krug gab den Mönchen 2 Talente. Die sechs Kossäten mußten ihnen je 2 Schillinge geben. 1450 vermeldete das Schoßregister: "Gutergotz hort dem Closter Lehnyn. Uff der Feldmark seyn 52 Huben: darvon hat der Pfarrer 2, so seyn 2 Huben wuste; dy andern geben iglich 6 Schepel Roggen, 4 Groschen, und geben alle zcu Bet 1/2 Wispel Roggen, 1/2 Wispel Haber, 1/2 Wispel Gersten und 3 Schock Groschen; der Cruck yst wuste; 2 Coseten geben 6 Groschen". Nach der Aufhebung des Klosters Lehnin kam das Dorf in kurfürstlichen Besitz (erst Amt Mühlenhof, dann Amt Potsdam). 1567 ging das Dorf an die Berliner Familie Döring, nach dem Aussterben dieser Familie an Hofprediger Bär, von diesem 1721 an das Amt Potsdam. Im 19. Jahrhundert sind dann mehrere rasch wechselnde Besitzer zu verzeichnen.
Der Name Gütergotz ist wohl als "Ort des Jutrogost" zu verstehen (Schlimpert, 1972).

Baustruktur: Die Kirche besteht aus Querwestturm/Schiff (15 m x 9,10 m) mit ursprünglich eingezogenem Chor (6,10 m x 7,30 m; innen: 5,15 x 5,45 m) und Apsis (2,30 m x 5,45 m) und stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Später wurde der Chor auf Schiffsbreite gebracht. Innen ist der veränderte Chorbereich an der Verringerung der Mauerstärke zu erkennen. Der ursprüngliche Chor hatte 80% der Schiffsbreite, falls die Rekonstruktion von Kubach & Seeger (1941) korrekt ist. Die Kirche ist magnetisch exakt Ost/West ausgerichtet (Oktober 1999). Die starke Abweichung von der Ostrichtung, wie sie in Kubach & Seeger (1941) eingezeichnet ist, ist nicht korrekt.
Der Fußboden des Chors ist zwei Stufen höher als der Fußboden des Schiffs.

Mauerwerksausführung: Bis zur Traufhöhe des Schiffs ist die Mauerung ausgezeichnet und läßt auch in der Qualität der Ausführung nicht nach. Lediglich die Höhe der Quaderlagen variiert etwas. Leider ist der größte Teil des Chorbereiches stark verändert, so daß weitere Einzelheiten der ursprünglichen Kirche nicht mehr zu beobachten sind. Bei der Verbreiterung des Chors 1867 hat man sich bemüht, das neue Mauerwerk dem des Schiffs anzugleichen, so dass das Erscheinungsbild der Kirche recht einheitlich wirkt. Das Mauerwerk des Chorbereichs ist aber etwas unregelmäßiger als das des Schiffs. Die alte Eckquaderung des Kirchenschiffs am Übergang zum ursprünglich eingezogenen Chor ist zum Teil erhalten. Der Ostgiebel des Chors ist mit Backsteinen hochgemauert und durch spitzbogige Blenden gegliedert. Das Mauerwerk der Apsis entspricht dem des Schiffs.

In der Westfront des Turms ist ein alter Giebel zu erkennen. Dieser ist noch lagig gemauert mit behauenen Steinen. Oberhalb des alten Giebels ist die Qualität der Mauerwerksausführung deutlich schlechter. Auch der ehemalige Westgiebel ist durch eine Baunaht vom Unterbau abgesetzt. Während unten die Feldsteine relativ groß sind mit ganz wenigen Auskeilungen, sind die Feldsteine in diesem alten Giebel schlechter gequadert und deutlich kleiner mit vielen Auskeilungen. Auf der Nord- und Südseite des Turms ist die Lagigkeit über der Traufhöhe des Schiffs nur noch durch einzelne Lagen mit größeren Feldsteinen angedeutet. Die Steine sind größer und  kaum noch behauen, und wenn sie bearbeitet sind, dann sind sie nur gespalten. Ab der Basis der Schallfenster ist dann auch jede Andeutung von Lagigkeit ganz verschwunden.

Mörtel und Putze: An der Kirche finden sich Reste eines Ganzputzes und Reste eines Fugenputzes.

Portale und Fenster: In der Nordseite befindet sich ein zugesetztes, rundbogiges Mittelportal. Im Chorbereich sind zwei große rundbogige Fenster mit verputzten Gewänden, westlich anschließend folgen im Schiff zwei kleine rundbogige Fenster mit Feldsteingewänden aus gut behauenen Bogensteinen. Sie messen 65 cm in der Breite und ca. 130 cm in der Höhe. Innen messen sie 150 x 60 cm. Das westlichste Fenster ist korbbogig, hat eine Putzfasche und ist nach unten verlängert; es schneidet daher Teile des Bogens des Nordportals ab. Im Turm befindet sich ein Schartenfenster, dessen Höhe nur 2 Quaderlagen beträgt.

Auf der Ostseite in der Apsis sind drei schmale, kleine rundbogige Fenster. Sie messen 120 x 65 cm. Der Giebel darüber ist neugotisch und weist drei mit Backsteinen gemauerte spitzbogige Blendfenster auf.

Auf der Südseite sind wiederum fünf Fenster. Hier ist das westliche Fenster vermutlich in Originalgröße erhalten, jedoch ist die ursprüngliche Schräge beseitigt worden. Die vier östlichen Fenster sind groß und rundbogig und haben verputzte Gewände. Sie stammen wohl von der Erneuerung 1867. Im Turm befindet sich ein rechteckiges Schartenfenster. Außerdem versteckt sich in der Nordseite des Schiffs hinter üppigem Efeu ein zugesetztes, rundbogiges Mittelportal. Das Priesterportal auf der Südseite des Chors verschwand bei der Verbreiterung des Chors auf Schiffbreite.

Die Westseite hat ein großes, gedrückt-spitzbogiges, einmal abgetrepptes Portal mit behauenen Bogensteinen. Innen ist das Westportal segmentbogig und etwas größer. Der äußere Spitzbogen ist auch von der Rückseite sichtbar.

Innenbögen: Ursprünglich war ein breiter runder Verbindungsbogen zwischen Turm und Schiff vorhanden; er ist jetzt bis auf eine Tür zugesetzt. Der Apsisbogen ist ebenfalls rundbogig. Über die Form des Triumphbogens kann nur spekuliert werden. Er wurde bei der Verbreiterung des Chors beseitigt.

Turm: Der Turm ist querrechteckig und massiv mit Feldsteinen hochgemauert. In der Westfassade zeichnet sich ein Giebel ab, der beweist, daß der Turm zwar im ursprünglich Bauplan bereits vorgesehen war, der eigentliche Turmaufbau jedoch erst später entstanden ist. Schiff und Turmbereich hatten zunächst ein einheitliches Satteldach.
Je drei spitzbogige Schallfenster finden sich auf der West- und Ostseite, je ein Schallfenster auf der Nord- und Südseite. Die Windfahne trägt die Jahreszahl 1779.

Dächer: Das Satteldach des Schiffs ist mit Doppelfalzziegeln gedeckt. Der Spitzhelm des Turms ist einmal abgesetzt und mit Schiefer gedeckt. Auch die Apsis hat ein Schieferdach.

Decke: Die Kirche hat eine flache Holzdecke.

Innenausstattung: In der Nordwand der Apsis ist eine Nische, die wohl als Sakramentsnische zu deuten ist. In der Südwand der Apsis ist, allerdings etwas tiefer, eine zweite Nische.
Zwei Stufen führen vom Schiffniveau zum Chorniveau hinauf.
Die hölzerne Hufeneisenempore stammt wohl aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Die übrige Ausstattung, auch die Orgel auf der Westempore, ist modern und schlicht.

Rekonstruktion und vermutete Baugeschichte:
1. Drittel des 13. Jahrhunderts: Baubeginn mit Anlage eines Querwestturms, der zunächst nur bis zur Traufhöhe des Schiffs hochgemauert und mit dem Schiff unter einem einheitlichen Dach war. Er hatte einen Westgiebel aus Feldstein. Östlich des Turms folgten ein gleich breites Schiff, ein eingezogener Chor und eine Apsis. Vermutlich waren auf Nord- und Südseite je ein rechteckiges Schartenfenster im Turm(bereich), je drei rundbogige Fenster auf der Nord- und Südseite des Schiffs, und je zwei rundbogige Fenster auf der Nord- und Südseite im Chor sowie drei Fenster in der Apsis. Wahrscheinlich sind Nord-, Süd- und Westportal ursprünglich. Der "Mischstil" (ein rundbogiges Portal und ein gedrückt-spitzbogiges Portal) ist auch in Stahnsdorf zu beobachten. Mit Sicherheit war im Chor auch ein Priesterportal vorhanden, dessen Form und Lage nicht mehr zu rekonstruieren ist.
Etwas später wurde der Westgiebel hochgemauert. Er ist mit einer Baunaht vom Unterteil des Turms abgesetzt. Neben der Baustruktur und der Mauerwerksausführung deutet auch die Dotierung der Pfarre mit nur 2 Pfarrhufen auf eine frühe Gründung der Pfarre hin.

Anfang 14. Jahrhunderts: Hochmauern des Turmes.

18. Jahrhundert: Der Turm hatte bereits im 18. Jahrhundert einen Spitzhelm. Auf dem "Dorfplan, 18. Jh.", abgebildet im Kreisinventar, hat die Kirche deutlich sichtbar einen Spitzhelm. Auch das Westportal wurde vom Zeichner vermerkt. Schwach erkennbar sind Bauten an oder vor der Nordseite der Kirche.

Zeitlich nicht bestimmt: Zusetzen von Nord- und Südportal.

"Barock": korbbogige Vergrößerung der Fenster.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1806: Der Spitzhelm des Turms wurde erneuert und erhielt die jetzige Form.

"Erneuerung" 1867: Verbreiterung des Chors auf Schiffsbreite. Die Kirche erhält einen Ostgiebel mit neugotischen Blendfenstern und vermutlich auch die großen rundbogigen Fenster auf der Nord- und Südseite des Schiffs.

Vergleiche: Die Kirche in Güterfelde wurde vermutlich wie ihr Pendant in Stahnsdorf bereits in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts begonnen und fertiggestellt, allerdings zunächst ohne Turmaufbau. Dieser wurde jedoch bereits im Grundriß angelegt. Die Mischung von rundbogigen Portalen und Fenstern mit gut behauenen Bogensteinen und Portalen mit gedrückten Spitzbögen, die nur angedeutet sind, läßt auf eine ähnliche Entstehungszeit wie die Kirche in Stahnsdorf schließen. Weitere Kriterien für eine frühe Entstehung sind: die sehr gute Quaderung der Feldsteine, der annähernd quadratische Chor und die schwach ausgewölbte Apsis. Die Fenster haben fast das "ideale" Höhen-/Breitenverhältnis von 2:1.

Bemerkungen: Pomplun (1960) datiert den Baubeginn der Kirche von Güterfelde in das erste Drittel des 13. Jahrhunderts, das Kreisinventar (1941)" und der "Dehio" meinen lediglich "1. Hälfte des 13. Jahrhunderts". Völlig unverständlich ist die Datierung "1350" in Gericke, Schleif & Wendland (1974); vielleicht nur ein Druckfehler für 1250?

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.88/9, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.107-110, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.94, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.98/9, Pomplun (1962): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.24, Schlimpert (1972) Brandenburgisches Namenbuch Teil 3 Die Ortnamen des Teltow, S.89/90, Gericke, Schleif & Wendland (1974): Brandenburgische Dorfkirchen, S.146, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.94-96, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.272, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.223, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.423/4.

Information: Ev. Pfarramt, Kirchplatz 11, 14532 Güterfelde



Außenansicht

Kirche von Südosten


Nordportal


Romanische Fenster an der Nordseite des Schiffes


Westportal


Apsis


In der Westwand des Turmes zeichnet sich ein alter Giebel (des Schiffes) ab. Er ist durch deutlich kleinere Feldsteine gekennzeichnet.



Innenansicht

Der Innenraum mit der Apsis und der ursprünglichen Fenstern



Grundriß


Oben, heutiger Grundriß
Unten, Grundriß vor 1867 Rekonstruktion (nach Kubach & Seeger, 1941)


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Letzte Änderung: 16.4.2005


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2005