Grafik4Kunstgeschichte für 2.000 Studierende in breitester Ausfächerung

Neue Ansichten eines alten Fachs


Knapp 2.000 Studenten des Faches Kunstgeschichte werden an der FU von sieben Professoren und einer bedenklich geschrumpften Zahl von derzeit nur sechs wissenschaftlichen Mitarbeitern bzw. Assistenten betreut - Zahlen, die von ausländischen Kollegen als Horror empfunden werden.

Die Möglichkeiten, den Nachwuchs durch studentische Hilfskraftstellen zu fördern, schwinden rapide. Sach-, Bibliotheks- und Exkursionsmittel werden radikal gekürzt. Es gibt also Probleme. Es wäre unredlich, sie zu verschweigen und es gäbe reichlich Anlaß zum Lamentieren. Es gibt aber auch Erfreuliches - und davon soll hier die Rede sein.


Die Vielfalt des Lehrangebotes


Kein anderes Institut in Deutschland kann derzeit seinen Studenten die Themengebiete der Kunstgeschichte in derart breiter Ausfächerung anbieten -sowohl in all ihren klassischen Feldern von der Spätantike bis zur Gegenwartskunst, als auch in vielfältigen Spezialgebieten.

Grafik1
Real: Das Kunsthistorische Institut in der Morgenstern-straße 2-3, 12207 Berlin, Telefon: 77303-0/Fax: 77303-113
und virtuell im WWW.

Daß dies so ist, haben wir - über das Angebot des Lehrkörpers hinaus - dem Engagement von Honorarprofessoren zu verdanken, die ihre Erfahrungen aus den Berufsfeldern des Faches (Museen, Denkmalpflege) mit in die Lehre einbringen. Eine privat finanzierte Stiftungsprofessur eröffnet zudem die Möglichkeit, die bislang wenig beachtete Kunst der östlichen Nachbarländer in die Lehre zu integrieren (s. Leute: Prof. Krisztina Passuth). Und schließlich vermittelt eine große Zahl von Lehrbeauftragten - zumeist ohne Bezahlung - jene Spezialkenntnisse, die im akademischen Kanon des Faches nicht ausreichend vertreten sind.


Die Bibliothek


Daß eine Bibliothek, die erst seit 1948 aus dem Nichts aufgebaut wurde, heute - auch im internationalen Vergleich - zu den besten Institutsbibliotheken des Faches zählt, grenzt an ein Wunder. Durch kluge Ankäufe in jenen Jahren, als dafür ein angemessenes Budget sowie Sondermittel bereitstanden, konnte eine Sammlung geschaffen werden, die hinter den traditionsreichen Institutsbibliotheken nur unwesentlich zurücksteht. Der Bestand (zur Zeit 100.000 Bände) deckt alle klassischen Bereiche der Kunstgeschichte ab und wird durch bedeutende Sondersammlungen ergänzt. Als Präsenzbibliothek ist sie ein lebendiges Arbeitsinstrument für Forschung und Lehre. Die Freihandaufstellung bietet bereits jungen Semestern die Möglichkeit, das Fach in seiner Breite kennenzulernen.


Ein Wunsch


Im anglo-amerikanischen Raum beschäftigt sich das Fach seit langem mit großer Selbstverständlichkeit mit der gesamten Weltkunst. In Deutschland hat dies kaum Tradition. Kunstgeschichte ist hier - unausgesprochen - fast immer nur »europäische Kunstgeschichte». Die Ausweitung der Lehre und Forschung am Kunsthistorischen Institut (KHI) auf den Bereich der World Art ist bisher über bescheidene Anfänge nicht hinausgekommen. Hier eröffnet sich eine Aufgabe für die nächste Zukunft, der wir uns stellen wollen.


Eine Zukunftsperspektive


Die derzeit wenig erfreuliche, da exzentrische Lage des Institutes am südlichen Rand der wissenschaftlichen Ökumene Berlins wird - so steht zu hoffen - nicht mehr von langer Dauer sein. Die Möglichkeit einer Rückkehr in die Nachbarschaft der Mutterdisziplin Geschichte in das Areal des Dahlemer Campus (Koserstraße) zeichnet sich bereits konkret ab.

Hellmut Lorenz

Grafik2
Hellmut Lorenz ist Professor am Kunsthistorischen Institut (KHI) und Prodekan des Fachbereichs Geschichtswissenschaften



Ihre Meinung: Grafik3

[vorherige] [Inhalt] [nächste]