Home

Landschaft

Baugeschichte

Kirchen

Literatur

Kirchen

Neue Beschreibung

Außenansicht

Innenansicht

Grundriß

Ältere Beschreibungen

Dorfkirche Groß Ziethen
(Lkr. Dahme-Spreewald)

Diese Kirche macht, die abgesehen vom Turm und dem westlichen Vorbau, noch einen sehr ursprünglichen Eindruck. Allerdings sind sämtliche Fenster verändert, und an die südliche Chorseite wurde ein Anbau gesetzt. Die Kirche ist merkwürdig schiefwinklig, was allerdings nur im Grundriß deutlich zu sehen ist. Auffälliger ist da schon die unterschiedliche Mauerwerksausführung von Apsis/Chor und Schiff, mit einer Baunaht auf den vom eingezogenen Chor freigelassenen Teilen der Ostseite des Schiffs. Sehenswert im Innern ist das spätgotische Chorgewölbe und ein Altar mit spätgotischer Kreuzigungsgruppe um 1520/30.

Lage: Groß Ziethen liegt ca. 6 km nördlich der B96a (Teltow-Schönefeld), Abzweigung nach Groß Ziethen kurz hinter Mahlow. Die Kirche liegt auf dem Dorfanger, umgeben vom Friedhof.

Ortsgeschichte: Im Jahre 1300 wird erstmals ein "decanus Jacobus de Cziten" erwähnt. Es ist nicht ganz sicher, ob sich diese Nennung auf Groß Ziethen bezieht. Im Landbuch von 1375 ist es dann als "Magna Cziten", 1450 im Schoßregister als Grossen Cziten aufgeführt. Der Name wird von slaw. Sit´n = Binse, Riedgras hergeleitet (Schlimpert, 1972). Das Dorf hatte im Jahre 1375 60 Hufen, davon waren 5 von Abgaben befreite Pfarrhufen. Die Abgaben waren ziemlich kompliziert aufgeschlüsselt. Peter Blankenfelde erhielt von 5 Hufen je einen halben Wispel Roggen und einen halben Wispel Hafer, Berchter Wikhusen dieselben Abgaben von 10 Hufen, außerdem bekam er von 4 Hufen 1 Talent und ein Rauchhuhn. Berchter standen weiter von 3 Hufen 10 Scheffel Roggen, 10 Scheffel Hafer und 2 Schillinge an Zins zu und 5 1/2 Schillinge an Bede. Eine Hufe mußte ein Talent abliefern, außerdem 2 andere Hufen je 8 Scheffel Roggen, 8 Scheffel Hafer und 5 1/2 Schillinge zu Bede (Dieser Passus fehlt in einem der drei erhaltenen Exemplare des "Landbuches"). Drei Hufen gaben je 8 Scheffel Roggen, 8 Scheffel Hafer und 5 1/2 Schillinge zu Bede. Hans Hoge hatte in Groß Ziethen die Abgaben von 5 Hufen, von denen jede 10 Scheffel Roggen und 10 Scheffel Hafer abliefern mußte. Vier von diesen Hufen gaben 6 Schillinge zu Bede und die fünfte 5 1/2 Schillinge Bede. Ein gewisser Wardenberg hatte 8 Hufen, von denen 6 Hufen je 10 Scheffel Roggen und 10 Scheffel Hafer abzugeben hatten; die übrigen 2 Hufen je 1 Talent. Die ersteren 6 Hufen gaben zudem 5 1/2 Schillinge als Bede. Es gab 9 Kossätenhöfe im Dorf, die zusammen 8 Schillinge und 3 Pfennige an Berchter Wikhusen gaben und seinem Neffen 29 Rauchhühner, der Krug gab ihnen 15 Schillinge und ein Huhn. Höhere und niedere Gerichtsbarkeit sowie die Wagendienste hatten die Wikhusen vom Markgrafen. Die Mühle gab 1 Schöffel Roggen und hatte den Vasallendienst an den Markgrafen zu leisten. 1460 bezogen verschiedene Berliner Bürger Abgaben aus Groß Ziethen. 1460 wurde Bartholomäus Berchholz von Kurfürst Friedrich II. mit dem Dorf belehnt. Allerdings hatten auch die Familien v. Otterstedt, v. Wilmersdorf und v. d. Liepe Besitz in Groß Ziethen. 1520 war Achim v. Bardeleben Lehensherr von Groß Ziethen. 1608 verkaufte Felix von Bardeleben seinen Besitz an Jacob von Pfuel, dieser verkaufte dann an Georg von Streithorst. Später kam das Dorf in den Besitz der Familie v. Flanss, nach 1799 hatte es weitere, mehrmals wechselnde Besitzer.

Baustruktur: Die Kirche ist ein unverputzter Feldsteinbau aus Schiff, stark eingezogenem Chor und nur geringfügig schmalerer Apsis. Der Westturm und die Sakristei auf der Südseite des Chors sind später angebaut worden. Die Maße betragen (der abgebildete Maßstab bei Kubach & Seeger (1941) stimmt nicht mit den angegebenen Maßen überein!):
Länge des Schiffs: 12,55 m
Breite des Schiffs: 11,75 m (wobei die Mauern nach Osten divergieren)
Breite des Chors: 7,75 m
Länge des Chors: 6,70 m
Auswölbung der Apsis: ca. 3,5 m
Der Chor ist innen etwas verzerrt querrechteckig (4,54 x 5,15 m). Er hat außen etwa 66% der Schiffsbreite.
Das Schiff hatte im Oktober 1999 eine magnetische Abweichung von 20-22° nach Nordosten von der idealen Ost-West-Ausrichtung. 

Mauerwerksausführung: Die Mauerwerksausführung von Chor und Apsis ist im unteren Teil sehr sorgfältig mit gut behauenen, relativ großen und gleichförmigen Quadern. Die durchschnittliche Höhe der Lagen beträgt etwa 20 cm im Chor. Die Ecksteine sind ebenfalls sehr sorgfältig behauen und verzahnt. Die oberen etwa 1-2 m der Apsis zeigen aber starke Reparaturspuren (keine originalen Fensterbögen mehr!). Auch der obere Teil der Mauern des Chors ist nicht mehr ganz so regelmäßig gemauert. Der Giebel der Ostseite ist mit unbehauenen, ungleich großen, aber relativ kleinen Feldsteinen errichtet, Lagen sind keine zu erkennen. Interessanterweise sind die unteren, seitlichen Giebelecken mit großformatigen Ziegeln gemauert. Das Format dieser Ziegel konnte noch nicht gemessen werden.
Das Mauerwerk des Schiffs ist deutlich "unordentlicher" als das der Apsis und des Chors. Die Quadersteine sind weniger gut behauen, und auch die Größen variieren stärker. Zwischen den einzelnen Lagen befinden sich immer wieder "Ausgleichsschichten" mit scherbenförmigen flachen Steinen. Die Lagenhöhe beträgt im Durchschnitt etwa 23-25 cm. Der obere Teil des Mauerwerks (etwa 1-2 m) des Schiffbereichs ist wie im Chor-/Apsis-Bereich unregelmäßig mit Auflösung der Lagigkeit. Darüber befindet sich noch ein Ziegelgesims. Auf der Südseite, etwa in der Mitte der Längserstreckung des Schiffs, ist ein Reparaturbereich mit mosaikartigem Mauerwerk zu erkennen, der bis an die Grundmauern heranreicht. Der oberste Teil der Südwestecke des Schiffs ist mit Backsteinen gemauert. Der noch sichtbare, nicht vom Turm verdeckte Teil des Westgiebels ist neu aus Feldsteinen gemauert (wann?) und zeigt ein mosaikartiges Gefüge. Der Ostgiebel des Schiffs ist mit Backsteinen hochgezogen. 
Die Außenwand der Sakristei ist in der Verlängerung der Südwand des Schiffs bis zum östlichen Chorschluß gemauert. Ihre Südwand besteht aus grobem Feldsteinmauerwerk, die Ostwand ist überwiegend mit Ziegeln und mit einzelnen Feldsteinen gemauert. Die Ecksteine des Schiffs und/oder des Chors scheinen z.T. für die Ecken des Anbaus wiederverwendet worden zu sein. Die Backsteine haben das Format 26 x 12 x 8 cm. In einigen Ziegeln sind noch deutliche Quetschfalten zu erkennen, die beim manuellen Einpressen des feuchten Tons in die Form entstanden sind.
Auf dem kleinen Teil Ostwand des Schiffes in der nordöstlichen Ecke Chor/Schiff ist eine deutliche Baunaht zu sehen. Die Schichten vom Chor gehen noch auf dieses kleine Stück Schiffsostwand über und hören an der Baunaht auf.

Mörtel und Putze: In den älteren Teilen der Kirche hat sich ein Fugenmörtel erhalten. Die Südseite des Sakisteianbaus ist mit einem Zementputz verputzt.

Portale und Fenster: Die Apsis hat drei Fenster, deren Abschlüsse aus Backsteinen gemauert sind. Die Breite des nördlichen und mittleren Fensters beträgt ca. 70 cm, die Höhe ca. 130 cm. Dieser Betrag dürfte der ursprünglichen Breite und Höhe entsprechen. Diese beiden Fenster haben ein Feldsteingewände. Der Bogen des mittleren Apsisfensters ist  mit kleinformatigen Ziegeln gemauert, der gerade Sturz des nördlichen Apsisfensters ist verputzt. Das südliche Apsisfenster hat dagegen einen Segmentbogen und eine Leibung aus großformatigen Backsteinen mit dem Format 28,5 x 13,5 x 9,5 cm.

Die Nordseite des Chors weist ein korbbogiges Fenster mit verwitternder Putzleiste auf. Darunter kommt ein Backsteingewände zum Vorschein; leider konnte das Format (? x 13,5 x 6,5 cm) nicht vollständig erfaßt werden. Das Fenster schneidet ein älteres, mit Backsteinen zugesetztes, segmentbogiges Fenster ab. Der Bogen dieses zugesetzten Fensters ist mit stehenden Bindern großformatiger Backsteine gemauert, das Gewände mit einer Wechsellagerung von einem liegenden Läufer und zwei liegenden Bindern. Dieses zugesetzte segmentbogige Fenster schneidet wiederum z.T. ein zugesetztes, langes, schmales, im Umriß rundbogiges Fenster ab. Westlich des großen Fensters ist ein weiteres zugesetztes, langes und schmales, im Umriß rundbogiges Fenster zu erkennen. Die Bögen dieser im Umriß rundbogigen Fenster sind aus unbehauenen, scherbenartigen Steinen gemauert. Die Schrägen der Gewände waren vermutlich verputzt und so modelliert, daß der Umriß der Lichtöffnungen leicht spitzbogig erschien. Die Bögen liegen in dem Bereich des Mauerwerks, der etwas unregelmäßig gemauert ist. 

In der Süd- und Nordwand des Schiffs sitzen je zwei rundbogige, neuromanische Fenster. Die Gewände sind aus Industrieziegeln und ähneln in der Farbe und dem Verwitterungsgrad den Ziegeln des Westturms. Die Sakristei an der Südseite des Chors hat zwei korbbogige Fenster mit Putzleisten und eine Tür auf der Ostseite.

Innenbögen: Der Triumphbogen zwischen Schiff und Chor ist rundbogig, allerdings ist er erweitert und hat heute Chorbreite. Der Apsisbogen ist rundbogig. Der Durchgang zwischen dem neugotischen Turm und dem Schiff ist eine rechteckige Tür.

Turm: Der eingezogene Turm über einer knapp schiffsbreiten Vorhalle ist ganz aus Industrieziegeln erbaut und hat ein Spitzdach über je zwei gekuppelten Schallöffnungen auf allen Seiten. Auf seiner Westseite befinden sich das Hauptportal und zwei Nebenportale. Der Treppenaufgang zum Glockengeschoss wird durch Schartenfenster erleuchtet. In der Nord- und Südseite der Vorhalle sitzt je ein rundbogiges Fenster.

Dächer: Chor und Schiff sind mit Satteldächern gedeckt, auf der Apsis sitzt ein Halbkegeldach mit Biberschwänzen. 

Decke: Das Schiff hat eine in Anlehnung an die Dachform winklig gebrochene, bemalte Bretterdecke. Der Chor ist mit einem Kreuzrippengewölbe eingewölbt; die Apsis ist halbkuppelig.

Innenausstattung: Die Ausstattung der Kirche stammt bis auf den Altaraufsatz aus den Jahren 1861-1877. Gestühl, Kanzel und hölzerne Taufe sind hell gestrichen. Die westliche Hufeisenempore, auf der die Orgel von 1937 steht, hat mit floralen und religiösen Motiven bemalte Kassetten. Der spätgotische Altarschrein enthält eine geschnitzte Kreuzigungsgruppe, deren Figuren wohl nicht ursprünglich zusammen gehören. Die Figuren des Gekreuzigten und der Maria Magdalena entstanden um 1520/30, die von Maria und Johannes vielleicht schon in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Fassung und die Altarflügel stammen von 1929. 

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:

1. Hälfte 13. Jahrhundert: ??Vielleicht Bau einer hölzernen Vorgängerkirche. Die Ausstattung der Pfarre mit 5 Pfarrhufen könnte für eine Einrichtung der Pfarrei nach 1237/8 (Merseburger Vertrag) sprechen, der 4 Pfarrhufen als Grundausstattung einer Pfarrei festlegte. Allerdings kann sich auch die Zahl der Pfarrhufen im Laufe der Zeit ändern, z.B. durch Zusammenlegung von zwei Pfarreien (vielleicht Groß- und Klein Ziethen zusammen).

Mitte 13. Jahrhundert: Anbau von Chor und Apsis in sehr sorgfältiger Mauerwerksausführung an die Holzkirche(?) oder einfach ein Neubau von Chor und Apsis. Der Chor hatte auf Nord- und Südseite je zwei rundbogige Fenster, die Apsis drei Fenster. Die Baunaht befindet sich auf der (heutigen) Ostseite des Schiffs. Der Chor ist im Verhältnis zum Schiff (und im Vergleich zu anderen Kirchen) sehr stark eingezogen. 

2. Hälfte 13 Jahrhundert: Das Schiff zeigt eine deutlich schlechtere Quaderung der Feldsteine als der Chor, es muss daher wohl in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden. Merkwürdig sind die nach Osten divergierenden Schiffswände und die Abweichung der Längsachse von der des Chors. Der Steinbau ist vielleicht um die Holzkirche herum gebaut worden. Diese blieb so lange in Benutzung, bis der Steinbau fertig war. Vielleicht ist die Schiefwinkligkeit des Baus eine Folge dieses "Darumherumbauens" ohne weitere Vermessungsarbeit. Ein Querwestturm scheint nicht geplant gewesen zu sein, jedenfalls ist die Westwand des Schiffs nicht verdickt. Das Schiff hatte vermutlich je zwei Fenster auf Nord- und Südseite. Aufgrund der gravierenden späteren Veränderungen ist dies nicht mehr sicher zu entscheiden. Ursprünglich waren ein Südportal (eventuell auch ein Westportal) und ein Priesterportal vorhanden. An der Stelle des Südportals ist heute ein deutlicher Reparaturbereich mit einem mosaikartigen Feldsteingefüge zu erkennen.
Die ursprünglichen Fenster des Chors sind recht groß (ca. 70 x 180 cm) und mit relativ schlecht behauenen Bogensteinen versehen. Das Höhen-/Breiten-Verhältnis von über 2,5 : 1 deutet auf eine Entstehung in der Mitte des 13. Jahrhunderts hin. 

(?) 15. Jahrhundert: Der Chor wird mit einem Kreuzrippengewölbe überwölbt. Die schmalen Fenster auf der Nordseite (und vermutlich auch der Südseite) des Chors werden zugesetzt und ein neues segmentbogiges Fenster wird zwischen den alten Fenstern eingebrochen. Die Veränderung der Fensteranordnung hängt mit der Einwölbung des Chors zusammen, da die alten schmalen Fenster nicht mehr in das neue Gewölbe gepaßt hätten. Vermutlich wurde auch das südliche Fenster der Apsis etwas versetzt neu eingebrochen und mit einem Gewände von großformatigen Ziegeln (28,5 x 13,5 x 9,5 cm) versehen. Das Ziegelformat ist ein typisch "gotisches Format". Zeitgleich dürfte auch der Triumphbogen vergrößert worden sein.

?Ende 16./17. Jahrhundert: Anbau einer Sakristei (?) an der Südseite des Chors aus Mischmauerwerk von Backsteinen und Feldsteinen. Die Backsteine, die in diesem Bau verwendet wurden, haben ein anderes Format (26 x 12 x 8 cm) als das Gewände des nördlichen Chorfensters. Es sind noch handgepreßte Ziegel, wie die Quetschfalten an manchen Ziegeln deutlich zeigen. Dieser Anbau ist älter als das jetzige korbbogige Chorfenster. Er wurde 1861 zur Herrschaftsloge umgebaut.

Unbestimmt:  Zusetzen des segmentbogigen Fensters auf der Nordseite des Chors. Dabei wurde ein neues korbbogiges Fenster etwas versetzt zum alten Fenster eingebrochen. Leider konnte das Format der Backsteine des jetzigen korbbogigen Chorfensters noch nicht vollständig erfaßt werden (? x 13,5 x 6,5 cm). Es ist jedoch zu vermuten, daß das Fenster von 1745 stammt; für dieses Jahr ist eine Veränderung der Langhausfenster nachgewiesen (Kreisinventar).

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1711: Errichtung eines Fachwerkturms.

1745: Erneuerung und Vergrößerung der Langhausfenster. Es ist wahrscheinlich, dass gleichzeitig auch die oben erwähnte zweite Veränderung des nördlichen Chorfensters stattfand. Die Langhausfenster wurden später erneut verändert.

1861: An der Südseite des Chors wird eine Herrschaftsloge eingerichtet, die sich in einem großen Bogen zum Altarraum öffnet. Ein Anbau hatte an dieser Stelle allerdings sicher schon vorher bestanden. Wahrscheinlich wurde er 1861 etwas aufgestockt un erhielt die große rundbogige Öffnung zum Altarraum. Vermutlich stammen auch die großen neuromanischen Langhausfenster sowie die Entfernung des Südportals und die mosaikartige Vermauerung dieses Bereichs von diesem Umbau. Die Hufeisenempore wurde eingebaut, und die Innenausstattung der Kirche wurde erneuert.

1877 erhielt die Kirche einen neugotischen Turm aus rotem Ziegelstein.

1919 erhielt die Kirche einen neuen Glockenstuhl und drei neue Stahlglocken.

1937: Einbau einer Orgel der Orgelbauanstalt Schuke, Potsdam.

1938: Abgraben des angewachsenen Bodens um die Kirche (vor allem Nord- und Ostseite) um ca. 1 m. 

1943/44: die beiden Bleiglasfenster der Kirche werden bei einem Luftangriff zerstört. 

1983-87: "Rekonstruktion" der Dorfkirche.

1995: Beseitigung von Schäden im Mauerwerk, Neueindecken des Dachs.

1997: Der Turm erhält neue Schallöffnungen, eine Turmuhr, ein neues Kreuz und eine neue Dachdeckung.

Vergleiche: Die Kirche ist kaum mit anderen Kirchen der nächsten Umgebung vergleichbar. Schönefeld und Waltersdorf (beide mit eingezogenem Chor und Apsis) weisen untereinander sehr ähnliche Proportionen von Apsis, Chor und Schiff auf, jedoch nicht mit Groß Ziethen. Der Grundriß der Kirche von Groß Ziethen ist leicht verzerrt und hinterläßt dadurch einen "älteren" Eindruck. Die Ausstattung der Kirche mit 5 Pfarrhufen im Jahre 1375 ist ebenfalls sehr ungewöhnlich. Am ehesten ist sie noch mit der Kirche in Stahnsdorf vergleichbar. Allerdings ist diese Kirche in "einem Zuge" gebaut worden, eine Baunaht zwischen Apsis/Chor und Schiff ist nicht erkennbar. Das Schiff der Stahnsdorfer Kirche ist etwas länger, der Chor ist ebenfalls sehr deutlich, sogar noch etwas stärker als bei der Groß Ziethener Kirche eingezogen. In Groß Ziethen ist der Chor etwas breiter als lang, in Stahnsdorf etwa quadratisch. Dafür sind die Apsiden bei beiden Kirchen nur geringfügig schmaler als der jeweilige Chor. In Stahnsdorf ist die Apsis, als kleiner Unterschied, nicht ganz so stark nach außen gewölbt wie bei der Groß Ziethener Kirche. Die Leibungssteine der Chorfenster der Stahnsdorfer Kirche sind im Gegensatz zu den Chorfenstern der Kirche in Groß Ziethen gut behauen.

Der Name des Ortes ist im Gegensatz zu den meisten anderen Orten der Umgebung slawischen Ursprungs, jedoch deuten die Hufeneinteilung und die Dorfform auf ein typisches deutsches Kolonistendorf hin, das planmäßig angelegt worden ist.

Bemerkungen: Die Kirche wird von Kubach & Seeger (1941), Pomplun (1960), dem "Dehio" und den "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" übereinstimmend in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Allerdings ist diese Pauschalisierung sicher nicht ganz korrekt. 

Die Annahme einer Holzkirche als Vorgängerbau der Groß Ziethener Kirche ist natürlich nur eine Vermutung, die durch die oben beschriebenen Indizien nur schwach gestützt wird. Vielleicht ist dieser Sachverhalt in späteren Jahren durch eine Grabung im Kircheninneren zu klären.

Die Beobachtung von Pomplun, daß in einem der zugesetzten nördlichen Chorfenster noch der ursprüngliche Holzrahmen stecken soll, konnte nicht nachvollzogen werden, da der Rahmen sich etwa in der Mitte der Mauerstärke befinden müßte. Die Fenster sind aber bündig mit der Außenwand zugesetzt.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.147/8, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.98-100, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.91/2, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.96/7, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.23, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.373-6, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.158, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam ("Dehio") (1983), S.221, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.416/7.

Information: (2001) Pfarrer Jochen Michalek, Dorfstr.4A, 12259 Schönefeld, Tel.030/6338298, oder Pfarrer i. R. Rainer Borrmann, Helga-Hahnemann-Str.57, 15831 Großziethen, Tel.03379 447425, Email: Rainer-Borrmann@t-online.de.



Außenansicht

Die Dorfkirche Groß Ziethen von Osten, mit Apsis, eingezogenem Chor, Schiff und späterer Südanbau.


Die Kirche von Norden


Verschiedene Fenstergenerationen auf der Nordseite des Chores



Innenansicht

Blick in den Innenraum (aus "Groß Ziethen auf dem Teltow")


Altar



Grundriß

Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


vorige Kirche   nächste Kirche


Letzte Änderung: 16.4.2005


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2005