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[Pleitgen hielt Gastvortrag auf Einladung
des John F. Kennedy-Instituts]

„Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA wurde präsentiert wie ein Pferderennen“, wetterte Fritz Pleitgen bei seinem Gastvortrag zum Thema „Medienkonzentration und Meinungsvielfalt in den USA“ am 12. Januar. Der Intendant des WDR ist offensichtlich enttäuscht von der Entwicklung im amerikanischen Fernsehen. „Da werden Argumente nicht mehr hinterfragt, die Präsidentschaftskandidaten oft nur noch in Spots von 15 Sekunden Länge gezeigt und kleinere Parteien im Wahlkampf fast völlig ausgeblendet.“

Pleitgen, der durch seine Berichte als Korrespondent in der ehemaligen Sowjetunion zu einem Fernsehdenkmal wurde, wirft den amerikanischen Sendern vor allem vor, zu sehr auf die Quote zu achten, sich zu sehr auf die „Dollars“ zu konzentrieren und dafür die journalistische Qualität und die Tiefe in der Berichterstattung zu opfern: „Sobald ein Sender eine gute Quote wittert, wird ein Thema ausgeschlachtet, und sei es noch so langweilig.“

Von der Welthandelskonferenz habe man nur die quotenträchtigen Bilder der Demonstranten gesehen, während über den Inhalt und die Ziele der Konferenz kaum bis gar nicht berichtet wurde. Aber auch eine andere Entwicklung hält Pleitgen für bedenklich. Von den ehemals über 50 Medienunternehmen in den USA sind gerade noch sechs Konzerne übriggeblieben, die vor allem aus wirtschaftlichen Gründen entscheiden, was gesendet wird. Wenn aber nur noch sechs Konzerne Sendeinhalte anbieten, dann kann man auch bei einer Fülle von über 100 TV-Kanälen nicht mehr von einer großen Vielfalt sprechen. Im Gegenteil. Der Marktanteil ausländischer Produktionen beispielsweise ist in den vergangenen Jahren von ehemals 10% auf mittlerweile 0,5% gesunken. Eine Entwicklung, über die sich selbst Woody Allen beklagte und die laut Pleitgen die Gefahr eines Kulturverfalls und einer Verflachung im amerikanischen Mediensystem mit sich bringt.

Vor diesem Hintergrund befürwortete Pleitgen um so mehr das duale Rundfunksystem hierzulande, da es einen gesunden Wettbewerb zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Anbietern fördert. Gerade die Tagesschau sei ein Beispiel dafür, dass Nachrichten und Quote kein Gegensatz sein müssen. Aber auch in Deutschland seien die Medien schon auf dem Weg, sich den amerikanischen Verhältnissen anzupassen und selbst die ARD müsse sehr aufpassen, dass „Fußball nicht eines Tages wichtiger ist als die Nachrichten“. Keinesfalls werde man aber den Run auf die Quote um jeden Preis mitmachen.

Einen Wunsch verriet Pleitgen noch am Schluss der Veranstaltung: eine noch aktuellere Internetseite der Tagesschau. Damit könne man das Potential der „Alten Dame“ noch besser nutzen, denn diese habe, auch wenn böse Zungen das Gegenteil behaupteten, selbst im Alter von 50 Jahren noch nicht all zu viel von ihrer „aphrodisierenden“ Wirkung verloren.

Bernd Wannemacher

 
 
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