Zur Diskussion mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden

Unverdaulich: Klaus Bögers Rezepte


Man nehme ein paar populäre Vorurteile zum Finanzgebahren der Hochschulen, beklage deren mangelnde Reformbereitschaft und offeriere selbst unverbindliche Kooperationsangebote, äußere Verständnis für Studentenproteste, mache andere, namentlich die Wissenschaftsverwaltung, für die Ergebnisse der eigenen Politik verantwortlich, schüre Ängste vor einem Bürgerkrieg, rühre alles mit viel Rhetorik zu einem Brei an und haue diesen zusammen mit ein paar abwesenden Widersachern in die Pfanne - fertig ist der Klops!


Klaus Böger kam mit leeren Händen

Daß sich Klaus Böger, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, nicht einmal drei Monate nach Verabschiedung des Haushaltsstrukturgesetzes der Diskussion an seinem früheren Arbeitsplatz, dem OSI, stellte, ist ihm hoch anzurechnen, mußte er doch darauf gefaßt sein, für sein Verhalten in der letzten Sparrunde besonders hart attackiert zu werden. Doch Böger hatte Glück - zum einen, weil sich nur wenige daran zu erinnern schienen, daß die FU nicht zuletzt seinem Starrsinn den Verlust der Zahnmedizin "verdankt", zum anderen, weil die Anwesenden überwiegend dem OSI angehörten und ihnen naturgemäß das Hemd näher als der Rock ist. So konnte Böger die Schließung der Zahnmedizin nahezu unwidersprochen der FU selbst und - auch öffentlich - der Wissenschaftsverwaltung ankreiden. Letztere habe das Abgeordnetenhaus mit dem "vergifteten", weil rechtlich nicht haltbaren Vorschlag zur Streichung des Studiengangs Zahnmedizin vorsätzlich getäuscht. Aber kein Wort verlor Böger zu dem ernsthaften Bemühen von FU-Leitung und CDU-Fraktion, die Zahnmedizin im letzten Moment noch haushaltsneutral zu retten.

Was Böger seinem Auditorium am 19. Juni als strukturelle Problemlösung anbot, schmeckte vielen Anwesenden nicht, weil seine Vorschläge diffus blieben: Durch eine "dezentrale Ressourcenverteilung", bei der die Fachbereiche ihre Etats weitgehend selber bewirtschaften würden, ließe sich die Effizienz der Verwaltung steigern, glaubt Böger. Parallel dazu sollten die Zentralverwaltungen der drei Universitäten miteinander fusionieren. Dann wären auch nur noch ein Präsident und ein Kanzler erforderlich.

Die Antwort auf die Frage, in welchem finanziellen Rahmen sich dieses tiefgreifende Reformvorhaben vollziehen soll, blieb Böger ebenso schuldig, wie die angemahnte Vision von dem Verhältnis Stadt und Wissenschaft. Verbindlich war er nur in einem Punkt: Bis Ende 1999 werden auch die Universitäten weiter zur Kasse gebeten. Planungssicherheit werde es deshalb vorerst nicht geben.

Uwe Nef


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