Uwe Nef
Wäre die Beziehung zwischen FU und Senat
wie eine Ehe zwischen Mann und Frau, würde wohl jeder Außenstehende die Scheidung empfehlen, doch die Liaison zwischen Staat und Universität ist nun mal eine unsterbliche. Also muß man sich zusammenraufen. Und siehe da, sie bewegen sich wieder aufeinander zu - wenn auch langsam, damit jeder sein Gesicht wahren kann.
Beispiel: Als Wissenschaftssenator Radunski die Erhöhung der Lehrverpflichtung für ProfessorInnen erwog, entlarvte FU-Präsident Gerlach den Vorschlag zwar als kapazitätsrechtlichen Bumerang, weil die Studierendenzahlen dadurch zwangsläufig ansteigen, ergo niemand entlastet würde, gleichzeitig fing er das Wurfgeschoß aber auf, um seinen Vorschlag zu unterbreiten, die Vorlesungszeit um einen Monat zu verlängern. Ähnlich verhält sich die Gegenseite: So geißelte SPD-Fraktionsvorsitzender Böger zwar unlängst wieder mal die angeblich fehlende Reformbereitschaft der FU, gestand aber gleichzeitig ein, daß auch zu ihren Lasten im Wissenschaftsbereich irrationale Konzessionen an den Ostteil der Stadt gemacht wurden.
Doch schon wird das Verhältnis erneut auf eine harte Probe gestellt. Die juristisch zweifelhafte Verwaltungsgebühr von 100 DM, die der Senat gegen den Willen der Studierenden und der Hochschulleitungen zur Bedingung für die Rückmeldung gemacht hat, ist der Grund. Die FU verlängerte die Rückmeldefrist bis zum 16. September, damit keine Säumnisgebühren vor einem ersten Gerichtsurteil in dieser Sache fällig werden. Das erwartet man nämlich vom Berliner Verwaltungsgericht im September. Dagegen kann noch Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingereicht werden. Vor Oktober/November ist nicht mit einem letztinstanzlichen Urteil zu rechnen.
Daß Staat und Universität einander künftig lieben wie sich selbst, erwartet wohl niemand. Etwas mehr Leidenschaft würde die Vernunftehe aber sicherlich beleben. Anregungen aus dem menschlichen Bereich gibt das Titelthema.
Ihre Meinung:
Zurück zur -Startseite