Berlin - Brandenburg
BB - Ein Land in Sicht
Die deutsch-deutsche Einheit ist noch nicht in trockenen Tüchern, da wird schon wieder vereinigt: diesmal Berlin mit Brandenburg, jedenfalls dann, wenn die Mehrheit derer, die sich im Frühjahr an einer Volksabstimmung in beiden Ländern beteiligen, es so will. Noch hält sich die Euphorie in Grenzen, noch läuft niemand mit Transparenten "Wir sind ein Volksstamm" durch die Orte, noch haben aber auch relativ wenige gelesen, was der Staatsvertrag dem geeinten Lande beschert. Philip Kunig ö Jura-Professor an der FU und Mitglied des Berliner Verfassungsgerichts ö gibt Orientierungshilfe. Die gemeinsame Wissenschaftslandschaft, teils aufblühend, teils welkend, bedarf gestalterischer Bemühungen. Barbara Riedmüller, Sozialdemokratin, frühere Wissenschaftssenatorin Berlins, jetzt Vorsitzende der Brandenburgischen Kommission für Wissenschaft und Forschung, glaubt, Berlin gehe nicht wirklich etwas verloren, wenn beim Gestalten Studienplätze zugunsten der Region neu verteilt werden. Berlin ausräumen, um Brandenburg einzuräumen?
(Noch-) Senator Manfred Erhardt (CDU) will zwar in Berlin abbauen, zweifelt aber schon länger an Brandenburgs Kraft zum Aufbauen. Das Geld für die Wissenschaft wird durch die Fusion jedenfalls nicht mehr. Ansonsten aber ö so sieht es jedenfalls die frühere Wissenschaftliche Mitarbeiterin der FU und heutige Finanzpolitikerin der Grünen, Michaele Schreyer ö ist das Länderbündnis eine Zugewinngemeinschaft. Was nicht heißt, daß man dann keine Sorgen mehr hätte, also sozusagen entsorgt wäre oder sanssouci, wie man in Potsdam sagen würde.
Sorgen mit der Entsorgung ö vulgo: Müllabfuhr ö gibt es in Berlin immer noch ö trotz Partnerschaft, zeigt Kirsten Jörgensen, die sich im Rahmen der berlindienlichen Forschung mit der abfallwirt-schaftlichen Kooperation beschäftigt hat.
Und auch ohne Fusion (der Länder) kann eine Fusion (von Institutionen) sinnvoll sein, meint FU-Rundfunkrat Axel Zerdick mit Blick auf SFB und ORB.
Daß das gemeinsame Land auch gemeinsame Geschichtslasten zu tragen hat, zeigt schließlich Andreas Müggenburg mit seinen Recherchen zur Lage der Vertragsarbeitnehmer, die die DDR geholt hatte, und die nun auch in Brandenburg Ausländer 2. Klasse sind.
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