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Dorfkirche Klein Ziethen (zerstört)
(Lkr. Dahme-Spreewald)

Dieser Apsissaal in relativ ursprünglicher Erhaltung brannte 1945 aus und wurde offenbar erst nach 1960 abgerissen. Der Kirchenbau wurde aber schon seit 1809 nicht mehr für kirchliche Zwecke benutzt, sondern diente als Speicher. Wir können die Kirche daher nur nach den einschlägigen Publikationen und einer Fotografie im Kreisinventar beschreiben. Viele wichtige Details müssen offen bleiben (z.B. Formate der bei späteren Veränderungen verbauten Ziegel).

Lage: Das "Kreisinventar" schreibt zur Lage der Kirche: "beim Gut". Wir konnten trotz mehrmaliger Begehung und z.T. auch durch Nachfrage bei Einwohnern noch nicht klären, wo die Kirche genau stand.

Geschichte: Das Dorf wurde 1375 im Landbuch Kaiser Karls des IV., wie so viele Gemeinden in der näheren Umgebung, zum erstenmal urkundlich erwähnt (als "Parva Cziten"). Es hatte 42 Hufen, davon waren drei zinsfreie Pfarrhufen, die Kirche hatte ein Freihufe. Jede Bauernhufe mußte acht Schöffel Roggen, vier Schöffel Hafer und zwei Schöffel Gerste als Pacht bezahlen. Weiterhin mußten 2 Schillinge als Zins und 6 Schillinge als Bede entrichtet werden. Außerdem fiel eine Fruchtbede ("annona precarie") in Höhe von einem halben Schöffel Roggen, einem halben Schöffel Gerste und einem Schöffel Hafer an. Es gab 1375 zehn Kossätenhöfe im Dorf, von denen jeder Hof einen Schilling an die Bauernschaft zu bezahlen hatte.
Beteke Direken durfte die Pacht und den Zins von 4 Bauernhufen einziehen. Der Zins und die Pacht der anderen Bauernhufen stand dem Cöllner Bürger Bever zu, der auch das hohe und niedere Gericht innehatte. Er durfte auch die Wagendienste, die die Bauern leisten mußten, in Anspruch nehmen. Außerdem stand ihm die halbe Bede zu, die die Bauern entrichten mußten, die andere Hälfte war im Besitz eines gewissen Landsberg, Bürger in Berlin. Weiterhin mußte jeder Hof des Dorfes dem Cöllner Bürger Bever ein Huhn abliefern. Der Krug mußte dem Bever 10 Schillinge, einen halben Schöffel Roggen, einen halben Schöffel Gerste und einen Schöffel Hafer entrichten. Der Markgraf hatte keine Rechte im bzw. Einkünfte aus dem Dorf.
Nach dem Schoßregister von 1450 war das Dorf in den Besitz des Otte Wichuß gekommen, der im Dorf auch fünf Freihufen hatte. Nach dem Schoßregister von 1480 waren in der Zwischenzeit 13 Hufen wüst geworden. Vom 16. bis 18. Jahrhundert folgten als Besitzer mehrere Familien, zuerst die von Bardeleben, dann die v. Pfuel, die v. Streithorst und die v. Flanß. Der letzte Besitzer von Flanß vertauschte das Dorf gegen Pessin (im Havelland) an die neuen Besitzer, die Geschwister v. Zastrow. Nach diesen kamen weitere Besitzer in rascher Folge.
Zur Deutung des Namens siehe Groß Ziethen.

Baustruktur: Die Kirche war ein Apsissaal (16,02 x 9,88 m), mit einem bereits 1662 beseitigten Dachturm.

Mauerwerksausführung: Nach der Fotografie war das Feldsteinmauerwerk lagig mit sehr gut behauenen Quadern ohne Zwischenschichten. Allerdings variierte die Lagenhöhe etwas.

Mörtel und Putze: Die Kirche hatte vermutlich nur einen Fugenputz. Der Ostgiebel war ganz verputzt.

Portale und Fenster: In der Südseite war ein rundbogiges Portal mit Feldsteingewände. Die vier ursprünglichen Fenster waren anscheinend nur leicht verändert. Anscheinend waren nur die Schrägen großenteils beseitigt worden. Alle vier Fenster hatten noch originale Rundbögen aus gut behauenen Feldsteinen. Lediglich die Gewändesteine waren teilweise (bei den zwei östlichen Fenstern) durch Ziegel ersetzt worden. Unter dem ersten, dritten und vierten Fenster (von Westen gezählt) befanden sich kleinere, segmentbogige Fenster mit Ziegelgewände. Da die Kirche säkularisiert war und seit 1809 als Wirtschaftsgebäude für das Gut diente, ist es wahrscheinlich, daß diese Fenster eingebrochen wurden, als in das Kirchenschiff zwecks Platzgewinns ein Zwischenboden eingezogen wurde. Sie können aber auch auf einen früheren Emporeneinbau zurückgehen. Unter dem 2. Fenster war das Gemeindeportal.
Die Apsis hatte ein zugesetztes Fenster in der Südwand relativ dicht an der Schiffswand sowie ein zugesetztes Fenster in der Mitte. Im Ostgiebel des Schiffs war eine hochrechteckige Öffnung.
Das rundbogige Priesterportal auf der Nordseite war zugesetzt worden. Die vier ursprünglichen rundbogigen Fenster waren bis auf eines, das dritte Fenster von Westen, zugesetzt worden. Die Westseite hatte anscheinend keine Öffnungen. Im Inneren war an der Stelle eines Portals eine "Nische ohne Bogenabschluß" (Kreisinventar), etwa 1 m über dem Kirchenbodenniveau beginnend.

Turm: Die Kirche war vor ihrer Zerstörung turmlos. Nach dem Kreisinventar (aus dem Kirchenbuch) wurde ein Dachturm 1662 wegen Baufälligkeit abgebrochen.

Dächer: Die Apsis hatte ein sehr flaches verputztes Halbkegeldach; das Schiff ein Satteldach.

Decken: Die Apsis hatte eine Halbkuppel, das Schiffsinnere war durch einen Boden unterteilt.

Innenausstattung: Da die Kirche schon seit 1809 als Wirtschaftsgebäude diente, war von der alten Innenausstattung nichts mehr erhalten.

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:

1. Hälfte 13. Jahrhundert: Bau eines Apsissaals mit je vier Fenstern auf der Nord- und Südseite sowie einem Mittelfenster in der Apsis. Das Gemeindeportal war auf der Südseite, das Priesterportal auf der Nordseite.

Zeitlich unbestimmt: Einbrechen eines Fensters in die Apsissüdseite.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1662: Der baufällig gewordene Dachturm wird abgetragen und das Dach als Satteldach geschlossen.

seit 1809 als Kornspeicher benutzt und eine Zwischendecke im Schiff eingezogen; vermutlich Einbruch der drei kleinen segmentbogigen Fenster in der Südseite.

1945: ausgebrannt.

1962: Ruine (Pomplun)

1992: Eine Mauer soll noch stehen (Kutschbach). Dies ist aber sicher eine Fehlinformation; wir haben aber keinerlei Reste der Kirche finden können.

Vergleiche: Die ehemalige Kirche von Klein Ziethen kann man am ehesten mit der Kirche von Thyrow vergleichen, die ursprünglich ein Apsissaal war. Allerdings ist bei dieser Kirche die Westseite neu aufgemauert worden, nachdem ein alter Feldsteinturm abgebrochen worden war. In der Breite stimmen beide Kirchen gut überein, die Länge könnte ebenfalls gut gepaßt haben (14 m sind in Thyrow von der ursprünglichen Schifflänge noch erhalten; dazu müßte noch die Länge des beseitigten Westturms oder zumindest die Stärke der Westwand gerechnet werden.

Bemerkungen: Das "Kreisinventar" sagt zur Bauzeit "um 1200" entstanden, während Pomplun (1960) der Meinung war, daß "20 Jahre später eher zutreffen würde".
Im Gegensatz zum Kreisinventar nehmen wir, daß die Kirche ein ursprüngliches mittiges Apsisfenster hatte. Wir kennen keine ursprüngliche Apsis, die fensterlos ist. Meist sind drei, selten ein mittleres Fenster vorhanden. Da auf der Nordseite der Apsis anscheinend kein zugesetztes Fenster zu beobachten war, dürfte die Kirche nur ein zentrales Fenster gehabt haben.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.64, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.144/5, Hoppe (1925): "Wehrkirchen" auf dem Teltow. Teltower Kreiskalender, 1925, S.18, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.83, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.119, Text-Abb.68, Taf.-Abb.307, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.26/7, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.376/7.



Außenansicht

Die ehemalige Dorfkirche von Kleinziethen von Südosten. Zum Zeitpunkt der Aufnahme wurde sie als Speichergebäude benutzt (aus Kubach & Seeger, 1941) (durch Doppelklick auf das Bild kann die Aufnahme auch in höherer Auflösung und besserer Qualität dargestellt werden. Dieses Bild hat 291 KB!)



Innenansicht

es existiert wohl keine Innenaufnahme mehr!



Grundriß

Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


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Letzte Änderung: 16.4.2005


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2005