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Norditalien
Priene
„Restaurierung“ und „Denkmalpflege“
Winckelmann
Lipari

 

 

Projekte

Archäologische und archäometrische Erforschung des Töpferviertels von Lacco Ameno, Ischia (Na).

 

Prof. Dr. Wolf-Dieter Heilmeyer
Prof. Dr. Gloria Olcese-Hiener

 

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Lacco Ameno und Monte Vico

 

 

 

Das Projekt umfasst das Studium des Töpferviertels unter der Kirche von S.Restituta in Lacco Ameno (Ischia). Es wird unter Mitarbeit der Soprintendenza Archeologica di Napoli e Caserta (Prof. S. de Caro, Dr. C. Gialanella) und mit einem Beitrag von Dr. M. Picon aus Lyon für die Laboranalysen durchgeführt und finanziell von der Thyssen Stiftung unterstützt.

Das Töpferviertel wurde von Don Pietro Monti, Pfarrer der Basilica von S. Restituta, entdeckt und teilweise erforscht. Es besteht aus sechs (vielleicht mehr) Keramikbrennöfen mit verschiedener Chronologie, deren hauptsächliche Phase jedoch hellenistisch ist (4.-2. Jhd. v.Chr.).

 

Die bisherigen archäologischen Forschungen auf der Insel Pithekoussai, mit viel Erfolg von Giorgio Buchner durchgeführt, konzentrierten sich auf die Phase der Kolonisation, während den späteren Epochen nur wenige Untersuchungen galten.

Ziel der Forschungen ist das Studium und die Publikation dieses wichtigen Komplexes, der sich in gutem Konservierungszustand über eine Gesamtfläche von ca. 1500 qm erstreckt.

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Ausgrabungen unter S. Restituta

Darüber hinaus sollen Informationen über die Archäologie und Wirtschaft der Insel in hellenistischer Zeit gewonnen werden, die eine grundlegende Rolle in der Geschichte des Golfes von Neapels gespielt hat. Dank einer Finanzierung der FNK (Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs) der FU Berlin war es möglich, eine erste Forschungsphase durchzuführen, nämlich die Erstellung eines genauen Grundrisses und Lageplans des gesamten Ausgrabungskomplexes. Die Vermessung hat die Existenz eines Handwerksviertels aus hellenistisch-römischer Zeit herausgestellt, das sehr wichtige und neue Informationen für die Geschichte und Archäologie Kampaniens liefern kann. Die bisher gefundenen Reste könnten sogar Teil eines noch grösseren und älteren Töpferviertels sein. Da die Insel für ihr keramisches Handwerk bekannt und für ihre Vasen seit dem 8 Jh. berühmt war, stellt sich die Frage, ob sich in Lacco Ameno vielleicht der Kerameikos aus geometrischer bis hellenistischer Zeit befand.

Daher stellt sich das Problem der genauen Datierung der Brennöfen, der zwischen den Öfen existierenden chronologischen Beziehung sowie der Unterschied des vor Ort produzierten oder importierten Materials.

Um diese archäologische Frage zu beantworten, werden neben den traditionellen Methoden auch naturwissenschaftliche Labormethoden angewendet: Thermolumineszenz für die Datierung der Öfen (Rathgen Forschungslabor Berlin - Dipartimento di Fisica di Milano), die vermutlich aus der Zeit zwischen dem 7. und 2. Jhd. v. Chr. stammen, Röntgenfluoreszenz und Polarisationmikroskop für die Herkunftbestimmung der Keramik.

Die archäologische Klassifizierung der Keramik, begleitet von chemischen und mineralogischen Analysen der vorhandenen Fehlbrände und lokalen Tone, hat es erlaubt, sichere "Referenzgruppen" der auf Ischia produzierten Keramiken herauszubilden. Dank dieser Referenzgruppen wurde festgestellt, dass das Töpferviertel von S. Restituta zwischen Ende des 4. und dem 3. Jhd. v.Chr. ein wichtiger Produktionsort von auf griechisch, lateinisch und oskisch gestempelten greco-italischen Amphoren war. Einige davon sind in Fundorten oder Schiffswracks Süd-Italiens, der Provence und Spaniens bezeugt.

In Lacco Ameno wurde auch Schwarzfirniskeramik (ceramica campana) produziert und exportiert.

Die Forschungen werden weitergeführt um die Verbreitung der Amphoren und Keramiken aus Ischia -als Zeugnisse der Wirtschaftsbeziehungen- zu rekonstruieren und, darüber hinaus, um die Situation des Töpferviertels und des keramischen Handwerks vor der hellenistischen Zeit besser kennenzulernen.