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[Interview mit Prof. Dr. Gisela Klann-Delius, Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin]

Lange Studienzeiten scheinen zur FU zu gehören wie der FC Bayern zur Bundesliga. Die Gründe hierfür sind sicher vielschichtiger Natur, und die Langzeitstudierenden finden sich an allen Fachbereichen und Instituten. Auch am Kunsthistorischen Institut kennt man diese Spezies, blieb dort aber nicht tatenlos, wie Prof. König, Beauftragter für Studienberatung Kunstgeschichte, in einem Gespräch erklärte. „Im Zuge der damaligen Einführung der von den Studenten als Zwangsberatung bezeichneten obligatorischen Prüfungsberatung habe ich allen Studierenden ab dem 10. Semester einen Brief geschrieben. Darin wurden sie aufgefordert, an Intensivkursen teilzunehmen, um sich wieder dem wissenschaftlichen Diskurs annähern zu können“, erläutert Prof. König in seinem Büro in der Koserstraße.

(Foto)

Also lautet ein Beschluß:
Daß der Mensch was lernen muß
Nicht allein das ABC
Bringt den Menschen in die Höh‘;
Nicht allein im Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen;
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muß man mit Vergnügen hören.

Aus: Wilhelm Busch, Vierter Streich

In einem Jahr sollten die Studierenden im Hauptseminar in berühmten Feldern der Kunstgeschichte wieder den aktuellen Stand der Kunstgeschichte erreichen. Dabei beschränkte sich das Hauptseminar nicht nur auf die zwei Wochenstunden an der Universität. Es wurde ausgeweitet auf intensive Museumsbegehungen und Studienreisen, etwa nach Belgien, Italien oder Holland. Im Anschluss daran trafen sich wöchentlich jeweils etwa zwanzig Leute, erarbeiteten in dieser Phase Magisterthemen und blieben auch während der Fertigstellung der Magisterarbeit einander verbunden. „Die Teilnehmer dieser Kurse haben dank dieser Maßnahmen nicht nur besser abgeschnitten, als es ihnen aus eigener Kraft möglich gewesen wäre. Sie konnten darüber hinaus auch das individuelle Profil ihrer Arbeiten schärfen.“ Als im August 2000 die Frist der alten Studienordnung am Institut auslief, wurde wieder ein Kurs ins Leben gerufen, der auf eine Dauer von zwei Semestern angelegt war und die Studierenden im Hinblick auf die anstehenden Magisterprüfungen und die Magisterarbeit erfolgreich vorbereitete – es wurde wissenschaftliches Schreiben geübt und den Studierenden durch Prüfungssimulationen die Angst vor der echten Prüfungssituation genommen. Warum sich Prof. König für solche Projekte engagiert? „Es macht mir Spaß. Ich empfinde eine grundsätzliche Freude, die Studierenden während des Examens und des Studiums zu begleiten und zu unterstützen“, bekommt man vom entschiedenen Gegner von Studiengebühren zu hören. Einen wichtigen Ansatz zur Reform sieht er bei den Lehrenden: „Das Studium könnte sicher auch leichter sein, wenn sich die Professoren an ihre Termine hielten, Arbeiten nicht verzögern oder verschlampen und ihre Sprechstunden auch wahrnehmen würden.“ Allerdings müssten auch die Studierenden deutlich mehr Disziplin an den Tag legen, womit er sicher nicht ganz Unrecht hat.

Bernd Wannenmacher

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