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Norditalien
Priene
„Restaurierung“ und „Denkmalpflege“
Winckelmann
Lipari

 

 

Projekte:

Taganrog

ein griechisches Emporion im Dondelta (Südrußland)

 

Dr. Ortwin Dally

Vergrößerung

Lage von Taganrog

 

 

 

Seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wird an der Uferstraße und der sog. Steintreppe im Bereich des Stadtparks von Taganrog, das an der Mündung des Don in das Asovsche Meer gelegen ist, regelmäßig ostgriechische Keramik (u. a. aus Milet an der kleinsaiatischen Westküste) der 2. Hälfte des 7. und des 6. Jhs. v. Chr. aus dem Meer an das Land gespült. Russische Archäologen schon seit längerem davon aus, daß sich unmittelbar vor der heutigen Küste von Taganrog in der Antike eine Siedlung, die von Kolonisten von der kleinasiatischen Westküste gegründet worden ist, befunden haben muß.

Nach Ausweis der Keramik (momentan ca. 20000 Scherben) zählt Taganrog, das ca. 350 km östlich des kimmerischen Bosporus liegt, zusammen mit Berezan (Süd-Ukraine) und Histria (Rumänien) zu den frühesten griechischen Siedlungen im Schwarzmeerraum. Durch eine umfangreiche Untersuchung werden genauere Erkenntnisse über die Frühphase der griechischen Kolonisation des Schwarzmeerraumes, die Herkunft der Siedler und insbesondere die Entwicklung der Beziehungen zwischen Griechen und Einheimischen im Dondelta zwischen dem mittleren 7. und dem 6. Jh. v. Chr. erwartet.

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Der Stadtpark von Taganrog mit Blick aufs Asowsche Meer. Unter anderem hier wird seit den 30er Jahren des 20. Jhs regelmäßig qualitätsvolle griechische Keramik geborgen.

Im Rahmen eines deutsch-russischen Gemeinschaftsprojekts sind folgende Arbeitsschritte geplant:

1) Dokumentation, Klassifikation und archäometrische Analyse der bislang bekannten Keramikformen und Typen.

2) Erforschung der Siedlung und ihrer Vorgeschichte. Um zu genaueren Aufschlüssen über die Chronologie, die Erstreckung und das Erscheinungsbild der Siedlung sowie ihre Vorgeschichte zu gelangen, sind zunächst zwei Arbeitsschritte vorgesehen: Im Bereich der Uferstraße und des Stadtparks sind Grabungen geplant, die Aufschluß über Schichtenfolgen geben sollen. Ferner ist eine Sonarprojektion mit Hilfe eines Forschungsschiffes der Technischen Universität Taganrog in der Taganroger Bucht geplant. Sie soll Aufschlüsse über die räumliche Dimension der Siedlung geben. Weitere gezielte Sondagen im Flachwasser der Uferregion sollen folgen.

3) Grabungen im Bereich der Kurgannekropole am Stadtrand von Taganrog.

4) Surveys und kleinere Grabungen im Dondelta. Hier geht es 1) um die Kultur und Struktur der lokalen Bevölkerung des Dondeltas unmittelbar vor dem Eintreffen der griechischen Kolonisten und 2) mögliche Veränderungen in kultureller, sozialer und politischer Hinsicht für die indigene Bevölkerung im Hinterland der Siedlung, die aus der ständigen Interaktion zwischen Griechen und Einheimischen resultieren (Verbreitung griechischer Artefakte und ihre Nutzung im Hinterland von Taganrog; Entstehen von möglichen weiteren Siedlungen etc.). Hierzu können bislang nur geringfügige Aussagen gemacht werden.

5) Historische Geographie des nord-östlichen Asov-Gebiets in der 1. Hälfte des 1. Jtds. v. Chr.. Die Mündung des Don und der Küstenverlauf des Asovschen Meeres haben sich im Verlaufe der vergangenen dreitausend Jahre häufig verschoben. Der Versuch einer Rekonstruktion des Küstenverlaufs in der 1. Hälfte des 1. Jtds. v. Chr. kann das Verständnis für die Auswahl des Platzes der Siedlung fördern.

Kooperationspartner:

- Allrussische Gesellschaft zum Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur. Regionalabteilung Rostov am Don. Leiter: P. A. Larynok.

- Wissenschaftlich-Methodisches Zentrum für Archäologie der Pädagogischen Universität Rostov am Don. Leiter: Prof. Dr. hist. V. P. Kopylov.

- Pädagogisches Institut Taganrog, Historische Fakultät. Dekan: V. A. Seljunin.

- Radiotechnische Universität Taganrog. Prof. Dr. V. I. Timošenko.

- Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts. Direktor: Prof. Dr. H. Parzinger.

- Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin. Dr. Ortwin Dally.

Das archäologische Museum von Taganrog. Hier wird ein Teil der frühen griechischen Keramik (2. Hälfte des 7. Jhs - 6. Jh. vor) aus dem ostgriechischen Raum aufbewahrt.

Literatur:

- V. P. Kopylov – P. A. Larynok, TAГANPOГCKOE ПOСEЛEНИE (1994)

- V. P. Koplylov – P. A. Larynok, Study on the Maritime Archaeology 3, 1998, 107-114

- V. P. Kopylov, Vestnik drevnej istorii 229, 1999, 170-176

- J. G. Vinogradov ebenda 176-179

- V. A. Ivanov (Hrsg.), At the Edge of Meotide. Greeks and Barbarians in the North-East Sea Board of Azov in the First Thousand Years B. C. (2000) 14-17

- V. P. Larynok, Hасeлeниe Сeвeрo-Boстoчнoгo Пpиaзoвья в кoнцe VII-IV в. дo н. з (2000) 5-7

Internet:

http://www.taganrog.ru/