Mylasa
Norditalien
Priene
„Restaurierung“ und „Denkmalpflege“
Winckelmann
Lipari

 

 

Projekte

Beschreibung des Habilitationsprojekts "Die tönernen Masken aus den Nekropolen von Lipari und ihre Bedeutung im Grabkontext"

 

Dr. Agnes Schwarzmaier

 

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Akropolis und Hafen von Lipari

Auf der Insel Lipari vor der Nordküste von Sizilien wurden in den letzten Jahrzehnten bei Gräbern des 4. und früheren 3. Jhs. v. Chr. eine große Menge von tönernen Masken und Theaterterrakotten gefunden, die angesichts ihrer Zahl, typologischen Vielfalt, ihrer künstlerischen Qualität und des ungewöhnlich guten Erhaltungszustandes mit reichen Polychromieresten von der archäologischen Fachwelt als Sensation aufgenommen wurden.

Sie sind der stolze Besitz des hervorragend präsentierten Museo Eoliano auf der Insel. Bei der Arbeit steht die Frage im Mittelpunkt, welche Funktion und Bedeutung die Tonmasken in den Nekropolen von Lipari gehabt haben. Die bisherige Forschung ging von einer sehr engen Beziehung der Masken zum griechischen Theaterwesen aus und suchte in diesem Bereich nach einer Deutung. Eine genaue Untersuchung der Stücke ergab jedoch, dass koroplastische Verfahrensweisen bei der Entstehung des Typenspektrums eine sehr viel größere Rolle gespielt haben als die postulierte Abhängigkeit von realen Theatermaskentypen, so dass eine konkrete Anspielung auf das Theater im Grabzusammenhang als unwahrscheinlich gelten muss.

Eine detaillierte Analyse der Grabkontexte in den verschiedenen liparischen Grabarealen suchte nach Regeln für Auswahl und Deponierung der Beigaben sowie nach Kontinuitäten und Brüchen beim Umgang mit dem Leichnam im Zeitraum vom 6. Jh. v. Chr. bis zum Späthellenismus. Aus der Vergesellschaftung der Masken und Theaterfigurinen in den liparischen Grabkontexten geht hervor, dass sie Teil eines Rituals gewesen sein müssen, das nach der Bestattung am Grab stattfand. In diesem Zusammenhang sind zwangsläufig die neuen methodisch-theoretischen Ansätze bei der Auswertung von Nekropolen von Bedeutung. Damit wird die Arbeit in die aktuelle kulturanthropologische, religionswissenschaftliche und historische Diskussion eingebettet.