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Dorfkirche Rotberg
(Gemeinde Waltersdorf, Lkr. Dahme-Spreewald)

Die Kirche in Rotberg macht auf den ersten Blick nicht den Eindruck einer mittelalterlichen Kirche. Lediglich die unteren etwa 3,50 m des Mauerwerks stammen noch von der ursprünglichen Kirche, der Rest ist aus Backstein im neugotischen Stil hochgemauert. Trotzdem hat die Rotberger Kirche noch ein paar Besonderheiten zu bieten; einen Schachbrettstein an der Südostecke, mit der Ornamentseite nach Osten zeigend, und ein gedrückt-spitzbogiges Priesterportal und Gemeindeportal.

Lage: Rotberg liegt an der Straße von Potsdam nach Zeuthen. Die Kirche liegt auf dem ehemaligen Friedhof auf dem Dorfanger. Ursprünglich war Rotberg ein planmäßig angelegtes Angerdorf.

Ortsgeschichte: Der Ortsname wurde 1937 von Rotzis zu Rotberg verändert. 1318 wurde "Rodeses" erstmals urkundlich erwähnt. 1375 hatte der Ort 40 Hufen, davon 3 Pfarrhufen und 6 Hufen für den Lehnschulzen. Bede, Gerichtsbarkeit und Patronat waren im Besitz der v. Sticken. 1450 war das Dorf markgräflicher Besitz, daneben hatten aber auch noch andere Personen Rentenansprüche (von einzelnen Gütern). Das Dorf hatte weiterhin 40 Hufen, davon 3 Pfarrhufen. Im 16. Jahrhundert ist der Ort im Besitz der Familie Reiche. Im 17. Jahrhundert gab es mehrere rasch wechselnde Besitzer (v. Rochow, v. Appell, v. Einsiedel). 1729 erwarb König Friedrich Wilhelm I. das Dorf für seine Herrschaft Königs Wusterhausen.

Baustruktur: Der Bau ist ein einfache Rechteckkirche (17,80 m x 8,42 m), die im 19. Jahrhundert stark verändert wurde. Von der mittelalterlichen Kirche stehen nur noch etwa 3,50 m Mauerhöhe.

Mauerwerksausführung: Das Mauerwerk der unteren 3,50 m besteht aus Feldsteinen, die höheren Teile der Mauern aus Backstein. Das Feldsteinmauerwerk ist lagig; die unteren zwei Lagen sind z.T. noch gequadert, in den höheren Lagen sind die recht unterschiedlich großen Feldsteine kaum behauen oder lediglich gespalten. Durch die schlechte Behauung und unterschiedliche Größe waren zahlreiche Auskeilungen notwendig geworden. Die Ecksteine sind jedoch noch einigermaßen gut behauen und verzahnt. In der Nordwand sind etliche Feldsteinhälften mit zueinander passenden Spaltflächen zu sehen, die bei der Spaltung größerer Feldstein entstanden sind.

Als Besonderheit ist der Schachbrettstein an der Südostecke zu nennen. Er zeigt mit der Ornamentfläche nach Osten und weist 3 x 4 Felder (Höhe/Breite) auf, wobei allerdings das Feld in der rechten unteren Ecke durch die abgerundete Form des Steines kaum noch erkennbar ist. Die Felder sind generell etwas breiter als hoch. Sie sind mit ca. 13 cm Kantenlänge relativ groß. Es ist der Schachbrettstein mit den größten Kantenlänge der Felder, der bisher in Brandenburg bekannt geworden ist. Der Stein ist in etwa 2 m Höhe in die Mauer eingelassen, wobei aber berücksichtigt werden muß, daß der Boden um die Kirche stark angewachsen ist (wahrscheinlich um über einen halben Meter).

Mörtel und Putze: Die Kirche war steinsichtig verputzt. Auf der Südseite sind noch geringe Reste des ursprünglichen, steinsichtigen Verputzes mit Doppelfugenritzung zu sehen.

Portale und Fenster: Auf der Nord- und Südseite befinden sich je drei Fenster, auf der Ostseite zwei Fenster, die von dem Umbau von 1860 stammen. Die zwei Ostfenster sind als Blendfenster zugesetzt, und es stellt sich die Frage, ob sie sie nicht bereits beim Umbau als Blendfenster konzipiert worden sind. Das "Maßwerk" der Nord- und Südfenster ist aus Holz, das der Ostfenster aus Backstein.
In den alten Mauerresten ist auf der Südseite ein zugesetztes, ca. 1,60 m hohes Portal zu sehen, dessen Bogen nur schwach angedeutet gedrückt-spitzbogig ist. Die Priesterpforte ist nur etwa 1,20 m hoch, ebenfalls gedrückt spitzbogig, wobei der Spitzbogen im obersten Leibungsstein endet. Die Bogensteine sind zwar behauen, aber der Behauungsgrad ist nicht besonders gut. Sie haben eine ausgesprochen schlechte Paßform. Der Schwellenbereich der Portale ist durch Aufhöhung des Bodens (ca. 0,5 m) nicht mehr sichtbar.
In der Ostseite ist zwischen den zwei heutigen neugotischen Blendfenstern und noch im ursprünglichen Mauerwerk der untere Teil eines älteren, zugesetzten Fensters zu sehen. Das Ziegelformat des Gewändes ließ sich nicht feststellen (? x ? x 7 cm). Als Besonderheit ist zu nennen, daß dieses Fenster mit großformatigen Ziegeln zugesetzt worden ist; das Ziegelformat ist 28,5-29 x ? x 9,5-10 cm. Die heutigen, neugotischen Blendfenster haben Industrieziegel als Gewände. Aufgrund der starken Veränderungen im 19. Jahrhundert ist nicht sicher zu entscheiden, ob eine ursprüngliche Dreifenstergruppe in der Ostseite vorlag oder nur ein einzelnes Fenster (wahrscheinlich Letzteres). Im Giebel befindet sich ein kleines rundbogiges Fenster und ein größeres Rundfenster. Das Rundfenster und der Bogen des kleinen Fensters werden von Reihen von vorstehenden Backsteinen begleitet. Diese Backsteine sitzen mit ihrer Längsachse in der Mauer.
Auf der Westseite befindet sich der einzige Eingang zum Kircheninneren, ein Backsteinportal. Im Westgiebel sitzen ein Rundfenster und ein kleines rundbogiges Fenster (entsprechend den Verhältnissen im Ostgiebel).

Innenbögen: Es sind keine ursprünglichen Innenbögen vorhanden.

Turm: Ein eigentlicher Turm ist nicht vorhanden. Die Glocke hängt in einem offenen Glockenschauer über dem Westgiebel, der aus Backstein hochgezogen ist.

Dächer: Das Dach ist ein einfaches Satteldach.

Decke: Das Innere ist flachgedeckt mit querliegenden Balken.

Innenausstattung: Die Kirche wurde zum Zeitpunkt unseres Besuchs renoviert und war deshalb fast leer. An der Ostwand steht die polygonale Kanzel mit den Evangelisten in den einzelnen Facetten. Der Altar ist sehr einfach. An der Nordwand steht die schmucklose Kanzel.

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:
14. Jahrhundert: Baubeginn einer einfachen Rechteckkirche mit je drei Fenstern auf Nord- und Südseite und einem (oder drei?) Fenster(n) in der Ostwand. Wahrscheinlich sind Südportal und Priesterportal auf der Südseite ursprünglich. Das Priesterportal ist gedrückt-spitzbogig, der flache Spitzbogen endet in einem Leibungsstein des Portals. Auch das Mittelportal ist nur flach spitzbogig.

15. Jahrhundert: Zusetzen der (des) Fenster(s) auf der Ostseite mit großformatigen Ziegeln.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1860: bis auf etwa 3,50 m Mauerhöhe abgerissen und mit Backsteinen wiederaufgebaut.

1970/75: Renovierung der Kirche.



seit 2002: Sanierung der Kirche.

Vergleiche: Von den Maßen und Proportionen ist der Bau am ehesten mit den Kirchen von Gräbendorf (LDS) und Brachwitz (PM) zu vergleichen. Leider sind die beiden Vergleichskirchen ebenfalls sehr stark verändert, so dass sie keine große Hilfe bei der Datierung der Kirche von Rotberg darstellen. Die Kirche von Gräbendorf ist komplett verputzt; das Mauerwerk der Brachwitzer Kirche ist dem der Rotberger Kirche recht ähnlich. Die Kirche von Jühnsdorf ist größer, aber in Proportionen und Mauerwerksausführung vergleichbar. Auch sie ist sehr stark verändert und hat keine ursprünglichen Öffnungen mehr.

Bemerkungen: Kubach & Seeger (1941), Pomplun (1962) und die "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" datieren die Entstehungszeit der ursprüngliche Kirche übereinstimmend in das 14. Jahrhundert. Aufgrund der Mauerwerksausführung mit gespaltenen Feldsteinen in einem dicken Mörtelbett ist dem wohl nicht zu widersprechen. Allerdings ist eine genauere Datierung kaum möglich.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.117/8, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.231-3, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.81/2, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.162/3, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.28, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.231-3, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.163, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam ("Dehio") (1983), S.412, Mehlhardt (1982): Märkische Dorfkirchen Teil 117 Rotberg, Potsdamer Kirche, 23, (v.6.6.1982) (ohne Seitenzählung), Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.946, Fischer, Bernd (2002), Kirche von Rotberg - Schachbrettstein. Heimatkalender Königs Wusterhausen und Dahmeland, 8: 62..

Information:



Außenansicht

Ansicht der Kirche von Nordwesten


Schachbrettstein an der südöstlichen Ecke der Kirche, nach Osten zeigend.



Innenansicht



Grundriß

Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003