link travel

Flora am Baikal-See:

Nicht nur der See selbst ist für die Wissenschaft von großem Interesse, sondern auch die Flora seiner meist von steilen Gebirgshängen geprägten Ufer. Unterschiedliche Reliefstrukturen, klimatische Unterschiede zwischen West- und Ostufer sowie unterschiedliche Bodenformen führten zu einer vielfältigen Flora, die mehr als 800 höhere Gefäßpflanzenarten umfaßt.

 

Steppe

Am Westufer der Insel Olchon existiert überhaupt kein geschlossener Wald, sondern eine trockene Steppe. Bei sehr hoher Sonneneinstrahlung fallen nur ca. 160 mm Niederschlag im Jahr, was in etwa mit den Steppen Mittelasiens vergleichbar ist.

Westufer der Insel Olchon

Westufer der Insel Olchon

Der Grund für dieses Extremklima ist die geringe Wassertemperatur des Sees (max. 12 - 14°C): im Sommer treten durch geringe Verdunstung über dem Baikal kaum Wolken auf, und vom Land durch den vorherschenden Westwind heranwehende Wolken werden durch die 2000 - 3000 m hohen Gebirgszüge zum Abregnen gebracht und lösen sich auf, bevor sie den Baikal erreichen. Die Winde sind daher am Westufer meist trocken.

Orostachys spinosa, Stachlige Sternwurz

Orostachys spinosa, Stachlige Sternwurz

An manchen Orten am Baikal-See gibt es daher so viel Sonnentage wie am Schwarzen Meer. Wie bei den Steppen Mittelasiens bleibt die Vegetationsphase im wesentlichen auf das Frühjahr und den frühen Sommer beschränkt, da die Trockenheit die Pflanzen zu Ruheperioden zwingt.

Im Winter kann an diesen Orten wegen der Trockenheit sogar der Schnee ausbleiben, was die Pflanzen schutzlos starken Frösten aussetzt. Sie bleiben unter diesen Bedingungen außergewöhnlich kleinwüchsig. Die Steppen Olchons und des Westufers des Baikal sind Relikte der ausgedehnten Steppen des Tertiärs. In der Eiszeit wurden diese von den transbaikalischen und mongolischen Steppen separiert.

Die Steppe Olchons erscheint silbrig glänzend durch den weißen Flaum der Beifuß-Art Artemisia frigida und des Ährigen Ehrenpreis (Veronica incana). In den hügeligen Steppen sind Enzian-Arten sowie auch das Edelweiss (Leontopodium campestre und L. sibiricum) häufig.

Leontopodium sp., Edelweiss

Leontopodium sp., Edelweiss

Die Buryaten, die die Region um Olchon und das Ostufer des Baikals besiedeln, leben neben Fischfang hauptsächlich von der Viehzucht in den Steppen. Auf den beweideten Flächen bilden sich besonders dichte Bestände von Edelweiß aus. In Höhenlagen von nur 500 - 600 m über dem Meeresspiegel (der Baikal selbst liegt ca. 470 m über dem Meeresspiegel) finden sich somit Elemente von Pflanzengesellschaften, die in Europa typisch für alpine Lebensräume sind.
Die von der Sonne stark erwärmte Luft ist im Sommer erfüllt vom Duft der Kräuter Olchons, den Aromen vom leuchtend rot blühenden Sand-Thymian (Thymus serpyllum) und von Schizonepeta multifida, die beide als Heilpflanzen in Russland bekannt sind. Die trockene Luft von Olchon ist gut für Asthmatiker und andere an Atemwegserkrankungen Leidende.

Lilium pumilum, Zwerglilie

Lilium pumilum, Zwerglilie

Papaver nudicaudale, Mohn

Papaver nudicaudale, Mohn

Aster alpinus

Aster alpinus, Aster

Zahlreiche Blütenpflanzen erfreuen das Auge durch ihre leuchtenden Farben:
Dunkelblaue Rittersporn-Arten, rote Lilien, gelber Alpen-Mohn und violette Astern. Das Strandnelkengewächs Goniolimon speciosum bleibt auch den ganzen Winter über, als bgestorbene Trockenblume, fliederfarben.

 

 

 

nach oben

 

 

weiter