Berufungen

Frischer Wind in Forschung und Lehre


Prof. Dr. Rudolf Tauber | Prof. Dr. Regine Heilbronn | Prof. Dr. Christoph Stein

Prof. Dr. Rudolf Tauber (Jahrgang '53) übernahm am 1. Oktober die Leitung des Instituts für Klinische Chemie und Pathobiochemie der Freien Universität, als Nachfolger von Hans-Joachim Dulce.

1979 promovierte Tauber in Freiburg bei Prof. Werner Reutter mit Summa cum laude. Seine preisgekrönte Dissertation "Biogenese und Abbau der Plasmamembran in der Leber" bezeichnet eines seiner Hauptarbeitsgebiete. Tauber war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Reutter in Berlin am Institut für Molekularbiologie und Biochemie und bei Prof. Wolfgang Gerok an der Freiburger Universitätsklinik und erwarb an beiden die Venia legendi.

Von 1987 bis 1997 war Tauber stellvertretender Direktor am Institut für Kinische Chemie und Biochemie des Virchow-Klinikums. Tauber arbeitete in drei Sonderforschungsbereichen: SfB 154 (Klinische und experimentelle Hepatologie), SfB 312 (Gerichtete Membranprozesse) und SfB 366 (Zelluläre Signalerkennung und -umsetzung); in den beiden letzten bis heute. Von 1995 bis 1997 leitete Tauber das Biomedizinische Forschungszentrum des Virchow-Klinikums.

Mit Rudolf Tauber steht ein in der Zell- und Molekularbiologie wie in der Wissenschaftsorganisation erfahrener Forscher an der Spitze der klinischen Biochemie. Ein Teil von Taubers bestehenden Forschungsvorhaben soll in den Forschungsschwerpunkt "Entzündliche Erkrankungen" des Franklin-Klinikums integriert werden. Taubers besonderes Interesse gilt dem Verständnis der Ursachen von Entzündungen und neuen Diagnose- und Therapieverfahren. Dazu gehört die Suche nach neuen Medikamenten, mit denen die Zellkommunikationsmechanismen bei Entzündungen beeinflußt werden können.

Wie die Medizin "erst jetzt zu verstehen beginnt, sind für diese Kommunikation Adhäsionsmoleküle mit "Antennen"-Funktion maßgeblich". Ohne diese Antennen ist das Ausschwärmen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) zum Ort des Eindringens von - echten wie fiktiven - Fremdkörpern in den Körper nicht möglich.

Sylvia Zacharias


Prof. Dr. Regine Heilbronn (Jahrgang '54) leitet seit April die Abteilung Klinische und Experimentelle Virologie am FU-Institut für Infektionsmedizin; sie ist Lehrstuhlnachfolgerin von Karl-Otto Habermehl.

Die gebürtige Düsseldorferin promovierte 1979 am Biochemischen Institut der Universität Freiburg. Nach zwei Jahren wissenschaftlicher Assistenz bei Prof. Dr. Harald zur Hausen am Freiburger Institut für Virologie wechselte Heilbronn mit zur Hausen an das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg, für sie das "Mekka der Molekularbiologie in Deutschland, wenn nicht gar in Europa". Insgesamt neun Jahre - bis 1992 - forschte sie in der Stadt am Neckar, zuletzt als Projektleiterin in der Angewandten Tumorvirologie. 1990 habilitierte sie sich hier.

Finanziert durch ein Heisenberg-Stipendium leitete Heilbronn bis zu ihrer Berufung an die FU eine selbständige Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Bewerbungsmotiv für Berlin war auch die Aussicht, schon in der Planungsphase im bundesweit ersten Sonderforschungsbereich zur Gentherapie - einem mit hohem Wettbewerb besetzten Thema - mitzuarbeiten. Er wurde im Juli am FU-Fachbereich Humanmedizin als SFB 506 "Onkotherapeutische Nukleinsäuren" eingerichtet - mit Regine Heilbronn als stellvertretender Sprecherin. Krebs ist ein Hauptziel der Gentherapie, da seine Ursache, das ungeregelte Wachstum von Körperzellen, auf einer genetischen Fehlsteuerung beruht. Für das Verständnis der gentherapeutischen Bekämpfung von Krebszellen durch "molekular-biologische Intervention" bietet die Virologie einen entscheidenden Ansatzpunkt.

Heilbronns Arbeitsgruppe nutzt die Fähigkeit Adeno-assoziierter Viren aus, deren Erbgut besonders präzise und stabil ins menschliche Genom einbaubar ist. Diese Viren können ein Fremdgen einschleusen, das z.B. zur Zerstörung von Krebszellen führt. Ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeitsgruppe ist die optimale Virusherstellung, um möglichst große Mengen an hochreinen Virusvektoren für künftige Anwendungen am Menschen zu ermöglichen.

Felicitas Wlodyga


Prof. Dr. Christoph Stein (Jahrgang '54) übernahm am 1. Oktober die Leitung der Klinik für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin am Fachbereich Humanmedizin, als Nachfolger von Klaus Eyrich.

Nach seinem Medizinstudium in München betrieb Stein seine Karriere doppelschichtig: Er arbeitete abwechselnd auf zwei Kontinenten. Auf die Approbation in Deutschland 1982 folgte zwei Jahre später die Federal Licensing Examination in den USA. Weiterbildung zum Facharzt der Anästhesie 1986 in den USA, 1988 in Deutschland. Diesem Muster folgten die weiteren Berufsstationen: Assistent, Habilitation und Dozent hüben in München wie drüben in Baltimore. Dort war Stein in den letzten fünf Jahren "Assistant Professor" und "Associate Professor" an der Abteilung "Anesthesiology and critical care Medicine" der Johns Hopkins University.

Von dieser renommierten medizinischen Fakultät brachte der Anästhesiologe auch neue Ansätze in der Schmerztherapie mit nach Berlin (Habilitationthema: "Periphere Mechanismen der Opioidanalgesie", also der Schmerzblockierung durch Opioide). Den weiteren Ausbau des FU-Klinikums zu einem interdisziplinären Schmerzzentrum - wie es in der Stadt noch immer fehlt - nahm Stein unverzüglich nach seiner Amtseinführung in Angriff.

Eine von Steins Domänen ist die Suche nach besseren Schmerzmedikamenten. "Hier sorgte die Entdeckung", weiß er zu berichten, "daß Immunzellen Endorphine (körpereigene Stoffe mit Morphin-ähnlicher Wirkung) produzieren - für einigen Wirbel". Arzneimittel, die außerhalb des Gehirns Wirkung entfalten - und damit keine Nebenwirkungen wie Atemdepression, Suchtentstehung oder Übelkeit mehr hervorrufen - rücken in greifbare Nähe. Die von Kollege Tauber angesprochene Suche nach Entzündungshemmern wird, hofft Stein, "diese Entdeckung mit berücksichtigen." Bei einer zu starken Unterdrückung der Leukozytenbildung bei Entzündungsprozessen könnten möglicherweise gerade jene Immunzellen blockiert werden, die andererseits dringend zur Schmerzlinderung nötig sind.

Sylvia Zacharias


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