Herr Johnson, wie sind Sie auf die Idee gekommen, als Student ein Unternehmen zu gründen? Warum gehen Sie nicht kellnern wie viele Ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen?
Die Frage stellt sich eigentlich genau andersherum: Warum habe ich als Unternehmensgründer parallel ein Studium begonnen? Mein erstes Unternehmen habe ich bereits als Schüler gegründet. Unternehmen und Universität ergänzen und verstärken sich prima; das Kellnern ist da keine wirkliche Alternative.
Welche Vorteile haben Studenten gegenüber gewöhnlichen Unternehmensgründern?
Die Lebenssituation ist eigentlich ideal. Wenn man sich auf die wirklich guten Lehrangebote beschränkt, hat man als Student viel Zeit und auch die finanzielle Freiheit, um ein Unternehmen zu gründen. Später als Angestellter bei McKinsey mit einem Reihenhaus-Darlehen sieht das deutlich schlechter aus. Als Vorteil sehe ich auch, dass man als studierender Unternehmer einen ganz gesunden Anspruch an die Qualität des Lehrangebotes hat. Veranstaltungen, die mich nicht wirklich weiterbringen, sind verlorene Zeit, die ich besser im Büro verbringen könnte. Außerdem bewertet man die gebotene Theorie an ihrem praktischen Nutzen. Es gilt also genau hinzusehen und die Studenten, Professoren und Veranstaltungen zu finden, die wirklich etwas zu bieten haben. Das bringt wertvolle Reflektion, neue Sichtweisen, Ideen und manchmal auch neue Mitarbeiter.
Wie hat die Freie Universität Sie bei der Gründung Ihrer Firma unterstützt? Wollten Sie überhaupt Hilfe in Anspruch nehmen?
Von institutionalisierter Unterstützung halte ich wenig. Die Uni hat ein großes Potential an intelligenten Köpfen, die muss man finden und begeistern. Die Bereitschaft einiger Professoren, sich auf die recht pragmatischen Fragen eines Gründers einzulassen, könnte allerdings sicherlich besser sein. Subventionen jeder Form halte ich bei jungen Unternehmen eher für schädlich, da sie den gesunden Zwang zur schnellen Anpassung an den Markt beeinträchtigen.
Wie könnte denn Ihrer Ansicht nach eine sinnvolle Unterstützung durch die Universität aussehen?
Die Situation erscheint mir eigentlich eher umgekehrt: Die Universität kann Unterstützung gebrauchen. Unternehmensgründungen, Alumni und Profis aus der Praxis sind Katalysatoren, die der Lehre anschaulichen Sinn, Perspektive und Rückkopplung geben können. Wie gut das bei den Studenten ankommt, zeigen Veranstaltungen wie der Management-Dialog von Prof. Schreyögg. Natürlich könnte man sich auch lauter Annehmlichkeiten für Gründer ausdenken, meistens wird das viel Geld kosten und fast nichts bewirken. Wer eine wirklich gute Idee hat, schafft es auch aus eigenem Antrieb.
Wichtiger finde ich die Einstellung der Universität zu den Zielen einer Ausbildung selbst. Es werden noch immer Angestellte, Beamte und Verwalter ausgebildet, die jammern, wenn der Arbeitsmarkt mal wieder mager aussieht. Die Option, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, wird verdrängt. Mit einer zunehmenden Verschulung des Studiums wird das Problem noch größer, denn ein Unternehmer braucht weniger ein vororganisiertes Studium, als vielmehr Auswahl und Freiraum für die Persönlichkeitsentwicklung.
E-Mail: Johnson@eBuero.de
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