Momper - Die vier Jahreszeiten
Winter
Es bereitet einige Schwierigkeiten, die Wolkenform am Winterhimmel in
Mompers Bild eindeutig zu klassifizieren, zumal der Farbauftrag am rechten
Bildrand keine Konturen erkennen läßt und z.T.
übermalt worden und/oder defekt ist.
Doch lassen Farb- und Schattengebung am Himmel eingelagerte Quellungen
erkennen. Die kleine Sonnenuhr am Stadttor zeigt auf 2 Uhr nachmittags,
der Blick geht nach Nordwesten.
Es könnte sich demnach um Quellbewölkung oder dichte
Stratocumuluswolken handeln, wie sie sich im Winter bei Einströmen von frischer
Meeresluft polaren Ursprungs häufig einstellen.
Vom linken Bildrand her beleuchtet eine diffuse Sonne, die durch hochliegende
Schleierwolken scheint, diese Szenerie.
Die beiden Photographien, die als Grundlage für die zwei Bearbeitungen
des Wintergemäldes dienen, zeigen tiefe Schichthaufenbewölkung
(Stratocumulus). Sie entstanden im Hochwinter (Januar).
Da die Wolkendecke Lücken aufweist, spricht man
von Stratocumulus perlucidus.
Um den Übergang am Horizont farblich einigermaßen plausibel
zu gestalten, mußten einige Änderungen vorgenommen werden.
Die Hügelkette am Horizont konnte nicht mit übernommen werden.
In beiden Vorlagen blieb der Rotanteil des neuen Himmels unverändert, Grün
hingegen wurde um 40%, Blau sogar um 60% reduziert, aber im Vergleich
zum Bildvordergrund blieb der Himmel farblich noch immer zu kräftig.
Diesem Problem konnte durch "Ausbluten" der Farben begegnet werden.
Die Farbsättigung der Wolken beträgt nun nur noch etwa 70% des
ursrprünglichen Wertes.
Beide Bildbearbeitungen erzeugen sehr unterschiedliche Bildatmosphären:
Die erste ergibt eine Abendstimmung, bei der die bereits tiefstehende Sonne
die Wolken von unten bescheint und so zu einer lebhaften Farbwirkung führt.
Die zweite Darstellung entspricht einem kalten, grauen Wintertag.
muehr@imkhp6.physik.uni-karlsruhe.de
16. Januar 1998
Bernhard Mühr