Nach langer und geduldig ertragener Krankheit verstarb am 24. Juni 2003 im Alter von 68 Jahren der Chemiker Prof. Dr. Udo Engelhardt, Träger des Bundesverdienstkreuzes.
Udo Engelhardt studierte Chemie an der Universität Freiburg, wo er 1964 promovierte. Nach Zwischenstationen als wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Hochschule München und als Postdoc an der University of Michigan kam er 1967 als Oberassistent an die Freie Universität Berlin, wo er sich 1970 im Fach Anorganische Chemie habilitierte und 1971 zum Professor für Anorganische Chemie ernannt wurde. Die Schwerpunkte seiner erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeiten waren die Synthese und Charakterisierung von Nichtmetallverbindungen. Sein besonderes Interesse galt der Konformationsanalyse anorganischer Heterozyklen mit Antitumor-Aktivität, einem aktuellen Gebiet, für das er zahlreiche Diplomanden und Doktoranden begeistern konnte.
Neben seiner intensiven wissenschaftlichen Arbeit war Udo Engelhardt ein engagierter und pflichtbewusster Hochschullehrer, der es sich nicht nehmen ließ, Studierende im Labor persönlich in den Umgang mit komplizierten Apparaturen einzuweisen. Auch nahm er sich die Zeit, Studierenden das ungeliebte Nebenfach Chemie nötigenfalls in freiwilligen, zusätzlichen Lehrveranstaltungen näher zu bringen. Nie wurde ein Ratsuchender abgewiesen.
Udo Engelhardt war ein fachlich wie auch menschlich hochgeschätzter Kollege, der immer zur Verfügung stand, wenn es galt, Verantwortung zu übernehmen. Sein Urteil war stets wohlüberlegt und das Ergebnis sorgfältigen Abwägens. Er war deshalb in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung sei es als Dekan des Fachbereichs Chemie oder als Mitglied des akademischen Senats sowohl bei den Kollegen als auch bei den Studenten beliebt und geachtet. Er fand Gehör, auch wenn er mit leiser Stimmen redete. Ein wichtiges Anliegen war ihm immer die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst beanspruchte die Arbeit in der Kommission zur Vergabe von Promotionsstipendien (NaFöG), deren Vorsitzender er viele Jahre lang war, einen großen Teil seiner verfügbaren Zeit. Leider verblieb dem Vater von sechs Töchtern und einem Sohn nach seiner Pensionierung nur noch eine kurze Zeitspanne, in der er sich seiner geliebten Familie und seinen vielseitigen Interessen widmen konnte.
Florian Hertel
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