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[Erasmus feiert seinen fünfzehnten Geburtstag]


Katharina Stade, 24, studiert an der FU seit sieben Semestern Germanistik und Religionswissenschaften. Im fünften Semester wechselte sie für sechs Monate an das University College London. Erst das europäische Hochschulprogramm Erasmus ermöglichte ihr diesen Austausch. „Angesichts der horrenden Hochschulgebühren in England wäre ich auf keinen Fall in der Lage gewesen, auf eigene Rechnung dort zu studieren“, bilanziert Katharina.

In diesem Jahr feiert das von der Europäischen Union ins Leben gerufene Erasmus-Programm mit demnächst einer Million Stipendiaten seinen fünfzehnten Geburtstag. Kein Austauschprogramm hat jemals so vielen Studierenden einen Aufenthalt im Ausland ermöglicht. An dem Programm beteiligen sich gegenwärtig 1.800 Hochschulen aus 30 Ländern.

Neben der Befreiung von den Studiengebühren gehören kurzfristige Bewerbungszeiten, unbürokratische Zulassung und die Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen zu den Vorteilen von Erasmus. Durch die Anerkennung wird gewährleistet, dass der Studienaufenthalt im Ausland keinen Zeitverlust bedeutet. Außerdem erhalten die Stipendiaten finanzielle Unterstützung. Die von der EU bereitgestellten Mobilitätsmittel reichen für Erasmus-Studierende deutscher Hochschulen nur für ein „Taschengeld“ von durchschnittlich 100 Euro im Monat. Das gilt auch für BAföG-Empfänger, die aber einen Anspruch auf Auslands-BaföG haben. In vielen Teilnehmerländern werden zudem von Behörden, den Hochschulen selbst oder anderen Organisationen zusätzliche Fördermittel für die Studierenden bereitgestellt.

Doch wer kann überhaupt teilnehmen? Zunächst einmal muss der Bewerber im Hauptstudium sein. Mit Lebenslauf und Bewerbungsschreiben, in dem man ausführlich seine Motivation für den Auslandsaufenthalt schildert, bewirbt man sich an seinem Fachbereich für die favorisierte Universität. Erasmus bemüht sich, so vielen wie möglich die Vorteile eines Auslandsaufenthalts zu bieten. Trotzdem können immer nur so viele Studienplätze vergeben werden, wie es die Vereinbarung mit der entsprechenden Partneruniversität vorsieht.

Katharina beschreibt die Vorteile eines Gaststudiums aus eigener Erfahrung: „Durch den Austausch habe ich eine ganz andere Perspektive auf mein Fach bekommen. Man lernt die Sprache und interessante Leute kennen, außerdem ist London eine faszinierende Stadt. Wenn ich Erasmus noch einmal in Anspruch nehmen könnte, würde ich auf jeden Fall ein zweites Mal im Ausland studieren.“

Das europäische Hochschulprogramm SOKRATES bemüht sich laufend um eine Verbesserung der Austauschbedingungen. Das European Credit Transfer System (ECTS) ist ein wichtiger Teil davon. Dabei erhält der Studierende auf der Grundlage seiner erbrachten Studienleistung (work-load) eine bestimmte Anzahl von Punkten, die eine einheitliche Bewertung seiner „Auslandsleistungen“ ermöglichen. Im nächsten akademischen Jahr sollen mit dem Erlass einer so genannten Erasmus-Hochschulcharta und einer Erasmus-Studentencharta die bisherigen Erasmus-Leistungen sogar einen gewissen rechtlichen Charakter bekommen. Jede Hochschule, die an Erasmus teilnehmen will, muss sich zu bestimmten Leistungen verpflichten. Die Erklärungen werden im Internet veröffentlicht und dort für jedermann einsehbar sein. Sofern eine Hochschule nicht die Leistungen erbringt, für die sie sich verbürgt, droht ihr der Entzug der EU-Programmmittel. Damit versucht das SOKRATES-Programm die europäischen Universitäten auf einheitliche Standards zu verpflichten. Die Master- und Bachelorstudiengänge wurden bereits auf die neue „Hochschulwährung“ ECTS zurechtgeschneidert. „Der nächste Schritt wäre es, das Transfersystem durch ein Akkumulationssystem abzulösen“, erklärt Dr. Eva Lack, die das Erasmus-Programm an der FU betreut. Dies wäre im Rahmen des Programms eine wirklich „europäische Hochschulpolitik“. Die Studierenden könnten nach ihren eigenen Vorstellungen von Land zu Land ziehen, fleißig ihre Punkte sammeln und nach „Akkumulation“ der erforderlichen Punktezahl einen wahrhaft europäischen Abschluss machen.

Nicolas Nachtigall-Marten

Illustration: Caroline Nachtigall-Marten


[Informationen]



SOKRATES/Erasmus-Büro
an der Freien Universität
Brümmerstr. 52, 14195 Berlin

Dr. Eva Lack,
Telefon: 838-73415 oder 838-73401,
E-Mail: evalack@zedat.fu-berlin.de


Weitere online-Informationen unter:
www.fu-berlin.de/fu-international/


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