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Dorfkirche Diedersdorf
(Landkreis Teltow-Fläming)

Beschreibungen in der Literatur:

Spatz (1912): Das älteste Bauwerk im Ort ist die Kirche, die aus verputzten Feldsteinen erbaut ist und in ihren ältesten Teilen auf das Mittelalter zurückgeht, in den Jahren 1587 - aus diesem Jahr stammen auch Kelch und Altarleuchter - und 1654 aber umgebaut wurde. Die Kanzel zeichnet sich durch schöne Schnitzereien aus. Eine Totenkrone erinnert an ein Fräulein v. d. Marwitz. Die älteste der Glocken wurde 1592 von Borstelmann gegossen.


Pomplun (1962): Der einfach-rechteckige Saalbau des 13./14. Jahrhunderts hat eine dicke Putzhaut, läßt aber erkennen, daß er ursprünglich nur steinsichtig verputzt war und Fugenritzung hatte. Ein viereckiger Turm aus verputztem Ziegelfachwerk mit Scheinquaderung an den Ecken wurde 1711 (Windfahne) auf die Westseite des Schiffs gesetzt. Sein stumpf abbrechender Zinkhelm ist von 1826. Von alten Öffnungen ist in der Ostwand ein kleines, rundbogiges Fenster vermauert sichtbar. Im Giebel darüber befinden sich drei spitzbogige Nischen; die mittlere steht überhöht und ist in ihrer oberen Hälfte als Fenster geöffnet. Den südlichen Anbau des 18. Jahrhunderts für Gruft und Herrschaftslaube hat man 1945 im Innern wesentlich verändert. Die ausgerundeten Kopfbänder an den Dachsparren lassen darauf schließen, daß sich über dem Innenraum früher ein hölzernes Tonnengewölbe befand.


Dehio/Potsdam: Diedersdorf Bez. Potsdam, Ldkr. Zossen. - Inv. Prov. Brandenburg, Teltow Dorf-K. Got. Rck.Bau, Feldstein verputzt, mit quadr. Dachturm von 1710/12 über dem WTeil, Fachwerk verputzt, der Helm 1826 Wohl vom A.18.Jh. die Korbbogenfenster und der 2geschossige s Anbau. Im OGiebel 3 spitzbogige Blenden; 1 schmales got. OFenster innen als Nische erkennbar. Das Innere mit offenem Dachstuhl und Hufeisenempore, E.19. Jh. Gleichzeitig die Ausstattung. - Gutes Ölgemälde "Anbetung der Hirten" sign. und dat. 1640 von Abraham Bloemaert. Grabsteine H. F. v. Thymen + 1661, Hochrelief des Verstorbenen in Rüstung.


"Bau- und Kunstdenkmäler in der DDR": Dorfkirche VerputzterFeldsteinbau des 13./14. Jh., verändert A. 18. Jh. mit aufgesetztem Westturm, der Helm von 1826. - Großes Gemälde, Anbetung des Kindes, signiert Adriaen Bloemaert 1640. Kelch mit Patene, Silber vergoldet, 1589. Weinkanne, Silber vergoldet, 1593. Leuchterpaar, Messing, 1587. Glocke 1592 von Heinrich Borstelmann, Magdeburg. Epitaph H. F. Thymen + 1661, mit figürlicher Darstellung.


"Kunstführer durch die DDR": Diedersdorf (13./14. Jh., Westturm und Herrschaftslaube 1710-12)


"Historisches Ortslexikon für Brandenburg": Verputzte FeldsteinK aus 13./14. Jh, verändert Anfang 18. Jh, mit aufgesetztem WTurm, Wetterhahn von 1826.


Waack (1993): Alles Baugeschehen auf diesem Gebiet nach 1650 muß schon dem Barock zugeordnet werden, wobei oft mittelalterliche Feldsteinkirchen umgestaltet wurden, indem sie vor allem ein Putzkleid und einen Turm erhielten. Zu dieser Gruppe zählen die Kirchen in Diedersdorf, Genshagen (1707) und Glienick (1730). Eine Sonderstellung nimmt die Fachwerkkirche von Großbeuthen ein. Sie entstand 1713/14; der Backsteinturm wurde erst 1847 angefügt.


Krüger (1996):
Aus der Geschichte der Dorfkirche Diedersdorf

Ort und Kirche Diedersdorf werden erstmals urkundlich im Jahre 1375
im Landbuch Kaiser Karls IV. genannt, blicken somit nachweislich auf über 600 Jahre Geschichte zurück. Das älteste Bauwerk im Ort ist die Kirche, die ursprünglich aus verputzten Feldsteinen erbaut ist und in ihren ältesten Teilen auf das Mittelalter, 13/14. Jahrhundert, zurückgeht. Sie liegt etwas erhöht am Ostende des ursprünglichen Rundlings, an das sich nach Osten hin der Dorfanger anschließt (1, 2).
Über die Errichtung der Dorfkirche Diedersdorf weiß die Sage folgende Geschichte zu berichten:

Die Hundetrappen
(Diedersdorf)

"Wenn früher ein Baumeister eine Kirche erbauen sollte, so ließ er sich zuweilen von dem Teufel dabei helfen. Der forderte dann als Lohn die Seele des lebenden Wesens, das zuerst in die Kirche kam. War das Gotteshaus fertig, so schickte der listige Baumeister ein vierbeiniges Wesen zuerst hinein, einen Hund, eine Katze oder eine Ziege. Der Teufel, der hinter der Tür lauerte, fuhr mit dem armen Tier davon. An der Stelle, an der das Opfer sein Leben ausgehaucht hatte, war dann deutlich im Fußboden der Abdruck der Pfoten zu sehen. Später machten die Leute die Spur selber in die Backsteinfliesen und bauten diese in den Fußboden hinein, um an das Teufelsopfer zu erinnern. In der Kirche zu Diedersdorf war viele Jahrhunderte hindurch eine solche merkwürdige Fliese eingemauert, sie lag dicht unter der Kanzel und hatte zwei Hundetrappen. Ob hier ein Opfertier in den Klauen des Teufels verendet ist oder ob Menschen die Fliese nur als Erinnerung an das Teufelsopfer eingebaut haben, weiß man nicht mehr."
(nach verschiedenen Quellen)
Die Hundetrappen sind jedenfalls auch heute noch unter der Kanzel, am Eingang zur Sakristei, deutlich zu sehen.

Zum Baugefüge und den Veränderungen über die Jahrhunderte

Die über 600 Jahre alte Dorfkirche Diedersdorf hat in den vergangenen Jahrhunderten viele Veränderungen erfahren, Generationen haben ihr inneres und äußeres Gesicht geprägt. Dennoch ist sie als Gotteshaus und Baudenkmal Diedersdorf erhalten (, 2).

"Die Kirche ist im Dorf geblieben", ist Wahrzeichen von Diedersdorf.

Das Dach der Kirche ist als Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl gestaltet, jedes zweite Gespärre ein Binder. Diese dienten zur Aufnahme der Schalung mit leicht ausgerundeten Kopfbändern, oftensichtlich für eine Holztonne, wurde später jedoch verändert.

1587 erfolgten innere Umbauten, die in der Literatur nicht näher beschrieben sind.

1637 wird die Kirche durch Kaiserliche Reiter geplündert (30-jähriger Krieg).

1654 werden korbbogige Fenster eingebaut, ein ursprüngliches, sehr kleines, rundbogig, in der Ostwand vermauert, blieb erhalten. Im Giebel darüber befinden sich drei Spitzbogenblenden, die mittlere z. T. als Dachfenster geöffnet. Die Kirche hat ein Satteldach mit westlich umlaufendem Putzgesims. Äußerlich war seinerzeit unter moderner Verputzung älterer mauersichtiger Putz mit eingeritzter Eckquaderung erhalten.

1710 bis 1712 wird der viereckige Turm aus verputztem Ziegelwerk mit Eckquaderung westlich in das Kirchenschiff eingebaut. Westlich sind zwei, seitlich je ein rundbogiges Schallfenster mit Kämpfer und Schlußstein vorhanden. Der Turm hat einen stumpf abbrechenden Spitzhelm mit Zinkbeplattung. Die Windfahne (nicht mehr vorhanden) enthielt die Jahreszahl 1711 sowie die Anfangsbuchstaben und das Wappen des Johann Sigismund v. d. Marwitz. Zur gleichen Zeit wurde auch die Herrschaftslaube eingebaut.

1803 Auf einer gemalten Inschrift auf einem Fachwerkbalken stand einmal zu lesen: "1803 ist der Turm gedeckt und die Kirche außen abgeputzt sowie eine neue Kirchhofmauer gemacht." Der mauersichtige Putz mit eingeritzter Quaderung blieb erhalten.

1826 ist nach dem Entwurf von Bauinspektor Schramm, Berlin, eine Turmspitze aufgesetzt worden. Der frühere Turm hatte eine achtseitige hölzerne Laterne.

1848 wird die Herrschaftslaube, unten zugleich Vorhalle und Gruft, aus verputztem Backstein nach Westen hin erweitert. Sie hat rechteckige, flachbogige Fenster und Türen, ein kleines Fensterchen mit Schmiedeeisenvergitterung aus Kreuz und Kreis (später verändert) sowie ein quergestelltes Satteldach mit verbrettertem Giebel.
Im gleichen Jahr wird die Kirche mit einer Giebeldecke versehen und vollständig neu eingerichtet. Ursprünglich war die Decke als flachbogige Holztonne gestaltet. Die Bogenfläche war im Ostgiebel unterhalb der Tonne verputzt. Das mittlere Ostfenster ist als Nische hinter dem Altar erhalten, ebenfalls eine kleine rechteckige Nische auf der Nordseite. Die Holztüren für Turm und Empore sind erneuert worden. Die gedoppelte Tür von der Vorhalle zur Kirche ist mit Resten schöner gotischer Beschläge aus Schmiedeeisen versehen. Auch die westliche gedoppelte Tür mit Balkenverschluß ist erhalten.

1897 wird die Turmkugel vergoldet, diese schwierige und gefährliche Arbeit führte Zimmermann Quitzdorf aus. 

1898 erhält die Kirche wiederum einen neuen Außenputz und es werden die Fenster und Türen gestrichen.

1901 stiftet der Gutspächter, Herr Carl Liebmann, einen neuen Teppich für den Altarraum. Auch werden violettsamtene Behänge für Altar und Taufe angeschafft. Im gleichen Jahr werden zwei neue Kronleuchter aus kirchlichen Mitteln gekauft.

1902 wird ein Steigerohr als Abzug für den Ofen nach außen geführt und installiert.

1903 wird ein neues Gestühl, links vom Altar, für die Pfarrfamilie eingebaut.

1904 zitiert aus der Schulchronik Diedersdorf: "Im Juli ist in der Kirche der Fußboden unter den Sitzbänken der Kirchgänger mit Dielung versehen worden."
"Zum Ende Oktober wurde der Kirch- und Schulweg am Schulhaus entlang gepflastert und in der Mitte mit erstklassigen Klinkersteinen belegt."

1934 Mumienfund in Diedersdorf' die Berliner Illustrierte Nachtausgabe vom 29. Januar 1934 schreibt: "150 Jahre begraben und unverwest, Mumienfund bei Berlin, das Geheimnis der Mumifizierung - das Grabgewölbe von Diedersdorf."
Vor wenigen Tagen sind in dem 20 km südlich von Berlin gelegenen Ort Diedersdorf in dem Grabgewölbe der früheren Gutsherren die Reste der 1790 beigesetzten Frau von Bandemer entdeckt worden, bei denen man zum Teil von einer natürlichen Mumifizierung sprechen kann."

1939 wird die Herrschaftslaube zum Kircheninneren hin zugemauert und eine Warmluftheizung in die ehemalige Gruft eingebaut. Damit war das Erbbegräbnis der letzten Gutsherrenfamilie von Bandemer aufgelöst. Die schlichten Särge der von Bandemer´s wurden vor dem Ostgiebel der Kirche beigesetzt, es waren die Särge
des Obersten Ernst Bogislav v. Bandemer (gest. 1790). seiner Frau  Amalie  Frederique  v. Bandemer, geb. Köppen (gest. 1790), des Landrats Ernst Friedrich Wilhelm v. Bandemer (gest. 1848), seiner Ehefrau Marie Friederike v. Bandemer, geb. v. Milow (gest. 1806), und deren Tochter Friederike (gest. 1854).

1975 Die staatliche Behörde verbietet das Glockenläuten wegen Einsturzgefahr des Turmes.

1976 die Dorfkirche Diedersdorf wird wegen Einsturzgefahr für jegliche Nutzung baupolizeilich gesperrt. Sie soll durch den Gemeindekirchenrat Diedersdorf (GKR) zur Ruine erklärt werden. Der GKR führt daraufhin intensive Beratungen mit dem kirchlichen Bauamt, mit den zuständigen staatlichen Stellen, mit dem Institut für Denkmalspflege sowie mit dem Kreiskirchenrat Teltow und mit Vertretern der Partnergemeinde Berlin-Schlachtensee. Dann werden die Möglickeiten des regionalen Bauhandwerks sowie die potentiellen Finanzierungsquellen sondiert. Die Dorfkirche Diedersdorf wird von der Kreisdenkmalliste gestrichen. Im Ergebnis der umfangreichen Überlegungen und Beratungen und nach Abschätzung der materiellen und finanziellen Möglichkeiten beschließt der GKR, die Dorfkirche Diedersdorf, an der viele Generationen über mehr als 600 Jahre gebaut, restauriert, Kraft, Zeit und Geld angewandt haben, wird nicht zur Ruine erklärt, sondern als Gotteshaus für die Gemeinde Jesu Christi als "familia dei" und als zeitgeschichtliches Denkmal und Wahrzeichen für das Dorf wieder instandgesetzt und restauriert.

1976 bis 1980 werden nach der baupolizeilichen Sperrung im Zuge einer großen Kirchenrestauration folgende Arbeiten durchgeführt:
Sicherung des Turmes durch eine Stahl-Betonkonstruktion
Restauration der Kirchturmuhr,
Umdeckung des Kirchendaches
komplette Erneuerung des Außenputzes (Vollputz),
Bleiverglasung der Fenster,
Erneuerung der E-Installation und Aufhängung neuer Beleuchtungskörper,
Ausbesserung des Innenputzes,
Rekonstruktion und Verkürzung der Empore,
Abbau der alten Buchholzorgel, eine Reparatur war nicht mehr möglich, erhaltene Metallpfeifen wurden sichergestellt,
Einbau einer elektrischen Läuteanlage für das 3-Glockengeläut
Vollständige Erneuerung des Kirchengestühls, hergestellt in der Werkstatt Herrnhut,
Abtrennung eines Vorraumes mittels Glaswand vom Kirchenschiff, Umgestaltung als Gedenkraum,
Neugestaltung des Altarraumes bei Erhaltung der alten Kanzel und ihres abgetrennten Zugangs mit Treppe,
Aufstellung eines transportablen Altartisches und eines Lesepults, ebenfalls aus Herrnhut; Montage eines großen Holzkreuzes hinter dem Altar aus Balken der 1987 ausgebrannten Blankenfelder Dorfkirche, ein Geschenk der Ev. Kirchengemeinde Blankenfelde,
Vollständige malermäßige Instandsetzung des Innenraumes der Kirche nach Vorgaben des kirchlichen Bauamtes,
Landschaftsgärtnerische Neugestaltung des umliegenden Geländes (alter Kirchhof) mit Aufstellung alter geborgener und restaurierter gußeisener Grabkreuze aus dem 18./19. Jahrhundert.
Die von 1976 bis 1980 durchgeführten, umfangreichen Restaurationsarbeiten an der Dorfkirche Diedersdorf wurden möglich durch:
Initiierung und außerordentliches persönliches Engagement des damals amtierenden Pfarrers, Johannes Kutschbach und seiner Ehefrau Irma, großes Gottvertrauen der Kirchengemeindemitglieder sowie umfangreiche Eigenleistungen der Einwohner Diedersdorfs in Form von Hand-, Spann- und Verpflegungsdiensten sowie von erheblichen Geldspenden, rd. 30 % der Gesamtkosten wurden von Diedersdorfern gedeckt.
materielle und finanzielle Hilfe der Gesamtkirche, der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg (Regionen West und Ost), der Ev. Kirche der Pfalz,
finanzielle, materielle und geistliche Hilfe der Partnergemeinden Berlin-Schlachtensee und Eckartsweier (Baden-Württemberg) und von Einzelpersonen aus diesen Gemeinden,
viele fleißige Handwerker der verschiedensten Gewerke sowie "Feierabendbrigaden" des Maurer- und Zimmermannhandwerks aus der näheren Umgebung,
viele Freunde der Gemeinde und ehemalige Mitglieder der Ev. Kirchengemeinde sowie Einwohner Diedersdorf.

Zur Dokumentation derArbeiten sowie der Beteiligten und Förderer der Restaurationsarbeiten am "Projekt Dorfkirche Diedersdorf" ist 1980 ein "Kirchbau-Ehrenbuch" angelegt worden, das die Namen aller Helfer enthält und von Zeit zu Zeit ergänzt wird.

1980 Am 19.10. l980 wurdedieDorfkirche Diedersdorf nach 5-jähriger Bauzeit mit einem festlichen Gottesdienst wieder in Dienst gestellt. Den Festgottesdienst zur Wiedereinweihung hielten:
Liturgie: Superintendent Kähler, Teltow, Predigt: Pfarrer Tietsch, Direktor der Predigerschule Pau
linum, Berlin. Der Festsonntag endet mit einem Konzert "Musik der Renaissance", Kirchenmusik für Gamben und Solostimme.
Ausführende:
Berliner Gamben Quartett, Leitung: Michael Witt, Hildegard Moll, Sopran, Karin Liersch und Peter Liersch.

Die Gemeinde feierte am 20.10. 1980 die Wiedereinweihung ihrer Dorfkirche mit einem Gemeindeabend mit Lichtbildervortrag, Kaffee und Kuchen, vielen Helfern und Gästen in einem großen Festzelt auf dem Pfarrhof.
Seitdem rufen die Glocken wieder regelmäßig zu Gottesdiensten, Andachten und sonstigen kirchlichen Kausalien. Die Große Glocke, die älteste unter ihnen, ist über 400 Jahre alt, sie wurde 1592 von Heinrich Borsselmann in Magdeburg gegossen.

1991 wird eine neue Blitzschutzanlage montiert.

1992 zur Unterstüzung der kleinen evangelischen Kirchengemeinde Diedersdorf bei der Instandhaltung und Ausstattung ihrer Kirche ist im Oktober der Förderkreis Dorfkirche Diedersdorf e. V. gegründet worden.

1993 wird die aus dem 1939 stammende Warmluftheizung durch Installation einer elektrischen Heizungsanlage ersetzt. Im gleichen Jahre wird eine elektronische Computerorgel der Firma Ahlborn, Typ Hymnus II, mit zwei Manualen, Pedal und 34 Registern angeschafft und am 1. Advent mit einem festlichen Orgelkonzert, an der Orgel Kantor Wolfdietrich Stephan, Berlin-Schlachtensee, in geheizter Kirche offiziell in Dienst gestellt.

Zur Ausstattung der Dorfkirche Diedersdorf

Die Dorfkirche Diedersdorf ist eine schlichte märkische Dorfkirche. Die ritterlichen Familien besaßen die Gerechtsame, Gerichtsbarkeit und das Patronat, die Schirmherrschaft über die Kirche. Sie trugen Verantwortung für bauliche Veränderungen an der Kirche und nach Bedarf und Möglichkeiten zu ihrer Ausstattung bei. Zur Zeit der Reformation brachte Joachim von Bettin Kirchengeräte und Pfarrhof in seinen Besitz. Als bedeutende Patronatsfamilien sind zu nennen: Um 1450 die Familie v. Boytin (auch Bettin geschrieben), das Geschlecht, dessen Wappen einen aufrechtstehenden Pfeil mit Halbmond zeigt, starb im 30-jährigen Krieg aus; um 1600 die Familie v. Thümen, um 1700 die Familie v. d. Marwitz, um 1800 die Familie v. Bandemer.

1587 werden zwei Messingleuchter mit vielfach profiliertem Schaft und Fuß, 48 cm hoch, gestiftet. Ein wappenförmiges Schild enthält die Inschrift: "1587 zu eren der kirchen gotes nam / hab ich miller weinmann / diese leichter tun voeren / gottes dinst helfen vormeren / uns das ewige licht erschinen ist / gottes wort durc Jesum Christ / der gebe mir nach dieser zeit / die ewige freud undt seligkeit 1587". Schild mit Inschrift sind leider nicht mehr erhalten.

1589 wurde der Kirchengemeinde Diedersdorf ein silberner Kelch, vergoldet, 22 cm hoch, geschenkt. Die Inschrift unter dem Sechspaßfuß lautet: "Ano 1589 w(iegt) mit Patn 35 Lot 1 ß." und enthält die Wappen v. Bettin und v. Beeren. Dieselben sind nochmal auf den Fuß geritzt, dazwischen schmückt ein plastisches silbernes Kruzifix, dessen Arme abgebrochen sind, den Fuß des Kelches. Der Kelch hat einen sechsseitigen Schaft mit Knauf, dessen Rotem abwechselnd getriebene Engelköpchen und Halbedelsteine in Dreipaßfassung zeigen. An den sechs Seiten des Knaufes oben und unten befinden sich ebenfalls getriebene Engelköpfchen; größere zwischen Diamantbossen mit Beschlagwerk an der Schale, aus denen mit Kreuzblumen verziertem Rand die glatte Kuppe aufsteigt. (Verzierung heute nicht mehr vollständig). Zugehörige Patene mit eingeritztem Kreuz, 15,5 cm Durchmesser.

1592 wurde die Diedersdorfer Glocke,
84 cm Durchmesser, gegossen. Sie trägt in zwei Reihen Kapitälen zwischen Eichenlaub mit Engelköpfen als Schlußzeichen die Inschrift: "Ad pompas ad sacra preces ad funera cives voce sua christus vos vocat ipsa voco Anno 1592 / Ich bin in gottes namen durchs feur geflossen Heinrich Borsselmann zu Magdeburg hat mich gegossen". Am Mantel befindet sich ein Relief St. Georgs zu Pferde.

1593 stifteten Joachim Pettin und Anna v. Beeren eine Abendmahlkanne, Silber, vergoldet, 18 cm hoch, konische Kanne mit Henkel, Deckel und Ausguß. Der Deckel enthält eine erhabene Scheibe mit Blattkranz und der Inschrift: "J(oachim) P(ettin) A(n na) v. B(ee ren) 1593", zwischen den beiden Wappen v. Bettin und v. Beeren. Am oberen und unteren Rand des Körpers und auf dem Deckel wechselnd große und kleine Beschlagwerkkartuschen eingeritzt. Auf dem Deckelscharnier gegossene Meerweibchen, an seinen runden Seiten Köpfe. Der in ein plastisches Wappenschild auslaufende Henkel plastisch verziert mit zwei allegorischen Frauengestalten in Nischen sowie mit Engelköpfen und Fruchtgehängen.
Die über 400 Jahre alten Abendmahlgeräte, Kelch, Patene und Kanne sind noch heute im Gebrauch der Gemeinde, die beschriebenen Verzierungen jedoch nicht mehr vollständig erhalten.

1661 Der Grabstein des ehemaligen Gutsherrn, Hans Friedrich von Thümen (1594-1661), 1,98 m hoch, ist heute noch erhalten und in der Sakristei aufgestellt; ein Relief in zweidrittel Lebensgröße als Geharnischter mit Schärpe, barhäuptig, den Helm zwischen den gespreizten Beinen am Boden, in den Ecken vier Wappen derer v. Thümen, v. Bettin, v. Rochow und v. Hake.

Den Umbauten und Veränderungen in und an der Kirche sind leider auch Ausstattungstücke zum Opfer gefallen. So waren z. B. bis 1939 noch zwei schmückende, im Jahre 1901 angeschaffte Kronleuchter und ein mit Schnitzereien versehener Schalldeckel über der Kanzel vorhanden. In der bis dahin offenen Herrschaftslaube befanden sich:
drei geschnitzte Wappen mit Akanthusrahmen, um 1700, in der Mitte v. d. Marwitz, zu beiden Seiten die Wappen der (Eva) v. Dewitz und der (Katharina) v. Sydow und die Totenkrone für Katharina v. d. Marwitz (1698-1714) unter Glassturz.zwei kleine mittelalterliche Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg zur Materialgewinnung für Kriegszwecke eingezogen.

Zukünftige Arbeiten und Wege zur Erhaltung der Dorfkirche Diedersdorf

Die Erhaltung eines über 600 Jahre alten Gebäudes erfordert stetige Anstrengungen hinsichtlich Sanierung, Schutz bzw. Konservierung der Bausubstanz. Das trifft natürlich auch für die Dorfkirche Diedersdorf zu, an der Ende der 70er Jahre nur das unbedingt Notwendige und unter den damaligen Bedingungen maximal Mögliche getan werden konnten und nun bereits wieder mehr als 15 Jahre ins Land gegangen sind.
Nach gutachterlichen Untersuchungen der tragenden und deckenden Dachsubstanz stehen in der Prioritätsliste die Instandsetzung und Sanierung von Dachstuhl und Dachhaut des Kirchenschiffes an erster Stelle.
Weiterhin sind künftig als nächstes das Dach des Turmes mit Turmkugel und Wetterfahne sowie der südliche Anbau (jetzige Sakristei) zu restaurieren.
Bei allen nötigen baulichen Maßnahmen werden anfängliche Einschätzungen sowohl hinsichtlich des Umfangs der Arbeiten als auch in Höhe der Kosten nach Vorlage konkreter Gutachten und Kostenvoranschlägen erfahrungsgemäß bei weitem übertroffen.
Diedersdorf selbst entwickelt sich weiter, es werden zahlreiche schmucke Eigenheime gebaut, alte Fassaden erneuert und verschönert. Die Einwohnerzahl betrug 1989 rd. 300, Ende 1994 rd. 400, sie wird in den kommenden Jahren erheblich zunehmen, nach derzeitig vorliegenden Bauplänen ist in absehbarer Zeit mit einer Verdreifachung zu rechnen. Es haben sich inzwischen auch neue Gewerbe angesiedelt, die Kunden, Gäste und Besucher in den Ort ziehen. So bieten Schloß Diedersdorf mit dem größten Biergarten des Landes Brandenburg, seine rustikalen Restaurationen und die reizvolle Niederungslandschaft zur Nuthe hin viele Freitzeitmöglichkeiten. Diedersdorf liegt 30 km südlich des Stadtkerns von Berlin und ist ein gern besuchtes Ausflugsziel für Einwohner und Gäste aus Berlin und Umgebung geworden. Wie die Erfahrung lehrt, nutzen viele Besucher Diedersdorfs diese Gelegenheit auch zur stillen Andacht in der Dorfkirche sowie zur Information über das Dorf und seine Kirche sowie über das Gemeindeleben.

Die Ev. Kirchengemeinde macht hierzu gern entsprechende Angebote, sie hält die Dorfkirche in den Sommermonaten von Mai bis Oktober an Sonnabenden sowie an Sonn- und Feiertagen von 14.00 bis 18.00 Uhr und nach Anmeldung im Pfarrbüro auch außerhalb dieser Zeit offen. Auch werden vermehrt Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen angeboten. Aus Reaktionen von Besuchern ergeben sich auch immer wieder Angebote von Benefiz-Veranstaltungen zugunsten der Dorfkirche Diedersdorf, z. B. von Musikschulen oder Chorgemeinschaften aus Berlin und Umgebung.

Vierjährige Erfahrungen mit der Kirchenöffnung belegen, daß damit Mehrfacheffekte erreicht werden. Neben der finanziellen Hilfe für die Ev. Kirchengemeinde Diedersdorf wird durch die persönlichen Gespräche das gegenseitige Verständnis von Besuchern und Besuchten, auch das ,,deutsch-deutsche Verständnis gefördert, eine Chance für alle.

Einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Erhaltung und Ausstattung der Dorfkirche Diedersdorf hat der im Oktober 1992 von 17 Interessenten gegründete Förderkreis Dorfkirche Diedersdorf e. V. geleistet. Er trug die Kosten der Heizungsanlage zu einem Viertel und finanzierte die neue Ahlborn-Orgel zu Dreiviertel und ermöglichte damit deren Realisierung noch im Jahre 1993.
Ende 1994 sind im Förderkreis 30 Mitglieder und 32 Sponsoren registriert. Etwa ein Drittel der Mitglieder beteiligt sich auch mit Engagement und Liebe am Betreuerdienst bei der Kirchenöffnung.

Einwohner, Besucher und Freunde Diedersdorfs und seiner kleinen, schlichten, märkischen Dorfkirche, die Erhaltung des Gotteshauses und Wahrzeichen von Diedersdorf war, ist und bleibt eine permanente Verpflichtung für alle Generationen. Helfen wir mit, über die Ev. Kirchengemeinde Diedersdorf oder über den Förderkreis Dorfkirche Diedersdorf e. V., dieser Aufgabe weiterhin gerecht zu werden.

EINLEGEBLATT ZUR DRUCKSCHRIFT
"Dorfkirche Diedersdorf"

Die über 600 Jahre alte Dorfkirche Diedersdorf ist Zeitzeugin und Mittelpunkt des historischen Dorfkerns mit Kirchplatz, Schloß und Kriegerdenkmal. Der bislang über 300 Jahre weithin sichtbare Kirchturm war zum Wahrzeichen des Dorfes geworden.
Mit der Restaunerung des Dorfkerns mit Hilfe öffentlicher und privater Mittel ist begonnen worden. Schloß mit Rosenrondell, Gutshof und Taubenhaus haben bereits ihr neues (altes) Gesicht erhalten. An der Dorfkirche wird gearbeitet. Infolge der weiteren Entwicklung des Ortes sowie von Schloß Diedersdorf mit seinen rustikalen Restaurants, dem exklusiven Weinkeller mit Cocktailbar und dem größten Biergarten des Landes Brandenburg ist Diedersdorf zum attraktiven Ausflugziel im südlichen Umland Berlins geworden.
Seit 1991 informieren sich viele Besucher auch gern am Informationsstand in der Dorfkirche individuell oder nach Anmeldung auch in Gruppen über die Orts- und Schloßhistorie.
In der Dorfkirche finden ebenso gern besuchte Konzerte vielfältiger Art statt.
Zunehmend lassen sich hier auch nicht ansässige junge Paare christlich trauen. Kinder und Erwachsene taufen, erbitten ältere Paare Gottes Segen anläßlich von Ehejubiläen und anderer Kasualien.
Im Herbst 1995 wurde die Dorfkirche Diedersdorf wegen planmäßiger Instandsetzungsarbeiten gesperrt und das Dach des Kirchenschiffes einschließlich Dachstuhl. Dachhaut sowie die innere Giebeldecke weitestgehend erneuert.
Diese Arbeiten sind mit Baubeihilfen der Landeskirche Berlin-Brandenburg, des Kirchenkreises Teltow, mit Fördermitteln des Landes Berlin-Brandenburg. des Förderkreises Dorfkirche Diedersdorf e.V. und mit Eigenmitteln der Kirchengemeinde Diedersdorf finanziert und im 1. Quartal 1996 abgeschlossen worden.
Die hierbei an der tragenden Substanz des Kirchturms unerwartet sichtbar gewordenen Schäden erfordern bereits 20 Jahre nach der letzten, umfassenden Instandsetzung eine erneute, grundlegende Sanierung.
Die Holzschädlinge "Echter Hausschwamm" und "Holzwurm" haben über die Jahre ihr zerstörerisches Werk am Holz und teilweise bis hinein ins Mauerwerk verdeckt fortgesetzt.
Zur Sicherung des Kirchenschiffes mit seinem neuen, rot leuchtenden Ziegeldach und um weiteren Gefahren vorzubeugen, war der sofortige Rückbau des Kirchturmes unumgänglich.
Sein sanfter Abtrag einschließlich Errichtung eines Notdaches über der offenen Turmgrundfläche ist bis Ende April 1996 abgeschlossen und der Turmhelm vor dem Haupteingang der Kirche in einem speziell hierfür angefertigten Gerüst sicher zur Ansicht aufgehängt worden (s. Fotos).

Am 31.01.1996 ist der Turmhelm abgehoben, und der Turmkugel sind zwei versiegelte Flaschen mit historischen Dokumenten, wie Zeitungen, Geldscheine und Münzen, entnommen worden. Sie belegen vorangegangene Turmreparaturen mit Kugelöffnungen in den Jahren 1826, 1897 und 1936. Das "Teltower Kreisblatt" vom 31.01.1936 dokumentiert die letzte Einlage in die Turmkugel just auf den Tag vor 60 Jahren. In den Flaschen befanden sich u. a. originale Schriftstücke (s. Faksimile) und Abschriften, wie:
- Namen des Patrons und Rittergutsbesitzers, Hauptmann E. E. W. von Bandemer, des Predigers Schultze, des Küsters Scheibe und der 1826 am Turm tätigen Handwerker;
- Entwicklung der Pfarre Diedersdorf ab 1600 und Verzeichnis der Pfarrer seit 1689;
- Notiz, die Schule und ihre Lehrer betreffend, mit Namen der Küster ab 1760;
- Namen der Kirchenvorsteher von 1826, der Gemeindekirchenräte von 1897 und 1936.


Amt Blankenfelde-Mahlow (1997): Dorfkirche Diedersdorf erbaut im 13./14. Jahrhundert, ursprünglich steinsichtig verputzt mit Fugenritzung, später dicke Putzhaut. Turm 1710/12 westlich in das Kirchenschiff eingebaut, verputztes Ziegelfachwerk, Scheinquaderung an den Ecken, Windfahne mit Jahreszahl 1711 und den Initialen des Herrn Sigismund von der Marwitz.


Dehio/Brandenburg: Diedersdorf Lkr. Teltow-Fläming. Karte 6 Ev. Dorfkirche. Feldsteinsaalbau, im Kern wohl 1. H. 14. Jh., jetzt verputzt. Quadratischer Fachwerkdachturm von 1710-12 (Turmhelm 1826), zugleich der zweigeschossige südl. Logenanbau (Sakristei), 1848 erweitert. Rest. 1995-99. Östl. gotische Dreifenstergruppe, die übrigen Fenster 1654 korbbogig verändert. Innen z. T. offene Dachkonstruktion, in der Ostwand eine schmale Spitzbogenblende erhalten. - Kanzel, Taufe, Hufeisenempore E. 19. Jh. Gutes Ölgemälde Anbetung der Hirten, sign. und dat. 1640, von A. Bloemaert, Provenienz unbekannt. Im Anbau Sandsteinepitaph für Hans Friedrich v. Thümen (+ 1661) mit Hochrelief des Verstorbenen.


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Letzte Änderung: 16.4.2007


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Groß Machnow, 1999-2007