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Carmen Tschirkov

Vom 21. bis 24. November 2000 wird an der Freien Universität Berlin die "Europäische Studierendenkonferenz" stattfinden. Ziel der Konferenz ist die Erarbeitung eines Memorandums "The Making of Europe – Guidelines of European Policy in the 21st Century". Die Studierenden aus 25 europäischen Hauptstädten zwischen Moskau und Lissabon werden gemeinsam neue Visionen für die zukünftige Richtung Europas entwickeln. Die Ergebnisse der Konferenz sollen am Ende in die Politik einfließen: Das Europäische Parlament wartet gespannt auf die Ideen der internationalen Studi-Crew.

[Foto Internationale Studierendenkonferenz]

Debattieren, Kommunizieren, Intervenieren –
FU-Studierende proben ihren Eintritt in die Politik
Foto: Portnoi

Mit Beginn des Sommersemesters startete an der FU der so genannte coaching process, der von Prof. Dr. Horst Tomann (FB Wirtschaftswissenschaft) und Dr. Ulrich Brückner (Otto-Suhr-Institut) geleitet wird. Ein zweiwöchiges Intensivtraining soll der FU-Delegation nun den letzten Schliff geben.

"Ich wollte mir darüber klar werden, was Europa und die europäische Identität ausmacht", sagt Carsten Bösel, FU-Student der Nordamerikanistik und zukünftiger Teilnehmer der Konferenz. Mechthild Kühne, Studentin der Politikwissenschaft, hat sich auch schon vor dem Training aktiv mit dem Thema Europa befasst: Sie absolvierte ein Praktikum beim Europäischen Parlament und hat erste Erfahrungen beim Europawahlkampf gesammelt. Neben dem Studium arbeitet sie für eine Umweltberatung mit Fokus auf europäischer Umweltpolitik. "Die Europäische Union ist ein abstraktes Gebilde. Der normale Bürger hat Schwierigkeiten, sich damit zu identifizieren. Für mich liegt die Herausforderung darin, den europäischen Gedanken für jeden transparent zu machen."

Carsten und Mechthild sind zwei der zehn FU-Studierenden, die ihre Universität als Delegierte bei der Konferenz im November vertreten. Zusätzlich sind jeweils 10 Studierende als Moderatoren und Sekretäre ausgewählt worden; beworben hatten sich 70 Studierende aus allen Fachbereichen. Sie hatten die besten Englischkenntnisse, besaßen bereits internationale Erfahrung und waren bereit, das ganze Sommersemester bis zur Konferenz inhaltlich mitzuarbeiten. Die Studierenden haben während des Semes-ters die Positionspapiere mit ihren Vorschlägen für die jeweiligen Ausschüsse erarbeitet; in welchem der einzelnen Ausschüsse sie mitwirken, konnten sie selbst bestimmen.

Jetzt stehen auf Wunsch der Studierenden noch zwei zusätzliche Wochen der Vorbereitung mit Kommunikationsschulung, Englischtraining sowie Fachvorträgen von Experten aus der Politik auf dem Coaching-Programm.
"Verena, erzähl uns mal was zum Thema 'Kuschelrock", fordert Nicolas Eschenbruch, Leiter des Moderationsworkshops, die Studentin der Frankreichstudien auf. In einer 30 Sekunden dauernden Rede aus dem Stegreif erfahren wir argumentativ nachvollziehbar und in sich schlüssig, warum die Generation, die mit 'Kuschelrock' aufgewachsenen ist, nun an verheerenden Spätfolgen leidet. Stegreifreden sind Teil des Kommunikationstrainings, das die Konferenzteilnehmer zur Vorbereitung auf die Diskussionen in den Ausschüssen absolvieren. Verhandlungstechniken, Argumentationsformen und Moderationsstile sind weitere Inhalte des Workshops.

"Die Studierenden aus den einzelnen Ländern haben unterschiedliche Herangehensweisen entwickelt, je nachdem, in welchem Verhältnis sie zur EU stehen, z.B. ob sie Beitrittskandidat sind oder nicht", gibt Claudia Prinz, Geschichtsstudentin, zu bedenken. "Es ist schwer, als Moderator neutral zu bleiben und von den Positionspapieren abzurücken, die wir mit so viel Anstrengungen erstellt haben. Aber wenn wir wirklich gemeinsam neue Ideen in den Ausschüssen entwickeln sollen, dürfen wir keine absolut vorgefestigten Positionen haben."

"Wahrscheinlich spielen auch die ungleichen Englischkenntnisse eine Rolle, es kann daher leicht zu Missverständnissen kommen. Die Studierenden, die nicht so gut sprechen können, werden einfach übergangen und somit benachteiligt. Und dann gibt es noch länderbedingte Redekulturen, die schon von vornherein Vorteile gegenüber anderen bedeuten", fügt Maren Breuer, Sportstudentin, hinzu.

Neben den inhaltlichen Vorgaben sind also auch interkulturell einige Schwierigkeiten zu bewältigen, um am Ende der Tagung zu einem konstruktiven Ergebnis zu kommen. "Die Konferenz ist für mich mit viel Arbeit verbunden. Aber ich freue mich darauf, mit den Studenten aus anderen Staaten zusammen zu arbeiten, neue Kontakte zu knüpfen und für meine berufliche Zukunft wichtige Erfahrungen auf dem internationalen Parkett zu sammeln. Ein bisschen aufgeregt bin ich aber schon," sagt Claudia Prinz.

 
 
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